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Der englische Weltumsegler James Cook (1728-1779) gilt als der letzte große Entdecker. Auf seiner zweiten Reise (1772-1775) umsegelte er auf der Suche nach dem Südland (Terra Australis) als Erster die Welt von West nach Ost, begleitet von Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Georg. Nach Querelen verbot Cook jedoch Forster sen. jegliche Veröffentlichungen über die Expedition. Stattdessen veröffentlichte der Junior, der zu Reisebeginn gerade einmal 17 Jahre alt war, stellvertretend für seinen Vater die einzigartigen Aufzeichnungen über die Reise, die von Plymouth in England über Madeira und…mehr

Produktbeschreibung
Der englische Weltumsegler James Cook (1728-1779) gilt als der letzte große Entdecker. Auf seiner zweiten Reise (1772-1775) umsegelte er auf der Suche nach dem Südland (Terra Australis) als Erster die Welt von West nach Ost, begleitet von Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Georg. Nach Querelen verbot Cook jedoch Forster sen. jegliche Veröffentlichungen über die Expedition. Stattdessen veröffentlichte der Junior, der zu Reisebeginn gerade einmal 17 Jahre alt war, stellvertretend für seinen Vater die einzigartigen Aufzeichnungen über die Reise, die von Plymouth in England über Madeira und das Kap der Guten Hoffnung nach Neuseeland, Tahiti, auf die Gesellschafts- und Freundschaftsinseln, auf die Osterinsel und Marquesas führten und ihn an der Entdeckung der Neuen Hebriden und Neukaledoniens teilhaben ließen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2007

Revolution auf Tahiti
„Reise um die Welt”: Der junge Aufklärer Georg Forster auf Südsee-Expedition mit James Cook
Ohne Sauerkraut wäre es übel ausgegangen. 60 große Fässer ließ James Cook 1772 an Bord der „Resolution” bringen, um seine Mannen auf der bevorstehenden Südseereise, seiner zweiten, gegen Skorbut zu wappnen. Eigentlich sollte ihn, wie schon 1768, der Naturforscher Joseph Banks begleiten, aber dieser verlangte zu seiner Bequemlichkeit allerlei Umbauten, die dem Schiff die Seetüchtigkeit geraubt hätten. Also fragte man den Preußen Johann Reinhold Forster, der gern zusagte und seinen Sohn mitnahm, den sprachbegabten, noch nicht einmal achtzehnjährigen Georg. Drei Jahre und 18 Tage segelten sie mit Cook, legten an die 300 000 Kilometer zurück, überquerten als erste den südlichen Polarkreis, bereisten die Inseln der Südsee, handelten und stritten mit den Eingeborenen, sammelten Pflanzen und Tiere.
Schroff, rasch aufbrausend soll Vater Forster gewesen sein. Er zerstritt sich mit dem Kapitän, und nach der Rückkehr verwarf die Admiralität seine Versuche einer Reisebeschreibung und brachte ihn um den publizistischen Ertrag des Unternehmens. Sein Sohn aber, durch keine Abmachung gebunden, verfertigte an des Vaters Stelle „eine philosophische Reisebeschreibung”; 1777 erschien sie auf Englisch, fand aber, da ihr die Bilder fehlten, wenig Interesse. Georg Forster übersetzte sein eigenes Werk ins Deutsche und war mit einem Schlag berühmt: Wieland lobte, Alexander von Humboldt verehrte ihn.
Die „Reise um die Welt” wurde gleichsam zum Muster der Gattung, wie später Goethes „Italienische Reise”. Zwölf Kupfertafeln, Waffen, Schmuck, Werkzeug der Südseebewohner zeigend, waren der Ausgabe beigegeben, nützlich, aber ästhetisch ohne Reiz. Dabei hatte Georg Forster auf der Reise 301 botanische und 271 zoologische Zeichnungen angefertigt, aber die waren vom Vater an Joseph Banks verkauft worden und standen nicht mehr zur Verfügung. Es sind großteils Skizzen oder halbfertige Aquarelle, in denen Forster versuchte, die wichtigsten Details unbekannter Tier- und Pflanzenarten rasch zu erfassen.
Erst jetzt ist Gelegenheit, einen Teil der Zeichnungen, die im Natural History Museum in London aufbewahrt werden, zu bewundern. Frank Vorpahl hat sie für eine Neuausgabe der „Reise um die Welt” ausgewählt. Das ist ein großer Vorzug , aber es ist nur einer unter vielen des rundum geglückten Bandes der „Anderen Bibliothek”. Die berechtigen Erwartungen an diese besondere Reihe werden hier mit Leidenschaft und Genauigkeit eingelöst. Es scheint, als hätten sich die Herausgeber von Forsters Enthusiasmus anstecken lassen. Dieser galt der Empirie und dem Ideal gleichermaßen, war der Vernunft verpflichtet, aber der Praxis, dem Einzelfall zugewandt.
Nach den Strapazen im Eis, nach Mühseligkeit, Krankheit und Schrecken des Todes erreichte die „Resolution” im August 1773 Tahiti, das Forster bekannt war, hatte er doch Louis-Antoine de Bougainvilles „La nouvelle Cythère” ins Englische übersetzt, eine Schilderung erotischer Freizügigkeit, die die Phantasie der Europäer beflügelte: „Ein Morgen war’s, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel O-Tahiti, 2 Meilen vor uns sahen. Der Ostwind, unser bisheriger Begleiter, hatte sich gelegt; ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen und kräuselte die Fläche der See. Waldgekrönte Berge erhoben ihre stolzen Gipfel in mancherley majestätischen Gestalten und glühten bereits im ersten Morgenstrahl der Sonne.”
Hier schreibt ein Hingerissener, aber Forster beobachtete dennoch genau, etwa, wie einer der „indianischen Gäste” an Bord Messer und Löffel mauste; und er wunderte sich über die Ungezwungenheit der Frauen. Denen fehle es zwar an Schönheit, aber das ständige Bemühen zu gefallen machte jeden Mangel wett, und die Matrosen waren bezaubert.
Forster verfällt weder den erotischen Verlockungen, noch flüchtet er in den sicheren Hafen moralbewehrter Selbstgerechtigkeit. Ihm fehlt der Blick des Kolonialisten, der sich überlegen weiß, die Fremden idealisiert oder verteufelt. Sittenverderbnis und Rohheit, darauf weist er mehrfach hin, finde man auch in Europa; und als später Neuseeländer vor den Augen der Mannschaft Menschenfleisch essen, registriert er die verschiedenen Reaktionen genau: „Einige schienen, dem Eckel zum trotze, der uns durch die Erziehung gegen Menschenfleisch beygebracht worden, fast Lust zu haben mit anzubeißen . . .”. Man lernt in diesem Buch viel über die Möglichkeiten des Menschen, deswegen wirkt es nicht verstaubt. In der Wollust wie im Kannibalismus sieht Forster die Menschennatur entehrt – aber er versucht zu verstehen.
Zu den erstaunlichen Passagen gehört eine lange Reflexion über das Leben auf Tahiti: Begünstigt von der Natur, herrschen unter ihnen patriarchalische Sitten. Sie erfreuen sich „glücklicher Gleichheit”. Der spätere Jakobiner ist hier zu vernehmen. Lange aber werde es wohl kaum so bleiben. Die „Faulheit der Vornehmen” werde wachsen und damit der Druck auf „die dienstbare Classe”. „Endlich wird das gemeine Volk diesen Druck empfinden, und die Ursachen desselben gewahr werden, alsdenn wird aber auch das Gefühl der gekränkten Rechte der Menschheit in ihnen erwachen und eine Revolution veranlassen. Dies ist der gewöhnliche Circel aller Staaten.” Der Austausch mit den Europäern, der neue Luxus, beschleunige diese Entwicklung: „Warlich! wenn die Wissenschaft und Gelehrsamkeit einzelner Menschen auf Kosten der Glückseligkeit ganzer Nationen erkauft werden muß; so wär’ es, für die Entdecker und Entdeckten, besser, daß die Südsee den unruhigen Europäern ewig unbekannt geblieben wäre!” Der junge Aufklärer ahnt, dass Entdeckung und Zerstörung des Paradieses eins sind. JENS BISKY
GEORG FORSTER: Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl. Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2007. 645 Seiten, 79 Euro.
Über 500 Zeichnungen hat Georg Forster während der Reise angefertigt. Ein Teil davon wird nun zum ersten Mal publiziert. Die Barringtonie oder Fischgiftbaum wächst auf Tahiti, den Zügel- oder Kehlstreifenpinguin sah Forster 1772 im Südatlantik bei Kerguelenland. Abb. aus dem besprochenen Band
Georg Forster in einem um 1782 entstandenen Schattenriss Foto: bpk1754 - 1794]
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als Dokument voller Menschlichkeit und Erkenntnis, voller Bescheidenheit und Neugier bejubelt die mit "str." zeichnende Rezensentin dieses Buch, dessen Frische sie auch zweihundert Jahre nach seiner Entstehung durch keine Staubschicht getrübt findet. Geschildert werde die folgenreiche Weltumsegelung James Cooks, durch welche die Karte dieses Planeten vervollständigt worden sei. Georg Forster, der Chronist dieser Umsegelung hat sich für die Rezensentin mit seinem Bericht unsterblich gemacht. Auch die sorgsame Neuedition wird samt Herausgeber Rübesamen ausdrücklich gelobt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Wiederentdeckung eines kräuselnden Gesamtkunstwerks
Georg Forsters großes Reisebuch, illustriert von ihm selbst / Von Kilian Trotier

Nein, wirklich zeitgemäß erscheint dieses Opus magnum des Naturforschers Georg Forster auf den ersten Blick nicht. Ein wenig skeptisch fragt man sich beim Aufblättern des stattlichen Bandes, was dieser Text uns noch zu sagen hat, der 1777 zum ersten Mal erschien. Damals übrigens noch ohne die prächtige Bildausstattung, mit der die neue Ausgabe prunkt. So faszinierend diese Bilder sind: Es bräuchte sie nicht einmal, um in Forsters "Reise um die Erde" lesend zu versinken. Zum Genuss der Lektüre kommt jetzt der des Blätterns in der Fülle der beigegebenen Illustrationen.

Georg Forster hat mit seinen Reiseaufzeichnungen über die zweite weltumspannende Expedition des Entdeckers James Cook in den Jahren 1772 bis 1775 die moderne Reiseliteratur mitbegründet - und das im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Heute wissen darum nur noch wenige, denn Forsters Nachruhm ist schnell verblasst. Obwohl die Großen seiner Zeit voll des Lobes über den in der Nähe von Danzig geborenen und später in Russland und London lebenden Weltbürger waren. Goethe, der Forster mehrmals besuchte, widmete ihm in seinem Epos "Hermann und Dorothea" einige Zeilen, Wieland publizierte Teile der "Weltreise" in seinem "Teutschen Merkur" und versah sie mit einem lobenden Vorwort, und Alexander von Humboldt bezeichnete Forsters Werk als den entscheidenden Anstoß, der ihn zu dem großen Forschungsreisenden werden ließ, dem wir seinerseits bedeutende wissenschaftliche Reiseliteratur und Naturbeschreibungen verdanken.

Sie alle zeigten sich begeistert von der neuartigen Melange zwischen einem auf Authentizität bedachten Reisebericht und philosophischen, von den Idealen der Aufklärung geprägten Betrachtungen über das Leben der unterschiedlichen Südseevölker. Forster betrieb besonders seine anthropologischen Studien mit großer Sorgfalt, da frühere Expeditionen "an Menschen und Sitten, als worauf der vornehmste Endzweck eines jeden philosophischen Reisenden vorzüglich gerichtet seyn soll, noch immer manches übersehen" hatten. Faszinierend wirken bis heute die Beschreibungen der einheimischen Bevölkerung. So etwa über "einen alten abgelebten Mann" auf der Insel Tanna im Südpazifik: "Er war lang, hager, ausgezehrt, und hatte einen fast gänzlich kahlen Kopf nebst eisgrauem Bart. Seine Gesichtsbildung zeigte viel Gutherzigkeit, und, so runzlicht sie auch war, noch immer Spuren von ehemaliger Schönheit an."

Eingebunden sind derartige Porträts, bei denen die Ureinwohner weder als bemitleidenswert rückständige Wesen noch romantisierend als einzige vom Glück gesegnete reine Menschen dargestellt werden, immer in den von Forster mit akribischer Genauigkeit nachgezeichneten Verlauf der Reiseroute. Von Plymouth ging es über das Kap der Guten Hoffnung nach Neuseeland. Dann erkundete Cooks Mannschaft die Südseeinseln im Pazifik, von denen insbesondere Tahiti Forster faszinierte. "Ein vom Land wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen und kräuselte die Fläche der See. Waldgekrönte Berge erhoben ihre stolzen Gipfel in mancherley majestätischen Gestalten und glühten bereits im ersten Morgenstrahl der Sonne", schwärmte er bei der Ankunft. Die Mannen um Kapitän Cook entdeckten Neukaledonien, Südgeorgien und die südlichen Sandwich-Inseln. Das eigentliche Ziel der Expedition, nämlich festes Land auf der südlichen Halbkugel, erreichten sie nicht. Aber es sind gerade Passagen wie diese, in der Forster das kräftezehrende Unternehmen nahe dem Packeis schildert, die den Leser bewundernd auf diese Abenteurer und Entdecker blicken lassen.

Neben dem Schreiben besaß das Sprachtalent Forster, das bereits mit dreizehn Jahren ein Werk aus dem Russischen ins Englische übersetzt hatte, auch zeichnerische Begabung. An Bord der "Resolution" war er durch Protektion seines Vaters Reinhold als Illustrator gekommen, und so fertigte der zu Beginn der Reise erst siebzehnjährige Georg über fünfhundert Tier- und Pflanzenzeichnungen an. Dass sie im Vergleich zum literarischen Werk weit weniger Berühmtheit erlangten, lag weniger an mangelndem künstlerischen Talent, die dem "Wunderknaben" von englischen Kennern durchaus attestiert wurde, sondern an den chronischen Geldsorgen seiner Familie.

Zähneknirschend stimmten die Forsters dem Angebot des wohlhabenden Sir Joseph Banks zu, eines hochangesehenen Botanikers, der Cook bei dessen Erstumseglung begleitete und an dessen Stelle Georg und sein Vater bei der zweiten Fahrt einsprangen, und verkauften ihm für vierhundert Pfund alle Zeichnungen und Skizzen. Sie verschwanden damit gänzlich für die Öffentlichkeit, da Banks selber "monopolium mit Südseekenntniß treiben wollte", wie sich Georg Forster später bitter beschwerte. Um dagegen anzugehen, fehlten dem jungen Naturforscher allerdings schlichtweg die finanziellen Mittel.

So dauerte es zweihundertdreißig Jahre, bis zusammenfand, was der ursprünglichen Absicht nach eigentlich zusammengehörte: Die reichhaltigen Illustrationen von eigener Hand schmücken die neueste Ausgabe der "Reise um die Welt" und führen ein Gesamtkunstwerk vor Augen, das der junge Georg Forster unter vielen Strapazen und dem immerwährenden Druck des Vaters in Windeseile teils zeichnete, teils auf Englisch verfasste und wenig später selbst ins Deutsche übersetzte. Eine Wiederentdeckung, die sogar etwas mehr entdecken lässt als jenes Buch, das die Zeitgenossen bewunderten.

Georg Forster: "Reise um die Welt". Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl. Originalausgabe. Sonderband der Anderen Bibliothek. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2007. 608 S., 80 großform. Farb-Abb., Klapptafeln, Karten, geb., im Halbschuber, Subskr.-Pr. bis 31. März 2008 79,- [Euro], danach 99,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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