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Morris Duckworth ist älter geworden, verheiratet mit Antonella, der dritten und ältesten Trevisan-Schwester, erfolgreicher Vorstand des Familienimperiums und Kunstsammler - von Gemälden, auf denen Gewalt und Tod abgebildet sind. So kann er seine freie Zeit in Betrachtung von Taten verbringen, von denen er hofft, sie niemals wieder selbst verüben zu müssen. Aber als Morris dem Museum der Stadt eine prächtige Ausstellung vorschlägt, um so alles, was er über Mord, Totschlag und Ästhetik weiß, mit der Welt zu teilen, werden ihm Hindernisse in den Weg gestellt, die auch in dem sanftesten Größenwahnsinnigen mörderische Instinkte hervorrufen.…mehr

Produktbeschreibung
Morris Duckworth ist älter geworden, verheiratet mit Antonella, der dritten und ältesten Trevisan-Schwester, erfolgreicher Vorstand des Familienimperiums und Kunstsammler - von Gemälden, auf denen Gewalt und Tod abgebildet sind. So kann er seine freie Zeit in Betrachtung von Taten verbringen, von denen er hofft, sie niemals wieder selbst verüben zu müssen. Aber als Morris dem Museum der Stadt eine prächtige Ausstellung vorschlägt, um so alles, was er über Mord, Totschlag und Ästhetik weiß, mit der Welt zu teilen, werden ihm Hindernisse in den Weg gestellt, die auch in dem sanftesten Größenwahnsinnigen mörderische Instinkte hervorrufen.
Autorenporträt
Tim Parks, geboren in Manchester, wuchs in London auf und studierte in Cambridge und Harvard. Seit 1981 lebt er in Italien. Seine Romane, Sachbücher und Essays sind hochgelobt und mit vielen Preisen ausgezeichnet. Er schreibt für den Guardian, The New Yorker und The New York Review of Books und übersetzte u.a. die Werke von Moravia, Calvino, Calasso, Tabucchi und Machiavelli. Er lebt in Mailand.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In Tim Parks' skrupellosem Serienmörder Morris Duckworth meint Rezensentin Kristina Maidt-Zinke die Nachtseite des britischen Erfolgsautors erkennen zu können: Der sei sonst eher für psychologischen Tiefgang bekannt, offenbare hier aber in Gestalt seines Antihelden die eigenen "geheimen Gelüste und Frustrationen", wie die Kritikerin vermutet. Sie verblüfft der Schmackes, mit dem Parks seine Krimikomödie erzähle - und dabei manche Geschmacksgrenze überschreite. Man müsse Duckworth einfach ins Herz schließen, versichert die Rezensentin, der auch die anderen Charaktere wie "Figuren einer schwarzen Commedia dell'Arte" erschienen sind. Offenbar hatte die Kritikerin großes Vergnügen an der Lektüre, weshalb sie auch nicht zuviel vom Plot erzählen will.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.09.2015

Der mörderische Kurator
Tim Parks erzählt ironisch von der Kunst des Todes, bei Caravaggio, Damien Hirst und Morris Duckworth
Irgendwann gegen Ende des Romans schickt Morris Duckworth, der vor dreißig Jahren erschaffene und jetzt wiederbelebte Krimiheld des britischen Wahl-Italieners Tim Parks, eine E-Mail an seinen Erfinder. Der heißt im Buch zwar Timoty Parkes, ist jedoch vollkommen kenntlich als der Erfolgsautor höchstselbst, und die distinguierte Freundlichkeit, mit der er auf den Kontaktversuch reagiert, passt perfekt in das Bild, das man sich als Leser von ihm gemacht hat. Duckworth aber entwickelt sogleich eine neue Verschwörungstheorie: „Plötzlich hatte Morris das Gefühl, es sei im Grunde Parkes’ Schuld, dass er so leiden musste, so als gäbe es nur zwei Rollen, die ein Engländer in Verona spielen konnte, und indem er die eine für sich beansprucht hatte, die Rolle des Vielgepriesenen, die Rolle des Hochgeachteten, die Rolle des Künstlers, hatte Parkes Morris zu einem Leben in Niedertracht und Schurkerei verdammt.“
  Wehleidig, großspurig, von Sozialneid gequält und von Wahnvorstellungen getrieben, vor allem aber kaltblütig mordend um der eigenen Karriere willen – so haben wir Morris Duckworth in den ersten beiden Bänden der Trilogie kennengelernt (SZ vom 4. Juli). Und dennoch – das ist der Witz des Ganzen und der Kunstgriff des Autors – bleibt uns der durchgeknallte Brite auf skurrile Weise sympathisch genug, um uns auch weiterhin zur Anteilnahme an seinem Schicksal zu verführen. Diverse Leichen säumen seinen Aufstieg vom mittellosen Englischlehrer zum Mitglied der feinen Veroneser Gesellschaft. Im dritten und umfangreichsten Band, der soeben erschienen ist, begegnen wir einem äußerlich gereiften, ökonomisch saturierten Helden, der nicht mehr an seinem Status arbeiten muss, sondern sich seinen Liebhabereien widmen kann.
  Sohn Mauro und Tochter Massimina sind aus dem Gröbsten heraus, wenn auch nicht ganz nach Wunsch geraten; die schöne junge Araberin Samira versorgt ihn mit dem, was seine Ehe mit Antonella, der letzten Überlebenden der drei Trevisan-Schwestern nicht mehr hergibt, und das angeheiratete Wein-Imperium wirft genug ab, um ihm ein sehr spezielles Hobby zu ermöglichen: Morris Duckworth sammelt Gemälde, auf denen Mordszenen dargestellt sind. Davon verzeichnet die Kunstgeschichte eine stolze Reihe, geben doch allein schon die biblischen Sujets ein Übermaß an Mord und Totschlag her. Morris sieht das so: „Die alten Meister liebten es, Tod und Gewalt zu malen. Unter dem Deckmantel der Frömmigkeit und des Pathos schwelgten sie in Brutalität. Und wir genießen es, die Bilder zu betrachten.“ Damit nicht genug: „In gewisser Hinsicht haben wir alle in unserer Fantasie tausend Mal gemordet.“
  Allerdings hat er, Morris Duckworth, die Grenze zwischen Fantasie und Realität mehrfach überschritten, ohne dass ein Hüter des Gesetzes ihm dabei auf die Schliche gekommen wäre. Und natürlich lauert dicht unter der Oberfläche seiner Megalomanie und Verblendung die Angst, doch noch enttarnt zu werden. Um sie zu betäuben, entwickelt er raffinierte Strategien. Dazu gehört, neben einer Art Sühnepraxis in Form vegetarischer Ernährung und katholischer Frömmigkeit, das angeregte Gespräch mit „seinen Toten“, also seinen Opfern, die sich um die madonnenhafte Geistererscheinung seiner großen Liebe Massimina scharen und als Lebenshelfer unentbehrlich geworden sind. Außerdem verfolgt er ein tollkühnes Projekt, das seinen Ruhm und Nachruhm sichern soll: Er möchte seine Sammlung, eine dreiste Mischung aus Originalen und Kopien, der Öffentlichkeit vorführen, und zwar in einer spektakulären Ausstellung im Veroneser Castelvecchio-Museum unter dem Titel „Der gemalte Tod: Die Kunst des Mordens von Caravaggio bis Damien Hirst“.
  Was ihm bei der hindernisreichen Ausführung seines Plans begegnet, ist nach eigenem Bekunden des Autors zumindest indirekt inspiriert von Erfahrungen, die letzterer als Ausstellungskurator in Florenz gesammelt hat. Sie erscheinen im Roman als satirisch gefärbte Impressionen aus dem italienischen Korruptionssumpf, in dem ein perverser Museumsdirektor und ein machtgeiler Pseudo-Wissenschaftler, ein verderbter Kardinal und ein geldgieriger Lega-Nord-Bürgermeister wie Figuren einer schwarzen Commedia dell’Arte agieren. Und so abenteuerlich abseitig sind die Machenschaften, in die der Serienmörder Morris Duckworth, ewig hin- und hergerissen zwischen Eitelkeit und Angst vor Entdeckung, sich nunmehr verstrickt, dass man gar nicht erst in Versuchung gerät, allzu viel vom Plot zu verraten.
  Verblüffend ist der fröhliche Furor, mit dem Tim Parks, sonst eher für Romane mit psychologischem Tiefgang bekannt, hier seine Nachtseite hervorkehrt, ohne Rücksicht auf das eigene Image. Er teilt mit dem Protagonisten so viele Merkmale, dass man kaum umhin kann, hinter dessen Ausschweifungen und Ausfällen geheime Gelüste und Frustrationen des Autors zu wittern. Morris Duckworth pflegt hemmungslos nationale Ressentiments (in den ersten Bänden waren sie vorwiegend gegen seine englische Heimat gerichtet, im dritten trifft es zunehmend das Gastland Italien), gestattet sich bisexuelle Fantasien (die er am Ende sogar ausleben darf) und macht im Übrigen keinen Hehl daraus, dass der Akt des Mordens als solcher ihm ein sinnliches Vergnügen bereitet, ganz unabhängig von der Notwendigkeit, Personen aus dem Weg zu räumen, die ihm gefährlich werden könnten.
  Schon Schiller fand, dass ein Schurke von Format literarisch viel ergiebiger sei als ein moralisch gefestigter Held. Tim Parks macht diese Einsicht für die Krimikomödie fruchtbar und scheut sich nicht, dabei auch mal Geschmacksgrenzen zu touchieren. Die Kombination von englischem Humor und italienischem Flair funktioniert jedenfalls so gut, dass die Frage, ob der talentierte Mister Duckworth nun noch einmal davonkommt oder aber seiner überfälligen Strafe zugeführt wird, den echten Parks-Fan bis zur allerletzten Seite in Atem hält.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Er studierte in Cambridge und Harvard; seit über dreißig Jahren lebt Tim Parks in Italien, bei Verona. Mit Lust streut er ironische Seitenhiebe auf die angelsächsische wie die italienische Welt in seine Bücher.
Foto: Gunter Gluecklich
  
  
  
Tim Parks: Mr. Duckworth sammelt den Tod. Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Becker. Verlag Antje Kunstmann, München 2015. 444 Seiten, 16,95 Euro. E-Book 13,99 Euro.
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