Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 0,90 €
  • Gebundenes Buch

»Ein Roman wie ein Atemzug, machtvoll und tragisch, mit einer Spannung wie auf Messers Schneide.« (Le Figaro littéraire)
»Du fehlst mir.« Eine kurze SMS, empfangen auf einer Buchmesse in der Provinz, abends in dem frostigen, anonymen Hotelzimmer, und schon ist die Trennung von Patrick wie ausgelöscht, schon spürt Hélène wieder ihre Leidenschaft zu dem verheirateten, ewig unschlüssigen Mann, den sie vor nicht einmal zehn Tagen verlassen hat. Er fehlt ihr auch. Fast gegen ihren Willen drückt sie die Rück-ruftaste. Er antwortet wie immer, nähebedürftig und unerreichbar zugleich. Sie überspielt…mehr

Produktbeschreibung
»Ein Roman wie ein Atemzug, machtvoll und tragisch, mit einer Spannung wie auf Messers Schneide.« (Le Figaro littéraire)

»Du fehlst mir.« Eine kurze SMS, empfangen auf einer Buchmesse in der Provinz, abends in dem frostigen, anonymen Hotelzimmer, und schon ist die Trennung von Patrick wie ausgelöscht, schon spürt Hélène wieder ihre Leidenschaft zu dem verheirateten, ewig unschlüssigen Mann, den sie vor nicht einmal zehn Tagen verlassen hat. Er fehlt ihr auch. Fast gegen ihren Willen drückt sie die Rück-ruftaste. Er antwortet wie immer, nähebedürftig und unerreichbar zugleich. Sie überspielt ihre Befangenheit, erzählt, es gebe für sie jetzt einen anderen Er lacht. Es ist ein harmloses Lachen, aber ein tödliches für sie. Ein Lachen, das mit einem Schlag das ganze Gewicht der Lügen fühlbar macht, der jahrelangen Heuchelei, der Demütigung, nicht wirklich gemeint zu sein. Unerträglich. Nie wieder. Aus dem nahen Wald hört Hélène die Schüsse der Jäger. Im Morgen-grauen macht sie sichauf zu Patrick, ein letztes Mal, in einem gestohlenen Auto, in dessen Kofferraum ein Jagdgewehr liegt. »In Véronique Olmis neuem Roman hat die Liebe Gewicht, wie auf Leben und Tod. Eine wunderbare Geschichte, nicht nur der Liebe, sondern der Einsamkeit. Eine wunderbare Geschichte über den Mangel an Liebe.« (Les livres)
Autorenporträt
Olmi, Véronique§Véronique Olmi wurde 1962 in Nizza geboren und lebt in Paris. In Frankreich wurde sie, als eine der bekanntesten Dramatikerinnen des Landes, für ihre Arbeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Theaterstücke wurden in viele Sprachen übersetzt und werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgeführt. Ihre Romane stehen seit Jahren auf den Bestsellerlisten. In Deutschland erschien von ihr zuletzt "Nacht der Wahrheit" (Kunstmann 2015).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Die heilige Mörderin von Paris
Véronique Olmi lacht zuletzt / Von Beate Tröger

Wenn man liebt, sind die einfachsten Sätze, die schlichten Metaphern die wahrhaftigsten, wenn man liebt, kehrt sich die Intelligenz um." Hélène, Protagonistin des Romans "Ihre Leidenschaft" von Véronique Olmi, muss dieser Definition nach eine wahrhaft Liebende sein. Der einfache, fehlerhaft vom Ex-Geliebten Patrick ins Handy getippte SMS-Satz "Du felst mir" genügt, um ihre Entscheidung, ihn zu verlassen, umzustoßen. Die erfolgreiche Romanautorin hat sich die Trennung abgerungen, will ihr Dasein als heimliche Zweitfrau des verheirateten Mannes beenden. Patricks SMS löst eine Emotionslawine aus. Hélène ruft Patrick sofort an. Als sie ihm von einem Mann erzählt, der ihretwegen seine Ehe beenden würde, bricht Patrick in Gelächter aus. Und "dieses Lachen bedeutet das Irreparable", Hélène wird daran zerbrechen.

Die Eingangsszene von "Ihre Leidenschaft" entfaltet bereits alle zentralen Motive, die der Roman mit großer Tiefenschärfe auslotet. Liebe, Sehnsucht nach dem Ausbruch aus dem Alltag, Ehebruch, die Armut der Protagonistin in Kindertagen und das daraus resultierende, alles grundierende Gefühl ihrer Marginalität.

Die literarische Sozialisation Olmis ist eng mit dem Theater verwoben. Bevor die 1962 in Nizza geborene Autorin zunächst Theaterstücke, dann Romane schrieb, arbeitete sie als Schauspielerin. Viele der kurzen Szenen wirken auch in ihrem jüngsten Roman bühnenreif. So etwa, wenn Hélène sich an einen Moment ihrer Kindheit erinnert. Als einziges Kind einer Geschwisterschar ist Hélène von ihren in schwachen sozialen Verhältnissen lebenden Eltern an die kinderlose, reiche Cousine der Mutter von Perpignan nach Paris weggegeben worden. Zum Ausgleich erhalten die Eltern monatlich einen Scheck.

Die "verkaufte" Hélène, die trotz ihres Kindesalters sofort die ihr zugedachte Rolle als "Mittlerin zwischen Armut und Reichtum" auszufüllen sucht, kann sich nun von der Tante alle materiellen Wünsche erfüllen lassen. In der Erinnerung betritt sie mit der Tante in der Vorweihnachtszeit einen Spielzeugladen. Sie äußert keinen Wunsch, nur ihre Augen bleiben an einer Puppe, einem Stoffhündchen und einem Puppengeschirr hängen. Hélène beobachtet, wie die Tante die Spielsachen erwirbt. Aus Scham und erschüttertem Selbstwertgefühl sagt Hélène an einem folgenden Tag: "Ich hasse die Puppe, den Hund und das Puppengeschirr." Unterm Christbaum wird später anstelle der erträumten Gegenstände ein Kinderstaubsauger liegen, ihn kann Hélène ungebrochen "immer hassen".

So früh entwurzelt, hat sie sich lange darin üben können, ihren Selbsthass zu nähren. Das Kindheitsmuster bedingt den Wunsch, sich das Erträumte frei zu nehmen, und hält doch zugleich davon ab. Die Zerstörung ist zum Lebensthema Hélènes geworden. Die obsessive Hingabe an den Geliebten und die emotionale Abhängigkeit, in die sich Hélène in der Beziehung begeben hat, gehören ebenso dazu wie die fatale Annahme der wechselseitigen Bedingtheit von Liebe und Leistung, jede Zuwendung bleibt für sie an Bedingungen gekoppelt.

Darüber hinaus birgt der Roman auch eine geschichtliche Dimension. Die Autorin verschränkt das Schicksal ihrer Protagonistin mit dem Mythos der heiligen Genoveva von Brabant. Die Tochter armer Bauern siedelte im Mädchenalter nach Paris über, wo sie bei ihrer Tante lebte, Arme und Kranke versorgte und nach ihrem Tod zur Schutzherrin der Stadt wurde. Die Heilige aus dem achten Jahrhundert ist die historische Folie für die Figur der Hélène. Olmis moderne Genoveva deutet die Legende von der duldenden weiblichen Trösterin um, sie durchlebt die Metamorphose von der tugendhaften Märtyrerin zur wütenden Jägerin. Patrick wird sein Lachen mit seinem Tod bezahlen, Hélène wird sich für einen verzweifelten Moment aus ihrer duldenden Situation befreien. Dass die so gewonnene Freiheit Illusion bleiben muss, ist eine bittere Pointe dieses knappen und kraftvollen Romans.

Véronique Olmi: "Ihre Leidenschaft". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Claudia Steinitz. Verlag Antje Kunstmann, München 2007. 128 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Sandra Hoffmann glaubt, sie liest nicht richtig: Diese "klischeehafte" Liebesgeschichte stammt von derselben Autorin wie der 2002 erschienene Roman "Meeresrand"? Wenig erinnert, klagt sie, an Olmis gelungenes Debüt, das von einer Mutter erzählte, die ihre Kinder, bevor sie sie umbringt, noch ans Meer bringt. Hier geht es um die Schriftstellerin Helene, die um Patricks Liebe kämpft, aber vergeblich. Alles läuft schief, die Sätze gehen in Trümmer, am Ende nimmt Helene das Gewehr und ... Die Rezensentin, die dem Roman wirklich sehr wenig abgewinnen kann, verrät tatsächlich den Ausgang, mit dem Hinweis darauf freilich, dass man ihn allzu früh schon ahnt. So oder so: Die Kritik nimmt der Leserin und dem Leser jede Lust auf die Lektüre.

© Perlentaucher Medien GmbH