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In welchen Rollen erscheinen Frauen im Fernsehen? Was schauen Frauen, und warum? Und was treiben die `Macherinnen´ hinter den Kulissen? Ein ebenso unterhaltsames wie informatives Buch über Frauen vor, hinter und auf dem Bildschirm. Als Frank Schirrmacher, Feuilletonchef der »FAZ«, im letzten Jahr eine noch nie da gewesene »Akkumulation weiblicher Macht in den Medien« beklagte, dachte er auch an die Fernsehfrauen. Tatsächlich haben Primetime-Ladies wie Sabine Christiansen, Sandra Maischberger und Maybrit Illner den Polittalk fest im Griff, werden die Nachrichten vorwiegend von Sprecherinnen…mehr

Produktbeschreibung
In welchen Rollen erscheinen Frauen im Fernsehen? Was schauen Frauen, und warum? Und was treiben die `Macherinnen´ hinter den Kulissen? Ein ebenso unterhaltsames wie informatives Buch über Frauen vor, hinter und auf dem Bildschirm.
Als Frank Schirrmacher, Feuilletonchef der »FAZ«, im letzten Jahr eine noch nie da gewesene »Akkumulation weiblicher Macht in den Medien« beklagte, dachte er auch an die Fernsehfrauen. Tatsächlich haben Primetime-Ladies wie Sabine Christiansen, Sandra Maischberger und Maybrit Illner den Polittalk fest im Griff, werden die Nachrichten vorwiegend von Sprecherinnen verlesen, beherrschen allerorts attraktive und emanzipierte Frauen den Bildschirm. Frau sieht im Fernsehen also richtig gut aus. Oder? Zwei Journalistinnen, Barbara Sichtermann und Andrea Kaiser – Generation Alice und Generation Ally –, wollten es genauer wissen. Sie haben sich angesehen, wie Frauen heute tatsächlich im Fernsehen erscheinen und welche Rollen man ihnen zuschreibt: als Showmasterinnen und Fernsehmütter, Kommissarinnen und Supergirls, in Sitcoms, Realityshows und Soaps. Mit Interviews, u.a. mit Ulrike Folkerts und Sabine Christiansen.
Autorenporträt
Barbara Sichtermann, geb. 1943 in Erfurt, wuchs in Kiel auf und besuchte nach dem Abitur die Schauspielschule in Bochum, wo sie 1965-68 am Theater tätig war. Anschließend zog sie nach Berlin und studierte Sozialwissenschaften und Volkswirtschaftslehre. Seit 1978 arbeitet sie als freie Autorin und widmet sich vorrangig den Themen Frauenpolitik, Leben mit Kindern, Geschlechterbeziehung, Literatur und Medien. Barbara Sichtermann lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2005

Kurven sind gut, Kontrolle ist besser
Sehen Frauen besser aus? Barbara Sichtermann und Andrea Kaiser schauen sich im Fernsehen um

Vor über dreißig Jahren machte Alice Schwarzer mit ihren Artikeln, Aktionen und Büchern zum kleinen Unterschied und dessen großen Folgen bundesweit Furore. Die Frauen sprachen über Abtreibung und über das sexuelle Desaster mit dem Mann daheim. Wer damals Fernsehen schaute, der sah die Fernsehwelt in der Hand der Männer, was insofern ganz in Ordnung war, weil ja auch die wirkliche Welt in der Hand der Männer lag. Das Fernsehen schlug sich nicht auf die Seite von Alice Schwarzer, die Frauen der Serien verließen nicht ihre Männer, die nach dem Nachwuchs riefen, und machten lieber Karriere.

Das ist heute anders, und weil es den runden Begriff Rolle gibt, können die beiden Autorinnen sagen: Die Frauenrollen haben sich verändert. Die Frauen haben aufgeholt und spielen im Fernsehen ihre Rollen, ob als Talkmasterin, als Kommissarin, als schlagfertige Göre oder als Chefin. Die Männer an ihrer Seite sehen nicht mehr aus wie Hans-Joachim Kulenkampff, sondern schauen unsicher ins Leben hinein, sie sind häufig unfähige Handlanger, trauliche Hausgewächse und lustige Hanswürste, die bei den Frauen ihre Mutter suchen.

Drehbücher werden heute auch von Frauen geschrieben, in den Redaktionen der Fernsehanstalten sitzen Frauen - Redakteurin sei ein weicher Beruf, sagt eine von ihnen und erklärt damit, wieso die Anzahl der Frauen hier zugenommen hat -, nur echte Chefinnen gibt es in diesen Anstalten der Unterhaltung und Information sehr wenige. Die Regie beim Filmen führen weiterhin die Männer, denen offensichtlich schnellere Entscheidungen zugetraut werden, wenn es drauf ankommt, und die auch schneller sagen: Lassen Sie mich mal, ich habe schon die richtige Intuition, vertrauen Sie mir! Es steht ein Mann hinter der Kamera, und ein Mann blickt auf die Frau als Heldin.

Die jungen Mädchen und die jungen Frauen, die in den diversen Serien auftauchen, sind forsch und selbstbewußt und machen den Eindruck, daß sie sich nehmen, was sie brauchen. Doch dreht sich häufig alles um das alte Kalb: den erfolgreichen Mann und das eigene Aussehen. Mädchen in Serien sind selbstbewußt, sie lassen sich nichts mehr von Jungs gefallen, unter ihnen finden sich regelrechte Kämpferinnen, deren steile Körperkurven der Selbstbehauptung und nicht der Anbiederung an den Mann dienen. Daheim sitzen die Frauen sehr gerne vor Unterhaltungssendungen, der Sport, insbesondere der Fußball, das bei Männern beliebte Rennen und Treten, läßt sie kalt, ebenso wie die Erotiksendungen, vor denen Männer dämmern.

Traditionelle Rollenmuster setzen sich immer wieder durch. Unter den berufstätigen Heldinnen hapert es häufig mit dem Privatleben: Wir sehen eine Chefin weniger im Konzern in Aktion als daheim am Grübeln. Die Kommissarin darf als Löwin, die immer ihre Kinder beschützen würde, die Guten vor den Schlechten bewahren - die Schlechten, die den anderen Menschen an das Geld und an die Kehle gehen, sind meistens die Männer. Frauen im Fernsehen töten nicht oft. Um die Kommissarin herum stehen Männer mit Rat und Tat als Mediziner, Rechtsanwälte und so weiter bereit.

Die beiden Autorinnen sind mit der Entwicklung seit den letzten dreißig Jahren im großen und ganzen zufrieden, hier und dort bleibt noch viel zu tun. Die Frauen stehen wieder vor dem Dilemma Kind oder der Karriere, seit sie nicht mehr dem Aufruf zur Gebärverweigerung folgen, den Alice Schwarzer durch die Lande erschallen ließ. Die beiden Autorinnen halten sich bei der Qualität der Sendungen nicht auf. Man hat herausgefunden, daß Männer vor Frauenmagazinsendungen sitzen, was man mit den Autorinnen nur darauf zurückführen kann, daß die männlichen Zuschauer besser verstehen möchten, was mit den neuen Frauen los ist. Dennoch regieren die Männer das Land, funktionieren die Seilschaften - und kommt eine Frau nach oben, findet sie sich dort in einem Männerzirkel wieder, was ihr das Leben nicht erleichtert.

Die neuen Frauenrollen im Fernsehen, die auch nicht anders sind als die neuen Frauenrollen in den anderen Massenkulturgütern, mögen den Mädchen helfen, der Männerwelt die Stirn zu bieten. Geht man von dem recht zuversichtlich stimmenden Befund der Autorinnen aus, dann müßten die Fernsehverächter ihre Fernsehverachtung zügeln und den Sozialisationsvorgaben der Sendungen etwas abgewinnen. Was? Im besten Falle selbstbewußte Haltungen, dann manche verspielte Attitüden und schließlich distanzschaffende Sprüche.

EBERHARD RATHGEB

Barbara Sichtermann, Andrea Kaiser: "Frauen sehen besser aus". Frauen und Fernsehen. Kunstmann Verlag, München 2005. 192 S., geb., 18, 90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Barbara Sichtermanns und Andrea Kaisers Untersuchung über den Wandel der Rolle der Frau im Fernsehen stimmt Rezensent Eberhard Rathgeb "zuversichtlich". Die Frauen haben aufgeholt, findet er, und spielen im Fernsehen ihre Rollen, ob als Talkmasterin, als Kommissarin, als schlagfertige Göre oder als Chefin. Rathgeb hebt hervor, dass die Autorinnen mit der Entwicklung der letzten dreißig Jahre insgesamt zufrieden sind, auch wenn es hier und dort noch viel zu tun gäbe -  "echte Chefinnen" etwa seien in den Redaktionen der Fernsehanstalten die Ausnahme. Angesichts der positiven Entwicklung müssten Fernsehverächter nach Meinung Rathgebs ihre Fernsehverachtung zügeln und den Sozialisationsvorgaben der Sendungen etwas abgewinnen. Was das wäre? "Im besten Falle selbstbewusste Haltungen, dann manche verspielte Attitüden und schließlich distanzschaffende Sprüche."

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