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Fee Czisch hat ihre ganz persönliche Schulreform durchgesetzt - mitten im real existierenden Schulsystem. Ein Buch, das zeigt: So kann, so soll, so muss Schule sein.
Kinder brauchen eine Schule, in die ich selber gern gehe, sagte sich Fee Czisch, als sie vor Jahren Grundschullehrerin wurde. Und vollzog, über zwei Jahrzehnte hinweg, ihre ganz persönliche Schulreform - mitten im real existierenden Schulsystem. Oberstes Kriterium: die Kinder. Ihre Neugier, ihre Lust auf die Welt, ihre Fragen, ihr Können. Offener Unterricht, Wochenpläne statt Lernen im Klingeltakt. Erfahrung statt Belehrung;…mehr

Produktbeschreibung
Fee Czisch hat ihre ganz persönliche Schulreform durchgesetzt - mitten im real existierenden Schulsystem. Ein Buch, das zeigt: So kann, so soll, so muss Schule sein.

Kinder brauchen eine Schule, in die ich selber gern gehe, sagte sich Fee Czisch, als sie vor Jahren Grundschullehrerin wurde. Und vollzog, über zwei Jahrzehnte hinweg, ihre ganz persönliche Schulreform - mitten im real existierenden Schulsystem. Oberstes Kriterium: die Kinder. Ihre Neugier, ihre Lust auf die Welt, ihre Fragen, ihr Können. Offener Unterricht, Wochenpläne statt Lernen im Klingeltakt. Erfahrung statt Belehrung; Selbstständigkeit, Zusammenarbeit und Kommunikation statt Notendruck und früher Auslese. Im Klassenzimmer entsteht eine bunte Welt aus Pflanzen und Tieren, aus Büchern, Sofas und Regalen voller attraktiver Arbeitsmaterialien. Lernen kann eine Lust sein, wenn man keine Mühsal draus macht. Wer Kinder - ihre Bedürfnisse wie ihre Fähigkeiten - wirklich ernst nimmt, braucht nicht die große Reform von oben abzuwarten, um ihnen eine grundlegend andere Schule anzubieten. Ein Buch, das Lehrern wie Eltern Mut macht, gleich morgen damit anzufangen.

Autorenporträt
Fee Czisch wurde 1943 in Temesvar, Rumänien, geboren und wuchs im Allgäu auf. Nach dem Studium der Germanistik und an der Pädagogischen Hochschule war sie von 1968 bis 1996 Lehrerin an bayerischen Grundschulen. Daneben war Fee Czisch Vorsitzende der »Aktion Humane Schule« und leitete die Ausbildung von Schülern und Lehrern zu Streitschlichtern. Seit 2002 ist sie Lehrbeauftragte für Grundschulpädagogik und -didaktik an der LMU in München.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.05.2005

Grundschulpädagogik
Kinder wollen lernen
Es gibt ein richtiges Leben im falschen: Die Lehrerin Fee Czisch hat ein Buch über ihre ganz persönliche Schulreform geschrieben
Als Fee Czisch im Jahre 1968 ihre erste Stelle antrat, fand sie sich in ihre eigene Schulzeit zurückversetzt. Nichts schien sich seit den frühen fünfziger Jahren geändert zu haben. Bis zu 50 Kinder saßen in einem viel zu kleinen Klassenraum und schauten nach vorn. Da stand die frisch gebackene Lehrerin und sollte ihnen etwas beibringen. Vollkommen unvorbereitet übrigens, denn trotz Pädagogikstudium hatte Fee Czisch vom Unterrichten keine Ahnung.
Zum Glück, meint die heutige Lehrbeauftragte für Grundschulpädagogik, denn so habe sie frei von „einengendem Wissen und starren Prinzipien” ihr eigenes System entwickeln können. Einfach war das nicht. Übervolle Klassen und autoritäre Schulstrukturen ließen sie oft an ihrer Arbeit zweifeln. In der Überzeugung, dass die vorgeschriebene Art des Unterrichts eher schadete als nutzte, machte sie Kompromisse.
Erst als sie nach fünf Jahren Mutterschaftsurlaub 1980 wieder in die Schule zurückkehrte, fühlte sich Fee Czisch stark genug, ihre Idealvorstellungen umzusetzen. Sie beschäftigte sich ausgiebig mit alternativen pädagogischen Ansätzen, suchte sich aus, was zu ihren Vorstellungen und zu ihrer Klasse passte und begann ihre „persönliche Schulreform”. Ihre Erfahrungen schildert sie in einem der anregendsten pädagogischen Bücher dieser an einschlägigen Neuerscheinungen nicht armen Nach-Pisa-Zeit.
Es ist allerdings weniger die Fundamentalkritik der Autorin am bestehenden Schulsystem - zusammengefasst in den Schlagwörtern „Frontalunterricht” und „Auslese” - sondern die Darstellung ihrer eigenen Unterrichtspraxis, die das Buch so lesenswert macht. Wenn Kinder in die Schule kommen, so die Grundüberzeugung Fee Czischs, sind sie in der Regel hoch motiviert und lernbereit. Oft allerdings nicht in dem von der Schule gewünschten Sinne. Hier regiert der Lehrplan, „Stoff” will durchgenommen werden, und die Lehrerin fürchtet nichts so sehr wie das Chaos, das durch die unterschiedlichen Erwartungen und Voraussetzungen der dreißig Kinder in ihrer Klasse über sie hereinzubrechen droht. So sind Enttäuschungen programmiert.
Fee Czisch geht einen anderen Weg. Bemüht die Kinder und ihre Vorstellungen ernst zu nehmen, begibt sie sich mitten ins Klassengeschehen hinein. Ihr Ziel ist, die Schüler als Individuen kennen zu lernen und zu jedem ein persönliches Verhältnis aufzubauen. Denn individuell geht es weiter. Jedes Kind ist anders, deshalb wird der Unterricht im Kollektiv reduziert und die Zeit für freie Arbeit erhöht. In täglichen Übungsstunden können die Schüler selbst entscheiden, ob sie rechnen, schreiben oder lesen wollen. Das entsprechende Material befindet sich in vorbereiteten Ordnern.
Großen Wert legt die Lehrerin auf sinnliche Erfahrungen. Die „heimatlichen Wiesenblumen” lernt man am besten während einer Exkursion in den Englischen Garten kennen und nicht durch noch so aufwendig gestaltete Arbeitsblätter und Folien. Mit dem Alphabet machen sich die Kinder vertraut, indem sie Patenschaften für einzelne Buchstaben übernehmen. Wenn ihr Buchstabe an der Reihe ist, stehen auch die Paten im Mittelpunkt. Lesen lernen die Schüler mit kleinen Geschichten, in denen sie selbst vorkommen. Normierte Fibeltexte, sagt Czisch, demotivieren. Wer viel Anstrengung aufbringt, um einen Satz wie „Das ist der Ball” zu verstehen, müsse sich doch auf den Arm genommen fühlen.
Bei all diesen Aktivitäten ist die Lehrerin präsent. Kinder zum selbständigen Arbeiten zu ermutigen heißt nicht, sie sich selbst zu überlassen. Von der Vorbereitung des individuellen Lernmaterials bis zur Organisation der Abläufe im Klassenzimmer ist sie gefordert. Fee Czisch sagt oft „ich” in ihrem Buch. Denn auf die Lehrerin kommt es an.
Wer sonst soll erkennen, warum die kleine Aziza aus Marokko so schwer lesen lernt oder was man tun kann, damit Paolo trotz seines schwierigen Elternhauses regelmäßig und gern zur Schule kommt? Mit Aziza setzt sich die Lehrerin jeden Tag hin und übt mit eigens gestalteter Silbenkärtchen das Lesen, und für Paolo besorgt sie nicht nur ein neues Federmäppchen, sondern auch einen Ranzen und Strümpfe, denn seine haben Löcher. Der Ausdruck „lehrerzentriert”, mit dem gerne der Frontalunterricht bezeichnet wird, gewinnt eine ganz neue Bedeutung.
Sich an Fee Czisch ein Beispiel zu nehmen, bedeutet zunächst einmal großes berufliches Engagement und ein entsprechendes Ethos. Viele Lehrer resignieren eher, als dass sie in einem „Akt pädagogischer Notwehr” das System herausfordern. Aber allein die Tatsache, dass Fee Czischs „persönliche Schulreform” geglückt ist - und dies im konservativen Bayern - macht Mut.
JOACHIM FELDMANN
FEE CZISCH: Kinder können mehr. Anders lernen in der Grundschule. Kunstmann Verlag München 2005. 19,90 Euro
Schule als Lebensraum: Sinnliche Erfahrungen, selbst gebasteltes Lernmaterial und fürsorgliches Eingehen auf jeden einzelnen Schüler.
Foto: David Ausserhofer
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Geradezu euphorisiert zeigt sich Susanne Mayer von Fee Czischs Buch "Kinder können mehr", das sie als "Traumbuch des Frühjahrs" preist. Der Autorin gelingt es zur Freude Mayers zu zeigen, wie man trotz aller Widrigkeiten des Schulalltags einen besseren, lebendigeren, freieren, kurz: "einfach tollen Unterricht" macht. Ausführlich schildert Mayer, wie Czisch, die nach über 30 Jahren im Schuldienst nun Lehrbeauftragte für Grundschulpädagogik ist, ihren Unterricht gestaltet, was sie anders macht. Als einen wichtigen Punkt nennt sie das "überwältigende Vertrauen in das Kind", das Fehlen von Misstrauen gegenüber dem Objekt pädagogischer Belehrung, an pädagogischer Überheblichkeit auch. Neben der Neugier, die jedes Kind mitbringe, den Suchinstinkt für das Lernen, den man nur einzusetzen wissen müsse, hebe Czisch die schützende Beziehung zur Lehrerin hervor, auf die die Kinder angewiesen seien. Als zweiten wichtigen Punkt führt Mayer ein anderes Selbstverständnis des Lehrers an, gekennzeichnet durch eine freiwillige Bescheidung, ein Sich-Zurücknehmen. Dabei betont sie, dass Unterricht in Czischs Sinn in keiner Weise auf ein "Larifari" hinausläuft, sondern besonders viel Bildung, Vorbereitung, Ideenreichtum und Begeisterungsfähigkeit erfordert. In diesem Zusammenhang spricht sie von einem "Tugendkatalog der Pädagogik", den Czischs Buch für sie auch darstellt. Schließlich nennt Mayer die Revision der Lehrziele als dritten wichtigen Punkt: ebenso wichtig wie Lesen, Schreiben, Rechnen seien emotionale Sicherheit, Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein, soziale Verantwortung. "Kindern eine glückliche Kindheit zu bereiten", zitiert Mayer die Autorin abschließend voller Zustimmung, "sollte das ureigenste Interesse einer Gesellschaft sein, die auf sich hält."

© Perlentaucher Medien GmbH
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