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Ein Mann, Ende zwanzig, steht vor den Trümmern seiner jungen Existenz: eine langjährige Liebe ist zerbrochen, sein Betrug beim Schreiben bzw. Abschreiben seiner Examensarbeit ist aufgeflogen, die Fakultät hat ihn zu einer Anhörung vorgeladen, seine akademische Karriere ist zerstört. Er fährt weit weg, ins holländische Zandvoort, um am Meer Abstand zu gewinnen, um über sich und sein Leben nachzudenken.Dazu kommt er aber nicht. Schon bei seinem ersten Spaziergang am Strand begegnet er einer Frau, deren Bild ihn sofort gefangen nimmt und ihn in den nächsten Tagen nicht mehr loslässt. Je enger ihr…mehr

Produktbeschreibung
Ein Mann, Ende zwanzig, steht vor den Trümmern seiner jungen Existenz: eine langjährige Liebe ist zerbrochen, sein Betrug beim Schreiben bzw. Abschreiben seiner Examensarbeit ist aufgeflogen, die Fakultät hat ihn zu einer Anhörung vorgeladen, seine akademische Karriere ist zerstört. Er fährt weit weg, ins holländische Zandvoort, um am Meer Abstand zu gewinnen, um über sich und sein Leben nachzudenken.Dazu kommt er aber nicht. Schon bei seinem ersten Spaziergang am Strand begegnet er einer Frau, deren Bild ihn sofort gefangen nimmt und ihn in den nächsten Tagen nicht mehr loslässt. Je enger ihr Verhältnis wird, umso rätselhafter erscheint sie ihm, umso bedrohlicher häufen sich ungewöhnliche Ereignisse: Erdstöße erschüttern die Universitätsstadt, aus der er gerade fluchtartig weggefahren ist; ein auffallend aggressiver Hund verfolgt ihn; den bei einem Unfall verletzten Bruder der Frau, den sie täglich im Krankenhaus besucht, gibt es in diesem Krankenhaus nicht; ein alter Freund, der ihn an der Nordsee besucht, ertrinkt beim Surfen verschlüsselte, dramatische Botschaften, deren Sinn er nicht fassen kann, die ihn aber zu einem Entschluss treiben. Und der befreit ihn nicht nur von diesem schönen Schatten..."Henning zeigt sich als Meister der Beobachtung, präzise lotet er die Brüche im Alltäglichen aus."Jobst Ulrich Brand, Focus
Autorenporträt
Peter Henning, geboren 1959 in Hanau, arbeitet seit über 20 Jahren als Journalist für verschiedene deutsche und Schweizer Zeitungen, Magazine und Rundfunkanstalten. Er hat Romane und Erzählungen publiziert, die verschiedentlich ausgezeichnet worden sind und gleichermaßen von Kritik wie Schriftstellerkollegen Lob ernteten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.07.2013

Im Sand sitzen
Peter Hennings Meeresnovelle
„Der schöne Schatten“
Es gibt unter Lesern eine verschwörerische Verbundenheit mit den Verlorenen, Randstehern und Suchenden. So könnte man annehmen, dass das Leserherz einem jungen Mann wie Max Wahlberg nur so zufliegen müsste: Die Hauptfigur in Peter Hennings Novelle „Der schöne Schatten“ hat seine akademische Karriere in den Sand gesetzt, und mit seinem Liebesleben ist er ebenfalls auf Grund gelaufen. Seine Freundin Karen hat ihn verlassen wie ein „sinkendes Schiff“.
  Max Wahlberg – eher eine untergehende Barkasse als ein ins Schlingern geratener Luxusliner – wird nicht etwa ein Doktortitel entzogen, er stolpert bereits über eine plagiierte Examensarbeit. Ob seines Lebensungemachs fährt er an den holländischen Küstenort Zandvoort, leckt dort seine Wunden, und dann nimmt das Verhängnis in Form einer plötzlich wie ein Schatten aus dem Nichts auftauchenden Femme Fatale seinen Lauf. Warum allerdings die faszinierende Schöne ausgerechnet mit ihm anbandelt, bleibt sowohl Max wie dem Leser ein Rätsel.
  Wie überhaupt diese „Meeresnovelle“ als ein raunendes Geheimnisbuch angelegt ist. Die Unbekannte – sie heißt Mia Brouwers – taucht auf und verschwindet wie eines jener spukenden Wesen, die man aus alten Märchen kennt. Aus ihren sphinxhaften Andeutungen wird Max nicht schlau, und erst als sein Freund Jens nach einem gemeinsamen Surf-Ausflug mit Mia tot am Strand angespült wird, hat nicht nur die Novelle ihr unerhörtes Ereignis, sondern auch eine dunkle Vorahnung von Max endlich ihren Beleg. Wir sollen erkennen, dass Mia das düstere Unbewusste verkörpert, das Max seit je bedrängt. Dass sie ein Geist ist, der zur Katharsis des Helden beiträgt.
  Leider arbeitet Henning so klischeehaft mit den Mitteln einer dunkel-romantischen Traumliteratur, dass man sich ein wenig langweilt und an das dem Buch vorangestellte Motto von Patrick Modiano denken muss: „Wozu versuchen, unlösbare Geheimnisse aufzudecken und Gespenster zu verfolgen, wenn das Leben hier war, ganz einfach, in der Sonne?“
  Wenn es aber um das Hier geht, um die Sonne, das Leben, dann hapert es an der Sprache. Nie ist die Spannung zwischen Erzähllust und Beschreibungsimpotenz deutlicher zu spüren, als wenn der Autor seine Protagonisten ins Bett schickt und die Körper sprechen lassen will: „Max hatte noch lange hinterher den Gleichklang ihrer Bewegungen in seinem Becken gespürt. Doch nun war es anders, ein wechselseitiges Agieren wie bei sich paarenden Schmetterlingen, die, miteinander verbunden, schwerelos von Blüte zu Blüte schweben, wobei mal der eine, dann wieder der andere das Kommando übernimmt.“ So schwülstig wird es zwar nicht so oft in „Der schöne Schatten“, aber die Passage steht symptomatisch für ein kleines, etwas überambitioniertes Buch, das seine Geheimnisse wie eine schimmernde Kulisse vor dem Leser aufbaut, um zu verbergen, dass dahinter nicht allzu viel steckt.
ULRICH RÜDENAUER
Peter Henning: Der schöne Schatten. Meeresnovelle. Transit Verlag, Berlin 2012. 98 S., 14,80 Euro.
Wenn schwerelose Schmetterlinge
von Blüte zu Blüte schweben
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eigentlich verspürt Ulrich Rüdenauer immer eine "verschwörerische Verbundenheit mit den Verlorenen, Randstehern und Suchenden" der Literatur. Und eigentlich wäre Max Wahlberg, der Protagonist aus Peter Hennings "Der schöne Schatten", damit prädestiniert für seine Sympathie: als Akademiker ist er schon an einem plagiierten Examen gescheitert, und sein Liebesleben ist hauptsächlich bemitleidenswert. Dass sich die schöne Mia Brouwers, eine Femme Fatale par excellence, ausgerechnet ihn als Objekt ihres vorübergehenden Begehrens herauspickt, ist nicht nur Max ein Rätsel, berichtet der Rezensent. Schließlich entpuppt sie sich dann auch als dunkle Verkörperung seines Unterbewusstseins. Irgendwie wird Rüdenauer mit Max aber nicht warm. Hennings Einsatz von Mitteln einer "dunkel-romantischen Traumliteratur" ist ihm zu klischeebehaftet, und in seiner Sprache offenbart sich die verhängnisvolle "Spannung zwischen Erzähllust und Beschreibungsimpotenz", erklärt der Rezensent.

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