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Produktdetails
  • Steidl Taschenbücher Nr.152
  • Verlag: Steidl
  • 2000.
  • Seitenzahl: 220
  • Deutsch
  • Abmessung: 180mm
  • Gewicht: 202g
  • ISBN-13: 9783882437126
  • ISBN-10: 388243712X
  • Artikelnr.: 08613993
Autorenporträt
Ulrich Völklein, Jahrgang 1949, war nach dem Geschichtsstudium bis 1995 Mitglied der politischen Redaktion der ZEIT und Ressortleiter Politik und Zeitgeschichte des STERN. Völklein hat zahlreiche Sachbücher zur NS-Zeit veröffentlicht. Heute lebt er als freier Autor in Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.09.2000

Kurz & knapp
LEW BESYMENSKI, ULRICH VÖLKLEIN: Die Wahrheit über Raoul Wallenberg, Steidl Verlag, Göttingen 2000. 220 Seiten, 19,80 Mark.
Raoul Wallenbergs Geschichte schildert in Zeitraffer die Grausamkeit und absurde Willkür von Nazis und Sowjets in den Jahren 1944 bis 1947. Erstaunlich ist aber, wie zwei Autoren, die so viel über Wallenberg herausgefunden haben, ein Buch verfassen können, das den Leser so wenig mitreißt. Dabei ist der Ansatz ja interessant: Ein deutscher und ein russischer Autor schildern Wallenbergs Geschichte aus westlicher und aus Moskauer Perspektive. Der ehemalige Zeit- und stern-Journalist Ulrich Völklein erzählt zunächst, wie es kam, dass der 31 Jahre alte Architekt Raoul Wallenberg von der schwedischen Regierung damit beauftragt wurde, als Diplomat in Budapest möglichst viele Juden mit schwedischen „Schutzpässen” zu versorgen, um sie vor den Nazis zu bewahren. Als geschickter Organisator zwischen allen Fronten rettete Wallenberg tausende Juden und kooperierte dabei offenbar auch mit dem US-Nachrichtendienst OSS.
Wallenberg ist zwischen den Fronten zerrieben worden. Als die Sowjets Budapest befreit hatten, freute er sich schon auf die Heimreise. Der sowjetische Geheimdienst aber wollte den mutigen Schweden als Mitarbeiter gewinnen. Wallenberg war interessant: Er hatte beste Kontakte in die USA und stammte aus einer einflussreichen Unternehmerfamilie. Lew Besymenski, Journalist bei der Moskauer Zeitschrift Nowoje Wremja, schildert im zweiten Teil des Buches Wallenbergs Zeit in Moskau, seine Weigerung, mit den Sowjets zu kooperieren. Er erzählt, wie die Russen jahrelang verheimlichten, was mit Wallenberg passiert war. Tatsächlich wurde er von den Sowjets in der Lubjanka liquidiert, Besymenski zufolge auf Anweisung Stalins.
Wallenbergs Odyssee im Gewirr von Krieg und Geheimdiensten ist die Geschichte eines tragischen Helden, der als Retter vor den Nazis kam und schließlich von jenen beseitigt wurde, auf die er gehofft hatte. „Die Wahrheit über Raoul Wallenberg” besticht durch seine Quellen und Zeugen; doch leidet das Buch an der fehlenden Erzählkunst der Autoren. Nicht nur ist es fad, wenn Völklein seitenweise die Berichte Wallenbergs an das schwedische Außenministerium abschreibt. Es ist auch verwirrend, dass die Autoren die Fäden ihrer Geschichte an ganz verschiedenen Enden aufnehmen und Schlüsselmomente wie die Festnahme Wallenbergs durch die Sowjets jeder für sich schildern – als sei die Verworrenheit dieser Vorgänge nicht schon groß genug.
NICOLAS RICHTER
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