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Der Band versammelt vier grundlegende Texte der kulturwissenschaftlichen Spieltheorie des 20. Jahrhunderts, in deren Zentrum Johan Huizingas 'Homo Ludens' in einer unpublizierten Vortragsversion steht. Georges Bataille und Roger Caillois radikalisieren ihn zu einer postsurrealistischen Spieltheorie.

Produktbeschreibung
Der Band versammelt vier grundlegende Texte der kulturwissenschaftlichen Spieltheorie des 20. Jahrhunderts, in deren Zentrum Johan Huizingas 'Homo Ludens' in einer unpublizierten Vortragsversion steht. Georges Bataille und Roger Caillois radikalisieren ihn zu einer postsurrealistischen Spieltheorie.
Autorenporträt
Johan Huizinga (1872-1945) war ein niederländischer Kulturhistoriker und Professor für Geschichte an den Universitäten Groningen und Leiden. Sein einflussreichstes Werk ist Homo Ludens. Versuch einer Bestimmung des Spielelements der Kultur (1939).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2014

Wir wollen doch alle nur spielen
Johan Huizingas "Homo ludens" ist ein Meisterwerk der Kulturgeschichte: Seine Rezeptionsgeschichte beweist es

Am 27. Mai 1933 hielt Martin Heidegger seine Antrittsrede als Rektor der Universität Freiburg über "Die Selbstbehauptung der deutschen Universität". Wenige Monate davor - nämlich am 8. Februar 1933 - hatte der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga seine Antrittsrede als Rektor der Universität Leiden den "Grenzen von Spiel und Ernst in der Kultur" gewidmet. Ein Vergleich der beiden Reden ist aufschlussreich.

Während Heidegger in seiner Ansprache die "gleichursprüngliche" Einheit der "drei Dienste" - "Arbeitsdienst, Wehrdienst und Wissensdienst" - beschwor, begann Huizingas Rede zwar auch mit der Behauptung, alle Kultur sei "Dienst", aber im Sinne funktionaler Nützlichkeit: "Jedes Werkzeug, jedes Zeichen, jedes Wort, jedes Bild dient zu etwas, und der Mensch, der dieses gebraucht, dient im höchsten Sinne."

Elementarer jedoch als diese Nützlichkeit und alle funktionalen Relationen sei eine Aktivität, die - so Huizinga - womöglich älter ist als die menschliche Kultur: das Spiel. Fünf Jahre später erschien Huizingas "Homo ludens", vermutlich sein wichtigstes Werk nach dem "Herbst des Mittelalters"; mit ihm verband sich eine Neuorientierung kulturwissenschaftlicher Forschung in Richtung der Untersuchung von kulturellen Praktiken, die keinen externen Funktionen und Zwecken zugeordnet werden können.

Einen wertvollen Beitrag zur frühen Rezeptionsgeschichte dieses Buchs leistet nun die erstmalige Veröffentlichung des deutschen Texts der Rektoratsrede. Begleitet wird sie von drei Texten, die in den ersten Jahren nach Huizingas Tod 1945 erschienen: eine Rezension des "Homo ludens" von Eric Voegelin, eine Kritik von Roger Caillois, die später in dessen Buch "Der Mensch und das Heilige" Aufnahme fand, sowie ein Kommentar Georges Batailles.

Diese Texte waren in deutscher Übersetzung zwar schon zugänglich, aber der Reiz liegt in ihrer Zusammenstellung. Fortgeführt wird damit eine Lektüre, die bereits Robert Pfaller - zuletzt in seinem Buch "Wofür es sich zu leben lohnt" - verfolgte: Es geht nicht zuletzt um die postsurrealistische Aneignung der Spieltheorie Huizingas unter Bezug auf Hegel. Huizingas Werk wurde früh rezipiert und anerkannt. In Frankreich war es etwa Lucien Febvre, der bereits im Oktober 1933 einen Artikel Huizingas für die neu gegründete Zeitschrift "Annales" erbat. Nach Kriegsende wurde Huizinga jedoch zunehmend kanonisiert - und vergessen.

Vielleicht ist heute die Zeit gekommen, fünfundsiebzig Jahre nach Erscheinen des "Homo ludens", die vielfältigen theoretischen Beziehungen, die Huizinga mit seinem Buch knüpfte, wieder aufzugreifen und zu analysieren: Beziehungen nicht nur zu Schillers Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" und Hegels "Phänomenologie des Geistes", sondern auch zum französischen Surrealismus, zu Walter Benjamin, Kracauer oder Wittgenstein, der den Begriff des Sprachspiels zur selben Zeit entwickelte, in der Huizinga die Kulturtheorie des Spiels konzipierte.

THOMAS MACHO.

Johan Huizinga: "Das Spielelement der Kultur". Spieltheorien nach Johan Huizinga von Georges Bataille, Roger Caillois und Eric Voegelin. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2014. 168 S., br., 12,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Macho freut sich, dass unter dem Titel "Das Spielelement der Kultur" nun neben der von Johan Huizinga im Jahr 1933 gehaltenen virtuosen Antrittsrede "Grenzen von Spiel und Leiden" an der Universität Leiden auch noch eine Rezension seines Werks "Homo ludens" von Erich Voegelein, eine Kritik von Roger Callais und ein Kommentar von Georges Batailles auf Deutsch erschienenen sind. Zwar nicht zum ersten Mal, informiert der Kritiker, aber in dieser Zusammenstellung doch besonders reizvoll. Er liest hier noch einmal Huizingas postsurrealistische Auseinandersetzung der Spieltheorie in Bezug zu Hegel, glaubt aber vor allem, dass dieses "wertvolle" Buch ein guter Anlass ist, sich erneut mit den Analysen des niederländischen Kulturhistorikers zu Schiller, Hegel, Benjamin, Kracauer oder Wittgenstein auseinanderzusetzen.

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