29,95 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Keine ausführliche Beschreibung für "Der Weg der Hizbullah" verfügbar.

Produktbeschreibung
Keine ausführliche Beschreibung für "Der Weg der Hizbullah" verfügbar.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2009

Irans Speerspitze
Die Rolle der Hisbollah im Nahost-Konflikt
Sakmanis Buch über die Entwicklung der Hisbollah im Libanon hat einen soliden historischen und einen verteidigenden aktuellen Teil. Zuweilen führt uns der Bremer Politologe auch fernab. Wir erfahren, dass einer der Vorväter jener Gottespartei 1978 nach Libyen ging: Imam Musa as-Sadr war der Einladung Muammar el Gaddafis gefolgt – doch man sah ihn nie wieder. Gläubigen wurde er zum Mahdi, zum Erlöser, der ihnen eines Tages wieder erscheinen wird. Das mysteriöse Verschwinden Musa as-Sadrs bleibt aber unaufgeklärt.
Der Autor will ergründen, was die Gottespartei für die Sicherheit und Demokratie des durch viele Konflikte zerrissenen Zedernlandes bedeutet. Der Einfluss Irans ist unübersehbar, das Land liefert Waffen und die Ausbilder der Pasdaran, der Revolutionswächter. Sakmani verweist auf die einheimischen Wurzeln der Hisbollah, doch zugleich schreibt er, wie der Libanon im Zuge der Islamischen Revolution 1979 tief in den Bann der schiitischen Lehre geriet. Mit diesem Einfluss sei Iran auch zum wichtigen Akteur im israelisch-palästinensischen Zwist aufgestiegen.
Aber auch Damaskus half der „Partei Gottes”. Um die lange besetzten Golan-Höhen von Israel zurückzubekommen, Syrien aber den direkten Krieg mit Israel scheut, benutzten die Syrer die Hisbollah. In ihr sahen sie ein gefügiges Werkzeug für Terrorakte, zumal an der libanesisch-israelischen Grenze. Dabei bildete sich zu Beginn der 80er Jahre eine spannungsgeladene syrisch-iranische Allianz. Und zwar, so der Autor deutsch-libanesischer Herkunft, im Kampf gegen Israel und zugleich gegen den westlichen Einfluss im Libanon. Diese Achse Damaskus-Teheran gab der frühen Hisbollah einen immensen Schub. Dabei sei zwischen Iran und Syrien der Dschihad gegen Israel durch diese schiitisch-libanesische Gruppierung vereinbart worden. Die Hisbollah fand somit quasi ihre Pflegeeltern in Teheran und Damaskus.
Eine Troika entstand. Denn Iran konnte nun Syrien, das sich schon im Krieg gegen den Irak auf die Seite Teherans geschlagen und dafür Öl erhalten hatte, tief einbinden. Umgekehrt ermöglichte es Damaskus Iran, die Hisbollah im Transit bis in die Bekaa-Ebene zu beliefern. Kurz, Syrien half der Hisbollah, einen weiten Spielraum und ein „kämpferisches Profil” gegen Israel zu gewinnen, während Iran die Berater, Geräte und Finanzen stellte. Sakmani verweist auf die drei Ziele der Hisbollah in ihrem öffentlichen Brief von 1985. Sie wolle den Westen,
speziell Amerikaner und Franzosen,
völlig aus dem Libanon vertreiben, dort mit den Fehlern der alten Kräfte abrechnen und eine islamische Macht errichten – was durch die jüngste Niederlage der Hisbollah bei den Parlamentswahlen vor drei Wochen erst mal gescheitert zu sein scheint.
Selbst die Vernichtung Israels wird von der Hisbollah nicht ausgeschlossen. Denn, so zitiert Sakmani aus dem Brief, es sei „die Speerspitze der USA in unserer islamischen Welt” und „der verhasste Feind”. Nebenbei bemerkt: Ostberlins Staatschef Ulbricht und Ägyptens Präsident Nasser hatten erstmals 1965 Israel als „durch den Imperialismus gebildete Speerspitze” bezeichnet.
An Libanons Christen erging im Hisbollah-Brief der Aufruf, sich dem Islam zu beugen und friedlich zu bleiben. Denn der Islam sei gegen den hasserfüllten Konfessionalismus. Sakmani lässt hier kritische Distanz vermissen. Deutlicher erhellt er den Weg der Hisbollah, die durch den Raketenkrieg gegen Israel 2006 und ihren Fernsehsender „Al-Manar” weithin bekannt wurde.
Der Autor untersucht auch den Tod des Hisbollah-Führers Imad Mughniyya durch eine Autobombe im Februar 2008 in Damaskus. Die Hisbollah schwor Rache an Israel für diesen Mord. Und Irans Außenminister reiste zur Beisetzung. Hier ist ein Bruch in der Darstellung festzustellen. Denn in der zweiten Buchhälfte stellt Sakmani die Hisbollah deutlich sympathischer dar. Hatte er den Entführungsmord anfänglich noch als eine ihrer Methoden benannt, so meint er nun, ihr sei bisher kein Terror nachgewiesen worden. Dann heißt es, sie greife nur zur Gewalt, wenn es keinen anderen Weg gebe. Selbstmordakte folgten der Auflage, Zivilisten zu schonen. Dies gelte freilich nicht für die Raketen auf Israel.
Sakmani warnt vor Eingriffen von außen und davor, die Hisbollah gegen deren Willen zu entwaffnen. Aber wie er sie dann darstellt, das mag sogar ihren Gotteskriegern gefallen. Ihre Manöver sind klar. Selbst wenn sie den Terror nur gegen einige predigen, richten sie ihn doch gegen alle. Der Leser kann aber durch andere Stellen im Buch folgern, dass die Islamisten vielleicht ihre Taktik geändert haben, jedoch nicht ihre antiliberalen Ziele. WOLFGANG G. SCHWANITZ
MANUEL SAMIR SAKMANI: Der Weg der Hizbullah. Klaus Schwarz Verlag, Berlin 2008. 204 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Buch teilt Rezensent Wolfgang G. Schwanitz in zwei Hälften. Der historische Teil, in dem Manuel Samir Sakmani versucht, die Entwicklung der Hisbollah im Libanon aus der Achse Damaskus-Teheran zu erklären, findet er solide. Im zweiten, aktuellen Teil des Buches stößt sich der Rezensent hingegen mitunter am apologetischen Ton von Sakmanis Ausführungen. Zu der "deutlich sympathischeren" Darstellung der Hisbollah im zweiten Teil und zu Sakmanis Relativierung der von ihr augehenden Gewalt muss sich Schwanitz entsprechend kritischere Passagen im Band erst wieder ins Gedächtnis rufen, um ein ausgeglicheneres Bild zu erhalten.

© Perlentaucher Medien GmbH