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Im alten Kinderreim von der kleinen Hex, die morgens früh um sechs den Tag beginnt, ist von Müdigkeit keine Spur. Ganz anders geht es der kleinen Echs in Nadia Buddes Bilderbuch: Nach ödem Arbeitstag im Großraumbüro wartet der Bus, der sie heimfährt in die stille Wohnung. "Abends, kurz nach sieben, gähnt sie übertrieben." Die Energie reicht gerade noch für den Fernsehkrimi, dann knipst sie die Lampe aus und blickt stumm geradeaus. Da plötzlich kommt sie doch noch ins Spiel, die Hex: Mit ihrem Zauberstab öffnet sie die Welt der Träume und jetzt scheint alles möglich! Beschwingt von der…mehr

Produktbeschreibung
Im alten Kinderreim von der kleinen Hex, die morgens früh um sechs den Tag beginnt, ist von Müdigkeit keine Spur. Ganz anders geht es der kleinen Echs in Nadia Buddes Bilderbuch: Nach ödem Arbeitstag im Großraumbüro wartet der Bus, der sie heimfährt in die stille Wohnung. "Abends, kurz nach sieben, gähnt sie übertrieben." Die Energie reicht gerade noch für den Fernsehkrimi, dann knipst sie die Lampe aus und blickt stumm geradeaus. Da plötzlich kommt sie doch noch ins Spiel, die Hex: Mit ihrem Zauberstab öffnet sie die Welt der Träume und jetzt scheint alles möglich! Beschwingt von der nächtlichen Zauberei, beginnt die Echs den nächsten Tag mal anders: Sie kapert den Bus und lenkt ihn kurzerhand in farbenfrohe Gefilde!
Autorenporträt
Nadia Budde, geboren 1967 in Berlin, zählt zu den renommiertesten deutschen IllustratorInnen. Ihre Bücher wurden zweimal mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und dem LUCHS ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Nadia Budde lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2002

Von der Mutter-Hexe zur Single-Echse: Ein Reimebilderbuch über die Träume der Einsamen

Nadia Budde hat eine Vorliebe für Reihen und Sprachspiele. In ihrem neuen Bilderbuch variiert sie den Kindervers "Morgens früh um sechs . . ." Das Reimspiel mit dem Stundenplan einer "kleinen Hex" vom frühen Morgen bis zum Mittag markiert den Übergang vom Zählen zum Erzählen, von der Reihe zur Geschichte. Diesen Schritt macht auch Nadia Budde, die erstmals eine fortlaufende Geschichte erzählt. Aufs Zählen verweisen in ihren Bildern anfangs ordentliche Reihen und geometrische Muster: Computerarbeitsplätze im Großraumbüro und Sitzplätze im Bus, die Schlangen von Büroarbeitern am Firmenausgang und an den Bushaltestellen, Fenster- und Türreihen, Dielenbretter. Der Traum aber löst diese strengen Ordnungen zugunsten eines bildnerischen Erzählens in Schwüngen, Rundungen und Wellen. Am Ende herrscht ein wirbliges Durcheinander.

Das traditionelle Reimspiel unterhält das Kind mit der heiteren Verkleinerung und Verkehrung gewohnter Alltagsordnungen: Die fleißige, fürsorgliche Mutter und Hausfrau wird als kindliche Hexe gezeichnet, die statt Kartoffelsuppe Fröschebein und Krebs und Fisch kocht. Nadia Budde verkehrt diese geringfügige Verfremdung ein weiteres Mal. Die Hex hat bei ihr das H verloren. Der Stundenplan der Echs beginnt am Abend und endet am Morgen. Im Traum erscheint ihr als Wunschfee die Hex, das H von der Bushaltestelle an den Gürtel geheftet -Tagesrest, Sprachspiel und Hinweis auf den gemeinsamen Ursprung beider Figuren im Kindervers. Die im Traum geäußerten Wünsche werden verkehrt herum erfüllt: Das Sparschwein ist schwer von Nägeln und Schrauben, der Anzug viel zu groß und das rote Cabrio zu klein, die Speise mag delikat sein, aber sie besteht nur aus drei Keimlingen und einem Gewürzkrautstengelchen (feinste Nouvelle cuisine). Verkehrungen ereignen sich auch zwischen Titelbild und letzter Seite: Der Einband zeigt am Steuer des Busses die Traumhexe, auf der ersten Seite ist der Fahrer ein strenger Hund mit Sonnenbrille, auf der letzten aber steuert die Echs das Alltagsgefährt souverän selbst durch ihre traumbunte Morgenwelt, aus der lauter Augen ihr zuzwinkern.

Der Echs ist dieser Morgen zu gönnen, und doch macht er nicht wirklich froh. Das liegt nicht daran, daß die ländliche Welt zwischen Herdfeuer und Scheune, von der der Kindervers erzählt, hier zum städtischen Arbeitsambiente geworden ist. Zu denken gibt eine andere Verkehrung: Die mütterliche Hex, die für die Kinder kocht, ist zum Single geworden und der turbulente Familienvormittag zum trüben Feierabend mit einsamer Mahlzeit und Fernsehen im Bett. Nadia Budde erzählt eine Erwachsenengeschichte, in der es keine Kinder gibt, nur die Requisiten der Kindheit: vermenschlichte Tiere mit Kulleraugen, die Wunschmaschine Traum, ein buntes Chaos, das in seiner lückenlosen Lustigkeit an das Gerümpel der Kinderwarenwelt erinnert. Ist dies eine bittere Satire auf die weibliche Karriere von der Mutter mit ihren Haushalts- und Familienpflichten zur Freiheit der einsamen Bürofrau? Oder ein klarer Spiegel unserer Gesellschaft, der die Kinder abhanden kommen und deren Erwachsene kindisch werden?

GUNDEL MATTENKLOTT.

Nadia Budde: "Kurz nach Sechs kommt die Echs". Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2002. 32 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 3 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ein alter Abzählreim dient dieser Bildergeschichte als Ausgangspunkt. Wie aber die prämierte Illustratorin damit spielt, das Vertraute variiert, das hat Jens Thiele imponiert: "Von Zauber und Magie keine Spur, Alltagstrott ist angesagt", weil nämlich morgens früh um sechs hier nicht die Hex kommt, sondern ganz weltlich der Wecker klingelt und die Echs malochen muss. Dass es nicht öde wird bei diesem Thema, erklärt Thiele, liegt am "grotesken Strich, mit dem die Zeichnerin ihre Figuren entwickelt; das Urkomische, Skurrile lebt geradezu aus diesem Widerspruch". Und schließlich, sieh da, wird es auch in diesem Büchlein noch zauberhaft: Da taucht die Hexe auf - im Echsentraum bloß, aber immerhin.

© Perlentaucher Medien GmbH