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Blut ist dicker als Bier. Die wundersame Menschwerdung des Roman Walter.
"Natürlich war es toll, einen Sohn gezeugt zu haben, doch wo blieb ich bei der ganzen Sache, jetzt mal ganz persönlich? Wo war mein Ich geblieben? Jahrelang hatte ich es modernisiert, aufgetunt und mehrmals umlackiert wie ein Hobbyschrauber seinen alten Alfa Romeo. Jetzt auf einmal war es nicht mehr da oder, eher vielleicht, nicht mehr da, wo ich es zuletzt geparkt hatte ..."

Produktbeschreibung
Blut ist dicker als Bier.
Die wundersame Menschwerdung des Roman Walter.

"Natürlich war es toll, einen Sohn gezeugt zu haben, doch wo blieb ich bei der ganzen Sache, jetzt mal ganz persönlich? Wo war mein Ich geblieben? Jahrelang hatte ich es modernisiert, aufgetunt und mehrmals umlackiert wie ein Hobbyschrauber seinen alten Alfa Romeo. Jetzt auf einmal war es nicht mehr da oder, eher vielleicht, nicht mehr da, wo ich es zuletzt geparkt hatte ..."
Autorenporträt
Stefan Rehberger, 1972 geboren, wuchs in der Nähe von Frankfurt am Main auf und lebt seit einem Studium der Germanistik und Slawistik in Berlin. Er hat als Drehbuchautor und Storyliner gearbeitet, unter anderem für "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" und "Verliebt in Berlin".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2008

Die neue Weltreise
„Träum weiter!”: Stefan Rehberger entdeckt die Vaterrolle
Wie geht es eigentlich den jungen Vätern in Zeiten wie diesen? Danke, blendend. Seit es selbst in der entlegensten Kleinstadt gesellschaftlich akzeptiert ist, zwei Monate Elternzeit zu nehmen, trifft man sie überall, auf dem Spielplatz, im Café, auf Partys. Sie tragen ihren Vaterstolz vor sich her wie einen Säugling im Tragetuch und schwärmen, wie aufregend das alles sei mit Kind, was für eine Extremerfahrung. Vatersein ist die neue Weltreise.
Über Abenteuer wird gerne geschrieben, und deswegen kommt alle paar Monate ein Buch über einen jungen Vater heraus. Nun ist wieder eines erschienen, von Stefan Rehberger, einem Drehbuchautor aus Berlin, der unter anderem für die Vorabendserien „Gute Zeiten – Schlechte Zeiten” und „Verliebt in Berlin” gearbeitet hat. Sein Roman „Träum weiter!” beginnt damit, dass der Ich-Erzähler, Freiberufler in Berlin, von seiner Freundin auf dem Handy angerufen wird und erfährt, dass er Vater wird. Erst haut es ihn aus den Socken, dann liest er Ratgeber, geht in einen Geburtsvorbereitungskurs und übt an einer Plastikpuppe Wickeln. Irgendwann treten noch der Vater des Ich-Erzählers und ein Nebenbuhler namens Holger auf, dann kommt endlich das Kind auf die Welt. „Als hätte das Unwetter die Luft vom Feinstaub gereinigt, sah ich die Dinge endlich, wie sie waren, einfach und klar. Meine Frau, mein Baby und ich. Vater, Mutter, Kind. Was gab es da noch zu denken?”
Doch jetzt beginnt die Extremerfahrung wirklich. Die Nächte sind kurz, das Babygeschrei lang. „Es war schon hell, bis ich Theo gewickelt und ihm eine Flasche gegeben hatte und endlich wieder schlief.” Nöte und Freuden des jungen Vaters schildert Rehberger mit erschöpfender Liebe zum Detail. „Wenn ich ihn an den Handflächen kitzelte, packte er unwillkürlich zu und ließ mich nicht mehr los, auch wenn ich ihn so weit nach oben zog, dass er schon vom Bett abhob.”
Spätestens an dieser Stelle wünscht man sich einen klitzekleinen Cliffhänger, wie in einer Vorabendserie. Stattdessen wird das Neugeborene erwartungsgemäß den Freunden und Verwandten vorgeführt oder muss stundenlang mit dem Auto durch die Gegend gefahren werden, bis es endlich einschläft. Verschärfend kommt hinzu, dass sich Rehberger nicht entscheiden kann, was „Träum weiter!” eigentlich sein soll. Für ein Problembuch ist der Roman zu flach, für ein Witzbuch zu tiefsinnig.
Einzig als Berlin-Roman hat „Träum weiter!” seinen Reiz. Der Roman spielt im Milieu der Berufsmüßiggänger von Berlin-Mitte (Erkennungszeichen: Laptop, kein Job) und der bourgeoisen Bohe-me von Prenzlauer Berg. „Wasserturm, Kollwitzplatz, Helmholtzkiez, Bötzow-Viertel, überall hatten sich die Zugereisten ihr eigenes Entenhausen geschaffen, ihr kleines Überlingen und Unterlingen, oder meinetwegen auch Niederhöchstadt und Oberhöchstadt, inklusive Kita, Krämer, Postamt, Sparkasse, Weinladen, Modeboutique, Beachvolleyballfeld und Spielplatz.” Da muss man gleich an den Berliner Zeichner OL denken, der sich in seiner Cartoon-Serie „Die Mütter vom Kollwitzplatz” an den Babyboomern von Prenzlauer Berg abarbeitet. Da sagt zum Beispiel eine Schwangere zu einer Mutter mit Kinderwagen: „Geschdern war i in Kreuzberg drübe. Du, des glaubsch ned, da gibt’s au Schwangere.”
Das satirische Potential seiner Figuren lässt Rehberger allerdings ungenutzt. Der Roman plätschert dahin wie eine launige Partyunterhaltung, wobei mitunter solche Sätze fallen: „Äpfel waren das langweiligste Obst, das es gab, die Kartoffel unter den Früchten.” Viele von Rehbergers Dialogen laufen überhaupt ins Leere wie Elterngespräche nach einer Nacht mit einem Schreikind: „Patrizia blickte von ihrer Zeitschrift auf. ‚Geht gut mit deinem neuen Tuch?‘ – ‚Kein Problem‘, sagte ich. ‚Ich wechsel kurz Windeln, dann bring ich ihn dir zum Stillen.‘ ‚Okay, ihr Männer‘, meinte Patrizia und drückte dem Kleinen einen Kuss auf die Backe.” Vatersein ist ein Abenteuer. Wie viele Abenteuer ist es nicht mehr so aufregend, sobald man anderen davon erzählt. VERENA MAYER
STEFAN REHBERGER: Träum weiter! Roman. Rowohlt Berlin, Berlin 2008. 320 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2008

Drei-Fronten-Krieg

Was ist zu erwarten von einem Drehbuchautor, der für "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" und "Verliebt in Berlin" geschrieben hat? Herzschmerz in Drei-Seiten-Kapiteln? Marion mag Frank, der aber Marions Schwester Bella? Man würde Stefan Rehberger Unrecht tun, sein Talent auf das eines Storyliners für Vorabendseichtigkeit zu reduzieren. Aber viel mehr ist zu seiner beruflichen Biographie nicht zu sagen. Ähnliches gilt für den Protagonisten seines zweiten Romans "Träum weiter!": Roman Walter ist ein mäßig engagierter Berliner Werbetexter und Lebemann mit unaufregendem Leben, ein "Herr Lehmann" ohne Mauerfall. Bis er Patrizia kennenlernt. Die Karrierefrau ist anders, aber leider auch nicht aufregender als er. Interessanter werden die beiden und damit auch das Buch, als Patrizia das gemeinsame Kind auf die Welt bringt und gleichzeitig Romans Vater einen Schlaganfall erleidet. So steht im Kreißsaal statt Roman Patrizias Chef und (angeblich ehemaliger) Liebhaber Holger. Roman trägt von nun an einen recht unterhaltsamen Drei-Fronten-Krieg aus: gegen die widerspenstige Freundin, den sturen Vater und den in seiner Korrektheit ekelhaften Super-Holger, dessen kecke Verwandte Roman zu allem Überfluss noch Avancen macht. Sein Kind ist selbstverständlich ein Schatz, um den sich zu kümmern das Größte ist. Diese Geschichte erinnert dann doch an eine Serie, und zwar an "Californication", die aber immerhin zum Besten zählt, was derzeit im Fernsehen ausgestrahlt wird. Wie in "Träum weiter" leben ihre Protagonisten in guten Zeiten von Biergelassenheit und Sex, in schlechten Zeiten von Eifersucht und emotionsüberladenen Familienquerelen. "Californication" mag radikaler, spannender und origineller sein (und dabei ohne albernes Ausrufezeichen auskommen!), aber das macht "Träum weiter!" noch nicht zu einem schlechten Buch (Stefan Rehberger: "Träum weiter!" Roman. Rowohlt Verlag, Berlin 2008. 320 S., br. 14,90 [Euro].) mwit.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Vatersein, ach! Verena Mayer weiß schon Bescheid über dieses Abenteuer, ob es nun in Berlin-Mitte stattfindet oder sonstwo. Einen Text über Geburtsvorbereitungskurse und Extremerfahrungen mit Windel und Flasche, wie ihn Stefan Rehberger schreibt, würde sie durchaus gerne lesen, wenn das satirische Potential solcher "Abenteuer" ausgeschöpft würde. Dass der Autor lieber allzu detailliert und ohne erlösenden "Cliffhanger" vorgeht und sein Buch sich zwischen tiefsinnigem Roman oder Witzbuch nicht entscheiden kann, dampft für Mayer das Zielpublikum auf diejenigen Leser ein, die einen mit "Berufsmüßiggängern" besetzten und ohne schlagende Dialoge auskommenden Berlin-Roman suchen.

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