Marktplatzangebote
30 Angebote ab € 0,99 €
  • Gebundenes Buch

Ulrich Tilgner, geboren 1948 in Bremen, berichtet seit über zwanzig Jahren aus den Krisengebieten im Nahen und Mittleren Osten. Er war 1980-81 Korrespondent im Iran und arbeitet seit 1982 für das ZDF und das Schweizer Fernsehen in der Region. Schon 1991 berichtete er vom Golfkrieg aus Bagdad. Seit Anfang 2002 leitet er das ZDF-Büro in Teheran. Für seine Leistung bei der Berichterstattung über den Irak-Krieg erhielt er 2003 den renommierten "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis".
Hightech, flexible Kampfführung und Propaganda waren die wichtigsten Merkmale eines Krieges, der wie keiner zuvor einer
…mehr

Produktbeschreibung
Ulrich Tilgner, geboren 1948 in Bremen, berichtet seit über zwanzig Jahren aus den Krisengebieten im Nahen und Mittleren Osten. Er war 1980-81 Korrespondent im Iran und arbeitet seit 1982 für das ZDF und das Schweizer Fernsehen in der Region. Schon 1991 berichtete er vom Golfkrieg aus Bagdad. Seit Anfang 2002 leitet er das ZDF-Büro in Teheran. Für seine Leistung bei der Berichterstattung über den Irak-Krieg erhielt er 2003 den renommierten "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis".

Hightech, flexible Kampfführung und Propaganda waren die wichtigsten Merkmale eines Krieges, der wie keiner zuvor einer Dramaturgie folgte. Ulrich Tilgner hat als Korrespondent für das ZDF über den Irak-Konflikt berichtet und für seine Leistung den renommierten "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis" erhalten. In seinem Buch beschreibt er auf eindrückliche Weise, wie sehr Propaganda und Täuschung zum Mittel der Kriegführung wurde - auf beiden Seiten. Durch neue Recherchen und Gespräche, unter anderem mit irakischen Militärs, Waffeninspektoren, Diplomaten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, spürt er den offenen Fragen nach, die im Kampfgetöse unbeantwortet blieben: Was verbarg sich hinter dem "Enthauptungsschlag"? Warum gab es keinen nennenswerten Widerstand der Iraker? Was geschah mit Saddam Hussein nach Kriegsbeginn? Welche Absichten verfolgen die Amerikaner wirklich? Ulrich Tilgners Perspektive ist die eines Augenzeugen, der erst im Rückblick die Hintergründe des Irak-Krieges genauer erkennt. Dem Fernsehzuschauer - wie auch dem Korrespondenten vor Ort - blieben wichtige Zusammenhänge verborgen.
Autorenporträt
Ulrich Tilgner, geboren 1948 in Bremen, berichtet seit über zwanzig Jahren aus den Krisengebieten im Nahen und Mittleren Osten. Er war 1980-81 Korrespondent im Iran und arbeitet seit 1982 für das ZDF und das Schweizer Fernsehen in der Region. Schon 1991 berichtete er vom Golfkrieg aus Bagdad. Seit Anfang 2002 leitet er das ZDF-Büro in Teheran. Für seine Leistung bei der Berichterstattung über den Irak-Krieg erhielt er 2003 den renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2003

Hoffnung auf bessere Zeiten
Wird sich die Irak-Politik der USA bald ändern?
Gefunden hat man nichts. Weder Massenvernichtungswaffen noch Spuren von Osama bin Laden haben die Amerikaner im Irak entdeckt. Auch in dem Bericht der vom ehemaligen UN-Waffeninspekteur David Kay geführten „Iraq Survey Group” finden sich keine Beweise für die Existenz verbotener Waffen. Zuletzt musste George W. Bush einräumen, dass es keine Anhaltspunkte für eine Verwicklung Saddam Husseins in die Anschläge vom 11. September 2001 gebe. Was hat den amerikanischen Präsidenten wirklich zum Sturm auf Bagdad gedrängt? Welches waren die Gründe für die Invasion? Fragen, die Ulrich Tilgner seit dem offiziellen Ende des Krieges bewegen.
Feldzug im Sand
Als Korrespondent für das ZDF und das Schweizer Fernsehen hat Tilgner über den Irak-Konflikt berichtet und für seine Leistung den renommierten „Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis” erhalten. Anhand neuer Recherchen und Gespräche mit irakischen Militärs, Waffeninspektoren, Diplomaten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen versucht er nun, die Hintergründe des Feldzuges zu beleuchten. Doch der Rollenwechsel vom Augenzeugen zum Analysten will nicht recht gelingen, zu sehr bleiben seine Schlussfolgerungen an der Oberfläche.
Tilgner beschreibt zwar das Kriegsziel des Weißen Hauses, den Irak zum Brückenkopf der Vereinigten Staaten im Mittleren Osten ausbauen zu wollen, um von dort aus die eigenen Interessen in der Region besser durchsetzen zu können. Auch als Handelspartner ist das Zweistromland sicherlich interessant für die Amerikaner. Denn während Russland und die europäischen Staaten den größten Teil des Handels im UN-Programm „Öl für Lebensmittel” bestritten haben, blieb dieser US-Firmen verwehrt. Das Oval Office verbot ihnen sogar, von den Vereinten Nationen genehmigte Aufträge abzuwickeln, wie Tilgner in Erinnerung ruft. Doch lässt sich hieraus folgern, der militärische Alleingang diene den USA dazu, den Irak-Handel langfristig zu dominieren? Hätte nicht eine Aufhebung der Sanktionen den selben Zweck erfüllen können – ohne das Risiko eines Krieges?
Das Hauptmotiv für Washingtons Handeln sieht auch Tilgner letztlich nicht in ökonomischen Interessen: „Kein Blut für Öl”, die Parole vieler Friedensdemonstranten, verfehle den Kern des Problems. Denn dieses ist nach Tilgner eher psychologischer Natur: „Die USA befinden sich im Feldzug gegen den Terror – dafür sind sie, trotz politischer Isolierung und weltweiter Proteste, bereit, ein Land anzugreifen, von dem sie nicht direkt bedroht werden.”
Dieses Fazit lässt wichtige strategische Aspekte beiseite: So dürften eine wichtige Erklärung für den strikten Kriegskurs der Amerikaner darin zu sehen sein, dass die einzig verbliebene Supermacht die Region am Golf neu ordnen wollte. Ulrich Tilgner hofft dennoch, wie viele andere Europäer auch, Bushs Irak-Politik sei eine Eigenheit des republikanischen Lagers; auf Änderungen der amerikanischen Außenpolitik unter einem demokratischen Präsidenten sei zu hoffen.
Ende Mai hatte Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz der Öffentlichkeit erklärt, der Krieg sei aus „bürokratischen Gründen” mit einer Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen begründet worden. In Wahrheit habe man aber unter anderem mit dem Irak-Krieg die Präsenz von US-Truppen in Saudi-Arabien überflüssig machen wollen. Auch durch die Beseitigung der Stationierung, die eine Belastung für Saudi-Arabien darstelle, sei langfristig ein Friede im Nahen Osten eher zu sichern. Für Tilgner ist das nur ein „beliebiges taktisches Argument”. Er kann darin wenig Aufschlussreiches über den Charakter des amerikanischen Engagements zwischen Euphrat und Tigris erkennen.
THOMAS SPECKMANN
ULRICH TILGNER: Der inszenierte Krieg. Täuschung und Wahrheit beim Sturz Saddam Husseins. Rowohlt Verlag, Berlin 2003. 192 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2003

Neue Waffengattung

IRAK-KRIEG. Schon Stunden nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen im Irak war deutlich geworden, "daß den US-Strategen die Vorstellungskraft und das Einfühlvermögen fehlen, um sich in die Gedankenwelt der Iraker hineinzuversetzen", sagt Ulrich Tilgner. Der jahrzehntelange Kenner der Region hat während des gesamten Golfkrieges für das ZDF aus Bagdad berichtet. Seines ist das letzte in einer Reihe von Kriegstagebüchern, die deutsche Journalisten auf den Markt brachten. Unaufgeregt und ohne Eitelkeit erzählt Tilgner über die dramatische Selbstauflösung von Saddam Husseins Regime und über die Entwicklungen nach dem Krieg. Er konstatiert, daß die "Psychospezialisten" im Pentagon vergeblich versucht hätten, die irakische Bevölkerung für den Krieg zu mobilisieren; auch danach sei es ihnen nicht gelungen, die Sympathien der Iraker zu gewinnen. Es sei wenig vertrauensfördernd gewesen, aus reiner Hilflosigkeit mit den Polizisten des alten Regimes zu kooperieren, um die gefährliche Nachkriegssituation unter Kontrolle zu bekommen. Und weil der Chef des Amtes für den Wiederaufbau, Paul Bremer, die gesamte irakische Armee und den Geheimdienst auflöste, hätten mit den Beamten und ihren Familien zwei Millionen Menschen ihr Einkommen verloren - keine Rede von Abfindungen. Das habe den Haß gegen die amerikanischen Besatzer weiter geschürt. Tilgner sieht den größten Fehler darin, daß die Vereinigten Staaten "den Sturz Saddam Husseins auf ein militärisches Problem reduziert und darauf spekuliert haben, daß die irakische Bevölkerung sofort mit den Besatzern zusammenarbeiten würde". Der Aufbau einer irakischen Zivilgesellschaft sei nicht ernsthaft vorbereitet worden. Für das Militär habe man doppelt soviel Geld wie geplant aufgewendet, für die Zivilverwaltung indes keine Sondermittel vorgesehen. Den Krieg gegen den irakischen Diktator bezeichnet Tilgner als Informationskrieg: Das Militär habe Informationen, Desinformationen und Nichtinformationen zu einer neuen Waffengattung gemacht. Außerdem werde er sich "daran gewöhnen müssen, daß in einem ,Echtzeit-Krieg' Zeitpunkt und Ziel der Angriffe auch von Kamerapositionen und Sendeterminen bestimmt werden". Für Fernsehreporter stelle sich heute nicht mehr das Problem, Bilder zu beschaffen, sondern die richtigen auszuwählen. Darin sieht er den journalistischen Auftrag, über die andere Seite des High-Tech-Krieges zu berichten: die hohe Zahl der Zivilopfer. (Ulrich Tilgner: Der inszenierte Krieg. Täuschung und Wahrheit beim Sturz Saddam Husseins. Rowohlt Verlag, Berlin 2003. 192 Seiten, 16,90 [Euro].)

ALEXANDRA SENFFT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Von eilig produzierten Büchern über den Irak-Krieg, deren Autoren, zumeist Fernsehjournalisten, bloß die Eindrücke vergangener Tage wieder aufwärmen, hält Ulrich Ladurner nicht all zu viel. Eindeutig ausnehmen von seiner Schelte möchte der Rezensent jedoch das Werk des ZDF-Korrespondenten Ulrich Tilgners, der "Bescheidenheit und Zurückhaltung" demonstriere und seinen Blickwinkel nicht überschätze. Ladurner attestiert ihm Stoffkenntnis und Wissen; die Perspektive auf das Gesamtbild gehe nie verloren. Mit diesem Buch habe Tilgner aufgezeigt, dass "seriöses journalistisches Handwerk" in Zeiten der gezielten "Desinformation und Manipulation" dringender denn je benötigt wird.

© Perlentaucher Medien GmbH