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Die Musik, die Liebe und der Tod - der vollendete Roman eines unvollendeten Lebens: Ein Mann kehrt nach Wien zurück. Sein Traum von einer Karriere als Konzertpianist hat sich nicht erfüllt, stattdessen war er über Jahre als Manager eines Tourneeorchesters unterwegs in aller Welt. Doch nun spürt er den Keim einer lebensbedrohlichen Krankheit und sucht den Beistand seines Arztes. Unterschlupf gewährt ihm der exzentrische Beamte Moldauer, ein alter Freund. Gleich an seinem ersten Abend in Wien geht der Mann ins Symphoniekonzert und sieht auf dem Podest eine junge Geigerin, die ihn an seine große…mehr

Produktbeschreibung
Die Musik, die Liebe und der Tod - der vollendete Roman eines unvollendeten Lebens:
Ein Mann kehrt nach Wien zurück. Sein Traum von einer Karriere als Konzertpianist hat sich nicht erfüllt, stattdessen war er über Jahre als Manager eines Tourneeorchesters unterwegs in aller Welt. Doch nun spürt er den Keim einer lebensbedrohlichen Krankheit und sucht den Beistand seines Arztes. Unterschlupf gewährt ihm der exzentrische Beamte Moldauer, ein alter Freund. Gleich an seinem ersten Abend in Wien geht der Mann ins Symphoniekonzert und sieht auf dem Podest eine junge Geigerin, die ihn an seine große Liebe erinnert - Klara. Doch sie kann es nicht sein, denn Klara ist tot, vor Jahren unter mysteriösen Umständen ertrunken. Die Begegnung mit ihrer Doppelgängerin weckt im müden Helden neuen Lebensmut und Tatendrang. Er ist überzeugt, Klara wiedergefunden zu haben, obgleich die junge Frau selbst davon nichts wissen will. Statt sich der dringend gebotenen Behandlung zu unterziehen, läßt er allseine Verbindungen spielen, um der Geigerin einen großen Auftritt zu verschaffen: in Klaras Geburtsort Ratten, einem düsteren Nest in den Voralpen, will er ein neues Musikfestival aus der Taufe heben. Der hinterhältige Bürgermeister und seine Gemeinde tun alles, um diese neumodische Idee zu vereiteln. Allerdings haben sie den Kampfgeist ihres Widersachers gewaltig unterschätzt: Diesen letzten Traum wird er auf jeden Fall in die Tat umsetzen.
Autorenporträt
Michael Wallner, geboren 1958 in Graz, war Schauspieler am Wiener Burgtheater und am Schillertheater in Berlin. Arbeit als Opern und Schauspielregisseur, u. a. in Hamburg, Wien, Bern und Düsseldorf. Romanveröffentlichungen. Auszeichnung mit dem Literaturpreis der Stadt Wetzlar. Der Autor lebt als freier Schriftsteller in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2004

Solo für eine Leiche
Bei Michael Wallner gibt die Erinnerung den Takt vor

Als Alfred Polgar gegen Ende seines Lebens aus Zürich zu Besuch in seine Geburtsstadt kam, stellte er fest: "Ich muß über diese Stadt ein vernichtendes Urteil abgeben: Wien bleibt Wien." Zwar ist in Michael Wallners Roman "Finale" nur von der "Hauptstadt" die Rede, aber man wüßte auch ohne Erwähnung von Wiener Örtlichkeiten, welche Stadt gemeint ist. Wo sonst bekäme man im Café ein "Sodazitron" mit der Frage "Waren im Urlaub?" serviert; wo sonst spielte bei einer Beerdigung ein Streichoktett die Melodie von "Brüderlein fein" aus Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär"? Wallner, 1958 in Graz geboren, lebt heute in Berlin, doch mit "Finale" hat er einen durch und durch österreichischen Roman geschrieben.

Doch auch in Österreich ändern sich die Zeiten. Wien mag Wien bleiben, doch Ratten bleibt nicht Ratten. Das Dorf dieses schönen Namens erhält nämlich zum Trachtentreffen noch ein zweites "kulturelles Großereignis", ein Festival mit klassischer Musik und Skulpturenpark. Das kommt so zustande: Nach langjähriger Abwesenheit kehrt der namenlose Ich-Erzähler des Romans nach Wien zurück, um einen berühmten Arzt zu konsultieren. Dabei bestätigt sich der Verdacht auf eine schwere Krankheit, offenbar Krebs. Zuvor jedoch besucht er - Wien bleibt Wien - ein Konzert der Philharmoniker. Dort sieht er Klara: "Es war nicht möglich, Klara zu sehen, denn Klara war tot. In der zweiten Reihe der ersten Geigen aber saß eine Frau, die ihr dermaßen ähnelte, daß mir ein Röcheln entfuhr, laut genug, daß Nicholàs den Taktstock eine Sekunde länger in der Luft zittern ließ."

Der Erzähler hat einst seine von der Mutter erwünschte Pianistenkarriere mangels Begabung aufgegeben und als Manager eines Tourneeorchesters gearbeitet, bevor er sich in Italien niedergelassen hat. Klaras großes Geigentalent hat er entdeckt und gefördert, als sie mit fünf Jahren aus Ratten, nach dem dortigen Suizid beider Eltern, zu ihrer Großmutter, Bratschistin in dem Orchester, gekommen ist. Bei der letzten Begegnung in Italien haben ihn, nachdem er sich in einem Privatkonzert noch einmal als Pianist versucht hatte, kritische Bemerkungen der nunmehr Fünfzehnjährigen dazu veranlaßt, endgültig dem Klavierspiel zu entsagen. Kurz darauf soll sie ertrunken sein.

Zehn Jahre später läßt sich der Erzähler vom Glauben, die Philharmonikerin sei Klara, auch durch deren Leugnen nicht abbringen. Zumal er in Ratten von Klaras dorthin zurückgekehrter Großmutter erfährt, die Leiche sei im tiefen Bergsee nie gefunden und "Brüderlein fein" am leeren Sarg gespielt worden. Auch der Eisenskulpteur Alfred, ein "radikaler Künstler", lebt in Ratten. Er will ausgerechnet dort dem Ungeist, der im Lande herrscht, seit Bernthaler und seine Partei an der Macht sind, mit einem "Künstlerfest" entgegentreten. Um organisatorische Hilfe gebeten, verändert der Erzähler den Plan in Richtung Musikfestival: Die Frau, in der er Klara sieht, soll hier als Solistin auftreten. Besessen von diesem Vorhaben, das erwartungsgemäß auf beträchtliche Widerstände stößt, verzichtet er bewußt auf die notwendige lebensverlängernde, aber schwächende Therapie.

Man kann "Finale" als (en passant auch auf den Thriller "Basic Instinct" anspielende) Variation von Alfred Hitchcocks "Vertigo" lesen. Doch auch mehrere Traditionen österreichischer Literatur scheinen auf: Unklare, konkurrierende Identitäten, ein Held, der seine nicht eben wahrscheinliche Deutung unbeirrt und obsessiv verfolgt - das erinnert an die durch die Moderne gegangene Romantik des großen Erzählkünstlers Leo Perutz. Und die thematischen, vor allem aber stilistischen Anklänge an Thomas Bernhards Prosa wären auch ohne das kursiv im Text plazierte Wort Auslöschung unverkennbar. Wallner ist aber kein Stimmenimitator wie etwa Jörg Uwe Sauer, sondern findet in "Finale" einen eigenen, faszinierenden Erzählton. Dabei kommt ihm sein enormes Sprachbewußtsein zugute. Österreichische Autoren stehen eben immer noch ein wenig unter der Fuchtel von Karl Kraus.

Auch als Schriftsteller bleibt der Schauspieler und Regisseur Wallner ein Spieler, der Formen und Sujets ausprobiert. "Finale" markiert gewiß noch nicht den Endpunkt seines literarischen Weges. Indes hat er hier eine große erzählerische Reife erlangt: Vor allem beeindruckt die Fähigkeit, satirisch und doch bewegend zu schreiben. Erzählt wird nicht streng chronologisch; Wichtiges wird oft im Plusquamperfekt nachgeliefert. Es gibt unvergeßliche Nebenfiguren: Ein Magistratsbeamter ist auch Voodoopriester, Don Juan und Kochkünstler; und ein alter Graf stellt sein Anwesen dem Festival zur Verfügung, um kräftigen jungen Männern beim Aufbau der Skulpturen zuzusehen.

Das Personal des Romans spielt zudem auf Persönlichkeiten aus Österreichs Kulturszene an. So liegt es nicht fern, beim Dirigenten Nicholàs an Nikolaus Harnoncourt und, sehr nahe, beim bildenden Künstler Alfred an den gleichnamigen Hrdlicka zu denken. Niemand wird jedoch einfach porträtiert; es gibt also keinen Grund für Verbotsklagen. Selbst beim im Kärntner Bärental ansässigen Landeshauptmann dürfte der Roman, nähme er ihn zur Kenntnis, eher nostalgische Gefühle wecken: Hier gewinnt die "Bernthaler-Partei" noch "Wahl um Wahl", und Bernthaler selbst beeinflußt überraschend den Handlungsverlauf, was dem realen Bärentaler derzeit nur selten gelingt.

Michael Wallners Roman gehört somit zu den positiven Überraschungen des vergangenen Bücherherbstes. Er zeigt, wie sich auch aus den traditionellen Motiven und den Topoi der österreichischen Literatur Funken der Aktualität schlagen lassen.

HARDY REICH

Michael Wallner: "Finale". Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2003. 187 S., geb., 17,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein schönes schriftstellerisches Debüt legt der Regisseur und Schauspieler Michael Wallner mit diesem Roman vor, der sich nach Hardy Reich als Variation von Hitchcocks "Vertigo" lesen lässt. Ansonsten sieht Reich überwiegend österreichische Bezüge aufschimmern, die Romankonstruktion erinnert ihn an Leo Perrutz, stilistisch sieht er eine Nähe zu Thomas Bernhard. Dennoch sei Wallner "kein Stimmenimitator", betont Reich, sondern habe zu einem ganz eigen faszinierenden Erzählstil gefunden. Die Geschichte des Romans indes ist sehr österreichisch, unschwer seien Persönlichkeiten des Wiener Kulturlebens wie Alfred Hrdlicka oder Nikolaus Harnoncourt zu erkennen, aber niemand werde einfach nur porträtiert. Die private Obsession eines verhinderten Künstlers für eine Frau wird mit der politischen Situation quergeschlossen, in der die Rechte bedrohlich agiert, berichtet Reich. Wallners "Finale" zeige, wie man aus traditionellen Motiven und Themen der österreichischen Literatur auch "Funken der Aktualität" schlagen lassen könne, vermeldet der Rezensent begeistert.

© Perlentaucher Medien GmbH
In seiner Romanwelt kann Michael Wallner alles behaupten, was er will. Man glaubt ihm gern. Der Spiegel