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Ganz Berlin liegt in den Armen der Mafia. Berlin ist eine Frau. Berlin hat eine Stimme. "Schnauze, jetzt rede ich!" Diese Stimme gehört Nina. Nina verbündet sich mit der Metropole, nimmt Witterung auf und Impressionen, gibt Straßenlärm und Sphärenmusik wieder, fügt sich übergangslos in das tausendfältige Stadtbild ein. Nina verliebt sich. Sie verschmilzt mit Thanh, Zigarettenschwarzhändler aus Vietnam. Thanh tarnt sich, ein urbaner Raubritter von flüchtiger Gestalt. Nina lässt sich buchstäblich auf ein Spiel mit dem Feuer ein. Sie vereint sich mit Thanhs Auftraggeber, dem mythischen Nin?ja!,…mehr

Produktbeschreibung
Ganz Berlin liegt in den Armen der Mafia. Berlin ist eine Frau. Berlin hat eine Stimme. "Schnauze, jetzt rede ich!" Diese Stimme gehört Nina. Nina verbündet sich mit der Metropole, nimmt Witterung auf und Impressionen, gibt Straßenlärm und Sphärenmusik wieder, fügt sich übergangslos in das tausendfältige Stadtbild ein. Nina verliebt sich. Sie verschmilzt mit Thanh, Zigarettenschwarzhändler aus Vietnam. Thanh tarnt sich, ein urbaner Raubritter von flüchtiger Gestalt. Nina lässt sich buchstäblich auf ein Spiel mit dem Feuer ein. Sie vereint sich mit Thanhs Auftraggeber, dem mythischen Nin?ja!, Verkörperung des Bösen in profanen Zeiten. Die vollkommene Entgrenzung kann beginnen ... Nina träumt. Auf die Gefahr hin, schweißgebadet aufzuwachen. "Alles Mafia!" erzählt eine Dreiecksgeschichte, wie wir sie bisher noch nie vernommen haben. Zündet ein sprachliches Feuerwerk explosivster Machart: Eine furiose Collage, die alle Zeichen zum Tanzen und Klingen bringt. Gut laut, präzise gerappt, halluzinogen, atemberaubend und ganz bestimmt nicht aus der Neuen Mitte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2001

Kommunizierende Röhrenhosen
Schwall und Rauch: Stephan Maus featured Nina und Thranh

Wenn zusammenwächst, was nicht zusammengehört, dann kann das vielfältige Ergebnisse zeitigen. Erheiterung und Sinndelir zum Beispiel. In diesem Fall beginnt das schon ganz vorne. Dort gibt es nicht, wie bei manch anderem Buch, ein Motto, also ein Zitat von Homer oder Zlatko oder jemandem dazwischen, nein, bei "Alles Mafia" sind es schon mal 69, und die von Johannes Kepler bis Johannes Rau, Warnung und Einladung zugleich. Warnung davor, daß es gleich sehr bunt werden wird, Einladung, sich darauf einzulassen. Und ein Hinweis, daß dem Autor so manches parallel durch die Rübe rauscht. Hier macht das nichts, im Gegenteil.

Nina allerdings findet das ihr zugedachte literarische Schicksal eher anstrengend. Nina, das ist die Frau Anfang 30, die 132 Seiten lang zwischen den Sätzen "Hast du mal Feuer" und "Ich rauche nicht" über ihr Berliner Leben in unseren Tagen und zwischen zwei Männern berichtet, "ein Katastrophengebiet der Erinnerung, in das ich mich selten hineinwage". Wenn doch, wie in diesem Fall, dann aber sehr beherzt. Die Ausgangslage ist, daß Nina meint, "männlichen Input" zu brauchen. Den liefert zuerst - "es waren seine gepflegten Hände" - Thranh, ein vietnamesischer Straßenverkäufer für Schmuggelzigaretten mit Hang zu einer bestimmten Berliner Biermarke. Dann kommt noch der Nin?ja!, doch, so schreibt der sich, der Nin?ja! also hinzu, und schon ist "die extrem gleichschenklige Nina in ein kompliziertes Bermuda-Dreiecksverhältnis geraten". Wie kompliziert, kann man wohl ermessen, wenn man sich die Herkunft des Nin?ja! vergegenwärtigt. Der wurde auf einer Semesterabschlußperformance von Biologiestudenten in Hongkong auf Kiel gelegt, indem diese die Eizelle eines Königstigerweibchens und eine Hautzelle aus dem Baumwollgewebe von Bruce Lees Kampfanzug in den chronisch entzündeten Blinddarm einer alleinerziehenden Hyäne applizierten. Von einer so gezüchteten Kreatur kann man nicht erwarten, daß sie sich so entwickelt, wie Nina, die Tochter eines Kreditberaters aus Krefeld, es von sich berichtet, daß sie nämlich ein heiteres Kind war, "unkompliziert und selbstgenügsam, mit Yogi-Tee-Gemüt".

Mit dem Nin?ja! ist definitiv nicht gut Kirschen essen, "Kuscheln war nicht seine Kernkompetenz", inputmäßig aber ist alles toppi, denn da ist "der unerschöpfliche Reichtum fernöstlicher Kopulationsfiguren: ,Den Zahnkranz der Rikscha ölen', ,Der Innensenator nimmt die Parade der Asylbewerber ab'". Gerade über letztere wüßte man vielleicht gern Näheres, aber solche Details sind Ninas Sache nicht; über sie und Thranh berichtet sie diesbezüglich auch nur, es handele sich um "ein Leben jenseits der Missionarsstellung". Ninas Feld ist eher die verrutschte Metapher im Geiste Julius Stettenheims, das Mäandernlassen der Sprachstile und der Bedeutungshöhen zwischen (Pseudo-)Philosophem und resoluter Alltagsdeutung, mehrheitsfähig könnte dabei bestimmt die Feststellung sein: "Es gibt Momente, da ist einem die Mülltrennung so was von scheißegal."

Die Frage nun, was Ninas erotische Nikotin-Suada soll, bestreitbar als Roman kategorisiert, ist aus Rezensentensicht leicht zu beantworten: Sie soll Vergnügen bereiten. Und das tut sie. Ninas junger Souffleur Stephan Maus betritt auch in seinem zweiten Werk nicht das Feld der gängigen Schwafelcollagen, die dann obendrein als Spiegel des Zeitgeistes oder - kritisch! - des Ungeistes gelesen sein wollen. Sein Griff ins kurrente Vokabular ist vielmehr so kalkuliert wie unangestrengt und stets bastelfreudig. Kombinatorische Wortschöpfungen wie die von den "kommunizierenden Röhrenhosen", den "Jubelperserteppichen" und der "Miracel-Vip-Lounge" mögen ja nun gewissermaßen auf der Gasse liegen, Maus aber hat wie wenige den neugierigen Blick, sie alle aufzuheben und dann noch beiläufig im Text zu plazieren; die Helden der "Comedy" würden aus jedem Fund wohl einen ganzen Abend gestalten. Nur selten kann man ein Buch so abnutzungsfrei erneut lesen wie dieses.

BURKHARD SCHERER

Stephan Maus: "Alles Mafia". Eine Gangsta Rhapsodie. Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2000. 144 S., geb., 29,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Brigitte Werneburg ist der Roman irgendwie sympathisch: nach jedem Kritikpunkt flicht sie ein Lob ein. So missfällt ihr der erzählerische overkill, nachdem das Böse in die Handlung eingestiegen ist, weil die "Ruhepausen" wegfallen, die Maus mit seinem "Talent für Bilder" gefüllt hat. Auch wenn in dem Roman mit Slogans und Slangs "geklotzt" wird, gibt es doch "immerhin einen Moment", in dem sich "Entsetzen" einstellt. Werneburg macht als Vorbild des Autors den Schriftsteller Walter Serner aus, was sie keineswegs übel nimmt. Alles in allem würde sie lieber dieses Buch kaufen, als das Geld für "einen amerikanischen Kinoabend im Mainstreamformat" hinzublättern.

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