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Jerewan, Armenien, eines kalten Dezembertages im Jahr 1994: Penelope sehnt sich nach einer heißen Dusche. Keine Kleinigkeit in einer Stadt, die durch die Folgen von Erdbeben und eines kriegsbedingten Energieembargos zu einer unberechenbaren Baustelle geworden ist; überall lauern Strom- und Wassersperren, die Transformatoren streiken, die öffentlichen Verkehrsmittel fallen aus. So bleibt der jungen Frau nichts anderes übrig, als sich listenreich ihren Weg von Freunden zu Verwandten und zurück zu bahnen, um das bescheidene Vorhaben auszuführen. Auf diesem Weg begegnen ihr gute Freundinnen,…mehr

Produktbeschreibung
Jerewan, Armenien, eines kalten Dezembertages im Jahr 1994: Penelope sehnt sich nach einer heißen Dusche. Keine Kleinigkeit in einer Stadt, die durch die Folgen von Erdbeben und eines kriegsbedingten Energieembargos zu einer unberechenbaren Baustelle geworden ist; überall lauern Strom- und Wassersperren, die Transformatoren streiken, die öffentlichen Verkehrsmittel fallen aus. So bleibt der jungen Frau nichts anderes übrig, als sich listenreich ihren Weg von Freunden zu Verwandten und zurück zu bahnen, um das bescheidene Vorhaben auszuführen.
Auf diesem Weg begegnen ihr gute Freundinnen, freche Kinder und werbende Männer. Ihr Verlobter Armén operiert Verwundete, irgendwo im Kampfgebiet bei Berg-Karabach, wer weiß, ob und wann er zurückkommt? Aber Penelope bleibt ihm treu und lehnt den Heiratsantrag eines wohlhabenden Verflossenen ab. Sie träumt und erinnert sich – an die Kindheit, die erste Liebe, die Ahnen. Sie denkt über ihre Heimat nach, dieses "Stückchen geistiges Europa, das es nach Asien verschlagen hat". Neugierig und temperamentvoll lässt uns Penelope an ihren Beobachtungen teilhaben, lässt die Komik des postsowjetischen Alltags aufleben, die Tragik der armenischen Geschichte, die Sehnsucht nach dem mythischen Süden und den Annehmlichkeiten des Westens. Wer könnte einer solchen Frau widerstehen? Oder ihr lange fernbleiben? Und so kehrt Odysseus-Armén zu seiner Penelope zurück – nachdem die Morgendusche am Abend endlich glückt.

Rezensionen
Penelope will eine warme Dusche. Einen klirrend kalten Dezembertag lang irrt die junge Armenierin durch ihre krisengequälte Heimatstadt Jerewan, in der es nur noch gelegentlich Strom, Licht und heißes Wasser gibt.Während sie irrt reflektiert sie. Über persönliche Wünsche. Über Familiengeschichte. Über die historischen Konflikte Armeniens, über das der Mann ihrer Freundin Marguscha sagt: "Wir sind ein Stückchen geistiges Europa, das es nach Asien verschlagen hat." Das Romandebut der armenischen Autorin Gohar Markosjan-Kasper bestätigt dies: Vor lauter Anspielungen auf geistreiche Europäer von Homer bis Joyce könnte man die Handlung glatt aus den Augen verlieren. Ein bisschen zu viel des Guten. Trotzdem ist diese "Penelope" eines der interessanteren Bücher der Saison: Es öffnet den Horizont nach Osten, weckt Neugier auf eine neue Autorin und macht Lust aufs Denken. (Hörzu)

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Über die leidvolle Geschichte der Armenier des 20. Jahrhundert weiß der deutschsprachige Leser nur wenig, schickt die Rezensentin Barbara Spengler-Axiopoulos voraus. Dies könnte ein Grund sein, sich mit Spannung an die Lektüre des ersten Romans der armenischen Ärztin und Schriftstellerin Gohar Markosjan- Kasper zu machen. Das Glossar der Armenienkennerin Tessa Hoffmann im Anhang findet die Rezensentin auch sehr informativ. Von dem Roman selbst ist sie eher enttäuscht. Sie findet ihn mit Themen überfrachtet, die alle einer intensiveren Gestaltung bedurft hätten. Spengler Axiopoulos zweifelt nicht daran, dass die Autorin, die in ihrem Romanerstling ihrer Meinung nach "mit ihrer Kenntnis aus Literatur und Philosophie kokettiert", eine "geistreiche und intelligente Frau" ist. Die Rezensentin wertet das thematische Springen in "beflissen- ironisch-plapperndem Erzählstil" als geschickten Tarnungsversuch eines in Wahrheit zutiefst verletzten Menschen. Sie findet es schade, dass dadurch "wunderbare Passagen", wie zum Beispiel Darstellungen des Lebens im Sozialismus und im Postsozialismus oder "betörende Sprachbilder", die katastrophale Ereignisse zu verdichten vermögen, untergehen.

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