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Produktdetails
  • Verlag: Bock Verlag
  • Seitenzahl: 256
  • Deutsch
  • Abmessung: 130mm x 210mm
  • Gewicht: 371g
  • ISBN-13: 9783870668396
  • ISBN-10: 3870668393
  • Artikelnr.: 10197011
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2001

Champagnerschlürfer

BONN. Die gute alte Zeit der Rheinischen Republik beschwört der freie Journalist Schwakenberg herauf. Immerhin kann er nostalgisch auf vierzig Berufsjahre während der fünfzig provisorischen Hauptstadtjahre in der kleinen Stadt in Deutschland zurückblicken. Und nicht nur das: So war er Anno 1964 "mit Walterchen" am Hindukusch: "In Paktia, dem ärmsten Landstrich Afghanistans, wurde Scheel mit einem Enthusiasmus empfangen, wie er uns sonst nirgendwo auf der Welt zuteil wurde. Die Deutschen waren hier, bei den ,Preußen Asiens', nicht nur beliebt, sondern sie wurden geradezu verehrt." Nach Scheels Rückzug aus der aktiven Politik kam es dann eines Tages bei einem "lukullischen Anlaß" zum Wiedersehen: "Schwakenberg, was machst Du hier?" Der antwortete prompt: "Natürlich Champagner schlürfen wie Sie, Herr Bundespräsident." Darauf kann man doch nur "in einem Zug" das bis zum Rand gefüllte Glas leeren: Prost! Beim Blick hinter die Kulissen der Bundeshauptstadt auf Zeit erzählt Schwakenberg etwas über einen schwäbischen General mit abgezählten Flaschen Wein und ebenso abgezähltem selbstgemachten Zwiebelkuchen, über das Treiben des "Alpen-Churchills" Franz Josef Strauß, über den Bonner Stadt-Hausmeister, der sich bei einem Alkoholgelage ins Goldene Buch der Stadt einträgt, über den Registrator des Auswärtigen Amts, der Anfang der neunziger Jahre als "Meisterspion" von sich reden macht, über den Kfz-Meister aus Bornheim, der sich durch selbstbewußtes Auftreten als ungebetener und somit selbstgebetener Gast Zutritt zu manchem Staatsbankett verschafft. Nicht alle Details stimmen, aber Schwakenberg vermittelt viel Atmosphärisches aus dem Bundesdorf und hält manche gute Anekdote fest (oder wiederholt sie eben nur). Fraktions-Zuchtmeister Herbert Wehner fehlt natürlich nicht: Ein SPD-Abgeordneter, dessen Namen mit dem Buchstaben Z begann, beklagte sich darüber, sein Parlamentsdasein aufgrund der alphabetischen Hinterbänkler-Sitzordnung innerhalb der Fraktion in der letzten Reihe des Plenarsaals fristen zu müssen. Ihm riet Wehner: "Laß Dich in ,Arschloch' umtaufen, dann sitzt Du künftig ganz vorne!" Zum Thema "Dritte Weltmacht Presse" zieht der Autor Zitate des Gründungskanzlers Adenauer heran: "Is mir schnurz und piepe, wat die da zusammenschmieren!" Und bei anderer Gelegenheit: "Macht Dir eine Zeitung Kummer, denk dran: Morjen kommt 'ne neue Nummer!" (F. Paul Schwakenberg: Tatort Bonn - Stunde Null. Zeitgeschichte zum Schmunzeln. Verlag K. H. Bock, Bad Honnef 2001. 256 Seiten, 15,24 Euro.)

rab.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Viel Atmosphärisches aus dem Bundesdorf" hat der Autor Paul Schwakenberg in diesem Buch zusammengetragen, meint "rab". Durch seine "vierzig Berufsjahre" in Bonn hat der Autor augenscheinlich guten Kontakt zur politischen Spitze gehabt; der Leser erfährt, wie es in der "guten alten Zeit der rheinischen Republik" zuging, übermittelt der Rezensent. Aufgeschrieben hat der Autor Anekdoten politischer Persönlichkeiten wie Adenauer, Scheel und Herbert Wehner, die - im Unterschied zur heutigen Polit-Prominenz - mit allerlei Kalauern aufwarteten, so der Rezensent. "Macht Dir eine Zeitung Kummer, denk dran: Morjen kommt 'ne neue Nummer" soll etwa Adenauer gesagt haben. Da freut sich der Rezensent: "Darauf kann man doch nur in einem Zug das bis zum Rand gefüllte Glas leeren".

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