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Ein beeindruckendes Plädoyer für den Glauben an die eigenen Werte in einer Zeit des Sinnverlusts. Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter analysiert in seinem neuen Buch, das in den USA lange an der Spitze der Bestseller-Listen stand, vor dem Hintergrund seiner eigenen Wertvorstellungen die moralische Krise Amerikas. Seine Überzeugungen haben in einer Zeit des Umbruchs und des Werteverlusts weltweit Gültigkeit.

Produktbeschreibung
Ein beeindruckendes Plädoyer für den Glauben an die eigenen Werte in einer Zeit des Sinnverlusts. Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter analysiert in seinem neuen Buch, das in den USA lange an der Spitze der Bestseller-Listen stand, vor dem Hintergrund seiner eigenen Wertvorstellungen die moralische Krise Amerikas. Seine Überzeugungen haben in einer Zeit des Umbruchs und des Werteverlusts weltweit Gültigkeit.
Autorenporträt
Jimmy Carter, der 39. Präsident der USA, wurde 1924 in Plains (Georgia) geboren. Nach seiner Präsidentschaft gründete er mit seiner Frau das Carter Center in Atlanta, das sich der friedlichen Lösung internationaler Konflikte widmet. Er ist Autor mehrerer Sachbücher und einer Autobiographie. 2002 erhielt er den Friedensnobelpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2006

Sündenregister und Einkaufsliste
Jimmy Carter prangert Amerikas fundamentalistische Politik an

"Seht her, dieses irdische Jammertal . . . aber die Hoffnung ist nah." Diese Dialektik fast jeder christlichen Predigt prägt auch die Grundstruktur dieses Buches. Jimmy Carter, der 39. Präsident der Vereinigten Staaten von 1977 bis 1981, Friedensnobelpreisträger des Jahres 2002, ein bekennender Christ und praktizierender Prediger, der zeit seines Lebens viele der 30 400 Bibelverse ausgelegt hat, ein Friedensvermittler von großer moralischer Autorität und nimmermüder Wohltäter auf allen Erdteilen, besonders in Afrika - dieser Jimmy Carter hat eine Jeremiade über den Verfall der Werte in Amerika und eine vernichtende Kritik an der gegenwärtigen Politik Washingtons verfaßt. Zugleich ist das Buch ein flammender Appell zur Umkehr durch moralische Besserung. Die Amerikaner sollten "umkehren" und sich (wieder) als Verfechter von Frieden, Freiheit, Menschenrechten, Umweltschutz, Gleichbehandlung der Frauen und des Kampfes gegen die Armut verstehen. Das Sündenregister der republikanischen Regierung Bush ist aus der Perspektive Carters so lang, daß man diese Schrift durchaus als anti-amerikanisches Manifest lesen kann. Von einem Europäer verfaßt, wäre es in den Vereinigten Staaten sicher als ein solches interpretiert worden. Zugleich ist es in seiner Mischung aus Predigt und Analyse, Religion und Politik, Idealismus und Realismus so amerikanisch wie apple pie.

Wer gefährdet die amerikanischen Werte? Es ist aus Sicht Carters eine unheilige Allianz aus evangelikalen Fundamentalisten und Neokonservativen um Präsident Bush, die er alle - ziemlich undifferenziert - zu den Fundamentalisten zählt. "Die einmalige Kombination von Fundamentalismus in Religion und Politik hat dazu beigetragen, daß die tiefen und zunehmend verstörenden Brüche in unserem Volk entstehen konnten." Nimmt man Carters Jeremiade beim Wort, dann ist diese unheilige Allianz fast dabei, Gottes Schöpfung zu verspielen. Diese Fundamentalisierung hat auch Carter sehr getroffen. Sie hat ihn dazu getrieben, die Verbindung zu seiner, von Fundamentalisten unterwanderten, Glaubensgemeinschaft der "Southern Baptist Convention" zu kappen, deren loyales Mitglied er über siebzig Jahre gewesen sei.

Fundamentalisten sind für Carter evangelikale Bewegungen, Sekten und Kirchen, die fast immer von autoritären Männern geführt werden, die Frauen und andere Glaubensgenossen beherrschen wollen. Es gehe ihnen um Macht im Namen Gottes. Sie sind Fanatiker mit einem manichäischen Weltbild, die Andersgläubige als Feinde und Sünder betrachten. Sie tendieren zur Selbstisolation, demagogisieren emotionale Themen und verachten Dialog und Kooperation als Mittel der Konfliktbewältigung. Natürlich stehen sie mit Amerikas liberaler Tradition auf Kriegsfuß. Die Fundamentalisten verteufeln Scheidung, Ehebruch, Abtreibung, Homosexualität, zwingen der amerikanischen Öffentlichkeit diese Themen auf, unterminieren zugleich die republikanische Administration Bush und auf gesellschaftlicher Ebene die strikte, rechtliche Trennung von Staat und Kirche. Alle von den Fundamentalisten geförderten und von der Regierung Bush unterstützten, "glaubensgestützten" Initiativen in der Justiz, Sozial-, Familien- und Wirtschaftspolitik dienten diesem Ziel. Auch der Krieg im Irak werde aus fundamentalistischer Sicht im Namen Gottes geführt. In der Diktion des einflußreichen Fundamentalisten Jerry Falwell: "God is pro-war."

Der zweite Teil des Buches ist der "Deformation" der amerikanischen Außenpolitik gewidmet: den Menschenrechtsverletzungen im Kampf gegen den Terrorismus, der nach Carter wesentlich durch Washington verursachten Aushöhlung des Atomwaffensperrvertrages, der Legitimation von Präventivkriegen durch die Regierung Bush, dem Versagen in der Umweltpolitik und Amerikas Unfähigkeit, mit der "größten Herausforderung" fertig zu werden: der immer gefährlicher werdenden Kluft zwischen Armen und Reichen auf diesem Planeten.

Die Antwort auf die Frage allerdings, wie sich die Vereinigten Staaten und die Welt aus diesem fundamentalistischen Jammertal befreien sollten, bleibt Carter schuldig. Der Schluß des Buches "Was ist eine Supermacht?" ist deshalb von naiver, unpolitischer Dürftigkeit. Er beschreibt eine Einkaufsliste von Wünschbarkeiten, der in der bisherigen Geschichte noch keine Macht, geschweige denn eine Supermacht, genügt hat: "Zu den Attributen einer Supermacht gehören auch Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit, Demut, Menschenrechte, Großzügigkeit und das Eintreten für moralische Werte."

DETLEF JUNKER

Jimmy Carter: Unsere gefährdeten Werte. Amerikas moralische Krise. Aus dem Amerikanischen von Ute Mihr, Ursel Schäfer und Heike Schlatterer. Pendo Verlag, München 2006. 195 S., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hätte ein Europäer dieses Buch geschrieben, es wäre glatt als "antiamerikanisch" abgestempelt worden, glaubt der Rezensent Detlev Junker, nachdem er die jüngste Zuwortmeldung des Alt-US-Präsidenten Jimmy Carter gelesen hat. In einer Mischung aus "Predigt und Analyse", die der Rezensent als typisch amerikanisch empfindet, klage Carter über den Werteverfall in seinem Land, mache dafür den in Amerika grassierenden religiösen Fundamentalismus, dem auch die derzeitige US-Regierung verhaftet sei, verantwortlich und rufe zur "Umkehr durch moralische Besserung" auf. Carters Beschreibung des Fundamentalismus als ein von einem "manichäischen Weltbild" getragener Wille zur Macht will der Rezensent noch gelten lassen, die von ihm am Ende des Buches formulierten Wunschvorstellungen erscheinen ihm jedoch von "naiver, unpolitischer Dürftigkeit".

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