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Nach vielen Jahren legt Kurt Vonnegut, der Doyen der amerikanischen Literatur, ein Buch über sein Land und zugleich einen wunderbaren Blick auf das Leben vor, der Autobiographisches und politische Analyse verbindet: schonungslos und kritisch, zugleich melancholisch und voller Humor und Wärme.
Hier hat einer Essenzielles zu erzählen. Egal, ob Kurt Vonnegut über die Zerstörung Dresdens schreibt, die er in einem Luftschutzbunker selbst miterlebt hat, ob er darlegt, warum er sich nicht als Präsidentschaftskandidat aufstellen lässt, oder ob er uns über die mangelnde dramaturgische Struktur des
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Produktbeschreibung
Nach vielen Jahren legt Kurt Vonnegut, der Doyen der amerikanischen Literatur, ein Buch über sein Land und zugleich einen wunderbaren Blick auf das Leben vor, der Autobiographisches und politische Analyse verbindet: schonungslos und kritisch, zugleich melancholisch und voller Humor und Wärme.
Hier hat einer Essenzielles zu erzählen. Egal, ob Kurt Vonnegut über die Zerstörung Dresdens schreibt, die er in einem Luftschutzbunker selbst miterlebt hat, ob er darlegt, warum er sich nicht als Präsidentschaftskandidat aufstellen lässt, oder ob er uns über die mangelnde dramaturgische Struktur des Hamlet aufklärt: immer trifft er uns damit direkt ins Herz. Kleine Dinge und große Themen liegen für Kurt Vonnegut dicht beieinander. Mann ohne Land ist ein lebenskluges und zugleich eminent politisches Buch. Wenn Sie es gelesen haben, werden Sie wissen, warum Kurt Vonneguts alter Onkel Recht hat, der bei einem guten Glas Limonade zu sagen pflegte: "Wenn das jetzt nicht schön ist, dann weiß ich nicht, was schön ist". Ein intellektuelles wie herzerwärmendes Lesevergnügen, brillant übersetzt von Harry Rowohlt und mit zahlreichen Illustrationen des Autors.
Autorenporträt
Kurt Vonnegut, geb. 1922 in Indianapolis, studierte zunächst Biochemie. Als Angehöriger der US-Army geriet er in Kriegsgefangenschaft und wurde 1945 Zeuge des Luftangriffs auf Dresden. Seit den 50er Jahren lebte er als freier Schriftsteller in New York und verfasste über hundert Kurzgeschichten und mehrere Romane. Kurt Vonnegut verstarb 2007.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Hans-Peter Kunisch feiert den Autor als eine Art literarisches Wunder, denn er werde sowohl von Akademikern als auch vom so genannten Mann auf der Straße gelesen. Wie gelingt das? Einfach mit guten Sätzen, meint der Rezensent, wie zum Beispiel den drei Zeilen, in denen der Heiratsschwindler Wait als "klar konturierte und zugleich geheimnisvolle" Figur vorgestellt werde. Vonneguts Stil sei sowohl humorvoll und verständlich als auch mit den nötigen Kanten versehen, um ein intellektuelleres Publikum anzusprechen. Worum es im vorliegenden "poetisch-essayistischen Erinnerungsbuch" genauer geht, verrät der Rezensent nicht, wohl aber, auf welche Weise der bekennende Sozialist in "Bush-Country" seine Leser "bei der Hand" zu nehmen versteht, und ihnen einen Vortrag über Marx und die Sklaverei hält. In allen Stillagen und Genres, von "Schnulze bis Kafka", treffe der Autor stets den richtigen Ton, und das, so der Rezensent, mache das Phänomen Vonnegut eben aus.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.04.2006

Die gute Nachricht
Kurt Vonneguts Erinnerungsbuch „Mann ohne Land”
E oder U ist in der deutschsprachigen Literaturkritik seit jeher eine beliebte Frage. Schreibt einer, ernsthaft, für die Kunst, also für sich und ein paar Kollegen? Oder zielt er, gern unterhaltsam, aufs große Publikum? Kommt’s ihm auf die Sprache an oder auf die Geschichte, die er erzählt? Denkt er etwas beim Schreiben und lässt das erkennen? Oder hält er sich und alles zurück, was nicht zu einer gut geölten Handlung gehört?
Solche Fragen werden immer wieder diskutiert. Wie oberflächlich diese Debatten in den meisten Fällen dennoch sind, dafür gibt Kurt Vonnegut jr., der in diesem Jahr vierundachtzig wird und jetzt das poetisch-essayistische Erinnerungsbuch „Mann ohne Land” vorgelegt hat, eines der besten Beispiele. Seit Jahrzehnten ist er ein ebenso gescheiter wie greller, ebenso witziger wie melancholischer Sprachkünstler und zielt erfolgreich aufs große Publikum. Er unterhält, obwohl er seine Roman-Helden immer wieder autobiografisch anlegt; und er hält seine Leser bei der Stange, obwohl er die abenteuerlichen Handlungsstränge in all seinen Büchern durch Reflexionen unterbricht. Vonnegut kann, wie im Roman „Galapagos”, einen Heiratsschwindler zum Helden machen, und das Buch ist dennoch nicht platt. Er kann, wie im Klassiker „Schlachthof V”, über den Bombenabwurf auf Dresden schreiben, und gerät dabei weder ins Jammern noch ins Skandalisieren. Denn er ist, so simpel es klingt, ein guter Schriftsteller.
Woran man das merkt? Etwa an jener Szene, in der sein Heiratsschwindler Wait zum erstenmal auftritt. „Wait reiste allein. Er war ziemlich kahl und untersetzt, und er war so blass wie die Kruste eines Apfelkuchens in einer billigen Cafeteria. Außerdem trug er eine Brille, und so konnte er jederzeit behaupten, er sei schon über fünfzig, wenn er glaubte, daraus einen Vorteil ziehen zu können. Sein Bestreben war es, harmlos und schüchtern zu wirken.” Mit ein paar lapidaren, gut geschliffenen Sätzen und dem ausgefallenen, aber anschaulichen Krusten-Vergleich, ist eine klar konturierte und zugleich geheimnisvolle Figur entstanden, die man nicht vergisst. Auch die zeitliche Situierung des Romans hat in ihrer selbstverständlichen Abwegigkeit etwas Geniales. Die Handlung, so der Ich-Erzähler, spiele „vor einer Million Jahren.” Damals, so Vonnegut, waren die Gehirne der Menschen noch groß und gefährlich.
Schon seit seinen ersten Erzählungen „Player Piano”, gilt Vonnegut im Rahmen der E- und U-Frage als Science Fiction-Autor. Vor allem, weil er, wie er jetzt in „Mann ohne Land” anmerkt, in „Player Piano” Schenectady beschrieb, wo es, als Vonnegut dort lebte, „große Fabriken” gab „und sonst nichts.” Als er über General Electric geschrieben habe, „kam das Kritikern, die den Ort noch nie gesehen hatten, wie eine Phantasie aus der Zukunft vor”. Dabei finde er, „dass Romane, in denen keine Technik vorkommt, das Leben so schlimm verfälscht darstellen, wie die Viktorianer, bei denen kein Sex vorkam.”
Der prägnante, humorvolle, gut austarierte, aber glücklicherweise auch immer ein wenig vor den Kopf stoßende Satz - das ist eines der auffälligsten Merkmale von Vonneguts Stil. Er mache immer Witze, schreibt Vonnegut. Das hänge mit der Familie zusammen, den redseligen Eltern und seinen zwei älteren Geschwistern, die nie zuhören wollten, was der Kleine sagte. Das Einzige, was ihren Redefluss über Erwachsenen-Dinge unterbrechen konnte, waren Witze.
Über seine Familie sagt Vonnegut das Netteste. Mit ihrer Hilfe ironisiert er sich auch: „Ich stamme aus einer Künstlerfamilie. Hier bin ich und verdiene meinen Lebensunterhalt mit Kunst. Es war keine Rebellion. Es ist, als hätte ich die Esso-Tankstelle der Familie übernommen.” Vonneguts Vater war Architekt und Maler, sein Großvater auch. Schon sie seien, wie er, „Humanisten” gewesen, sie hätten nicht an ein Leben nach dem Tod geglaubt. „Es genügte ihnen schon, dass sie lebten.” Die Vonneguts kamen im neunzehnten Jahrhundert aus Deutschland.
Auch politisch kann Kurt Vonnegut jr., in Bush-Country ein Mann ohne Land, der noch heute gerne an die manipulierte Florida-Wahl erinnert, ebenso einfach wie überzeugend argumentieren. Amerikaner haben oft Angst vor dem, was sie „Sozialisten” nennen. Der Bestseller-Autor Vonnegut ist einer und nimmt seine Leser bei der Hand. Etwa, wenn er Marx’ Satz von der Religion als Opium fürs Volk in einen breiteren Kontext stellt. „Übrigens hatten wir, als Marx diese Worte schrieb, noch nicht einmal unsere Sklaven freigelassen. Was glauben Sie, wer kam damals in den Augen eines gnädigen Gottes besser weg. Karl Marx oder die Vereinigten Staaten von Amerika.”
Von Schnulzen bis Kafka
Doch wie kann man Vonneguts exemplarische Stellung „dazwischen” erklären? Die Tatsache, dass er in akademischen Kreisen genauso gerne gelesen wird wie an der Tankstelle? Wie entsteht der Eindruck ästhetischer Freiheit, der sich bei der Lektüre einstellt?
In „Mann ohne Land” entwickelt Vonnegut ein skurriles Schema (es besteht aus den Achsen „Anfang-Ende” und „Glück-Pech”), in dem er die gesamte Literatur, von Schnulzen bis Kafka, unterbringt. Doch mit Hamlet, seinem liebsten Helden, hat Vonnegut Schwierigkeiten. Woher kommt die Unentschiedenheit, das Schwanken? Es geht in „Hamlet”, so Vonnegut, immer wieder darum, „welches die gute und welches die schlechte Nachricht” sei. Und nicht nur Hamlet kann das bis zum Ende nicht entscheiden. „Es ist die Wahrheit”, sagt Vonnegut, dass wir nichts wissen. Das kann Unsicherheit verbreiten, aber auch den Mut, auf die verschiedensten Weisen, in den verschiedensten Stilen das Richtige zu sagen, in und mit allen Genres.
HANS-PETER KUNISCH
KURT VONNEGUT: Mann ohne Land. Aus dem Amerikanischen von Harry Rowohlt. Pendo Verlag, München und Zürich 2006. 170 Seiten, 16,90 Euro.
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