Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 18,00 €
  • Gebundenes Buch

Was für ein herrlicher Sommer! Ein ganz normaler nämlich, scheinbar unspektakulärer. Die Schwalben schlüpfen, die Katze geht auf Tour, die Dichterin schreibt ihre Tagesrationen in den Laptop. Im CD-Spieler Scarlatti, im Fernsehen Irakkrieg, EM und "Kommissar", im Herzen viel Freude an der Abgeschiedenheit des Seins und den kleinen Sensationen der Natur.Niemand fasst die Beobachtung des Unscheinbaren in eine so lakonisch-poetische Sprache wie Sarah Kirsch. An ihrem 69. Geburtstag im April beginnt sie mit den Notaten dieses Buchs, hält ihre Leser einen verregneten Sommer lang über alles…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Was für ein herrlicher Sommer! Ein ganz normaler nämlich, scheinbar unspektakulärer. Die Schwalben schlüpfen, die Katze geht auf Tour, die Dichterin schreibt ihre Tagesrationen in den Laptop. Im CD-Spieler Scarlatti, im Fernsehen Irakkrieg, EM und "Kommissar", im Herzen viel Freude an der Abgeschiedenheit des Seins und den kleinen Sensationen der Natur.Niemand fasst die Beobachtung des Unscheinbaren in eine so lakonisch-poetische Sprache wie Sarah Kirsch. An ihrem 69. Geburtstag im April beginnt sie mit den Notaten dieses Buchs, hält ihre Leser einen verregneten Sommer lang über alles Sagenswerte auf dem Laufenden. Und freut sich ihres Lebens: "Oh, ich schwänze so gern! Und mache was ich will."
Autorenporträt
Kirsch, SarahSarah Kirsch (1935-2013) geboren in Limlingerode im Südharz, studierte Biologie in Halle und von 1963 bis 1965 Literatur in Leipzig. Sie lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1983 zog sie in das alte Schulhaus eines Dorfs in Schleswig-Holstein. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin. Für ihr dichterisches Werk wurde Sarah Kirsch u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.2008

Willemsens Albtraum

Zum Glück geht bei Sarah Kirsch alles so weiter wie bisher und wie sie es in ihrem Tagebuch "Regenkatze" festgehalten hat, das sie nun mit Aufzeichnungen aus dem Jahr 2004 fortsetzt: Die Katze Emily ist immer noch da, die Fenster müssen wieder einmal geputzt werden, das Wetter ist bei Regen und Nebel ebenso herrlich wie bei Sonnenschein, die Vögel werden fleißig beobachtet, dann kommt einmal der Sohn Maurice zu Besuch. "Alles nicht der Rede wert", und doch ist es das ganze Glück von Tielenhemme: "Gottlob bin ich in Tee, tut mir nix weh". Sie geht, wie eh und je, "spazoren zu den Azoren", spottet über literarische Neuerscheinungen ("Von Ulla Hahn Ehegedichte! Auweia"), nennt "Herrn Willemsen Klugscheißer vom Dienst", registriert die allfälligen Katastrophen aus der großen Welt, guckt Krimis und während der Europameisterschaft Fußball ("Deutschland soll bitte verlieren"), meidet und foppt die allzu neugierigen Touristen ("Niemand liebe ich sehr"), hört mit Emily CDs (Scarlatti) und bemüht sich, Tag für Tag wenigstens eine Seite ihrer Autobiographie in den Laptop zu tippen. Nur selten und ungern verlässt sie ihr Wolkenreich, sagt Lesungen lieber ab als zu. Nur einmal, äußerst passend, liest sie in Hamburg, anlässlich der Ausstellung "Wolkenbilder. Die Entdeckung des Himmels". Davon kann sie allerdings ein Lied singen. Im Übrigen, sagt sie, sei ihr der Ruhm wurscht: "Ob ich bei den Zeitgenossen im Gedächtnis bin oder nicht das interessiert mich nicht mehr". Aber uns interessiert's! Wir fragen: Wie lange kann das noch so weitergehn mit den völlig unwichtigen, aber wundervollen Tagebuchnotizen der Sarah Kirsch? Die Antwort gibt sie selbst am 16. April 2004; das war ihr neunundsechzigster Geburtstag: "Ich mach bis zum Umkehrbild, basta", sagt sie, also bis zum sechsundneunzigsten Geburtstag. "Mehr nicht". Aha! Nun gut. Bis dahin machen wir gern mit. Versprochen! (Sarah Kirsch: "Sommerhütchen". Mit Zeichnungen von Dieter Goltzsche. Steidl Verlag, Göttingen 2008. 160 S., geb., 18,- [Euro]. ) WSg

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2008

Gläserne Leitern
„Sommerhütchen”: Sarah Kirschs Charme ist unwiderstehlich
Sarah Kirschs „Sommerhütchen” ist ein Tagebuch. Es reicht vom 16. April bis zum 16. September 2004. Der Titel, mit seinem Diminutiv, verspricht ein Idyll. „Man erinnert sich so schön.” Kirschs Protokoll des kühlen Sommers 2004 hält das Versprechen des Idyllischen; es hat Aroma, von Holunder und Rosen und Regen. „Spät am Abend wunderbarer Mondschein, wildflatternde Wolken, fette Planeten”.
Grundiert ist dies norddeutsche Idyll indes von Gewalt, medial vernommener: der Gewalt des Terrors und dessen, was sich Krieg gegen den Terror nennt. Kirsch tut ihren Lesern kaum den Gefallen, die Gegensätze zu vermitteln: nicht einmal, sie auch nur durch einen Absatz zu trennen. Eine Stimme Kirschs wird hier laut, die in ihrer Lyrik schweigen muss – sie kann schneidend sarkastisch werden: „Es geschah die Enthauptung eines Amerikaners im Irak vor laufender Kamera. Daraus wird dann ein Hollywoodfilm.”
Dem öffentlich präsentierten Tod kann sich auch ein teils recht verborgenes Leben nicht entziehen. Dessen Gleichförmigkeit von Arbeit, Spaziergängen und Mahlzeiten sucht Kirsch nicht durch Sensationen aufzubauschen. Ihr Reichtum ist ihre Sprache, entfaltet in einer Prosa von höchst beweglicher Orthographie, nuanciert in Wortspielen, Archaismen, Wendungen des Dialekts, eigentümlichen Rhythmen, Bildern. „Gläserne Leitern” nennt sie Scarlattis Cembalosonaten; ein Gedicht läge verborgen in diesem Ausdruck.
Sarah Kirschs Bericht von der Oberfläche ihres „Flachlandes” kann hintergründig werden, leise ironisch, auch selbstironisch. „Die Hausfrau kann sich bilden bei ihrer Arbeit. Es ist schwer, sich gegen Bildung zu wehren. Den Starken gelingt es.” Wer aber könnte sich des Charmes der Sarah Kirsch erwehren?ANDREAS DORSCHEL
SARAH KIRSCH: Sommerhütchen. Mit Zeichnungen von Dieter Goltzsche. Steidl Verlag, Göttingen 2008. 159 Seiten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die Rezensentin packt der Neid angesichts der Idylle mit Katze, wie sie Sarah Kirsch in ihren Tagebuchaufzeichnungen ein ums andere Mal entwirft. Dass Beatrice Eichmann-Leutenegger das Buch dennoch genießen kann, liegt am bisweilen grimmigen Humor der Autorin, an ihrer Neigung zur Ironie und an ihrer unprätentiösen Art, Alltägliches und Bedeutsames, Fensterputzen, Pflanzenkunde und Nachrichten von den Kriegsschauplätzen der Welt ganz unhierarchisch nebeneinander zu stellen. Betreffend Stillage und Sprachmaterial fühlt sich die Rezensentin bei diesen Texten aus der Zeit von April bis September 2004 angenehm an die Notizen aus Kirschs "Regenkatze" erinnert.

© Perlentaucher Medien GmbH