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"Während es im Alltag üblich ist, die eigenen Ziele mit Hilfe einer gut sortierten Apotheke zu erreichen, wird von den Mitgliedern des Pelotons erwartet, dass sie ganz Natur sind, archaische, unentfremdete Helden, die stellvertretend für uns Stubenhocker die Grenzen des reinen Körpers ausloten." -- Die Zeit
Das große Spektakel wird im Sommer 2013: Die Tour de France, die Tour der Leiden findet zum 100. Mal statt! Und rechtzeitig zum Jubiläumsrennen gibt dieser Schlüsselroman, dieses packende Roadmovie, den Blick frei auf die Höhen und die Niederungen des modernen Profisports.

Produktbeschreibung
"Während es im Alltag üblich ist, die eigenen Ziele mit Hilfe einer gut sortierten Apotheke zu erreichen, wird von den Mitgliedern des Pelotons erwartet, dass sie ganz Natur sind, archaische, unentfremdete Helden, die stellvertretend für uns Stubenhocker die Grenzen des reinen Körpers ausloten." -- Die Zeit
Das große Spektakel wird im Sommer 2013: Die Tour de France, die Tour der Leiden findet zum 100. Mal statt! Und rechtzeitig zum Jubiläumsrennen gibt dieser Schlüsselroman, dieses packende Roadmovie, den Blick frei auf die Höhen und die Niederungen des modernen Profisports.
Autorenporträt
Schweikle, Johannes
Johannes Schweikle, 1960 in Freudenstadt geboren, studierte Evangelische Theologie in Tübingen, Jerusalem und München, lebt bei Tübingen, liebt das Wandern und Radfahren. Arbeitet als Journalist, Dozent und Schriftsteller. Seine Essays, Porträts und Reportagen erscheinen vor allem in der Zeit, bei Geo und in Merian. Seine Geschichten beschreiben nicht zuletzt Haupt- und Kleindarsteller des Sports. Bei Klöpfer & Meyer erschienen von ihm bislang 2011 der Roman »Fallwind«, die fiktive Biographie des Flugpioniers Albrecht Ludwig Berblinger, besser bekannt als der Schneider von Ulm. 2012, inzwischen in 2. Auflage, brachte er seine gelobte literarische Reportage »Westwegs« heraus, eine Erkundung der »Sehnsuchtslandschaft Schwarzwald«, des "Zentralmassivs des deutschen Gefühls".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die vermehrten Geständnis-Bücher verschiedener Sportler über ihre jeweiligen Dopingeskapaden teilen ein großes Manko, sie sind beinahe alle furchtbar schlecht geschrieben, findet Christof Siemes. Der Journalist Johannes Schweikle hat jetzt Abhilfe geschaffen, berichtet der Rezensent. In seinem Buch "Ausreißversuch" erzählt er die Geschichte eines fiktiven Radsportprofis - der dennoch unverkennbar nach dem Vorbild des Tour-de-France-Siegers Jan Ullrich entworfen ist - und lüftet dramaturgisch gekonnt und in einer glaubhaften Sprache so manches Geheimnis, das die echten Sportler wohl gerne für sich behielten, fasst Siemes zusammen. Und so ist das Buch nicht nur besser geschrieben, sondern auch aufschlussreicher als die tatsächlichen Geständnisse es wohl je sein werden, verrät der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2013

Der einsame Aufstieg
Fast wie im echten Leben: In "Ausreißversuch - Roman einer Karriere" von Johannes Schweikle finden sich alle Tour-Protagonisten wieder

So hätte es werden können, so könnte es gewesen sein: Wer die Tour 1997 und den rauschhaften Höhenflug von Jan Ullrich mit all seinen Bitternoten nachschmecken möchte, wird seine Sommerlektüre in "Ausreißversuch" finden. "Roman einer Karriere" nennt der Journalist und Autor Johannes Schweikle sein Werk. Es erzählt die Geschichte vom ersten und einzigen deutschen Toursieger als Fiktion. Deshalb heißt der Ich-Erzähler, der hier seine Lebensbeichte ablegt, Max Witt. Es macht Spaß, vielen, die eine Rolle in seiner Karriere spielten, in leicht zu durchschauender Verkleidung wieder zu begegnen: dem braven Grobian von Trainer, dem gerissenen Gebrauchtwagenhändler, der zum Manager wird, dem dänischen Mannschaftskapitän, der sein Rad nach einer Panne im hohen Bogen in den Straßengraben schleudert, dem Sprinter, der weinend gesteht, was ohnehin nicht mehr zu bestreiten ist, dem Teamchef, der allen Ernstes versucht, Erfolge und Sauberkeit zugleich zu verkaufen. Er ist es schließlich, der den Helden opfert, als dieser nach zwei Jahren Doping-Sperre wieder Rennen fährt - die Rückkehr ist ein Traum, dessen Erfüllung der echte Held des deutschen Radsports seinem Publikum nicht zumutete.

Der Fall des geläuterten, unschuldigen Stars ist eine Gemeinheit, in der Schweikle die Scheinheiligkeit von Doping-Bekämpfung eskalieren lässt. Selbstverständlich gibt es auch den amerikanischen Profi, der, vom Hodenkrebs geheilt, skrupelloser dopt als alle anderen. Doch noch übler ist der Sponsor, der auf T-Shirts druckt, dass der Zweite der erste Verlierer sei, und sich dann voller Abscheu von seinem gefallenen Partner abwendet; der erfolgreiche Unternehmer, der sich mit Wachstumshormonen und Neuro-Enhancement fit macht fürs Privatleben und fürs Geschäft. Da erscheint der Radprofi geradezu als Weiser, wie er über die bizarre Situation räsoniert, dass er im Mannschaftswagen neben dem Kühlschrank mit den Doping-Mitteln hockt und seiner Freundin auszureden versucht, ihren Körper mit Silikonbrüsten aufzurüsten - eine Manipulation, die später ebenso platzt wie seine.

Es gibt den öffentlich-rechtlichen Sender, der dem Star Hunderttausende hinterherschmeißt, nur damit er mit seinen Reportern spricht. Der Manager lehnt die Offerte eines Sponsors ab, der sein Pflegemittel Doping für die Haare nennt; in Wirklichkeit kehrte der Toursieger unter diesem Werbespruch in die Öffentlichkeit zurück. Nicht einmal das berühmte "Quäl dich, du Sau!" fehlt. Prototypen treten auf, die eher das Gewerbe insgesamt illustrieren als Stationen des hier gemeinten Sportlerlebens, etwa der nach Willy Voet benannte ehemaligen Profi und in Doping-Fragen versierte Pfleger. Auch der Politiker fehlt nicht, der sich im Glanz des Toursiegers sonnt. Doch es ist nicht Rudolf Scharping, sondern eher ein Abbild von Joschka Fischer.

Wie ein Motto stellt Schweikle seinem Buch ein Zitat von Paul Fournel voran, dem größten Schwärmer des Radfahrens. Dies ist der Ausgangspunkt der Erzählung: die Liebe zur rasenden Fahrt, das Bedürfnis nach leichtfüßiger Anstrengung, die Freude an einer unbeschwerten Radtour. Mit Höchstgeschwindigkeit, maximaler Vitesse, landet Max Witt bei der Tour und ihren Abgründen. Da wie dort wächst er über sich hinaus: Er ist Protagonist und Kommentator zugleich. Früh liest er das lateinisch-deutsche Reclamheft, in dem sich Petrarca mit dem Bericht von der Besteigung des Mont Ventoux 1336 als Mann der Moderne zu erkennen gibt, als Liebhaber der Landschaft und als Athlet. "Er war einer von uns", erkennt der Schüler und Radamateur. Von da an nimmt der einsame Gipfel in der Provence eine wichtige Rolle im Leben des Rennfahrers ein: der einsame Aufstieg in schier außerirdische Regionen, der kahle Gipfel, vor dem der gedopte Rennfahrer Tom Simpson sein Leben ließ, der Wallfahrtsort, an dem Hobbyradler von heute ihre Opfergaben ablegen. "Ventoux" ist der Codename, mit denen er die Blutbeutel beim Doping-Arzt beschriften lässt, und schließlich ist der Ventoux auch der Höhepunkt der Erzählung. Er ermöglicht dem Helden einen triumphalen Aufstieg und einen fabelhaften Ausweg aus den Zwängen des Metiers. Wie der echte Ullrich neuerdings rollt in der erfundenen Vergangenheit Witt immer weiter, allein um der Freiheit des Rennradfahrens willen.

MICHAEL REINSCH

Johannes Schweikle: "Ausreißversuch - Roman einer Karriere."

Verlag Klöpfer & Meyer, 210 Seiten, gebunden, 20 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Der einsame Aufstieg
Fast wie im echten Leben: In "Ausreißversuch - Roman einer Karriere" von Johannes Schweikle finden sich alle Tour-Protagonisten wieder

So hätte es werden können, so könnte es gewesen sein: Wer die Tour 1997 und den rauschhaften Höhenflug von Jan Ullrich mit all seinen Bitternoten nachschmecken möchte, wird seine Sommerlektüre in "Ausreißversuch" finden. "Roman einer Karriere" nennt der Journalist und Autor Johannes Schweikle sein Werk. Es erzählt die Geschichte vom ersten und einzigen deutschen Toursieger als Fiktion. Deshalb heißt der Ich-Erzähler, der hier seine Lebensbeichte ablegt, Max Witt. Es macht Spaß, vielen, die eine Rolle in seiner Karriere spielten, in leicht zu durchschauender Verkleidung wieder zu begegnen: dem braven Grobian von Trainer, dem gerissenen Gebrauchtwagenhändler, der zum Manager wird, dem dänischen Mannschaftskapitän, der sein Rad nach einer Panne im hohen Bogen in den Straßengraben schleudert, dem Sprinter, der weinend gesteht, was ohnehin nicht mehr zu bestreiten ist, dem Teamchef, der allen Ernstes versucht, Erfolge und Sauberkeit zugleich zu verkaufen. Er ist es schließlich, der den Helden opfert, als dieser nach zwei Jahren Doping-Sperre wieder Rennen fährt - die Rückkehr ist ein Traum, dessen Erfüllung der echte Held des deutschen Radsports seinem Publikum nicht zumutete.

Der Fall des geläuterten, unschuldigen Stars ist eine Gemeinheit, in der Schweikle die Scheinheiligkeit von Doping-Bekämpfung eskalieren lässt. Selbstverständlich gibt es auch den amerikanischen Profi, der, vom Hodenkrebs geheilt, skrupelloser dopt als alle anderen. Doch noch übler ist der Sponsor, der auf T-Shirts druckt, dass der Zweite der erste Verlierer sei, und sich dann voller Abscheu von seinem gefallenen Partner abwendet; der erfolgreiche Unternehmer, der sich mit Wachstumshormonen und Neuro-Enhancement fit macht fürs Privatleben und fürs Geschäft. Da erscheint der Radprofi geradezu als Weiser, wie er über die bizarre Situation räsoniert, dass er im Mannschaftswagen neben dem Kühlschrank mit den Doping-Mitteln hockt und seiner Freundin auszureden versucht, ihren Körper mit Silikonbrüsten aufzurüsten - eine Manipulation, die später ebenso platzt wie seine.

Es gibt den öffentlich-rechtlichen Sender, der dem Star Hunderttausende hinterherschmeißt, nur damit er mit seinen Reportern spricht. Der Manager lehnt die Offerte eines Sponsors ab, der sein Pflegemittel Doping für die Haare nennt; in Wirklichkeit kehrte der Toursieger unter diesem Werbespruch in die Öffentlichkeit zurück. Nicht einmal das berühmte "Quäl dich, du Sau!" fehlt. Prototypen treten auf, die eher das Gewerbe insgesamt illustrieren als Stationen des hier gemeinten Sportlerlebens, etwa der nach Willy Voet benannte ehemaligen Profi und in Doping-Fragen versierte Pfleger. Auch der Politiker fehlt nicht, der sich im Glanz des Toursiegers sonnt. Doch es ist nicht Rudolf Scharping, sondern eher ein Abbild von Joschka Fischer.

Wie ein Motto stellt Schweikle seinem Buch ein Zitat von Paul Fournel voran, dem größten Schwärmer des Radfahrens. Dies ist der Ausgangspunkt der Erzählung: die Liebe zur rasenden Fahrt, das Bedürfnis nach leichtfüßiger Anstrengung, die Freude an einer unbeschwerten Radtour. Mit Höchstgeschwindigkeit, maximaler Vitesse, landet Max Witt bei der Tour und ihren Abgründen. Da wie dort wächst er über sich hinaus: Er ist Protagonist und Kommentator zugleich. Früh liest er das lateinisch-deutsche Reclamheft, in dem sich Petrarca mit dem Bericht von der Besteigung des Mont Ventoux 1336 als Mann der Moderne zu erkennen gibt, als Liebhaber der Landschaft und als Athlet. "Er war einer von uns", erkennt der Schüler und Radamateur. Von da an nimmt der einsame Gipfel in der Provence eine wichtige Rolle im Leben des Rennfahrers ein: der einsame Aufstieg in schier außerirdische Regionen, der kahle Gipfel, vor dem der gedopte Rennfahrer Tom Simpson sein Leben ließ, der Wallfahrtsort, an dem Hobbyradler von heute ihre Opfergaben ablegen. "Ventoux" ist der Codename, mit denen er die Blutbeutel beim Doping-Arzt beschriften lässt, und schließlich ist der Ventoux auch der Höhepunkt der Erzählung. Er ermöglicht dem Helden einen triumphalen Aufstieg und einen fabelhaften Ausweg aus den Zwängen des Metiers. Wie der echte Ullrich neuerdings rollt in der erfundenen Vergangenheit Witt immer weiter, allein um der Freiheit des Rennradfahrens willen.

MICHAEL REINSCH

Johannes Schweikle: "Ausreißversuch - Roman einer Karriere."

Verlag Klöpfer & Meyer, 210 Seiten, gebunden, 20 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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