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Es gibt die Liebe auf den ersten Blick. Was aber ist mit der Liebe auf den letzten Blick? Otto A. Böhmer geht in seinem neuen Roman dieser Herzensfrage nach. Mit Esprit, skurril - und anrührend auch.
Die Liebe ist auf Verwirklichung aus, bedarf aber auch der Träume. Davon weiß der Erzähler des Romans "Nächster Halt Himmelreich" zu berichten, der am liebsten zur Zeit der deutschen Romantik gelebt hätte, wofür es aber leider zu spät ist. Aus einer Betreuungsanstalt in die Freiheit entlassen, kommt er in ein fremd gewordenes Leben zurück, dem er als Verlierer begegnet, der großmäulig genug…mehr

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Produktbeschreibung
Es gibt die Liebe auf den ersten Blick. Was aber ist mit der Liebe auf den letzten Blick? Otto A. Böhmer geht in seinem neuen Roman dieser Herzensfrage nach. Mit Esprit, skurril - und anrührend auch.
Die Liebe ist auf Verwirklichung aus, bedarf aber auch der Träume. Davon weiß der Erzähler des Romans "Nächster Halt Himmelreich" zu berichten, der am liebsten zur Zeit der deutschen Romantik gelebt hätte, wofür es aber leider zu spät ist. Aus einer Betreuungsanstalt in die Freiheit entlassen, kommt er in ein fremd gewordenes Leben zurück, dem er als Verlierer begegnet, der großmäulig genug ist, seine Niederlagen ins Gegenteil zu verkehren. Bei einer Generalswitwe in Freiburg nimmt er Quartier und bekommt wenig später einen Ein-Euro-Job in einer Rehaklinik im Schwarzwald. Er soll sich um vernachlässigte Patienten kümmern. Dieser Tätigkeitsbereich ist neu im chronisch defizitären Gesundheitsbereich und hat Zukunft. Als sich die Generalswitwe überraschend zum Pflegefall erklärt, ist er auch bei ihr als Betreuer gefordert. Er gibt sein Bestes, wird zum Geschichtenerzähler und Alleinunterhalter, der zu guter Letzt sogar die Frau seines Lebens wiederfindet. Wem so viel Glück widerfährt, darf getrost schwach werden: Er verabschiedet sich und fährt noch einmal hinauf in den Hochschwarzwald. Dort, oberhalb der Bahnstation "Himmelreich", kommt er seiner Wahrheit so nahe, dass es ihn fortreisst und er verschwindet - ein Abgang mit Folgen.

"Nächster Halt Himmelreich" ist ein teils fröhlicher, teils wehmütiger Roman, der von Liebe und Romantik, aber auch von den wiederkehrenden Pannen menschlicher Selbsterfahrung berichtet. Am Ende landen wir da, wo wir hingehören: es geht, so Novalis, "immer nach Hause", das Paradies hat durchgehend geöffnet ...
Autorenporträt
Otto A. Böhmer, 1949 in Rothenburg ob der Tauber geboren, lebt in Wöllstadt (Wetterau). Studium der Philosophie, Politologie, Soziologie und Literaturwissenschaft an den Universitäten Münster und Freiburg. Promotion mit einer Arbeit über J.G. Fichte. 1983 erschien sein erster Roman "Der Wunsch zu bleiben", 1987 sein hoch gelobter Freiburg-Roman "Das Jesuitenschlößchen". Funkarbeiten u.a. für den SWR, WDR und BR. Essays und Literaturkritiken u.a. für Die Zeit, die Frankfurter Rundschau, Neue Zürcher Zeitung und die Süddeutsche Zeitung. Mehrere renommierte Auszeichnungen, darunter der Erich-Fried-Preis 2001. Zahlreiche Buchveröffentlichungen. Bei Klöpfer & Meyer erschien von ihm zuletzt 2011 mit gehörigem Erfolg seine philosophische Erzählung "Hegel & Hegel oder Der Geist des Weines".

Film- und Funkarbeiten u. a. für den SWR, Essays und Literaturkritiken u. a. für die FAZ, NZZ, SZ, Die Zeit, die Frankfurter Rundschau. Mehrere renommierte Auszeichnungen, darunter der Erich-Fried-Preis 2001.

Zahlreiche Buchveröffentlichungen, etwa "Sternstunden der Philosophie", "Der junge Herr Goethe". Zuletzt, 2010, erschien von ihm "Schopenhauer oder Die Erfindung der Altersweisheit".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein bisschen verärgert ist Martin Halter schon über so viel Selbstplagiat in Otto A. Böhmers drittem Freiburg-Roman. Figuren, Begebenheiten, Anekdotisches aus dem akademischen und Kulturbetrieb - alles schon mal dagewesen in Böhmers früheren Romanen, weiß Halter. Die Machart: schludrig. Doch wirklich böse kann der Rezensent dem Autor nicht sein. Zu witzig, sprachgewaltig und leicht kommt das alles daher bei diesem Satiriker, weniger Erzähler, wie Halter findet.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Böhmer schaut dorthin, wo sich, sozusagen, das große Individuum, eingehüllt in seine schlechte Partikularität, und die Weltseele Guten Tag sagen, wo die philosophiehistorischen Gestalten den letzten Rest der Erdenhülle, des Spinngewebs aus leberwurstgrauer Theorie in die Ecke werfen, sich emporschwingen und dem Numinosen ins Auge blicken. Böhmer hat sich der Denker takt- und liebevoll angenommen, er führt uns durch seine Schwerdenkermenagerie, er wirft biographische Skizzen an die Kellerwand - was wollen wir mehr? Und immer wieder blitzen aus einer anderen Welt die Ideen auf. Und wir lernen sogar noch etwas dabei."
Wiener Zeitung

"Otto A. Böhmer brilliert mit lakonischen Formulierungen, mit starken Bildern, die bleiben."
Die Weltwoche, Zürich

"Wundersam leichte Wehmut und doppelbödige Heiterkeit durchziehen Otto A. Böhmers Prosa, die dem Leser intellektuelles Vergnügen und anrührende Herzenswärme zugleich verschaffen: was für ein kunstvolles Arrangement!"
ORF

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2013

Mit der Höllentalbahn ins Himmelreich
Dem Schwadroneur ist nichts zu schwör: Otto A. Böhmer bittet zur Gesprächstherapie ins idyllische Freiburg

In Freiburg hat Otto A. Böhmer glückliche Jahre als Philosophiestudent verlebt, und deshalb kehrt er immer wieder gern in die Stadt des Weines und Heideggers zurück. 1985 machte er in "Das Jesuitenschlösschen" den trinkfreudigen Schelm Dr. Hölzenbein zum Gärtner und Bock einer Kulturstiftung, die sich als Irrenhaus entpuppte. 2006, in "Der Zuwender", ließ sich der rot-grüne Kulturstaatsminister Pocke-Pückler nach einem Nervenzusammenbruch bei einem Nietzsche-Symposion hier in einer psychiatrischen Klinik gesund pflegen. Böhmers dritter Freiburg-Roman ist nun die ebenso wehmütige wie dreiste Reprise einer Reprise. Nicht genug damit, dass der namenlose Erzähler (unverkennbar ein Selbstporträt als philosophisches Schlitzohr und literarisches "Auslaufmodell") seine Erfahrungen als Stiftungsdirektor und Pfleger in der Musäus-Mackenscheidt-Klinik noch einmal ausführlich Revue passieren lässt: Vor allem aus "Der Zuwender" werden ganze Passagen im Copy-and-Paste-Verfahren recycelt.

Wie damals besteht der Erzähler mit Chuzpe und knapper Not seine Promotionsprüfung über Zeitlichkeit und Körperlichkeit in der abendländischen Philosophie und komische Abenteuer als Autor einer Fernsehdokumentation über Nietzsche; wie damals quartiert er sich bei einer hypochondrisch-resoluten Generalswitwe im Stadtteil Günterstal ein. Kümmerte er sich einst als professioneller Zuwender um den amtsmüden, politikverdrossenen Pocke-Pückler, so pflegt er nun in seiner Funktion als Ein-Euro-Gesprächstherapeut den ausgebrannten Fernsehredakteur Dr. Obstler. Böhmers Alter Ego ist immer noch ein fröhlicher Taugenichts, versoffen, lebensuntüchtig, kauzig-verschroben, mit "labiler Gesundheit und stabiler Halbbildung" ausgestattet; allerdings haben ein Herzinfarkt, Alterszipperlein, publizistische Misserfolge und erfolglose Kuren seine unverwüstliche Heiterkeit doch ein wenig angekratzt.

"Nächster Halt Himmelreich" ist ein ärgerliches Autoplagiat. Der schmale Roman strotzt nur so vor schludrig verleimten Selbstzitaten, ungereimten Anschlüssen und ins Leere führenden Erzählfäden. Namen, Orte und Zeiten gehen wild durcheinander; manchmal scheint Böhmer, ähnlich wie zuletzt in seiner Hegel-Biographie "Hegel & Hegel oder Der Geist des Weines", völlig den Faden oder die Lust zu verlieren. "Sehen Sie in mir ein bereitwillig wandelndes Feuilleton", heißt es einmal, "ein Reservoir vorschnell begonnener und nie recht zu Ende geführter Geschichten mit essayistischem Anhang."

Dennoch kann man dem weisen Konfusius nicht wirklich gram sein. Das Gedächtnis des Literaturbetriebs ist kurz und oberflächlich, das Leben eines Lohnschreibers und Auftragsbiographen hart. Warum also sollte er die alten Schnurren nicht zwei- oder dreimal erzählen?

Vor allem, wenn man so witzig, sprachgewaltig und unangestrengt philosophisch schreiben kann wie das schlampige Genie Böhmer. Seit seiner Promotion über Fichte von 1979 hat er in zahlreichen Biographien, Romanen und Sachbüchern Dichter und Denker von Kierkegaard bis Schopenhauer und Nietzsche mit heiterer Noblesse und Sachverstand porträtiert und ging dabei bis zur Selbstaufgabe im "Leben der anderen" auf. Die Lebensbilder von Brentano und Eichendorff, die er diesmal in den Gang der Handlung einstreut (falls man bei diesem Ragout aus Best-of-Szenen, Anekdoten, Märchen, Träumen und Fernsehimpressionen von Handlung sprechen mag), sind vermutlich auch nicht neu, aber immer noch gut. Überhaupt fühlt Böhmer sich ja in der Romantik mehr als in der Gegenwart zu Hause: "Man war wissbegierig, hatte sich eine neu entdeckte Neugier zugeschrieben, freimütig, stolz, bescheiden, eine Neugier, die sich vom eigenen Ich, das seltsam jugendfrisch, ja berauschend wirkte, begeistern ließ, damals."

So spannt Böhmers Versager noch einmal frohgemut, sehnsüchtig und jugendfrisch verliebt die Flügel seiner Seele aus. Durch ein unverhofftes Erbe zu Geld gekommen, getragen von seinem "unerschütterlichen Glauben an den Geist" und einem manchmal ziemlich robusten Humor, beschließt er, seinem verpfuschten Leben "noch ein oder zwei Glanzlichter" aufzusetzen: Er verliebt sich in Emily, die Tochter der Generalin, referiert als "Erzählkasper" Novellen aus zweiter und dritter Hand, schwärmt für die Fernsehkommissarin Marie Marganoff (alias Maja Maranow) und verschwindet schließlich auf Nimmerwiedersehen im Schwarzwald: "Ich hatte mich verausgabt, nun war ich verzichtbar geworden. All die angefangenen, nicht zu Ende gebrachten Geschichten, das Gerede, das Denken, all die verratenen Hoffnungen und Träume, die Niederlagen und Peinlichkeiten - weg damit, vergeben und vergessen."

Otto A. Böhmer teilt mit seinem alten Weggefährten Eckhard Henscheid die Begeisterung für Eintracht Frankfurt und Eichendorff und mit Kollegen wie Ingomar von Kieseritzky oder Joseph von Westphalen die Fähigkeit, noch aus dem Scheitern Kapital zu schlagen. Böhmers Erzähler, aufgespannt zwischen himmelhohem Jauchzen und melancholischer Resignation, leistet beim Pendeln zwischen gesprächstherapeutischem Nonsens, progressiver Universalpoesie und philosophischem Propädeutikum Beachtliches, auch als romantischer Landschafter. Aber Böhmer ist nun einmal eher Satiriker als Erzähler, und diesmal hat er sich das Schwere vielleicht doch zu leicht gemacht. "Himmelreich" ist übrigens eine Haltestelle der Höllentalbahn.

MARTIN HALTER

Otto A. Böhmer: "Nächster Halt Himmelreich".

Roman.

Klöpfer & Meyer, Tübingen 2013. 214 S., geb., 19,50 [Euro].

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