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Produktdetails
  • Verlag: Links, Ch
  • ISBN-13: 9783861535126
  • ISBN-10: 3861535122
  • Artikelnr.: 25627409
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2010

Endkämpfe

Der Kinofilm "Requiem" schockierte vor ein paar Jahren, indem er den Exorzismus der katholischen Kirche an einer Studentin im Unterfranken der siebziger Jahre künstlerisch aufarbeitete. Aber auch heute noch wähnen sich evangelikale Gruppen in Deutschland, allen voran die pfingstlich-charismatischen Gemeinden, mitten im ultimativen Kampf zwischen Gut und Böse am Ende der Geschichte. "Sündiges Verhalten" dient als Erklärung für Krankheiten, immer wieder laden charismatische Prediger zu Heilungsseminaren ein, auf denen Dämonen ausgetrieben werden sollen. Die Rundfunkjournalisten Oda Lambrecht und Christian Baars haben für ihr Buch Internetauftritte derartiger Gruppen ausgewertet, die fundamentalistisch auftreten, ohne so genannt werden zu wollen. Darüber hinaus haben die Autoren mit Predigern und Gemeindemitgliedern gesprochen und Fachleute befragt. Das Ergebnis ist nicht nur eine akribisch belegte Darstellung fundamentalistisch-evangelikaler Diskurse, sondern auch ein Plädoyer dafür, andere Rechte und Gesetze nicht zugunsten der Religionsfreiheit einzuschränken. Die Autoren berichten von offiziell genehmigten Ersatzschulen in Deutschland, die lehren, dass Homosexualität und Selbstbefriedigung "entartete Verhaltensweisen" seien, von evangelikalen Sendern, auf deren Internetseiten Autoren Gewalt in der Kindererziehung gutheißen und vor Hexen warnen. Von hier aus ist es bis in Teufels Küche nur noch ein Hüpfer. (Oda Lambrecht und Christian Baars: "Mission Gottesreich". Fundamentalistische Christen in Deutschland. Christoph Links Verlag, Berlin 2009. 246 S., br., 16,90 [Euro].)

jula

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Mit Beifall begrüßt Rezensent Wolf Schmidt diesen Reportageband über fundamentalistische Christen in Deutschland, den Oda Lambrecht und Christian Baars vorgelegt haben. Ein Buch, das derart konzentriert, umfassend, differenziert und eingehend über dieses Phänomen informiert, hat es in seinen Augen bisher nicht gegeben. Besonders schätzt er die Sachlichkeit der Reportagen, die mit Diffamierung nichts zu tun hätten. Sie kommen in seinen Augen vielmehr "nüchtern", "unaufgeregt" und auch "ohne Polemik" daher. Das Verdienst der Autoren sieht er darin, dass sie zeigen, was Sache ist. Als wiederkehrende ideologische Motive nennt er Hass auf Homosexuelle, Negierung der Evolutionstheorie, Ablehnung der Emanzipation und moderner Familienstrukturen, Skepsis gegenüber Pluralismus und Meinungsfreiheit, missionarischen Eifer. Auch über Heilungsgottesdienste, Dämonenaustreibungen und Homosexuellen-Umpolungsseminare hat Schmidt in dem Buch viel erfahren. Der Schmusekurs der Evangelischen Kirche in Deutschland gegenüber den Evangelikalen scheint ihm "umso unverständlicher". Sein Fazit: ein "unabhängiges Überblickswerk" über die christlich-fundamentalistische Szene in Deutschland, das "überfällig" war.

© Perlentaucher Medien GmbH