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Mit 16 ist für Wolfgang der Traum vom Fußballstar beendet. Stattdessen beginnt der Kampf ums Überleben, der Kampf gegen den Krebs. Der junge Mann lernt dabei nicht nur die Ärzte, Schwestern und seine Familie sehr intensiv kennen, sondern beobachtet auch sich selbst sehr genau. Die Leidensgeschichte nimmt ein gutes Ende, aber der Leser erfährt, welches Elend, welcher Schmerz mit der Heilung verbunden sind.

Produktbeschreibung
Mit 16 ist für Wolfgang der Traum vom Fußballstar beendet. Stattdessen beginnt der Kampf ums Überleben, der Kampf gegen den Krebs. Der junge Mann lernt dabei nicht nur die Ärzte, Schwestern und seine Familie sehr intensiv kennen, sondern beobachtet auch sich selbst sehr genau. Die Leidensgeschichte nimmt ein gutes Ende, aber der Leser erfährt, welches Elend, welcher Schmerz mit der Heilung verbunden sind.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2002

Durchgekommen
Wie ein Berliner Junge den Krebs bezwang

"Und nun ist der Tag gekommen, an dem ich sterben will. Einfach tot sein. Nicht mehr diese fürchterlichen Schmerzen ertragen müssen. . ." Burkhardt Wunderlich war sechzehn Jahre alt, als er diese Sätze in sein Tagebuch schrieb und die Ärzte auf der Station für krebskranke Kinder in der Berliner Charité um ein Sterbemittel anflehte. Wenige Monate zuvor waren nach einem harmlosen Sportunfall beim Röntgen die bösartigen Tumore im rechten Bein des Jungen entdeckt worden. Fast ein Jahr lang kämpfte der Berliner Realschüler 1997 mit der heimtückischen Krankheit. "Durchgekommen" hat er sein unlängst erschienenes Buch genannt, in dem er über die schwerste Zeit seines Lebens berichtet.

"Ich lebte wie ein ganz normaler Jugendlicher, ging zur Schule, spielte Fußball und hing mit meinen Freunden am Wochenende in Diskotheken herum, bis der Krebs mein Leben von Grund auf veränderte", erzählt Burkhardt Wunderlich. Nach einem Zusammenprall auf dem Bolzplatz hatten sich erstmals dann jene Krämpfe im rechten Kniegelenk bemerkbar gemacht. Da weder Salben noch Spritzen halfen, ordnete die Hausärztin eine Knochenprobe an, die die Diagnose auf Knochenkrebs erbrachte.

Zwei Wochen darauf wird der Schüler auf die kinderonkologische Station 30 der Charité gebracht. An seinen ersten Eindruck erinnert sich Burkhardt nur mit Grauen. "Ich sah viele krebskranke Kinder, die nach der Chemotherapie ihre Haare verloren hatten und mit riesigen Kathetern am Leib auf den Fluren umhergingen und dachte: ,So wirst du auch bald aussehen'."

29 Blöcke Chemotherapie liegen vor dem jungen Patienten. Burkhardt lernt die Buchstaben A, M, IP auf seiner persönlichen Therapietabelle hassen. Damit werden die Arzneimittelcocktails bezeichnet, die ihm Fieber, Erbrechen, Kopfschmerzen und Durchfall verursachen. "An manchen Tagen lag ich nur noch heulend im Bett und dachte: ,Warum Du?'" erinnert er sich an einen schwachen Augenblick.

In der "Block-21-Woche" wachsen Pilze in Burkhardts Mund, kleine weiße Bläschen. "Sie sehen scheiße aus und brennen fürchterlich. Man kann nichts mehr essen, weil es im Mund nur noch wehtut", vertraut der Junge seinem Tagebuch an. Als seine Haare beim morgendlichen Kämmen büschelweise ausfallen und er sieht, wie die Putzfrau sie gleichgültig mit der Schaufel in einem blauen Müllsack entsorgt, bittet er seinen Vater, ihm die verbliebenen abzurasieren.

Selbst Burkhardts beste Freunde meiden ihn, wenn er zwischen den Behandlungen für zwei Wochen nach Hause kommt, "weil sie keinen Freund mit Glatze und Metastasen ertrugen". Nicht einmal die Lehrer von der Zehlendorfer Realschule lassen sich am Krankenbett ihres Schülers sehen. Nur seine Eltern und der ältere Bruder sind da, wann immer er sie braucht, auch wenn er ihre besorgten, mitleidigen Blicke anfangs kaum erträgt und sich in seinem Einzelzimmer verschanzt. Und die Ärzte und Schwestern der Station. Sie verstehen, daß ein solches Schicksal für einen Jungen in der Pubertät noch schwerer als für Kinder zu ertragen ist.

Burkhardt Wunderlich hat einen Teil seiner Jugend verloren, aber den Kampf gegen den Krebs gewonnen. Heute ist er zwanzig, arbeitet als freier Autor und bereist die Kinder-Krebsstationen im Land. Dort liest er den jungen Patienten aus seinem Buch vor, in dem er von seiner Verzweiflung, den Ängsten, aber auch davon erzählt, daß es sich lohnt, der Krankheit zu trotzen.

Auf seiner Internetseite sprechen ihn viele Jugendliche auf seine Erfahrungen an. "Warum warst du schneller als der Krebs?" fragte ihn kürzlich eine fünfzehn Jahre alte Schülerin dort nach der Lektüre des Buches. "Weil ich nicht an den Rückweg gedacht habe", lautete seine Antwort.

BURKHARD SCHMIDT

Burkhardt Wunderlich: "Durchgekommen", Heyne Verlag München; www.durchgekommen.de

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Eine Krankheitsgeschichte, das Schicksal eines Halbwüchsigen, "das jeden treffen könnte", wie Heinke Kilian zu bedenken gibt, lernen wir in diesem Buch kennen. Bei aller Bedrückung, die so ein Text auslösen muss, hat es die Rezensentin letztlich optimistisch gestimmt, dass der Erzähler seine Krankheit, den Krebs, erfolgreich zu bekämpfen vermag. Gut gefallen hat ihr der "beinahe nüchterne Ton", den der junge Autor anschlägt und der, so Kilian, deutlich mache, was es heißt, seinen Körper immer wieder lebenserhaltenen Prozeduren auszusetzen: "Durchgekommen" hebe sich auf diese Weise wohltuend von vergleichbaren Publikationen ab, schreibt sie.

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