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'Was den Geschmack angeht, ist dieses Wasser ein wenig scharf und kratzend. Ich glaube es enthält viel Salpeter. Ich ging mit der Absicht hin, drei Tage davon zu trinken. Man trinkt, was die Menge betrifft, so viel davon wie anderswo. Man geht darnach spazieren und ist froh, wenn man in Schweiß gerät.' Michel de Montaigne, der 1580/81 Bäder in ganz Europa aufsuchte, um seine Nierensteine loszuwerden, ist einer der literarischen Begleiter der Autoren, die auf der Suche nach heißen und kalten Wassern Mittelitalien auf verschiedenen Routen durchstreifen. Mehr als neuzeitliche Wellness-Paradiese…mehr

Produktbeschreibung
'Was den Geschmack angeht, ist dieses Wasser ein wenig scharf und kratzend. Ich glaube es enthält viel Salpeter. Ich ging mit der Absicht hin, drei Tage davon zu trinken. Man trinkt, was die Menge betrifft, so viel davon wie anderswo. Man geht darnach spazieren und ist froh, wenn man in Schweiß gerät.' Michel de Montaigne, der 1580/81 Bäder in ganz Europa aufsuchte, um seine Nierensteine loszuwerden, ist einer der literarischen Begleiter der Autoren, die auf der Suche nach heißen und kalten Wassern Mittelitalien auf verschiedenen Routen durchstreifen. Mehr als neuzeitliche Wellness-Paradiese und Kurbetriebe interessieren dampfende Wasser in der freien Natur, und wenn dann am Wegrand noch eine freundliche Trattoria auftaucht, so ist für das Wohlbefinden des Reisenden bestens gesorgt.Ein Kaltbad am alten Pilgerweg in den toskanischen Bergen fand ebenso Eingang in dieses Buch wie die bekannten und unbekannten heißen Quellen und Bäder des vulkanischen Latiums. Die wasserreiche Ebene von Rieti lädt zu einer Fahrradtour ein, rund um die Abruzzenbäder werden die Wanderstiefel geschnürt. Schließlich führen auch alle Bäderwege nach Rom, wo einst in prunkvollen Thermen nicht nur gebadet, sondern auch geschlemmt, geliebt, intrigiert und gemordet wurde.
Autorenporträt
Jahrgang 1950, geboren und aufgewachsen in der Schweiz, im etwas öden Mittelland zwischen Zürich und Bern. Der fehlende Blick aufs Matterhorn oder in die Sonnenstube Tessin hat seine spätere Reisetätigkeit erheblich begünstigt. Studium in Basel, in Erlangen und im damaligen Westberlin, dortselbst die akademischen Weihen in Germanistik, Komparatistik und Politologie empfangen. Lebt und arbeitet freiberuflich als Autor und Übersetzer in der französischsprachigen Schweiz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2005

Baden in Nostalgie

Kommt dieses Buch zur Unzeit - oder vielleicht doch gerade zur richtigen Zeit? Mit "Oliven, Wein und alte Bäder" im Koffer sollen gesundheitsbewußte Genießer nach dem Willen des Züricher Rotpunktverlags zu den Thermalquellen Mittelitaliens reisen. Und das, ach, wo doch die deutschen Krankenkassen unerfreulich sparsam geworden sind und Kuren südlich des Brenners nicht mehr so großzügig sponsern wie einst! Den Autoren Marcus X. Schmid und Margarete Berg geht es jedoch nicht um die Bandscheiben und Muskelverspannungen ihrer Leserschaft. Vielmehr verstehen sie das Baden, ganz im Geiste der alten Römer, als sinnliches Freizeitvergnügen, bei dem die Seele ebenso zu ihrem Recht kommen soll wie der Körper. Inmitten des Charmes alter italienischer Thermalbäder gelinge das mühelos, befindet das Duo, dem es nach seinen eigenen Worten um eine "Recherche des bains perdus" zu tun ist. Die führt zum Beispiel ins mondäne Bagni di Lucca in der Toskana, wo schon Michel de Montaigne seine Nierensteine zu kurieren versuchte. Oder in die Thermen von Tivoli, wo nebenan der Kaiser Hadrian sich an seinen ganz privaten Wasserspielen erfreute. Aber auch die Quellen des gemeinen Volks haben Eingang in das Buch gefunden, wie etwa die Schwefelquellen bei Viterbo in Latium, die übrigens keinen Eintritt kosten und wo man - so sagen die Autoren - neben italienischen Lastwagenfahrern und Mammas badet. Solche Ratschläge dürften viele Reisende erfreuen, jedoch schießen Schmid und Berg etwas über ihr Ziel hinaus. Daß sie Ausflüge in die Geschichte des Badewesens unternehmen und nostalgisch dessen mehr oder weniger verfallene Zeugnisse in Landschaften und Städten ausfindig gemacht haben - wunderbar. Die chemischen Analysen von umbrischen Mineralwässern in Tabellen aufzuführen, erscheint jedoch übertrieben. Und weil die Autoren sich nicht auf die Thermalquellen beschränken, sondern auch eifrig wandern, besichtigen und die Speisekarten diverser Trattorie testen, ist der Leser irgendwann irritiert: Geht es jetzt um Oliven und Wein, um die nicht vorhandenen Steaks im Steak-House bei den römischen Diokletians-Thermen oder um die Brunnen von Siena? Weniger wäre mehr gewesen, und unseren Bademantel können wir, mit Verlaub, auch ohne freundliche Hinweise selbständig einpacken. Hübsche Empfehlungen für die nächste Italien-Reise aber lassen sich aus diesem Buch abschöpfen - ob den Bandscheiben, dem Magen oder der Seele zuliebe.

vero.

"Oliven, Wein und alte Bäder. Reisen zu den Thermalquellen Mittelitaliens" von Marcus X. Schmid und Margarete Berg, Fotos von Giorgio J. Wolfensberger. Rotpunktverlag, Zürich 2004. 272 Seiten. Broschiert, 24 Euro. ISBN 3-85869-286-7.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zwar kann der Rezensent mit dem Kürzel "vero" dem Buch über italienische Thermalbäder einiges abgewinnen, weil er das darin entwickelte Verständnis des Badens als sinnliches Freizeitvergnügen nach römischem Vorbild eher angenehm findet. Auch hat er aus dem Buch einige hübsche Empfehlungen für den nächsten Italilen-Urlaub abschöpfen können. Doch weil sich die Autoren nicht auf die Bäder beschränken, sondern auch noch eifrig wandern, die Speisekarten diverser Trattorien testen, überkommt "vero" gelegentlich das Gefühl der Irritation. "Geht es jetzt über Oliven und Wein, um die nicht vorhandenen Steaks im Steakhouse bei den Diokletians-Thermen oder um die Brunnen von Siena?" Und stöhnt: "Weniger wäre mehr gewesen."

© Perlentaucher Medien GmbH