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Produktdetails
  • Verlag: Pichler Verlag, Wien
  • Seitenzahl: 496
  • Abmessung: 40mm x 145mm x 221mm
  • Gewicht: 874g
  • ISBN-13: 9783854312505
  • ISBN-10: 3854312504
  • Artikelnr.: 24649822
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2001

Spätferndiagnose

HITLER. Nicht nur in Deutschland, sondern sogar in Österreich wird sich in diesem Herbst mit dem Triebleben des Diktators beschäftigt. Parallel zu Lothar Machtans Versuch über den schwulen "Führer" (F.A.Z. vom 7. Oktober 2001) untersucht der Wiener Internist und Medizinhistoriker Neumayr seinen Patienten in einem teilweise recht bunt bebilderten Buch: "Biographische Anamnese" und "Der Kranke Adolf Hilter". Belesen ist der 80 Jahre alte Professor, der auf konkrete Fundstellen leider verzichtet und nur die Autoren seiner Lesefrüchte beim Namen nennt. Was hat er über Hitlers Sexualität herausgefunden? Als Kind soll er "ungemein gehemmt" gewesen sein, in den zwanziger Jahren jedoch "in verschiedenen Nachtlokalen Münchens mit Vergnügen nackte Mädchen mit dem Opernglas" betrachtet haben. Er sei "ein aufrichtiger Bewunderer weiblicher Schönheit" gewesen, der allerdings ungewöhnliche Praktiken bevorzugt habe: Fußtritte von der Schauspielerin Renate Müller, Urindusche von der Halbnichte Geli Raubal (medizinisch: Undinismus) et cetera. Aus Furcht vor Geschlechtskrankheiten habe Hitler eine "reservierte Einstellung zum genitalen Geschlechtsverkehr" und dennoch während des Weltkrieges "Intimverkehr" mit Eva Braun gehabt: "Welcher Art er war, wissen wir natürlich nicht." Neumayr zitiert aus einem Verhör von Leibarzt Morell aus dem Jahr 1945. Dieser sei häufig von der "Führer"-Geliebten bedrängt worden, das nachlassende Verlangen des obersten deutschen Kriegsherrn "durch Stimulantien zu fördern". An Neumayrs Spätferndiagnose läßt sich jetzt auch ablesen, wie der phantasiebegabte Bremer Hitler-Forscher drittklassige Quellen ausschlachtet. Machtan schildert einfühlsam ein Rendezvous des angeblich schwulen Hitlers mit der 16 Jahre alten Maria Reiter im Jahr 1927 nach Aussagen der Zeitzeugin gegenüber einer Hamburger Illustrierten und folgert: damals im Berchtesgadener Wald habe "kein Verlangen ihm den Weg" gewiesen. Dem von Neumayr ebenfalls ausgewerteten Artikel "Die unbekannte Geliebte" (1959) ist zu entnehmen, daß Hitler dann doch 1931 und 1934 den Weg fand, weil sich "Miezl" Reiter in München "freiwillig hingab. Wenn wir begreiflicherweise auch nicht über intime Details . . . informiert sind, muß man . . . ein von der Norm nicht abweichendes Verhalten ihres damaligen Partners annehmen", so der Medizinhistoriker. Ein Kriegstagebuch ließ Hitler führen, sein persönliches Geschlechterkriegstagebuch dagegen nicht - und Kujau kann nicht mehr helfen! (Anton Neumayr: Hitler. Wahnideen - Krankheiten - Perversionen. Pichler Verlag, Wien 2001. 496 Seiten, 29,- Euro.)

rab.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit leichtem Befremden hat der mit rab. zeichnende Rezensent das Buch über Hitlers Sexualleben gelesen, dass er als Antwort auf das jüngst erschiene Buch von Lothar Machtan über Hitlers angebliche Homosexualität versteht. In seiner kurzen Kritik gesteht rab. dem Wiener Autor, der Internist und Medizinhistoriker ist, zwar große Belesenheit zu, bedauert jedoch, dass Neumayr seine Quellen nicht darlegt. Statt dessen, kritisiert der Rezensent, gibt sich der Professor mit dem Nennen der Autorennamen zufrieden. Da Hitler kein Tagebuch über sein Liebesleben führte, sei wohl sein Triebleben nicht mit letzter Sicherheit aufzudecken, und "Kujau kann nicht mehr helfen", so rab. amüsiert.

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