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Eine Begegnung mit einem ganz unzeitgemäßen Zeitgenossen: sieben Gespräche, die Gracq zwischen 1970 und 2001 mit Schriftstellerkollegen und Literaturwissenschaftlern führte. Julien Gracq spricht in ihnen über die ihm wichtigen, in seinem Werk immer wieder behandelten Themen: seine Lektüren, die Einflüsse anderer Schriftsteller, die Begegnungen mit André Breton, die Bedeutung Jules Vernes, über Richard Wagner, über Landschaften und Geographie, Geschichte und Politik, über die Literaturkritik und das Schreiben selbst. Auch in diesen ursprünglich mündlichen Äußerungen wird die Besonderheit und…mehr

Produktbeschreibung
Eine Begegnung mit einem ganz unzeitgemäßen Zeitgenossen: sieben Gespräche, die Gracq zwischen 1970 und 2001 mit Schriftstellerkollegen und Literaturwissenschaftlern führte. Julien Gracq spricht in ihnen über die ihm wichtigen, in seinem Werk immer wieder behandelten Themen: seine Lektüren, die Einflüsse anderer Schriftsteller, die Begegnungen mit André Breton, die Bedeutung Jules Vernes, über Richard Wagner, über Landschaften und Geographie, Geschichte und Politik, über die Literaturkritik und das Schreiben selbst. Auch in diesen ursprünglich mündlichen Äußerungen wird die Besonderheit und Schönheit seines Stils sichtbar, diese Dichte und Klarheit in Verbindung mit der ausholenden Syntax und der Originalität der Metaphern und des Wortschatzes.
Autorenporträt
Julien Gracq, 1910 geboren, war Lehrer für Geographie; er hatte am Beginn seines literarischen Schaffens Kontakte mit dem Surrealismus und war mit André Breton befreundet. Den Prix Goncourt für seinen zweiten Roman, Das Ufer der Syrten, 1951, lehnte er ab, nahm auch in der Folge eine ablehnende Haltung gegenüber dem 'Literaturbetrieb' ein und lebt zurückgezogen in Saint-Florent-le Vieil. Gracq ist einer der großen Einzelgänger der Literatur des 20. Jahrhunderts, sein Werk erschien schon zu Lebzeiten in der Bibliothèque de la Pléiade. Bei Droschl lieferbar sind Gracqs Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Nantes (Die Form einer Stadt), die Erzählungen Die Halbinsel und seine berühmten Aufzeichnungsbücher Lesend schreiben und Witterungen II.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.12.2007

Ich bin, was ich bin
Gesammelte Gespräche mit Julien Gracq

Als Julien Gracq 1951 für seinen dritten Roman "Das Ufer der Syrten" den Prix Goncourt erhielt, lehnte der damals Einundvierzigjährige die Annahme ab. Das war konsequent, denn schließlich hatte er knapp zwei Jahre zuvor ein gar nicht zimperliches Pamphlet veröffentlicht, das am Literaturbetrieb kein gutes Haar ließ: Mit einer Spektakelkultur habe man es da zu tun, in der alle möglichen außerliterarischen Interessen verhandelt würden auf Kosten der Literatur.

Der abgelehnte Goncourt brachte Gracq den Durchbruch zu einem großen Publikum. Bis dahin hatte das Bild des von André Breton gekürten surrealistischen Erneuerers die Wahrnehmung der Kritik bestimmt. Mit dem Erfolg trat an seine Stelle das Bild des sich verweigernden und zurückziehenden Autors. Erst sieben Jahre später erschien sein nächstes Buch, die Erzählung "Ein Balkon im Wald". Kein weiterer Roman folgte und kaum noch erzählerische Stücke, sondern Texte über Autoren, Bücher, Städte, Landschaften. Auch sie nicht zahlreich, legt man die verstrichenen Jahrzehnte zugrunde. Sie bahnten den Weg zum frühen Klassiker, der Ende der achtziger Jahre zu Lebzeiten ins Pantheon der Bibliothèque de la Pléiade einzog.

Das letzte Buch des heute siebenundneunzigjährigen, in seiner Heimatstadt im Anjou lebenden Gracq enthält Gespräche, entstanden meist für Zeitschriften zwischen 1970 und 2001. Einer seiner Gesprächspartner hat einmal Haltung und Tonfall des Antwortenden zu beschreiben versucht: genau, offen, ohne Selbstgefälligkeit und ohne Misstrauen, aufmerksam, konzentriert in einer Weise, die sich vom Gegenüber unabhängig macht. Diese Nüchternheit ist nicht forciert und zeigt sich am schönsten dann, wenn Fragen auf bedeutungsschwere Antworten zielen: Ist die Welt unvollständig, wenn sie nicht ins Kunstwerk transfiguriert wird? - "Ich selbst würde mich eher in gewissem Maße unvollständig fühlen, und das ist vermutlich ein ausreichender Grund, um zu schreiben." Steht die Literatur außerhalb des Alltags? "Meine Bücher sind, was sie sind, aber auf jeden Fall sind sie nicht repräsentativ für ,die Literatur', nicht mehr als andere." Was er vom Schreiben erwarte? - "Ich bin nicht sicher, ob ich mir etwas erwarte."

Die großen Gesten und Worte werden kassiert, nicht unfreundlich, aber bestimmt. Je konkreter und genauer die Fragen, umso detailreicher Gracqs Antworten, ob nun zu seiner Arbeit an Texten, zu seinen Lektüren oder von ihm geschätzten Autoren. Nicht Stendhal, Flaubert oder Breton gelten allerdings die ausführlichsten Einlassungen, sondern dem Autor der ersten intensiven Leseerlebnisse, dem Gracq auf überzeugende Weise die Treue hält: Jules Verne ist ein langes Gespräch gewidmet.

Wen das verblüfft, den werden auch manch andere Hinweise und Einschätzungen in Gracqs Antworten überraschen. Natürlich ist es ein Band, der sich vor allem an treue Leser Gracqs wendet. Aber man muss durchaus nicht zum Zirkel der Verehrer gehören, um sich von dieser Stimme einnehmen zu lassen.

HELMUT MAYER.

Julien Gracq: "Gespräche". Aus dem Französischen übersetzt von Dieter Hornig. Droschl Verlag, Klagenfurt 2007. 246 S., br., 23,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Ina Hartwig hat ihre helle Freude an den Gesprächen, die der heute 97-jährige Schriftsteller und studierte Geograf in den letzten 30 Jahren geführt hat und die nun auch auf Deutsch erschienen sind. Die Rezensentin schätzt den Autor als unabhängigen Geist, der einst sogar den Prix Goncourt ablehnte, um sich nicht vom Literaturbetrieb vereinnahmen zu lassen. In den Gesprächen darf man allerdings keine persönlichen Enthüllungen erwarten, stellt Hartung klar. Stattdessen gebe es Erinnerungen an den Surrealismus, wunderbare Streifzüge durch die von Gracq geliebte Literatur und immer wieder Landschaften, geliebte und ungeliebte, erklärt die Rezensentin. Und dass der Autor statt den Blick narzisstisch nach Innen zu lenken, sich lieber auf die äußere Umgebung konzentriert, scheint sie durchaus anzusprechen.

© Perlentaucher Medien GmbH