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Einer der wichtigsten Vertreter der jüngeren ungarischen Schriftstellergeneration erinnert sich an Kindheit, Jugend und Heranwachsen, an Schule und Sex, an Paraden und Drogen, an Busausflüge und Sekretärinnen mit Haarknoten, an den Gulaschkommunismus der 50er, 60er und 70er Jahre. Mit unnachahmlichem Witz durchdringen sich auf diesen Seiten das Private und das Gesellschaftliche; 'Kann es sein, dass das stolze Schiff des Kommunismus hier, an dieser Klippe, leckschlug?' - diese Frage stellt der Erzähler mit Blick auf seine private Familiengeschichte, die reich ist an komischen Käuzen und…mehr

Produktbeschreibung
Einer der wichtigsten Vertreter der jüngeren ungarischen Schriftstellergeneration erinnert sich an Kindheit, Jugend und Heranwachsen, an Schule und Sex, an Paraden und Drogen, an Busausflüge und Sekretärinnen mit Haarknoten, an den Gulaschkommunismus der 50er, 60er und 70er Jahre. Mit unnachahmlichem Witz durchdringen sich auf diesen Seiten das Private und das Gesellschaftliche; 'Kann es sein, dass das stolze Schiff des Kommunismus hier, an dieser Klippe, leckschlug?' - diese Frage stellt der Erzähler mit Blick auf seine private Familiengeschichte, die reich ist an komischen Käuzen und schrägen Episoden, aber auch voll ungerührter Grausamkeit und Brutalität. Garaczi - 'Ich bin Schriftsteller geworden, weil ich Angst hatte zu verfetten' - schrieb mit diesem (im Original in zwei Bänden erschienenen) Werk eine Hymne auf die Anarchie der Kindheit, ohne sie an irgendeiner Stelle zur Idylle zu verharmlosen, im Gegenteil: dieser Blick zurück ist schockierend unerschrocken und tut nicht selten weh. Die gesellschaftliche Tünche liegt nur dünn über der Widerständigkeit des Individuellen. 'Bravsein und Gehorsam sind zwei unausrottbare Zwangsvorstellungen der Erwachsenen, anderenfalls verhauen sie einen. Außer Eltern fürchtet man Polizisten, Rauchfangkehrer, lumpensammelnde Zigeuner, das Jesulein, das den schlimmen Kindern die Zunge abschneidet, und den Friseur.'
Autorenporträt
Laszlo Garaczi, geboren 1956 in Budapest, studierte Ungarisch und Philosophie. Freier Schriftsteller und Übersetzer. Norbert Kaser Preis 1990. Veröffentlichungen seit 1985, zahlreiche Theateraufführungen, Verfilmungen von Drehbüchern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2011

Jugend in Baracken

Das Militär ist kein Ort für Sensibelchen. Das muss der Erzähler in László Garaczis neuem Roman erfahren. Seine Heimat Ungarn galt im Westen in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren gern als lustigste Baracke im Ostblock, davon ist in diesem düsteren Buch wenig zu spüren. Knochen, so der Spitzname des Erzählers, kaut Nägel, zappelt mit den Füßen und hatte noch nie eine Frau, wenn man von der erfolglosen Fummelei mit seiner Klassenkameradin Kamilla absieht. Keine guten Voraussetzungen, um in der brutalen Welt der Kaserne zu überleben. Deshalb besinnt er sich auf die alte Methode des Erhungerns, die ihn in die Einsamkeit einer Krankenbaracke und später vielleicht sogar in die Dienstuntauglichkeit befördern könnte. Als das nicht den erhofften Erfolg bringt, lässt er sich die Knochen brechen, würgt Blut aus sich heraus, erblindet zeitweilig. Seinen Lemuren-Freunden geht es nicht viel besser. Sie stürzen in die militärische Hölle und werden zu Totengeistern eines dem Untergang geweihten Systems, das noch keine passende Grabstätte gefunden hat. Schon in seinem Roman "Das Ende einer Busfahrt" führte der im Jahr 1956 in Budapest geborene Schriftsteller László Garaczi seine Leser in eine von Erniedrigungen geprägte Welt des Erwachsenwerdens in Zeiten der Diktatur. Sein neuer Roman kann sich zwar nicht ganz zur sprachlichen Verve des kafkaesken Vorgängers aufschwingen, wohl aber vermittelt er Einblicke in eine ganz und gar nicht lustige Baracke. (László Garaczi: "Bekenntnisse eines Lemuren". Roman. Aus dem Ungarischen von György Buda. Literaturverlag Droschl, Wien 2011. 190 S., geb., 19,- [Euro].) sber

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"So richtig begeistert ist Martin Ebel nicht von diesem Roman. Immerhin schwingt in seiner Kritik eine gewisse Sympathie mit für das Motto des Autors, das Ebel so umreißt: „Aufwachsen ist ein Verlustgeschäft“. Garaczi katapultiere den Leser mitten hinein in das Ungarn der sechziger und siebziger Jahre, eine Zeit, für die man das schöne Wort „Gulaschkommunismus“ erfand. Die Erwachsenen sind alle Lügner, eben „Niedergewachsene“. Nur der Autor nicht. Er schreibt, wie ein Kind läuft, meint Ebel: Die Sätze „hüpfen und rennen, stolpern und trödeln“ über die Seiten. Trotz aller Sympathie erscheint ihm dieses Beharren auf einer kindlichen Perspektive als etwas „Gewaltsames“. Ob er will oder nicht - der Autor ist schließlich erwachsen. Garaczis chaotische Busfahrt führe auch keineswegs zu einem Ziel. Am Ende werde man mitten auf der Strecke einfach hinausgeworfen, bemerkt ein nun doch leicht düpierter Rezensent.

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