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In den vorliegenden Essays erweist sich Drago Jancar als scharfer Gegner jeglicher Form von Totalitarismus und Unfreiheit sowie ihrer Restspuren in der slowenischen Gesellschaft und anderswo in Osteuropa. Neben der Auseinandersetzung mit dem ideologisch-politischen Wildwuchs in Mittel- und Südosteuropa enthält der Band Überlegungen des Autors zur osteuropäischen Literatur als integrativem Bestandteil der europäischen oder etwa den schriftstellerischen Versuch der Deutung von Handkes "Wiederholung" sowie eine neue Lesart von Kafkas "Prozess". In Slowenien gilt Jancar nicht nur als exzellenter…mehr

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Produktbeschreibung
In den vorliegenden Essays erweist sich Drago Jancar als scharfer Gegner jeglicher Form von Totalitarismus und Unfreiheit sowie ihrer Restspuren in der slowenischen Gesellschaft und anderswo in Osteuropa. Neben der Auseinandersetzung mit dem ideologisch-politischen Wildwuchs in Mittel- und Südosteuropa enthält der Band Überlegungen des Autors zur osteuropäischen Literatur als integrativem Bestandteil der europäischen oder etwa den schriftstellerischen Versuch der Deutung von Handkes "Wiederholung" sowie eine neue Lesart von Kafkas "Prozess". In Slowenien gilt Jancar nicht nur als exzellenter Romancier, sondern auch als luzider und scharfsinniger Analytiker sowohl gesellschaftlicher als auch literarischer Fragen. Seine Essays erschienen in den bedeutendsten Zeitungen und Zeitschriften Osteuropas und wurden in Warschau, Budapest und Prag veröffentlicht.
Autorenporträt
Drago Jancar, geboren 1948 in Maribor. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a.: 1993 Preseren-Preis, 1994 Europäischer Preis für Kurzprosa, 2003 Herder Preis, im Jahr 2011 wurde ihm der Prix Européen de Littérature verliehen. Seine Essays und Stücke wurden in viele Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.03.2000

Handlich gedacht
Essay-Bände, auch für unterwegs
Ganze Tage in den Büchern – entfährt es dem Autor, als er in seiner Einführung darauf zu sprechen kommt, warum in zahllosen Bibliotheken, Buchläden und Privathaushalten so viele Werke stehen, „die etwas beschreiben, was nicht existiert” und warum solche Beschreibungen so viele Menschen interessieren. Die alte Debatte also, über Literatur und ihre Wahrheit, ihre Wirklichkeit – da will man weiterlesen und sich mit dem Autor, dem Germanisten Burghard Damerau, auseinandersetzen, weshalb es dennoch diese Bücher sind, die uns die Wirklichkeit erschließen und warum wir „ohne Bücher nicht sein wollen”.
Damerau setzt in seinem Buch „Literatur und andere Wahrheiten” beim Leser Vergnügen voraus am argumentativen Pro und Contra. Und die Reihe des Aufbau-Verlags, in der es erschien, kommt all jenen entgegen, deren Lust am Sinnieren durch Zeitmangel nicht immer zum Zuge kommt. Man kann die handlichen Bändchen bequem in die Tasche stecken, man liest sie an und findet schnell den roten Faden der Argumentation. Kein Digest-Fastfood also, sondern eine Aufforderung zum nachdenklichen Gründlichsein.
Solche Nachdenklust wird auch in den Ausführungen der Literaturwissenschaftlerin Gertrud Lehnert über die Inszenierung des Privaten im öffentlichen Raum gefördert. Sie beschreibt den Umgang der Medien mit uns, die wir uns zur Schau stellen im öffentlichen Raum, sie beschreibt die Gründe dieser Verfügbarkeit und Vermarktung und ihre Geschichte, vom 18. Jahrhundert bis zur globalen Gesellschaft heute.
Das Thema Heimat greift Thomas E. Schmidt auf, der sich mit Leichtigkeit und Last des Herkommens auseinandersetzt. Blut und Boden, Landsmannschaften, Heimatbegriff in der DDR sind einige Stichworte. Und in einer kurzen, aufschlussreichen Gegenüberstellung geht der Autor anfangs auf zwei Kontrastpersonen ein und ihre ganz unterschiedlichen Heimatgefühle, die typisch sind für uns Heutige.
Beklommen und neugierig macht Michael S. Cullens Frage: Wo liegt Hitler? Cullen, aus New York stammender Historiker und Journalist, hat sich intensiv mit der Berliner Stadt- und Kulturgeschichte befasst. Er geht dem komplexen Thema des öffentlichen Erinnerns und des kollektiven Vergessens nach, beispielorientiert und prägnant.
Zehn Titel sind erschienen, zwei neue kommen in diesen Wochen hinzu (der eine: Die Leserin. Das erotische Verhältnis der Frauen zur Literatur!). Das sind gute Aussichten – auf schöne Tage mit kleinen Büchern.
BIRGIT WEIDINGER
Die besprochenen Bände der Reihe „Essays” sind erschienen im Aufbau Verlag, Berlin 1999. Jeder Band hat ungefähr 120 Seiten, Preis pro Band 24 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Drago Jancar, der neben Romanen und Erzählbänden regelmäßig "kritisch-engagierte" Essays zur Lage der Zeit veröffentlicht, gehört für Rezensentin Ilma Rakusa zu den bedeutendsten und produktivsten Autoren Sloweniens. Zur Freude der Rezensentin sind Jancars Essays der letzten zehn Jahre nun in einem "repräsentativen deutschen Auswahlband" erschienen, der als Fortsetzung der Aufsatzsammlung "Erinnerungen an Jugoslawien" von 1991 anzusehen ist. Die Themenschwerpunkte haben sich im vorliegenden Band verschoben, berichtet Rakusa: Der Mitteleuropa-Gedanke interessiere unter dem Gesichtspunkt, dass er "ein Modell für die Eurobürokraten" liefern könnte, der Zerfall der Imperien werde als Reprise (oder Finale) der nationalstaatlichen sowie nationalistischen Tendenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts gedeutet, der grassierende Tito-Kult als Erfolgsstory eines glamourösen Diktators ironisch in die Schranken gewiesen. "Die Zeiten ändern sich, nicht aber die Menschen in ihrem Machtstreben", bringt Rakusa eine Überzeugung Jancars auf den Punkt. Jancars Essays sind nach Ansicht Rakusas getragen von Solidarität und "kritischer Verantwortung". Sie hebt hervor, dass sich Jancar Pauschalisierungen verbietet und seine Wahrheitssuche auf dem Detail gründet. In Slowenien werden Jancars Essays nach Auskunft Rakusas "selbst in Politikerkreisen" kontrovers diskutiert. "Ihre Klugheit, ihre mitunter polemische Verve", so die Rezensentin lobend, "liefern allemal Zündstoff".

© Perlentaucher Medien GmbH
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