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LOS. Das ist das Leben, das ist das alltägliche Abschiednehmen und: das ist das Verschwinden in den Tod. Eine ergreifende Geschichte über die Annäherung an einen verstorbenen Freund, der sich eines Tages aufgemacht hatte, um nicht mehr zurückzukommen. "Dieses falbelhafte Buch erzählt von der Geschichte eines Mannes, der zu einer Bergwanderung aufbricht, aus der er nicht mehr zurückkehrt. Erinnerungen und Gedanken eines Menschen der sich schließlich seinem Schicksal ergibt und dem nahenden Tod ins Auge sieht. Sprachlich meisterhaft und ein wahrer Lesegenuss."Ein Leser, www.amazon.com

Produktbeschreibung
LOS. Das ist das Leben, das ist das alltägliche Abschiednehmen und: das ist das Verschwinden in den Tod. Eine ergreifende Geschichte über die Annäherung an einen verstorbenen Freund, der sich eines Tages aufgemacht hatte, um nicht mehr zurückzukommen. "Dieses falbelhafte Buch erzählt von der Geschichte eines Mannes, der zu einer Bergwanderung aufbricht, aus der er nicht mehr zurückkehrt. Erinnerungen und Gedanken eines Menschen der sich schließlich seinem Schicksal ergibt und dem nahenden Tod ins Auge sieht. Sprachlich meisterhaft und ein wahrer Lesegenuss."Ein Leser, www.amazon.com
Autorenporträt
Klaus Merz, geboren 1945 in Aarau, lebt in Unterkulm/Schweiz. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Gottfried-Keller-Preis (2004), Aargauer Kulturpreis (2005), Werkpreis der schweizerischen Schillerstiftung (2005). Bei Haymon zuletzt: LOS. Roman (2005), Priskas Miniaturen. Erzählungen 1978-1988 (2005), Der gestillte Blick. Sehstücke (2007), Der Argentinier. Novelle (2009), Am Fuß des Kamels. Geschichten & Zwischengeschichten (HAYMONtb 2010).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2005

Der Eheflüchtling in den Bergen
Eigentlich eine Novelle: Klaus Merz’ lakonische Erzählung „Los”
„Vier Vorwände ergeben kein Haus”, stellte Klaus Merz schon in seinem frühen, gleichnamigen Gedichtband fest, den der Siebenundzwanzigjährige 1972 veröffentlichte. Eine Abneigung gegen alles Festgelegte prägt dieses Buch, das „Verschwinden” wird im lakonischen, aber atmosphärisch dichten Ton der Zeit zum Thema: „die ausfallstraßen”, heißt es im Gedicht „in stoßzeiten”, „führen in abende hinein,/ die nirgends mehr einmünden./ fast täglich/ bleibt einer aus.// erfolglos enden/ die fahndungen./ das protokollblatt bleibt weiß.”
Lange hat Merz für Liebhaber geschrieben. Dann kam 1997 „Jakob schläft”, ein schmales Werk, das den wunderbaren Untertitel trägt, „eigentlich ein Roman”. Unerwartet wurde es zum literarischen Bestseller. Es spielt mit sinnlich-dichten, manchmal surrealen Bildern aus Merz’ 50er-Jahre-Jugend und evoziert ein raueres, vorkonsumistisches Mitteleuropa: „Die Landschaft, in die wir hineinfuhren, pulsierte wie eine offene Fontanelle. Ihre Ränder leuchteten rot. Ein besoffener Bauer hielt mit seinem Ford auf uns zu. Vater fuhr in die Wiese hinaus, bremste. Aus dem offenen Kofferraum des Wagens, der im Zickzack weiterfuhr, schwappte Milch.”
Seit „Jakob schläft” gilt Merz als Großautor, was ebenso wenig stimmt wie bei seinem jüngeren Kollegen Peter Stamm. Merz ist immer ein Feinarbeiter gewesen und hat sich darin nicht beirren lassen. In „Los”, das den Untertitel tragen müsste „eigentlich eine Novelle”, ist er ganz zu seinen lakonischen Anfängen zurückgekehrt, hat aber auch beinahe all die körnig-sinnlichen Bilder aus „Jakob schläft” abgelegt. „Los”, in dem die letzten Monate des Einzelgängers Peter Thaler erzählt werden, ist von erstaunlich unerbittlichem Ernst.
Merz geht noch einmal bis in die Zeit seiner Kindheit zurück. Aber das bis in die Gegenwart hinein verlängerte schweizerische Mittelland ist wirklichkeitsnah zum Sinnbild bebauten, trotz aller Betriebsamkeit gelähmten Lebens mutiert. Wenn die Landschaft überhaupt ins Bild rückt, ist sie tot. „Die aufgeblähten Fruchtkörper” der verbliebenen Riesenkürbisse „sind im Lauf der letzten Wochen schwarz geworden. Es liegt ein Grauen über dem Acker, wie nach einer langen, verbissenen Schlacht.” Es ist Herbst, nur „der Handaufleger zieht mit seinem Mercedes von Ort zu Ort.”
In der Schneeeinsamkeit
Solche lyrisch-aphoristischen Miniaturen machen aus Thaler einen heimlichen Poeten und retten Merz und seine Figur immer wieder vor der Gefahr, in routinierter Zivilisationskritik zu ersticken. Das gilt auch bei einem ergänzenden Thema, dem Ausbruch aus dem bürgerlichen Leben. Statt ans Meer, wie den Helden eines verwandten Lehrerbuchs, Zündel aus Markus Werners bestem Roman „Zündels Abgang”, zieht es den Philosophie-Dozenten Thaler als Ehe- und Lebensflüchtling in die Berge. Aber wieder drängt sich phasenweise der Eindruck eines Déjà-vu auf: Der stille, konsequent apokalyptische Gestus von Thalers Flucht, der ihn schließlich mitten in novemberlicher Schneeeinsamkeit straucheln und nicht mehr aufstehen lässt, rückt „Los” in die Nähe von Max Frischs schmalem Meisterwerk „Der Mensch erscheint im Holozän”.
Was „Los” neben gelungenen Sentenzen und seinem ironisch-sarkastischen Gestus ein Eigenleben sichert, ist die private Thematik, die den apokalyptischen Ton des Buchs trägt. Der Bruder und der Vater sind schon lange tot, und obwohl Thaler einmal seiner Frau gegenüber gesagt haben soll, „der höchste Grad an Wirklichkeit, der ihm im Leben bisher widerfahren ist, sei noch immer die Existenz ihrer Kinder”, hat ihm der vor kurzem eingetretene Krebstod seiner kaum sechzigjährigen Mutter den entscheidenden Halt geraubt. Gekonnt schneidet Merz immer wieder karge Aufzeichnungen vom allmählichen Sterben der Mutter in Thalers Flucht.
Merz hat seinem Buch ein Motto von Walter Benjamin vorangestellt. „Die Erzählung legt es nicht darauf an, das pure ‚an sich‘ der Sache zu überliefern wie eine Information oder ein Rapport. Sie senkt die Sache in das Leben des Berichtenden ein, um sie wieder aus ihm hervorzuholen. So haftet an der Erzählung die Spur des Erzählenden wie die Spur der Töpferhand an der Tonschale.”
Mit Benjamin distanziert sich Merz von den Erwartungen an eine Autobiographie und nährt doch den Gedanken daran: Was bedeutet die Darstellung des Todes einer Mutter um die sechzig für einen Autor, der 2005 sechzig wird? Ist das ein verschobenes Selbstbild? Und hat Merz es möglicherweise in einen schon lange vorhandenen Stoff integriert? Letzteres würde einige der stilistischen Déjà-vus erklären.
HANS-PETER KUNISCH
KLAUS MERZ: Los. Eine Erzählung. Mit drei Vignetten von Heinz Egger. Haymon Verlag. Innsbruck 2005. 96 Seiten, 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Schade, meint Roman Bucheli. Klaus Merz hat schon einmal besser über sein Kernthema, das allmähliche Verschwinden, geschrieben: "subtiler, weniger ambitioniert, und auch weniger manieriert". Bucheli attestiert Merz eine am Vorbild Robert Walsers orientierte "Verschwindungssucht", in deren Folge die Texte schrumpfen, die Helden kleiner werden und die Sprache karger. Diesmal aber hat der Autor die Anwendung des Diminutivs übertrieben, meint der Rezensent. Der Erzählung fehlen die "Widerhaken", die Figur ist von der ersten Seite an stigmatisiert, ihr Verschwinden gleichsam vorbestimmt. Und ist die Erzählung einmal "auf ihre Finalität eingespurt", bleibt sie unbeirrt auf ihrer Bahn. Die "Übercodierung" des Helden als eine dem Tod geweihten Figur lässt die Geschichte frühzeitig "erstarren". Neben der inhaltlichen bemängelt der Rezensent aber auch eine "rhetorischen Überorchestrierung". Im Text "wimmelt" es von Reimen jeglicher Art, und Bucheli kann nicht glauben, dass das ein Zufall ist.

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"Ein kostbares Buch." Der Standard, Stefan Gmünder