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Als rein kommerzielle Werbung und architektonische Uniformität in Amerika noch nicht allgegenwärtig waren, glich die gebaute Umwelt eher einer Riesenspielwiese, auf der sich jeder kreativ austoben konnte. Beschilderungen, Objekte und Bauten schillerten von verspielt bis exzentrisch, von scheinbar direkt dem Comicheft entsprungen bis hin zu quasi psychodelisch. Fotograf John Margolies hat Jahrzehnte damit verbracht, vergnügliche und liebenswert einfallsreiche Exemplare der Werbung am Straßenrand und Fantasiestrukturen zu dokumentieren - eine heute vom Aussterben bedrohte Art der…mehr

Produktbeschreibung
Als rein kommerzielle Werbung und architektonische Uniformität in Amerika noch nicht allgegenwärtig waren, glich die gebaute Umwelt eher einer Riesenspielwiese, auf der sich jeder kreativ austoben konnte. Beschilderungen, Objekte und Bauten schillerten von verspielt bis exzentrisch, von scheinbar direkt dem Comicheft entsprungen bis hin zu quasi psychodelisch. Fotograf John Margolies hat Jahrzehnte damit verbracht, vergnügliche und liebenswert einfallsreiche Exemplare der Werbung am Straßenrand und Fantasiestrukturen zu dokumentieren - eine heute vom Aussterben bedrohte Art der Americana.

Für dieses Buch wurden an die 400 Farbfotos von Beschilderungen an Hauptstraßen, Kinos, Tankstellen, Restaurants, Motels, Attraktionen am Straßenrand, Minigolfbahnen und Badeorten zusammengetragen. Im heutigen Zeitalter, in dem Online-Shopping und Megamalls den Konsum in Amerika beherrschen, erinnert uns Margolies' elegischer Überblick über dreißig Jahre an eine Vergangenheit, die schlichter, überraschender und bunter war.
Autorenporträt
Der Kulturanthropologe und Grafikdesign-Experte Jim Heimann ist Autor zahlreicher Bücher über Architektur, Popkultur und die Geschichte der amerikanischen Westküste sowie über Los Angeles und Hollywood. Seine einzigartige Privatsammlung von Kuriositäten war schon in Museen der ganzen Welt und in vielen seiner Bücher zu bewundern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2010

Die Architektur der Übertreibung

Die Vokabel "Pop Art" war noch nicht erfunden, als diese Kunstrichtung in Amerika ihren ersten Höhepunkt erlebte: entlang der Landstraßen. Dort warben die Besitzer von Würstchenbuden und Motels, Souvenirläden und Restaurants mit haushohen Figuren, oder sie ließen ihre Gebäude in Form von Hot Dogs, Hüten und Kaffeekannen bauen. An den Regeln des guten Geschmacks orientierte sich dabei niemand. Die einzige Devise war: Auffallen um jeden Preis. So konnten die Werbeträger gar nicht bunt und schrill genug sein. Tagsüber leuchteten sie in grellen Farben, und abends strahlten sie im Neonlicht, das sich seinen Weg durch verwegen gebogene Röhren bahnte. Dreißig Jahre lang war der Fotograf John Margolies in den Vereinigten Staaten unterwegs, mehr als hunderttausend Meilen hat er zurückgelegt, um zu sammeln, was von dieser Kunst des Straßenrands noch übrig geblieben ist. Denn längst haben die internationalen Hotel- und Fast-Food-Ketten nicht nur die kleinen Unternehmen geschluckt, sondern mit ihrem eigenen Corporate Design auch deren eigenwillige Werbebotschaften verdrängt. Geradezu uniform wirken heute die Ausfallstraßen der amerikanischen Städte mit den immer gleichen, sattsam bekannten Logos. Umso mehr staunt man über die vierhundert Beispiele, die Margolies zu dem opulenten Band "Roadside America" zusammengestellt hat. Sortiert nach Themen und Formen, wird das Buch zum farbenfrohen Archiv geschäftsorientierter Phantasie, in dem vom Häschen bis zum Dinosaurier und von der Blockhütte aus Beton bis zur begehbaren Eiswaffel kein Einfall fehlt. Heute stehen viele dieser Bauwerke unter Denkmalschutz. Im Jahr 1979, als Margolies sich auf die Reise machte, war das nicht der Fall. So sollte man sich hüten, seinen Bildband als Reiseführer misszuverstehen. Etliches ist abgerissen, und nur durch seine nüchtern-dokumentarischen Fotografien überliefert. Dass sie als Bauplan taugen, darf man durchaus als Absicht verstehen.

F.L.

"Roadside America - Architektonische Relikte einer vergangenen Epoche" von John Margolies (Fotos) und Phil Patton (Text). Taschen Verlag, Köln 2010. 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 29,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Großen Eindruck haben diese fotografischen Hinterlassenschaften von 32 Jahre langem Durchqueren der USA mit dem Automobil auf Antje Passenheim gemacht. Der amerikanische Fotograf John Margolies konserviere in diesem Fotoband (der rund 400 von insgesamt 13.000 Fotos enthalte) die Grenzenlosigkeit amerikanischer Landstraßen und der Phänomene an ihren Rändern. Also Bushaltestellen, Imbisse, Tankstellen oder verrottete Motels, zusammengezimmerte Holzbretter, die zu Werbeflächen wurden und verottende Blechteile alter Straßenkreuzer. Immer wieder frappiert von Härte und Melancholie dieser Bilder, sieht die Kritikerin in diesem Band schließlich auch einen Abgesang auf das mobile Amerika, Bilder einer untergegangenen Welt.

© Perlentaucher Medien GmbH