19,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 6-10 Tagen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Soziale Gerechtigkeit setzt sich - in einem magischen Viereck verwoben - aus Chancen-, Leistungs-, Bedarfs- und Generationengerechtigkeit zusammen. Becker und Hauser erörtern diese Interdependenzen und folgern, dass die Gewährleistung formaler Zugangsgerechtigkeit keineswegs hinreichend ist, um faktische Chancengleichheit zu erreichen. Vor diesem Hintergrund untersuchen die Autoren, wie sich die Rahmenbedingungen zur Realisierung von sozialer Gerechtigkeit entwickelt haben; und sie interpretieren eine Vielzahl von empirischen Indikatoren, die etwas zur Zielannäherung aussagen können. Dabei…mehr

Produktbeschreibung
Soziale Gerechtigkeit setzt sich - in einem magischen Viereck verwoben - aus Chancen-, Leistungs-, Bedarfs- und Generationengerechtigkeit zusammen. Becker und Hauser erörtern diese Interdependenzen und folgern, dass die Gewährleistung formaler Zugangsgerechtigkeit keineswegs hinreichend ist, um faktische Chancengleichheit zu erreichen. Vor diesem Hintergrund untersuchen die Autoren, wie sich die Rahmenbedingungen zur Realisierung von sozialer Gerechtigkeit entwickelt haben; und sie interpretieren eine Vielzahl von empirischen Indikatoren, die etwas zur Zielannäherung aussagen können. Dabei ergibt sich ein zwiespältiges Bild: Einerseits sind Verbesserungen vor allem beim Angebot außerhäuslicher Kinderbetreuung und Impulse zur Angleichung der Berufschancen von Männern und Frauen sichtbar. Andererseits sind die Hürden im Bildungsbereich für untere Einkommensschichten anhaltend hoch, und bei den Einkommen schwächt sich der ausgleichende Effekt des Steuer-, Abgaben- und Transfersystems ab. Auf dem Gebiet der Bedarfsgerechtigkeit werden - insbesondere durch zunehmende Armut - vermehrt Defizite deutlich; das beeinträchtigt wegen der Zusammenhänge im magischen Viereck auch das Ziel der Chancengerechtigkeit.
Autorenporträt
Richard Hauser ist Professor der Volkswirtschaftslehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main.

Irene Becker arbeitet seit über einem Jahrzehnt selbstständig als Management-Beraterin für Großunternehmen. Sie führt regelmäßig Seminare und Coachings zum Thema durch.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2011

Der Sozialstaat
Mehr Anstrengungen bei Bildung und Betreuung sind notwendig

Der deutsche Sozialstaat hat ein eindrucksvolles Wachstum hinter sich. Seine Ausgaben liegen bei fast 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Künftige demographische Verschiebungen werden weiter für Auftriebskräfte sorgen. Diese Dimension der Sozialstaatstätigkeit macht es dringlich, deren Wirksamkeit regelmäßig zu überprüfen - Wirksamkeit vor allem auch im Erreichen der explizit oder auch implizit gesetzten Gerechtigkeitsziele. Diese Prüfung ist auch geboten, da das System immer unübersichtlicher geworden ist. Übergreifende Leitvorstellungen sind schwer zu erkennen; Spartendenken hat zugenommen. Unpopuläre Veränderungen werden gern durch komplexe Steuerungsmechanismen "einschleichend" und "geräuscharm" gestaltet.

Zu der vorgelegten Untersuchung gibt es eine wissenschaftliche Vorgeschichte. In den Wirtschaftswissenschaften ist seit den siebziger Jahren das Interesse an Untersuchungen zum Verteilungsproblem eklatant zurückgegangen. Nicht zuletzt Irene Becker und Richard Hauser ist es jedoch zu verdanken, dass die methodischen Instrumente zur Untersuchung des Verteilungsproblems in der Zwischenzeit geschärft worden sind.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil betrachtet die soziale Gerechtigkeit als "magisches Viereck" von Chancengleichheit, Leistungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit und Generationengerechtigkeit sowie deren Interdependenzen. Der zweite Teil untersucht institutionelle Rahmenbedingungen mit Blick auf die Zugangschancen sowie die Steuer- und Transferpolitik als Ausdruck eines Kompromisses. Der dritte Teil präsentiert empirische Analysen, die Distanzen zum magischen Viereck der Gerechtigkeitsteilziele ausloten. Der vierte Teil bietet Zusammenfassungen und ein Fazit.

Die Analyse des Gerechtigkeitsziels und seiner Teilziele arbeitet die Maßstäbe für die Untersuchung heraus. Sie zeigt Komplementäres zwischen Teilzielen (etwa zwischen Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit), aber auch Spannungen zwischen diesen auf - so zwischen Bedarfs- und Leistungsgerechtigkeit. Die Lektüre dieses Teils stellt eine Arznei gegen die Versuchung zu allzu einfachen Antworten dar, der viele Menschen offenbar beim Thema Gerechtigkeit erliegen.

Die empirische Arbeit fördert viele Ergebnisse zutage. Die Mutmaßung, angesichts der geringen Einkommensspreizung lohne sich Leistung nicht, wird zurechtgerückt, allerdings auch für den wachsenden Niedriglohnsektor bestätigt. Die ausgleichende Qualität der Steuer-, Abgaben- und Transfersysteme zeigt sich weit von ihren öffentlich vermuteten Wirkungen entfernt. Die deutlichsten Defizite ergeben sich bei der Bedarfsgerechtigkeit sowie Chancengleichheit. Die Autoren treten für größere Anstrengungen bei Bildung und Betreuung sowie eine stärker ausgleichende Gestaltung des Steuer-, Abgaben- und Transfersystems ein. Das Buch sei allen an der Sozialpolitik Interessierten, besonders wärmstens aber allen politischen Akteuren zur Lektüre empfohlen.

DIETHER DÖRING.

Irene Becker/Richard Hauser: Soziale Gerechtigkeit - ein magisches Viereck.

Edition Sigma, Düsseldorf 2009, 308 Seiten, 19,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein Buch für alle an Sozialpolitik interessierte Menschen, vor allem aber für die politischen Akteure unter ihnen, empfiehlt Diether Döring in seiner Besprechung. In Irene Becker und Richard Hauser hat der Band ein Herausgeberpaar, das laut Rezensent stetig an der Verfeinerung der Instrumente zur Untersuchung des Verteilungsproblems gearbeitet hat. In vier Teilen erfährt Döring nun, was sich damit beginnen lässt. Nämlich soziale Gerechtigkeit und ihre institutionellen Bedingungen unter den Aspekten Chancen, Leistung, Bedarf und Generationen untersuchen und ihre tatsächliche Umsetzung in empirischen Analysen herausarbeiten. Die Spannungen und Defizite, die die Autoren dabei zutage fördern, wirken auf den Rezensenten reinigend. Einfache Antworten zum Thema hält er spätestens nach dieser Lektüre für unangebracht.

© Perlentaucher Medien GmbH