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Die Wandlung des Exilbegriffs seit der biblischen Geschichte bis in die Postmoderne von einer »conditio iudaica« zu einer »conditio humana«.Seit der biblischen Geschichte ist die jüdische Identität an die Erfahrung des Exils gebunden. Vertreibung, Versklavung, Erniedrigung haben ebenso das jüdische Bewusstsein bis in die Moderne hinein geprägt wie das Warten auf Erlösung. Doch gerade in der Moderne ist das Exil als Verlust der geographischen und sprachlichen Heimat von einem kollektiven zu einem individuellen, von einem besonderen jüdischen zu einem allgemeinen menschlichen Charakteristikum…mehr

Produktbeschreibung
Die Wandlung des Exilbegriffs seit der biblischen Geschichte bis in die Postmoderne von einer »conditio iudaica« zu einer »conditio humana«.Seit der biblischen Geschichte ist die jüdische Identität an die Erfahrung des Exils gebunden. Vertreibung, Versklavung, Erniedrigung haben ebenso das jüdische Bewusstsein bis in die Moderne hinein geprägt wie das Warten auf Erlösung. Doch gerade in der Moderne ist das Exil als Verlust der geographischen und sprachlichen Heimat von einem kollektiven zu einem individuellen, von einem besonderen jüdischen zu einem allgemeinen menschlichen Charakteristikum geworden.Stefana Sabin verfolgt die Wandlung des Exilbegriffs und die Entstehung eines exilischen Bewusstseins als Symptom der modernen Befindlichkeit. Dabei differenziert sie zwischen den beiden Bedeutungen des Exils als Heimat- und Sprachlosigkeit. Zahlreiche Beispiele - von Ovid über Moses Mendelssohn, Adelbert von Chamisso und Karl Wolfskehl bis Vladimir Nabokov, Peter Weiss, Milan Kunderaund Kazuo Ishiguro - veranschaulichen, dass die Heimatlosigkeit in kosmopolitischer Ungebundenheit überwunden und die Sprachlosigkeit in der Mehrsprachigkeit aufgehoben werden kann.
Autorenporträt
Stefana Sabin hat in Frankfurt, Haifa und Los Angeles studiert und 1982 mit einer literaturwissenschaftlichen Studie promoviert. Seitdem ist sie Mitarbeiterin im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 2010 ist sie Redakteurin des Onlinemagazins FAUST-Kultur.Veröffentlichungen u. a.:Dante auf 100 Seiten (2015); Politik ohne Gott. Wieviel Religion verträgt Demokratie? (2014, mit Helmut Ortner); Shakespeare auf 100 Seiten (2014).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2008

Sprachlos

Wir alle sind "lost in translation", verloren in der Übersetzung. Oder, in den Worten des nach New York ausgewanderten Wiener Autors Frederic Morton: Das Exil ist längst "everybody's heritage", jedermanns Herkunft. Was früher nur das Schicksal von Individuen oder von einzelnen religiösen oder ethnischen Gruppen war, ist im Zeitalter von Globalisierung und Mobilität zur universellen Lebensform geworden. Deshalb ist die jüdische Geschichte für die Weltbürger von heute paradigmatisch, wurde aus der "conditio iudaica" eine "conditio humana". Nur dass den postmodernen Exilanten ein identitätsspendendes Narrativ, wie es die Juden auf der ganzen Welt in ihrer Schrift hatten und haben, fehlt. Diesen Schluss zieht Stefana Sabin in ihrem kenntnisreichen, luziden Essay zur Geschichte des Exilbegriffs. Diese beginnt bereits mit der biblischen Vertreibung aus dem Paradies und wird mit Phänomenen wie "Migrantenliteratur" oder "Parallelkulturen" gewiss nicht enden. An zahlreichen Beispielen profiliert die 1955 in Bukarest geborene Autorin die Aspekte von Heimat- und Sprachverlust, aber auch die Chancen, die kosmopolitische Ungebundenheit und Mehrsprachigkeit bieten. Ein Unbehagen darüber, die traumatischen Erfahrungen von Verfolgten auch mit denen freiwilligen Heimatverlustes zu vergleichen, bleibt jedoch. (Stefana Sabin: "Die Welt als Exil". Göttinger Sudelblätter. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 42 S., br., 14,- [Euro].) O.P.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Ulrich Teusch ist im Großen und Ganzen recht angeregt von Stefana Sabins Essay über das Exil-Bewusstsein, das die immer weniger sesshafte Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt habe. Früher sei die Exilerfahrung eine jüdische Erfahrung gewesen, referiert Teusch, in einer globalisierten Welt aber habe sie sich verallgemeinert. Teusch lobt Sabins Text als sehr konzentriert, entwickelt aber einige Reserven gegen ihren Begriff des Exils, den sie mit dem der Entwurzelung allzu deckungsgleich sehe. Ihre Beispiele entnimmt Sabin nach Teusch vor allem der neueren "transkulturellen" Literatur.

© Perlentaucher Medien GmbH