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Über Chancen und Gefährdungen ihres Berufs - zehn Lektoren berichten.»Sie wissen, wie man einen Titel kalkuliert und auf welche Weise der Deckungsbeitrag gerechnet wird. Sie sind mit dem kaufmännischen Handwerkszeug für die tägliche Lektoratsarbeit vertraut. Jetzt möchten Sie mehr Sicherheit gewinnen in der Diskussion um Kosten- und Ergebnistreiber, Cashflow und Lagerkosten.« In Seminaren des deutschen Buchhandels werden Kurse für Lektorinnen und Lektoren angeboten, in denen man sich mit »Instrumenten zur Kontrolle von Verlagsaufgaben« beschäftigt, mit denen »die fachliche Kompetenz des…mehr

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Produktbeschreibung
Über Chancen und Gefährdungen ihres Berufs - zehn Lektoren berichten.»Sie wissen, wie man einen Titel kalkuliert und auf welche Weise der Deckungsbeitrag gerechnet wird. Sie sind mit dem kaufmännischen Handwerkszeug für die tägliche Lektoratsarbeit vertraut. Jetzt möchten Sie mehr Sicherheit gewinnen in der Diskussion um Kosten- und Ergebnistreiber, Cashflow und Lagerkosten.« In Seminaren des deutschen Buchhandels werden Kurse für Lektorinnen und Lektoren angeboten, in denen man sich mit »Instrumenten zur Kontrolle von Verlagsaufgaben« beschäftigt, mit denen »die fachliche Kompetenz des Lektors« ergänzt werden soll. Worin aber besteht diese »fachliche Kompetenz«? Was macht den Kern der Arbeit eines Lektors aus? Mit welchen Maßstäben beurteilt er Texte? Wann entstand überhaupt diese Profession und welchen Veränderungen unterlag dieses Berufsbild seitdem? - Zehn Lektoren berichten in diesem Band über ihr Selbstverständnis, ihre Einschätzung der gegenwärtigen Rolle des Lektors im Literaturverlag und die Zukunftsaussichten ihres Berufs. Der Band enthält Beiträge von Thorsten Ahrend, Momo Evers, Ekkehard Faude, Gunther Nickel, Katharina Raabe, Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Denis Scheck, Daniela Seel, Jörg Sundermeier und Dieter Wellershoff.
Autorenporträt
Gunther Nickel lehrt als außerplanmäßiger Professor Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Mainz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.10.2006

Die Saturnalien der Ignoranz
Ein Sammelband fragt nach der „Krise des Lektorats”
Lektor heißt Leser. Ein Lektor ist einer der ersten Leser eines Buches. Besser gesagt: eines Dinges, das einmal ein Buch werden soll. Lesen wird freilich auch mancher Autor, was er geschrieben hat. Aber solcher Lektüre mangelt die Distanz. Der Autor ist angewiesen auf einen Leser, der Sympathie mit Abstand verbindet. Aus dem Abstand werden die Schwächen eines Textes sichtbar, die dem Autor unsichtbar bleiben, weil er dem eigenen Text zu nah ist. Je monströser, etwa im Internet, das unlektorierte Material anschwillt, desto deutlicher wird, wie nötig Lektoren sind, damit Lesenswertes entstehe.
Gunther Nickel, der Herausgeber, stellt das Thema unter den Titel: „Krise des Lektorats?” Krise ist ein anspruchsvoller Begriff. Man kann nicht behaupten, dass die von Nickel zur Mitarbeit Geladenen sich große Mühe gegeben hätten, ihm gerecht zu werden. Kein Titel der Beiträge greift ihn auf, nur wenige liefern ein paar Bemerkungen dazu ab, aus denen eher Pflicht als Neugier spricht. Statt einer Einleitung, die fragte, worin die Krise des Lektorats bestehen könnte, bietet Nickel 25 Zeilen Vorwort, in denen nicht einmal das Wort auftaucht. Von Lektoren werden verstärkt betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Fertigkeiten erwartet – so antwortet hier zunächst ein magerer Gedanke dem stämmigen Wort des Titels.
Statt durch den Krisenbegriff geleitete Analysen eines Berufsstandes bringt der Band vorwiegend höchst lebendige Erfahrungsberichte. Katharina Raabe erklärt, was auf dem Spiel steht, wenn osteuropäische Literatur unangemessen verdeutscht wird. Denis Scheck präsentiert eindringlich seine Lebensgeschichte zwischen Glanz und Elend des Lektorats, und zwischen Arno Schmidt und Perry Rhodan. Jörg Sundermeier erzählt, welche Fehler man macht, wenn man unerfahren einen Verlag aufzieht, und berichtet, wie es sich in einer Nische lebt. Hans-Ulrich Müller-Schwefe hält nicht hinter dem Berg, wie er als Lektor bei Suhrkamp Texte von Autoren ablehnte, die woanders zu Ruhm und Namen kamen – und trifft dabei den rechten Ton, weder selbstgefällig noch zerknirscht. Thorsten Ahrend, bereits beim vierten Verlag Lektor, macht zum Thema, was Wechsel und Kontinuität für diese Arbeit bedeuten oder bedeuten können. Dieter Wellershoff und Ekkehard Faude reflektieren souverän über Titel, Anfänge und Schlüsse, über Vorlieben und Abneigungen, über Vorschüsse und Absagen, sowie nicht zuletzt über Lektorenträume. Die beste Einführung ins Thema Lektorieren hat Momo Evers geschrieben – nur steht sie ungeschickterweise in der zweiten Hälfte des Buches.
Der Weg ins Hirn
Das alles ist lesenswert. Und es lässt vermuten, dass keine oder keiner der Auskunft gebenden Lektorinnen und Lektoren in solcher Eigenschaft jene Gebilde hätte durchgehen lassen, die Daniela Seel ihnen bei einem Leipziger Symposion des Jahres 2005 vortrug: „Ein sinnlich erfahrener Input wird über mehrere physiologische Übersetzungsvorgänge so aufbereitet/umgewandelt/aufgeschlossen, dass er in dort lesbarer und unterscheidbarer Form in einen oder mehrere ‚zuständige‘ Hirnbereiche eingespeist werden kann, wo er mit bereits vorhandenen, vorgeprägten, also zu einem früheren Zeitpunkt dort eingetretenen und entsprechend ausgebildeten Mustern abgeglichen wird.” Eine hirnphysiologische Ableitung des Lektorenberufs – wäre sie im Abdruck dieser Imbezillität nicht endlich gekommen, die Epiphanie der Krise des Lektorats? Doch Entwarnung: Daniela Seel ist keine Lektorin, sondern bloß Verlegerin.
Krise und Kritik stammen vom selben griechischen Wort: krinein, urteilen. Wenn es so etwas gibt wie eine Krise des Lektorats, dann ist sie eine Krise der Kriterien. Diese Krise besteht nicht darin, dass Marketinghanseln die Geistesmenschen knechten. Wenn jemand, wie Gunther Nickel in seinem abschließenden Beitrag vermeldet, eine Edition mit hunderten von Fehlern verantwortet und sich damit qualifiziert, ein wichtiges philosophisches Archiv in Deutschland zu leiten, dann sind die Kriterien dort erodiert, wo man die letzte Bastion gegen solche Erosion vermutete. So anregend Nickels Band in vielem geraten ist, so bedauerlich bleibt es, dass in ihm dieses Thema – die Saturnalien der Ignoranz in den Zentren der Bildung – nicht zum Gegenstand der Diskussion geworden sind, sondern lediglich ein Schlenker an deren Ende.
ANDREAS DORSCHEL
GUNTHER NICKEL (Hrsg.): Krise des Lektorats? Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 131 Seiten, 19 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Durchaus ambivalent wirkt der von Gunther Nickel herausgegebene Sammelband "Krise des Lektorats?" auf Rezensent Andreas Dorschel. Zwar scheinen ihm die Beiträge diverser Lektorinnen und Lektoren durchaus gelungen, informativ und lesenwert. Die meisten Texte lobt er gar als "höchst lebendige Erfahrungsberichte". Aber schmerzlich vermisst er eine Auseinandersetzung mit der "Krise", von der im Titel des Bandes die Rede ist, eine vom Krisenbegriff geleitete Analyse des Berufsstandes. Nur in einigen wenigen Beiträgen findet er dazu ein paar magere Bemerkungen, die seines Erachtens allerdings nichts Substanzielles bringen und wie pflichtgemäß abgeliefert anmuten.

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