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Die Autorin erzählt die Geschichten des Türmers Jan Facher und des Reisenden Michael Thurner, die in die Zeit des Ersten Weltkriegs und ins Belgrad des Jahres 1999 führen - poetisch, geheimnisvoll, überraschend.Der Roman führt in eine merkwürdige Welt: Zweihundertdreiundsechzig Treppenstufen nach oben in einen Turm, wo Jan Fachers Vater endlich eine Arbeitsstelle bekommen hat und im Frühjahr 1913 mit Frau und Sohn die Türmerwohnung bezieht. Er muß rund um die Uhr über die Stadt wachen, nachts hilft ihm sein Sohn. Wenn Jan gehofft hatte, die enge Welt im Turm würde ihn einen Weg zu seinem Vater…mehr

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Produktbeschreibung
Die Autorin erzählt die Geschichten des Türmers Jan Facher und des Reisenden Michael Thurner, die in die Zeit des Ersten Weltkriegs und ins Belgrad des Jahres 1999 führen - poetisch, geheimnisvoll, überraschend.Der Roman führt in eine merkwürdige Welt: Zweihundertdreiundsechzig Treppenstufen nach oben in einen Turm, wo Jan Fachers Vater endlich eine Arbeitsstelle bekommen hat und im Frühjahr 1913 mit Frau und Sohn die Türmerwohnung bezieht. Er muß rund um die Uhr über die Stadt wachen, nachts hilft ihm sein Sohn. Wenn Jan gehofft hatte, die enge Welt im Turm würde ihn einen Weg zu seinem Vater finden lassen, so sieht er bald, daß er auf sich selbst verwiesen ist. Der Blick von oben auf die Stadt schärft die Wahrnehmung - und er macht einsam. Jans Freunde, Köppen, Donatus und Hellmund, kommen bald nur noch selten. Mehr und mehr werden die Besuche zu Erzählungen von »draußen«; Facher beschleicht das Gefühl, er habe »da unten nichts mehr, was auf mich wartet«. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs holt ihn ins Leben zurück.Daniela Danz entwirft kunstvoll und sprachmächtig ein Dasein im Turm als »Modell der Welt«, sie erzählt über die versteckten Formen von Gewalt aus einer Perspektive von oben, die sie spiegelt in einer zweiten Geschichte: Ihr Protagonist ist der Reisende Michael Thurner, 86 Jahre später unterwegs dorthin, wo der Krieg am Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Attentat seinen Ausgang nahm und wo erneut Gewalt das Zusammenleben der Menschen bedroht: nach Jugoslawien.Link: www.danieladanz.de
Autorenporträt
Daniela Danz wurde 1976 in Eisenach geboren und studierte Kunstgeschichte und Deutsche Literatur in Tübingen, Prag, Berlin und Halle, wo sie über Krankenhauskirchenbau promovierte. Sie arbeitet als Autorin, lehrt an der Universität Hildesheim und lebt mit ihrer Familie in Kranichfeld. Von 2013 bis 2020 leitete sie das Schillerhaus und ist seit 2021 Vizepräsidentin der Akademie der Wissenschaft und Literatur Mainz.2023 erhält sie den Thüringer Literaturpreis, 2022 wurden ihr sowohl der Deutsche Sprachpreis als auch der Lyrikpreis Orphil der Landeshauptstadt Wiesbaden zugesprochen, 2021 der erste Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik und 2020 der Literaturpreis der A und A Kulturstiftung für ihr literarisches Werk.; 2019 wurde sie für einen Auszug aus dem Manuskript von »Wildniß« mit dem Deutschen Preis für Nature Writing ausgezeichnet.www.danieladanz.de
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2006

Nimm zwei
Daniela Danz kriegt die Kurve nicht zwischen Poesie und Kitsch

Die Grenze zwischen poetischer Betrachtungsweise und gepflegter Langeweile ist manchmal so fließend, daß man ihr Überschreiten zu spät bemerkt. Dementsprechend gefährlich ist es, sich durch einen weitgehend handlungslosen Roman absichtlich direkt an diese Grenze zu manövrieren. Daniela Danz hat das mit "Türmer" getan, und eine Weile lang balanciert sie mit grazil gesetzten Worten auf der poetischen Seite entlang. In der ersten von zwei Geschichten erzählt sie aus der Sicht eines Jungen zu Beginn des Ersten Weltkrieges, dessen Vater als Türmer arbeitet.

"Sie werden leben wie die Vögel", sagt die Witwe des Vorgängers, als die Familie den Turm bezieht. Der Vater ist eigentlich Künstler und hadert mit der Entscheidung für diesen Beruf, Sohn Jan macht sich die ungewöhnliche Wohnung und den Dachstuhl der Kirche auf kindliche Art zu eigen. Durch eine Luke beobachtet er die Bewegungen der Stadt, zu der er nur noch selten hinabsteigt; er erschafft sich eine imaginäre Freundin und wird früh der Gehilfe des Vaters. Andererseits hat er so gar nichts Kindliches, liegt stundenlang im Staub und denkt über die Spuren nach, die darin hinterlassen wurden. Im Turm fühlt er sich ebenso eingesperrt wie die Erwachsenen: "Der Turm ist ein Käfig. Er ist in den Himmel gebaut und nimmt sich ein Stück Raum, ein Stück für mich, ein Stück, in dem meine Zeit vergeht."

Bereits das verrät, daß Daniela Danz gar nicht richtig versucht, die kindliche Perspektive einzunehmen. Weder dieser Sprachduktus noch diese Gedankengänge könnten von einem kleinen Jungen stammen, ebensowenig wie die Struktur der kurzen Kapitel, in denen jeweils ein Detail seiner Welt abgehandelt wird: "Zimmer", "Schwüle", "Schatten" heißen sie und beschäftigen sich mit nicht selten belanglosen Überlegungen. Geradezu verquast ist das Kapitel über die Johannisnacht. Die sei "die Waagschneide eines Jahres, deshalb kann die Liebe nicht gelingen, in der Mitte ist sie nicht möglich, dort ist man nur allein" - poetischer Klang ohne Aussage.

In der ersten Geschichte bricht der Krieg aus, und die Entscheidung für den Frontdienst wird mit der Entscheidung für ein Verstehenwollen der späteren kollektiven Volkserinnerungen gleichgesetzt. Damit rettet sich Daniela Danz über die Brücke der konkreten Geschehnisse aus dem Land der Langeweile. Die zweite Geschichte über einen Belgrad-Reisenden im Jahr 2000 fängt dann allerdings schon wieder im Handlungsvakuum an: Michael Thurner ist ohne Ziel und ohne Grund nach Jugoslawien geflogen und hat sich im Flugzeug die Lebensgeschichte seines Sitznachbarn ausgeliehen, falls ihn jemand fragen sollte. Er verliebt sich ein bißchen in die Besitzerin seiner Pension, aber auch doch wieder nicht. Er fährt mit einem Fremden nach Kroatien, um ein Bett zu transportieren, und macht sich so seine Gedanken über die verfeindeten Volksgruppen, lernt aber nichts dazu.

Die zwei Geschichten in einem Band laden naturgemäß zur Motivsuche ein. Die Väter beider Protagonisten sind eigentlich Maler, und der Türmer taucht auch in der Belgrad-Geschichte auf: Als Junge findet der Erzähler das "Türmerlied" aus "Faust II" im Schreibtisch des Vaters und wundert sich über die altertümliche Schreibweise von "Tuermer". Diese Episode nimmt drei Seiten der ohnehin kurzen Geschichte ein, doch immerhin kann man nicht behaupten, sie würde den Lauf der Handlung bremsen - die steht bereits nach wenigen Kapiteln stocksteif und still.

JULIA BÄHR

Daniela Danz: "Türmer". Roman. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 154 S., geb., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die arme Rezensentin scheint noch ganz gelähmt von ihrem Ausflug ins Handlungsvakuum. Allerdings genügt uns das wenige, was Julia Bähr über diesen Roman von Daniela Danz zu sagen hat, auch voll und ganz. Abschreckung braucht manchmal nicht viele Worte. Poesie und Langeweile verwechsle die Autorin, so dass wir die Rezensentin gähnen zu hören meinen. Schlimmer als das Missverständnis des Romans als Raum der Stille wiegt für Bähr allerdings die hier vorgeführte Verquastheit der Gedanken und Perspektiven. Poesie ohne Aussage, Geschichten ohne Motive, meint sie.

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