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Jost Schillemeits anregende Studien zur Goethezeit und zur Literatur des 19. Jahrhunderts.Die in diesem Band zusammengestellten Aufsätze des 2002 verstorbenen Literaturwissenschaftlers Jost Schillemeit aus den Jahren 1964 bis 2001 stellen in ihrer Vielfalt die Summe seines wissenschaftlichen Schaffens zum Thema dar. Um die im Zentrum stehende Arbeiten zu Goethe gruppieren sich Untersuchungen zu systematischen und philosophisch-philologischen Problemen, Arbeiten zu einzelnen Autoren der Goethezeit und darüber hinaus, etwa zu Wilhelm Raabe und Theodor Fontane, sowie die mittlerweile zum…mehr

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Produktbeschreibung
Jost Schillemeits anregende Studien zur Goethezeit und zur Literatur des 19. Jahrhunderts.Die in diesem Band zusammengestellten Aufsätze des 2002 verstorbenen Literaturwissenschaftlers Jost Schillemeit aus den Jahren 1964 bis 2001 stellen in ihrer Vielfalt die Summe seines wissenschaftlichen Schaffens zum Thema dar. Um die im Zentrum stehende Arbeiten zu Goethe gruppieren sich Untersuchungen zu systematischen und philosophisch-philologischen Problemen, Arbeiten zu einzelnen Autoren der Goethezeit und darüber hinaus, etwa zu Wilhelm Raabe und Theodor Fontane, sowie die mittlerweile zum philologischen Klassiker avancierte Untersuchung »Bonaventura. Der Verfasser der »Nachtwachen« (1973), in der Schillemeit das lange umrätselte Pseudonym August Klingemanns lüftete.Aus dem Inhalt:Lessings und Mendelssohns Differenz. Zum Briefwechsel über das Trauerspiel (1756/57)Das Vorspiel auf dem Theater zu Goethes Faust. Entstehungszusammenhänge und Folgerungen für sein VerständnisGoethe und RadziwillZum Begriff des »Erlebten« beim späten Goethe»Historisches Menschengefühl«. Über einige Aphorismen in Goethes WanderjahrenJudentum und Gesellschaft als Thema FontanesRuminationen. Zur Entstehungsweise Raabescher Erzählungen»Erlebnis«. Beobachtungen eines Literarhistorikers zu einer Wortbildung des 19. Jahrhunderts
Autorenporträt
Jost Schillemeit (1931-2002) lehrte Deutsche Literaturwissenschaft an der TU Braunschweig und war Gastprofessor in Princeton. Er war Herausgeber der Werke Wilhelm Raabes sowie Mitherausgeber der Kritischen Kafka-Ausgabe. Besonderes Aufsehen erregte sein Buch »Bonaventura. Der Verfasser der 'Nachtwachen'« (1973), in dem er das lange umrätselte Pseudonym August Klingemanns lüftete.

Rosemarie Schillemeit studierte Germanistik und Gräzistik in Tübingen, Wien und Freiburg/Br. Sie edierte u.a. »Raabes Gespräche« (1983), »Raabes Literarische Notizen« (1992) sowie 2002 im Faksimiledruck ein bisher unbekanntes Stammbuch mit einem Eintrag des Leipziger Goethe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2006

Goethe war gut
Aus dem Nachlaß: Jost Schillemeits geduldige Studien aus großer Zeit

Als Philologie noch geholfen hat - aus solchen Zeiten kommt jetzt ein schöner Band mit gesammelten Studien des 2002 verstorbenen Literaturwissenschaftlers Jost Schillemeit daher. Da bedurfte es noch nicht sogenannter Drittmittel, um das forschende Ingenium in Betrieb zu setzen, und unvorstellbar war die marktschreierische Gier nach Exzellenz, die jetzt in die neue gelehrte Welt eingezogen ist. Seinerzeit galten vielmehr so altertümliche Tugenden wie Autopsie, Aufmerksamkeit fürs signifikante Detail, Vertrauen auf den eigenen Instinkt, der noch nicht zugunsten einer kurrenten Theorie abgedankt hatte; auch Geduld und Maß gehörten dazu. Solchermaßen höflich den literarischen Gegenständen wie den Lesern gegenüber, ließ sich womöglich auch das philologische Glück anlocken.

Das alles findet man in Schillemeits Arbeiten. Kein Wunder, daß die besonders charakteristischen entdeckerische Glücksfälle vorführen. Gern widmet sich Schillemeit vermeintlichen Kleinigkeiten oder "Einzelnheiten" (Goethe), immer freilich in der Überzeugung, daß Mikroskopie die sicherste Basis für Makroskopie ist. So stutzt er über Unstimmigkeiten in der Lesung von Faust-Paralipomena, vertieft sich in ihre Entstehungsgeschichte und erreicht schließlich Aufschlüsse, die mit einem Schlag alle Schwierigkeiten beheben - das "M" der Handschrift meint nicht Manto, sondern Mephisto; anderswo heißt es nicht "Drey Einheiten", mit einer vermeintlichen Anspielung auf Dramaturgisches, sondern "DreyEinheit" und bezeichnet damit trinitarisch Faust, Helena und Euphorion.

Unterwegs zu diesen Funden, hat man eine Menge über die klassische Walpurgisnacht und den Helena-Akt erfahren. Aphorismen und Topoi haben es Schillemeit besonders angetan. Da bringt dann die Lust an verschlungenen Filiationen ihre Überraschungen hervor. Mit Hilfe der Formel vom "historischen Menschengefühl" gerät man an altaristokratische Eliten, etwa die Fanarioten im Osmanischen Reich oder die Barmekiden in Bagdad, denen Goethes Sympathie gehört. Das "hohe Wort eines Weisen" entpuppt sich als Bezug auf Victor Cousins philosophiegeschichtliche Vorlesungen, die zu schätzen Goethe manche Gründe hatte.

Wer sich über die beflissenen Rechtfertigungsübungen der Geisteswissenschaftler wundert, wird sich über den Satz jenes Mathematikers freuen, der nach der Lektüre von Racines Iphigénie achselzuckend bemerkte: "Qu'est-ce que cela prouve?" Schillemeit, der die Anekdote bei Goethe findet, verfolgt ihre Spur mit kühlem Vergnügen, von Helvétius bis Brecht. Daß ihm ein Buch wie Herman Meyers "Zitat in der Erzählkunst" besonders nahesteht, zeigt ein großer Rezensionsessay - gleiches wird durch gleiches erkannt, die eine unaufdringliche Gelehrsamkeit entzündet sogleich die andere. Gut zwei Dutzend solcher Studien enthält der Band.

Sehr zu begrüßen ist der Entschluß der Herausgeberin, auch das berühmte, längst vergriffene Bonaventura-Buch von 1973 in diesem Rahmen wieder zugänglich zu machen. Die Entdeckung des Verfassers der "Nachtwachen" mit dem Pseudonym Bonaventura - es ist der Braunschweiger Theatermann August Klingemann - war ein Coup, der sich die fesselnde Form eines Indizienbeweises gab. Vierzehn Jahre später lieferte der Fund einer eigenhändigen Notiz Klingemanns zu seiner Verfasserschaft das Tüpfelchen aufs i. Das eigentliche Vergnügen an der Entdeckung und am Entdecken aber verdanken wir Jost Schillemeit.

HANS-JÜRGEN SCHINGS

Jost Schillemeit: "Studien zur Goethezeit". Hrsg. von Rosemarie Schillemeit. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 620 S., geb., 45,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie ein Buch aus besseren Tagen kommen Hans-Jürgen Schings Jost Schillemeits Goethe-Studien vor. Schings kann nicht umhin, seine Freude über das Buch mit einigen Seitenhieben auf die heutige Philologie zu würzen, die hier vorgeführte Tugenden wie "Geduld und Maß", "Autopsie", Instinkt und genaue Analyse seiner Meinung nach vermissen lässt. Daran, dass all das auch Ergebnisse zeitigt, lässt Schings keinen Zweifel. Von "entdeckerischen Glücksfällen" ist die Rede, etwa wenn der Autor sich mit mikrokopischem Blick den Faust-Paralipomena nähert oder "verschlungene Filiationen" Goethes (mit osmanischen Eliten etwa) aufdeckt. Für Schings zeigt der Band, wie "unaufdringliche Gelehrsamkeit" die Lust am Text befördern kann.

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