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Ein amerikanischer Air-Force-Stützpunkt im Deutschland der fünfziger Jahre: zwei Düsenjägerpiloten, in Marseille gestartet, versuchen bei schlechtem Wetter zu landen. Die niedrige Wolkendecke verhindert einen präzisen Anflug, den beiden geht der Treibstoff aus und sie geraten in eine verzweifelte Lage. Captain Isbell und Lieutenant Cassada sind Freunde und Rivalen zugleich, denn beide lieben sie dieselbe Frau und müssen sich nun trotzdem blind aufeinander verlassen.

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Produktbeschreibung
Ein amerikanischer Air-Force-Stützpunkt im Deutschland der fünfziger Jahre: zwei Düsenjägerpiloten, in Marseille gestartet, versuchen bei schlechtem Wetter zu landen. Die niedrige Wolkendecke verhindert einen präzisen Anflug, den beiden geht der Treibstoff aus und sie geraten in eine verzweifelte Lage. Captain Isbell und Lieutenant Cassada sind Freunde und Rivalen zugleich, denn beide lieben sie dieselbe Frau und müssen sich nun trotzdem blind aufeinander verlassen.
Autorenporträt
Salter, James
James Salter, 1925 in Washington, D.C. geboren und in New York aufgewachsen, wurde mit seinen großen Romanen »Lichtjahre« und »Ein Spiel und ein Zeitvertreib« auch in Deutschland berühmt. Er diente als Kampfflieger zwölf Jahre lang in der US Air Force und nahm 1957 seinen Abschied, als sein Debüt, Jäger, erschien. Seitdem lebte Salter als freier Schriftsteller in New York City und auf Long Island. Am 19. Juni 2015 verstarb James Salter wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag in Sag Harbor. Er gilt als moderner Klassiker der amerikanischen Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2003

Die Stunde der Jäger hat geschlagen

"Noch eine Stunde, und die Flieger kamen, die Pistolen umgeschnallt, die Hauben schlenkernd, den schmutziggelben Seidenschal frech um den Hals geknotet, die Draufgänger und Feiglinge, die Zitterer, Schreier und Angeber, die Weiberhengste, Säufer und Abstinenzler, die Treffsicheren und die, die ewig vorbeiwarfen . . . Die Maschinen wippten und schwankten und brüllten wie Schiffe, die den Hafen verlassen. Dann erhoben sie sich brausend in die Luft." In der Literatur der fünfziger Jahre hallte der Mythos vom Fliegerhelden noch nach - wie hier in Emil Schusters Roman "Die Staffel" von 1958, dem Friedrich Sieburg in dieser Zeitung bescheinigte, eine eindrucksvolle Darstellung menschlicher "Leidensfähigkeit" im Ausnahmezustand des Krieges zu sein. Im Bild, das die Nachkriegszeit von den Weltkriegspiloten pflegte, mischten sich der aeroplane Existentialismus eines Antoine de Saint-Exupéry mit Resten der (nicht nur in Deutschland) propagandistisch ausgeschlachteten Jagdflieger-Mythen vom "Roten Baron" Richthofen bis Adolf Galland.

Der Anachronismus solcher Beschreibungen, die später in Landserheften fortlebten, wurde schon in einem Roman wie Gerd Gaisers "Die sterbende Jagd" von 1953 beschrieben - hier bezogen auf die selbstmörderische Pervertierung des Jagdfliegertums in der Schlußphase des Weltkriegs, als die technische und zahlenmäßige Überlegenheit der Alliierten immer gewaltiger wurde. Das "Flieger-As", als Mischung aus Virtuose und Heros, ein Erbe zugleich des bis ans Herz kühlen Dandys (der "Seidenschal" bei Schuster) und des Ritters längst vergangener militärhistorischer Epochen, wurde als Soldat Opfer wahnwitziger Kamikaze-Taktik, als literarische Figur Zielscheibe der Ideologiekritik. So verfaßte Dieter Kühn 1975 eine "Kampfschrift" gegen die Fliegermythen unter dem Titel "Luftkrieg als Abenteuer". In der amerikanischen Literatur rechnete vor allem Joseph Hellers "Catch-22" mit dem Mythos des Fliegers ab. Im Mikrokosmos einer Bomberschwadron während des Zweiten Weltkriegs wurde darin die Absurdität der Kriegslogik auf die Spitze getrieben.

Um so erstaunlicher ist die Renaissance eines Autors wie James Salter, dessen frühe Bücher dem Mythos des Flieger-Asses ein Denkmal setzen. In diesem Frühjahr ist im Berlin Verlag sein Roman "Cassada" auf deutsch erschienen, eine bearbeitete Neuausgabe seines Buchs "The Arm of Flesh" von 1961. Während "Cassada" nicht im Krieg spielt, sondern die Geschichte zweier Düsenjägerpiloten, Freunde und Rivalen, erzählt, die bei einem Routineflug in eine lebensgefährliche Lage geraten, ist Salters bislang unübersetzter Debütroman "The Hunters" von 1956 ein Klassiker der Kriegsliteratur. Er erzählt eine Episode aus dem Korea-Krieg, in dem Salter selbst als Pilot diente. Die Darstellung dieser (Männer-)Welt der Jagdflieger ist im Grunde die heroische Folie für Hellers Sarkasmus. Hier ist der ritterliche Luftkampf Maschine gegen Maschine noch eine Art Fortsetzung mittelalterlicher Turnierwelten; der Sportgedanke lebt selbst im Angesicht des Todes weiter. Wenn die amerikanischen F-86 gegen die russischen MiGs antreten, gilt nicht nur unter den Kameraden ein strenger Kodex, auch unter Todfeinden begegnet man sich mit Respekt und Fair play.

In beiden Romanen dient Salter die Welt der Flieger zur Reflexion der Themen, die sein ganzes späteres Werk durchziehen: dem Streben nach Ruhm und der Frage nach der Meßbarkeit der "Größe" eines Lebens. In der abgeschlossenen Welt der Jagdgeschwader ist das Kriterium des Erfolgs einzig die Zahl der Abschüsse: Ab fünf zerstörter MiGs ist man ein "As". Salter selbst kam übrigens nur auf eineinhalb - was für ihn ein ewiger Stachel blieb. Noch nach Jahrzehnten empfand Salter, wie er im Vorwort zur Neuausgabe von "The Hunters" schrieb, größeren Stolz auf seine Teilnahme am Korea-Krieg als auf sein schriftstellerisches Werk, für das er seine durchaus vielversprechende militärische Karriere aufgab.

Nie war der Mythos der amerikanischen Luftwaffe so mächtig wie in diesen Tagen. Doch wenn die Piloten zum Kampf gegen den Irak abheben, könnten sie von Salters Welt kaum weiter entfernt sein. Der Korea-Krieg war vielleicht der letzte, in dem über den Wolken eine grundsätzliche Chancengleichheit zwischen den Gegnern bestand. Die irakische Luftwaffe dagegen soll in den ersten Stunden des Angriffs vernichtet werden. Die Stunde der Jäger hat geschlagen, doch ihre Tage sind gezählt. Ohne Gegner in der Luft sind die amerikanischen Piloten keine Ritter mehr, sondern nur mehr Exekutoren oder wie Salter, Saint-Exupéry zitierend, schreibt: "Fighters don't fight, they murder."

RICHARD KÄMMERLINGS

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2003

Dieser Flieger trägt das Zeichen des Todes
Groß ist der Himmel, und verlassen ist die Welt: James Salters Pilotenroman „Cassada”
James Salters „Cassada” ist die stilistisch brillante Neubearbeitung seines zweiten Romans „The Arm of Flesh” (1961). Schon Salters Debütwerk „The Hunters” führte 1956 in die Welt der Airforce-Piloten, zu denen er damals selbst noch gehörte: Leutnant Cassada, der Held, ist einer der Menschen, bei denen man fürchten muss, sie könnten der Sonne zu nahe kommen. In seiner Staffel bleibt er ein Außenseiter, Teetrinker in einer Kaffeetrinkerwelt, ein Neuankömmling im Deutschland der fünfziger Jahre, lange bevor das Wort „Mobbing” aufkam. Sein Vorgesetzter scheint jede Gelegenheit zu nutzen, um ihn zu demoralisieren. „Er wird sich umbringen”, ahnt dieser: „Er trägt das Zeichen des Todes.”
Auf dem Flug von Marseille nach Deutschland sind Cassada und sein Kamerad Isbell in eine tief hängende Wolkenzone geraten, die einen normalen Landeanflug unmöglich macht. Isbells Funkgerät ist ausgefallen, und nur noch der ambitionierte, von vielen für leichtsinnig und unfähig gehaltene Cassada kann die beiden Flugzeuge dirigieren. Der Treibstoff wird knapp, und das zentrale Geschehen von Salters Roman kann eigentlich nur einige Minuten beanspruchen. Doch wenige Schriftsteller verstehen so meisterhaft mit der knappen und flüchtigen Ressource Zeit umzugehen wie James Salter. Wie schon in „Lichtjahre” gibt es Szenen, in denen die Protagonisten alle Zeit der Welt vor sich zu haben scheinen, und die doch längst Vergangenheit und bloße Episode sind.
Rück- und Vorblenden schaffen ein Gruppenporträt der Fliegerstaffel, ihrer Triumphe, ihrer Offiziere, ihrer Offiziersfrauen und Geliebten, ihrer Clubabende – und ihrer Verluste. Salter lässt die latente Feindseligkeit, auf die Cassada stößt, in kleinen Szenen voller Spitzen und Haken kulminieren. Und ebenso meisterhaft wie die Zeit weiß er auch den Raum einzusetzen, den Himmel, durch den seine Piloten weite Spannungsbögen ziehen: „Die Kette der Lastkähne, kleiner als Stiche in einer Naht. Die Ufer mit den Pappeln. Die sich einfädelnden Straßen, die Kirchtürme, die nackt unter ihnen liegende Welt.”
Die beiden Männer der Staffel, die sich als einzige etwas zu sagen hätten, wenn sie nur reden, wenn sie sich nur ausdrücken könnten, haben den Funkkontakt verloren, und wenn Isbell dort oben die Erde wie verlassen erscheint, so ahnt der Leser das Ende: den Absturz Cassadas, von dem dann nur noch ein leerer Schuh ins Blickfeld kommt.
Nicht lange nach der Beerdigung kehrt Isbell mit seiner Familie in die USA zurück. In Deutschland lässt er eine junge Frau zurück, die von Cassada geliebt worden, doch seine Geliebte gewesen ist. Sie wird sich an Cassada erinnern, und ihre Gedanken erscheinen wie das Motto, das über Salters ganzem Werk stehen könnte: „Sie sterben nur in ihrem Leben. In deinem leben sie bis zu Ende.”
ULRICH BARON
JAMES SALTER: „Cassada”. Aus dem Amerikanischen von Malte Friedrich. Berlin Verlag 2003. 203 Seiten., 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Christoph Schröder ist von dieser überarbeiteten Fassung des 1961 erstmals erschienen Romans sehr eingenommen. Er hat, wie er zugibt, ein zumindest zwiespältiges Verhältnis zu dem amerikanischen Autor, von dem er in der Vergangenheit entweder "großartige Gesellschaftsbilder" oder "ganz furchtbar" daneben gegangene Bücher gelesen hat. Diesem Roman dagegen, in dem sich ein Luftwaffenpilot der Air Force danach sehnt, sich in einer gefährlichen Situation bewähren zu können, habe die Überarbeitung "gut getan", lobt der Rezensent. Er gerät richtig ins Schwärmen, denn er entdeckt in diesem Buch "Salter pur ohne dessen sonst üblichen Abstürze". Besonders die "Beiläufigkeit", mit der die Geschehnisse des Romans ablaufen, beeindrucken ihn und er ist erleichtert, dass das Buch keinerlei "Trivialität des Heroischen" aufkommen lässt, was schließlich bei einem Roman über Piloten, Männerfreundschaften und den Krieg durchaus hätte passieren können.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Brillant. Satz für Satz ist Salter der Meister."
(RICHARD FORD)