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Patricia Duncker ist gewiss nicht die erste Autorin, die sich schreibend dem ewigen Paar Eros und Thanatos zuwendet, aber sie tut dies in Sieben Geschichten von Sex und Tod mit unnachahmlicher, ansteckender Lust an wohldosierter Provokation, an phantastischem Maskenspiel und vor allem ihrem beispiellos intelligenten Humor. Die Sieben Geschichten sind da angesiedelt, wo Duncker ihre Leser mit ihrem letzten Roman Der tödliche Zwischenraum zurückgelassen hat, unmittelbar vor dem Abgrund geheimster Sehnsüchte, von deren Existenz sie bislang vielleicht kaum etwas ahnten. Der beherzten Führung…mehr

Produktbeschreibung
Patricia Duncker ist gewiss nicht die erste Autorin, die sich schreibend dem ewigen Paar Eros und Thanatos zuwendet, aber sie tut dies in Sieben Geschichten von Sex und Tod mit unnachahmlicher, ansteckender Lust an wohldosierter Provokation, an phantastischem Maskenspiel und vor allem ihrem beispiellos intelligenten Humor. Die Sieben Geschichten sind da angesiedelt, wo Duncker ihre Leser mit ihrem letzten Roman Der tödliche Zwischenraum zurückgelassen hat, unmittelbar vor dem Abgrund geheimster Sehnsüchte, von deren Existenz sie bislang vielleicht kaum etwas ahnten. Der beherzten Führung dieser Erzählerin durch die scheinbar von Freud selbst gut ausgeschilderten Labyrinthe der menschlichen Seele vertraut man sich mit dem wohligen Schauder an, mit dem die Protagonistin der Eingangserzählung die Aufmerksamkeiten des grausam mordenden Stalker genießt - in banger Erwartung eines Unheimlichen, das die kühnsten Phantasien noch übertrifft. Duncker enttäuscht diese Erwartungen nicht, und
wie um ihr Publikum nicht mit weichen Knien zurückzulassen, begibt sie sich in Meine Betonung zum Abschluss auf ein anderes Terrain und schenkt uns eine hinreißende Komödie - inspiriert von Nachbarschaftsstreitigkeiten und Shakespeare.
Autorenporträt
Duncker, Patricia
Patricia Duncker, 1951 auf Jamaika geboren, wurde in Deutschland durch ihren Roman »Die Germanistin« bekannt. Sie ist die Autorin von fünf Romanen, Kurzgeschichtensammlungen und zahlreichen Essays. Patricia Duncker lebt in Aberystwyth und Südfrankreich. Im Berlin Verlag erschienen bisher ihre Romane »Die Germanistin« (1997), »James Miranda Barry« (1999), »Der tödliche Zwischenraum« (2003), »Miss Webster und Chérif« (2006), »Der Komponist und seine Richterin« (2010) und die »Sieben Geschichten von Sex und Tod« (2005).

Schaden, Barbara
Barbara Schaden arbeitete nach dem Studium der Romanistik und Turkologie als Verlagslektorin und ist heute Übersetzerin, u.a. von Patricia Duncker, Edward Lewis-Wallant, Kazuo Ishiguro und Nadine Gordimer.
Rezensionen
"Wenn man eine nächtliche Reise mag, die einen auf holprigenverschlungenen Pfaden sehr weit von der Sicherheit des Gewohntenwegführt, bis man irgendwann, eventuell mit gebundenenFüßen, irgendwo im Dunkeln ausgesetzt wird, dann sinddie Geschichten von Patricia Duncker genau das Richtige." - The Observer

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.09.2005

Bock in Industriespitze
Einmal getroffen, und dann daneben: Patricia Duncker erzählt von Eros und Tod
Sieben Mal Eros und Thanatos verspricht Patricia Duncker, und gleich die erste ihrer Erzählungen ist ein Meisterstück der gebildeten und raffinierten Erzählkunst. Die Professorengattin Sem begleitet ihren Mann zu einer Ausgrabung nach Griechenland. Während der Archäologieprofessor Macmillan seine Ruinen freilegt, fühlt sich Sem von einem Fremden beobachtet. Dieser Fremde bleibt unsichtbar, doch seine Präsenz ist gewiss. Der Professor feudelt mehr über seine alten Gemäuer, als dass er sich seiner Gattin widmete, und so aalt sich Sem immer genießerischer im gefährlichen Grenzland zwischen Exhibitionismus und Voyeurismus.
Sems Bereitschaft zu diesem erotischen Abenteuer verwundert, denn sie ist nicht unbelastet. Ihre beste Freundin und ehemalige Geliebte Lindsay wurde vor Jahren Opfer eines mordenden Voyeurs. Und nicht nur Lindsay. Auch deren Geliebte, die Investment-Bankerin Helena, wurde Opfer eines Lustmörders. Er hat die Anlageberaterin mit Goldstücken farciert. Und nun hat er Sem im Visier. Sem genießt es. Als Professor Macmillan endlich seinen größten wissenschaftlichen Coup landet und unter dem griechischen Geröll einen alten Zeus-Tempel freilegt, wird ein Motorradbote bei Sem vorstellig: „Ich habe eine Nachricht für Sie vom Boss. Er sagt, er will Sie sehen. Machen Sie sich fertig. Ich komme wieder.” Und den aufmerksame Leser schaudert’s: Der schreckliche Lustmörder ist natürlich Zeus persönlich. Wer könnte, gerufen von Hermes, widerstehen. Sem jedenfalls nicht.
Mit wunderbar kühler Präzision überblendet Duncker in dieser Erzählung die antiken Mythen mit den modernen Mythen der Massenunterhaltung. Die Figur des Zeus als zeitgenössischen Serienkillers leuchtet sofort ein. Der Archäologe rückt dem Gott auf die Pelle, Zeus aber revanchiert sich für diesen Hausfriedensbruch mit Lustmord an der Professorengattin. Es ist besonders listig, dieses Sujet zu einem brillanten Stück Gender-Literatur zu verarbeiten. Kann es eine anspruchsvollere Übung für Feministinnen geben, als gleich den ganzen Olymp zu dekonstruieren? Dunckers Text ist handwerklich perfekt, lässt die griechische Küste poetisch unter der mediterranen Sonne flirren und baut in luftig trabendem Rhythmus seine Thrillerspannung auf. Legt man vorsichtig seine Fundamente frei, schimmert ein reicher Subtext unter der makellos polierten Oberfläche hindurch. Bis in die Nebensätze hinein sind Form und Inhalt sorgfältig miteinander verzahnt.
Die beiläufige Beschreibung einer Gardine spiegelt en passant die Ästhetik des ganzen Textes wider: „Eine leichte Brise vom Meer bauscht die weißen Vorhänge: zarte Industriespitze, maschinell verarbeitet, die verschlungenen Windungen eines Mannes, der eine Frau verfolgt, Satyr und Nymphe, seine Bocksbeine, elegant und grotesk, ihr aufreizender Blick über die Schulter.” Diese Industriespitze zeigt Ovid im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.
Dies ist die ästhetische Klammer, die nach Dunckers eigenem Bekunden ihre sieben Erzählungen zusammenhalten soll. Sie hatte sich vorgenommen, den Metamorphosen von Eros und Thanatos in der industriellen Mythenproduktion nachzuspüren. In ihrem Vorwort schreibt sie: „Die Sieben Geschichten waren ursprünglich als eine literarische Antwort auf die B-Movies im französischen Fernsehen gedacht, die ich mir spätabends gerne ansehe.” Spannend wie ein Mitternachts-Thriller ist denn auch die elegante Adaptation von Ovids „Metamorphosen” in der ersten Erzählung, ein perfektes Nachtstück.
Schuld ist Südfrankreich
Der Leser freut sich nun auf die folgenden sechs Geschichten von Sex und Tod. Doch die handeln vor allem vom langsamen, aber sicheren Tod von Dunckers Erzählkunst. Die zweite Erzählung ist noch eine einigermaßen interessante Killerfantasie über eine Gender-Lara Croft in einem Science-Fiction-Dekor à la „Blade Runner”. Aber schon die Abenteuer dieses Riot-Girls sind nicht viel mehr als die Fortführung des B-Genres mit literarischen Mitteln. Das liest sich, als würde Judith Butler jetzt auch Video-Spiele programmieren. Ab der dritten Geschichte gönnt Duncker dem Leser nicht einmal mehr diesen Spaß, und es ist einfach nur noch öde. Schuld daran ist wie so oft Südfrankreich.
Seit Peter Mayles Bestseller „Mein Jahr in der Provence” versilbern die Briten ihre letzte „tasse de thé” und suchen sich ihr neues „Home & Castle” an einer Ausfahrt der Autoroute du Soleil. Der alphabetisierte Teil dieser lavendelbenebelten „expatriés” muss dann offenbar zwanghaft über „maquis”, „garrigue”, „moustiques”, Freud und Leid der Dorfgemeinschaft, die Textur von Ziegenkäs’ und „huile d’olive” und das lakritzerne Glück des Pastisrausches beim leisen Klicken der Boule-Kugeln fabulieren. Am besten mit mindestens einer kursiven Zeile Originalfranzösisch pro Absatz, „désir de frime oblige”.
Ab der dritten Erzählung macht sich Duncker des Titelbetruges schuldig. Denn nun geht es leider nicht mehr um so spannende Sachen wie Sex und Tod, sondern nur noch um Kalauer und Klamauk. Eros und Thanatos kann Duncker, Komik eher nicht. Gegen Ende gleitet Duncker in penetranteste Louis de Funès-Albereien ab. Duncker missbraucht ihre erprobte handwerkliche Meisterschaft dazu, schalste Satiren über die ulkige französische Streiklust, den praktischen gallischen Ehebruch und die unverbrüchliche Lebenslust der sympathischen Schnauzbartträger mit dem knusprigen Baguette in der Achselhöhle zu produzieren.
So kommt man sehr bald zu dem Schluss, die Autorin habe für diesen Erzählband einfach mal unverbindlich ihre provençalische Olivenholzschublade ausgeleert. Drin fanden sich ein große Los und sechs Nieten. Das enttäuschend singuläre Meisterstück dieses Erzählbandes kann man übrigens auch auf Englisch in der Anthologie „New Writing 8” von Tibor Fischer und Lawrence Norfolk lesen. Und das wäre einen Versuch wert, denn dort hat man noch die Chance, weitere Juwelen der Erzählkunst zu entdecken. In dem vorliegenden Band leider nicht. Hätte Patricia Duncker ihre Story-Sammlung nicht als wohlfeile Möglichkeit zur literarischen Resteverwertung betrachtet, hätte sie ihr angekündigtes Programm der intelligenten Variationen auf triviale Erzählmuster wirklich ernst genommen, dann hätte man wohl einen außerordentlichen Erzählungsband lesen dürfen. Doch so dekonstruiert Patricia Duncker leider nicht nur den Olymp, sondern auch sich selbst. Das ist die Rache des Zeus. Der Boss lässt sich eben nicht ungestraft als Lustmörder verunglimpfen. STEPHAN MAUS
PATRICIA DUNCKER: Sieben Geschichten von Sex und Tod. Erzählungen. Aus dem Englischen von Barbara Schaden. Berlin Verlag, Berlin 2005, 272 Seiten, 19,80 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2005

Liebe, Tod und Teufel
Kugel durchschlägt Krawatte: Patricia Dunckers Geschichten

Patricia Duncker, Romanautorin - etwa von "Die Germanistin" (1999) und "James Miranda Barry" (2002) - und feministische Literaturwissenschaftlerin in East Anglia, hat in ihrem südfranzösischen Semesterferienexil festgestellt, daß sie nach nächtlicher Betrachtung von schlechten Horrorfilmen gut einschlafen kann. Das ist eine praktische Anwendung der Idee des befreienden Schreckens, die seit den Schauerromanen der großen Meisterin des Genres, Ann Radcliffe ("The mysteries of Udolpho", 1794, "The Italian", 1797), in England eine ehrwürdige Tradition hat. So verwundert es ein wenig, daß die Autorin meint, sich beim Leser für die Mißachtung der "Regeln der politischen Korrektheit, der bürgerlichen Moral und des guten Geschmacks" rechtfertigen zu müssen. Ganz wohl scheint der Herausgeberin einer Anthologie zu sexuellem Mißbrauch (2002) nicht dabei gewesen zu sein, Themen des Teufels, von sexuell motivierter Verfolgung bis zu häuslicher Gewalt, einer lustvoll grotesken Behandlung zu unterziehen.

Ann Radcliffe beherrschte die Kunst, die seelischen Ängste wie die untergründigen Begierden im schreckenerregenden Ort, in düsteren Gemäuern oder den unheimlichen Tälern abgelegener Berglandschaften wie der Pyrenäen abzubilden. In Patricia Dunckers Geschichten erscheint die Seele intellektueller englischer Frauen als Horrorfilm, zu dem sturmgepeitschte walisische oder sonnenversengte südliche Landschaften nur die Kulisse beisteuern. Besonders die Gegend zwischen Montpellier und Narbonne kann im Blick kinderloser, leidlich verrückter schreibender Engländerinnen als Inferno erscheinen. Männer dagegen sind bei ihr ziemlich langweilig, selbst wenn sie als Auftragsmörder, Stalker, Sexbesessene oder gestörte Vietnamveteranen auftreten. Denn der typische englische Mann erfreut sich an seinem Auto "mit modernster CD-Stereo-Anlage und allerneuester Telefontechnologie", liest die "Financial Times", ißt gern in französischen Sternerestaurants und steht "unter dem Eindruck, daß alle Kunst- und Kulturschaffenden Päderasten seien". Was im "dunklen Kontinent" der weiblichen Seele vorgeht, davon ahnt er nichts, weshalb er sich nicht wundern darf, wenn eines Tages eine Kugel seine in Paris erstandene scheußliche Krawatte durchschlägt: "Ich habe diese Krawatte gehaßt, dieses protzige Stück in Grellgelb mit winzigen dunkelblauen Vierecken."

Patricia Dunckers Geschichten "wollen verstören und provozieren", aber trotz derb in Szene gesetzter zerstückelter Leichen, abartiger Sexualität und jenseitiger Botschaften will das nicht recht gelingen. Ungeachtet kunstfertig eingesetzter Mittel der Ironisierung und Perspektivierung, weigern sich die Klischees, mehr als Klischees zu sein. In der komischen Überbietung in die Länge und Breite gezogen, erscheinen sie vielmehr oft noch öder als auf dem Bildschirm. Wenn die englische Vorstellung vom so lebenslustigen wie streikwilligen Franzosen pedantisch zur Topographie der vollendeten Apokalypse ausgearbeitet wird, ist der Leser versucht, den Sand, der durch die menschenleeren Gassen von Narbonne weht, als den Papierstaub zu erkennen, der sich längst auf ihm abgesetzt hat.

Patricia Dunckers Erzählungen wirken in der ordentlichen, gelegentlich etwas umständlichen Übersetzung von Barbara Schaden wie intelligent und technisch versiert, aber ziemlich brav gelöste Hausaufgaben aus einem Creative-writing-Kurs: Greifen Sie Klischees aus trivialen Genres (als da zum Beispiel wären: Vergewaltigung, Perversion, Außerirdische, Poltergeister, Vampire, Serienmörder) in weiblicher Erzählperspektive ironisch auf. Lassen Sie die Handlung Ihres "Nachtstücks" möglichst authentisch in der Gegenwart des medialen Zeitalters spielen, ohne das Groteske zu vernachlässigen, welches das Genre erfordert. Als Einschlaflektüre taugen die Geschichten aber allemal.

FRIEDMAR APEL

Patricia Duncker: "Sieben Geschichten von Sex und Tod". Erzählungen. Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Schaden. Berlin Verlag, Berlin 2005. 272 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Rezensent Friedmar Apel ist nicht zufrieden. Denn diese Geschichten sind ihm zwar wie "intelligent und technisch versierte", ansonsten aber doch recht "brav gelöste Hausaufgaben aus einem Creative-Writing-Kurs" vorgekommen. Der Rezensent hätte sich jedoch gerne "verstören und provozieren" lassen, wie es ihm offensichtlich vom Klappentext versprochen worden ist. Allerdings haben hier selbst ein paar "derb in Szene gesetzte zerstückelte Leichen", die Schilderung abartiger Sexualpraktiken, sowie Vergewaltigungen, Außerirdische, Vampire, Auftragsmörder, Stalker und düstere Pyrenäentäler wenig ausrichten können. Dem Eindruck des Rezensenten zufolge "weigern sich die Klischees" dieser Erzählungen nämlich, mehr als Klischees zu sein. Daran kann auch die "ordentliche, gelegentlich etwas umständliche Übersetzung nichts ändern. Allemal als Einschlafgeschichten taugen diese Erzählungen, stellt Apel resignierend fest.

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