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1 Kundenbewertung

Wir alle haben Geister in unserem Leben. Es sind Facetten unserer Persönlichkeit, die wir nie realisieren konnten. Für jedes Ja stirbt ein Nein, für jeden Jungen, der geboren wird, entsteht der Geist eines Mädchens. Hilary Mantel hat sich ihren Geistern gestellt. In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihrem Aufwachsen in einfachsten Verhältnissen und von den Zwängen, denen sich das eigensinnige und träumerische Mädchen unterwerfen muss. Und sie berichtet von ihrer Krankheit, die dazu führen wird, dass sich das Äußere der jungen Frau verändert und sie niemals Kinder gebären wird. Im Angesicht…mehr

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Produktbeschreibung
Wir alle haben Geister in unserem Leben. Es sind Facetten unserer Persönlichkeit, die wir nie realisieren konnten. Für jedes Ja stirbt ein Nein, für jeden Jungen, der geboren wird, entsteht der Geist eines Mädchens. Hilary Mantel hat sich ihren Geistern gestellt. In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihrem Aufwachsen in einfachsten Verhältnissen und von den Zwängen, denen sich das eigensinnige und träumerische Mädchen unterwerfen muss. Und sie berichtet von ihrer Krankheit, die dazu führen wird, dass sich das Äußere der jungen Frau verändert und sie niemals Kinder gebären wird. Im Angesicht der Geister entscheidet sie sich für ein Geistesleben und wird zu einer der meistgefeierten Autorinnen und wichtigsten sozialkritischen Stimmen Englands. >Von Geist und Geistern< erzählt das bewegte und bewegende Leben einer Frau, die ihre Schwächen immer wieder in Stärken verwandelt hat. Ein Zeugnis, das Mut macht und staunen lässt.

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Autorenporträt
HILARY MANTEL, geboren 1952 in Glossop, gestorben 2022 in Exeter, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für ihre Romane >Wölfe< (2010) und >Falken< (2013) wurde sie jeweils mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Bei DuMont erschien außerdem u. a. die Autobiografie >Von Geist und Geistern< (2015) und zuletzt der dritte Band der Tudor-Trilogie >Spiegel und Licht< (2020).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Alexander Menden schätzt Hilary Mantel als große Erzählerin, die den Figuren in ihren historischen Romanen mit unsentimentalem Blick und grimmigem Humor begegnet. Und auch ihre Autobiografie, die im Original bereits vor dreizehn Jahren erschienen ist, hat er gern gelesen. Allerdings baut Menden recht entschieden der Erwartung vor, Mantel würde auf sich selbst mit ähnlicher Klarheit blicken. Menden fand sich hier vielmehr einem "Gespinst aus Andeutungen" gegenüber, Aussparungen und Verschwiegenheiten. Warum sie denselben Mann zweimal heiratet, hätte er zum Beispiel schon gern gewusst, andererseits scheint er das Leiden der Autorin an der Welt nicht ganz so ernst nehmen zu können wie sie selbst. Aber er weiß, das alles ist ihr gutes Recht, und eigentlich beeindruckt ihn diese sehr spezielle Kombination aus Ehrlichkeit und Verwirrung.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2015

Schwer wie eine Feder

Hilary Mantels Autobiographie erzählt vom Leben mit einer tückischen Krankheit

Dieses Buch hat knapp 240 Seiten, und nach hundertsechzig geht Hilary Mantel zum Arzt. "Ich war auf eine Anämie hin untersucht worden, wies aber kein Eisen-Defizit auf . . . und wenn mein Körper nicht das Problem war, dann musste es die Psyche sein, die verrückt spielte." Es sind die siebziger Jahre in England; eine junge Frau aus kleinen Verhältnissen, die Jura studiert und an diffusen Schmerzen und Übelkeit leidet, ruft bei den Medizinern soziale Stereotypen ab. "Eine Diagnose für mein Problem war schnell gefunden: Stress, hervorgerufen durch zu großen Ehrgeiz." Kurz darauf erwacht Mantel, mit Antipsychotika vollgepumpt, in der Hölle. "Du würgst. Dein Atem geht stoßweise. Deine Stimme ist wie ein Vogelschrei, und deine Hände flattern wie Flügel. Du willst dich gegen Fenster und Wände schmeißen. Jede Faser deines Körpers ist von Panik erfasst. Jeder Augenblick dauert eine Ewigkeit, und doch wirst du vom Jetzt durchbohrt, es sticht in dich hinein." Es wird fast zehn Jahre dauern, bis die Kranke erfährt, was ihr fehlt.

Ende 1979 wird bei Hilary Mantel, die damals siebenundzwanzig Jahre alt ist, Endometriose diagnostiziert. Endometriose ist eine chronische Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut, bei der sich deren Zellen unkontrolliert im Körper vermehren und in verschiedenen Organen Entzündungen hervorrufen. In schweren Fällen werden Gebärmutter und Eierstöcke entfernt und die bleibenden Symptome durch Steroide eingedämmt. Hilary Mantel ist ein schwerer Fall. Die Medikamente, die sie im Gefolge ihrer Operation einnehmen muss, schwemmen ihren zartgliedrigen Körper zu matronenhafter Breite auf und machen ihr den Blick in den Spiegel und den Gang auf die Straße zur Qual. Das Schreiben, mit dem sie in den frühen Tagen der Behandlung mit Psychopharmaka begonnen hat, wird zum Mittel der Selbstbehauptung. 1985 erscheint ihr erster Roman. Inzwischen ist sie eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der Gegenwart.

Es mutet seltsam an, die Autorin von "Wölfe" und "Falken" als Patientin wahrzunehmen. Aber wenn man von Hilary Mantels Lebenserinnerungen aus (die auf Englisch schon vor zwölf Jahren erschienen sind) auf die beiden ersten Bände ihrer Thomas-Cromwell-Trilogie blickt, fällt auf, wie oft dort von Krankheiten, Gebrechen, gemarterten Körpern die Rede ist. Und wie distanziert, fast schnippisch der Ton, in dem Mantel über dergleichen spricht. So auch hier, in dem Buch, mit dem sie über sich selbst Rechenschaft ablegt. Sie könnte klagen, anklagen, ausfällig werden; aber sie verkneift es sich. Das Understatement, mit dem sich Mantel gegen die Zumutungen des Lebens gewappnet hat, knirscht, aber es bricht nicht. "Wissen Sie, was mir im Zusammenhang mit diesem Erinnerungsbuch die größten Sorgen bereitet? Dass ich immer die Schlaue bin, die mit dem letzten Wort. Die mit dem herzlosen Witz, dem spöttischen Bonmot." So ist es. Und so ist es gut.

Eine Autobiographie mit fünfzig. Die Bücher, die Hilary Mantels Weltruhm begründen werden, sind noch nicht geschrieben, doch die ersten Hürden in Form von Preisen und Auflagenzahlen schon genommen. Was ist es, das Mantel zurückblicken lässt? Es sind die Toten. Nach dem Kauf eines Wochenendhauses in Norfolk, mit dem das Buch beginnt, haben Mantel und ihr Ehemann sieben Schlafzimmer. Aber es ist niemand da, sie zu bewohnen. In den leeren Räumen ruft die Autorin die Geister der Vergangenheit auf: den Stiefvater, Jack, dessen krankes Herz in seiner Brust schlug "wie eine Wespe in einem umgedrehten Glas"; die Vorfahren, deren Bilder in Broschen und Alben stecken; die Tochter, die sie nicht geboren hat, Catriona, ein Phantom aus dem Schattenland der Möglichkeiten. Und das Kind, das sie selbst einmal war.

Es ist, neben der Endometriose, das zweite große Thema dieses Buches: ein Mädchen, zart und furchtlos in einem, ständig fiebernd, so dass der Familienarzt es "Miss Niemalsgesund" nennt, "eine Feder auf dem Atem Gottes" und zugleich ein Energiebündel, das entschlossen ist, sich seinen Weg ins Reich der Worte zu bahnen, in ein Leben, das sonst meist Männern vorbehalten ist, das Leben des Geistes, in dem die Geister zwischen den Zeilen der Bücher atmen.

Als die kleine Hilary sieben Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern. Plötzlich geht Jack, der Freund der Mutter, nicht mehr nach Hause. Henry, der Vater, zieht in ein anderes Zimmer. Die Erwachsenen flüstern hinter verschlossenen Türen. Die Mutter geht nicht mehr einkaufen. Dunkelheit zieht sich um das Haus der Familie zusammen. Es ist eine der besten Passagen dieser Autobiographie, knapp, düster, unsentimental. Eine Welt stürzt zusammen. Und Hilary überlebt.

Ein merkwürdiges Buch, voller Härte gegenüber dem Schicksal, das es schildert, dann wieder lyrisch und weich, ein Nachtstück mit Tupfen aus Licht. Das Gedächtnis, schreibt Hilary Mantel, sei eine Steppe, "in der alle Erinnerungen Seite an Seite ruhen, in gleicher Tiefe, wie Samen im Humus". Vielleicht sind ja noch nicht alle Samen aufgegangen. Irgendwann, nach den Höhen des Ruhms, wird es Zeit für eine zweite Autobiographie.

ANDREAS KILB

Hilary Mantel: "Von Geist und Geistern". Autobiographie. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. DuMont, 240 Seiten, 19,99 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2015

Ein silberner Spiegel
Hilary Mantel ist mit historischen Romanen über die Tudor-Zeit bekannt geworden.
In ihrer Autobiografie erzählt die englische Autorin nun, wie man sich einen zweiten Körper erschreibt
VON ALEXANDER MENDEN
Manchmal glaubt Hilary Mantel, sich „ins Leben hineinschreiben zu müssen“: „Hast du genügend Wörter zu Papier gebracht, hast du das Gefühl, dein Rückgrat sei kräftig genug, um dem Wind zu widerstehen.“ Aber diese Methode der Selbstvergewisserung hat einen Haken: „Hörst du auf zu schreiben, stellst du fest, dass das alles ist, was du bist: Ein Rückgrat, eine Reihe klappernder Wirbel, ausgetrocknet wie ein alter Federkiel.“
  Natürlich ist Mantel nur dann wirklich bei sich, wenn sie schreibt.Zum einen ist es erkennbar ihre Berufung, sie hat gar keine Wahl, als sich schreibend darzulegen – sich „zu lokalisieren, wenn nicht in meinem Körper, dann im schmalen Zwischenraum zwischen einem Buchstaben und dem nächsten, zwischen den Zeilen, wo die Geister der Bedeutung leben“. Ein Federkiel mag sie sein, aber ganz sicher kein trockener. Und zum anderen ermöglicht die Beschreibung der Welt und ihrer selbst Mantel, der ihr eigener Körper gleichsam den Krieg erklärt hat, eine schöpferische Kanalisierung physischen Leidens. Beide Aspekte sind bedeutsam für das Verständnis ihrer Memoiren, die nun, dreizehn Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung, auch auf Deutsch herausgekommen sind.
  Mantel ist vor allem als Autorin von „Wölfe“ und „Falken“ berühmt geworden, den jeweils mit dem Booker-Preis ausgezeichneten historischen Romanen über den Tudor-Politiker Thomas Cromwell. Die sechsteilige BBC-Verfilmung der ersten Teile der unvollendeten Trilogie wurde unter dem Titel „Wolf Hall“ im Januar und Februar im englischen Fernsehen ausgestrahlt und ist gerade in den USA angelaufen. Wer in Kenntnis dieser Werke „Von Geist und Geistern“ liest, wird Vertrautes entdecken. Etwa den unsentimentalen Blick, den Pragmatismus, der nie zu Zynismus gerinnt, den trockenen bis grimmigen Humor, die genaue Milieuschilderung. Was man jedoch nicht erwarten sollte: dass die Autorin ihre eigene Existenz mit ähnlich distanzierter Klarheit präsentiert wie die ihrer machiavellistischen Figuren. „Von Geist und Geistern“ ist ein Gespinst aus Andeutungen, die sich nicht zu einem konventionellen Selbstporträt fügen.
  Hilary Thompson, (oder „Illary“, wie ihre Familie in Derbyshire sie nennt), wird 1952 ins irischstämmige Arbeitermilieu des englischen Städtchens Hadfield geboren. Sie geht auf eine katholische Grundschule, wo sie einen beständigen, stillen Kampf gegen die Disziplinierung durch die Nonnen und die Dummheit der Mitschüler ausficht. Es ist eine Existenz des Unausgesprochenen, des Verdrängten. Umso spektakulärer ist das Drama, das sich im Kopf der kleinen Hilary abspielt. Bei einem Ausflug nach Blackpool schmettert die plötzliche Überzeugung sie nieder, dem Glück ihrer Eltern im Weg zu stehen: „Der Gedanke ist folgender: Dass mein Vater mich auf die Felsen schleudern wird, hinunter ins Meer. Dass er es vielleicht nicht tun wird, aber dass da ein Impuls in seinem Herzen ist, der sagt, er soll es tun. Denn was bin ich anderes als ein wegwerfbares, ersetzbares Kind? Und ohne mich hätten sie eine Chance im Leben.“
  Ihr Vater verschwindet, als sie elf Jahre als ist, aus ihrem Leben, und wird durch den „Hausfreund“ und inoffiziellen Stiefvater Jack Mantel ersetzt, dessen Nachnamen sie annimmt. Hilary ist ein dünnes, in sich gekehrtes Mädchen, oft krank, aber umso entschlossener, sich nicht einschüchtern zu lassen. Ihr Umfeld ist geprägt von einem so starken wie selbstverständlichen konfessionellen Zugehörigkeitsgefühl und einer latenten Kampfbereitschaft: „Evelyn und ich bekommen einen Fußball und spielen am Kohlenschuppen damit. Sie wäre gern Manchester United, aber ich erkläre ihr, Protestanten könnten nur Manchester City sein. Sie gewinnt trotzdem.“
  Autobiografien sind notwendigerweise selektiv. Mantel selbst nennt sie sogar „eine Form von Schwäche“. Manches, dem man als Leser gerne auf den Grund ginge, bleibt unerklärt. So erfährt man beispielsweise, dass die Autorin den Mann, von dem sie sich schon einmal getrennt hatte, ein zweites Mal heiratete. Warum sie das tat, erklärt sie nicht. Solche Leerstellen zu lassen, ist ihr gutes Recht, zumal Mantel von vornherein entwaffnend offen eingesteht, zu wissen „dass sich die Erinnerung einer Familie zu verzerren beginnt, wenn sie sich zum Verschweigen von etwas entschließt“. Erinnerung ist für sie immer zusammengestoppelt, „und die Verzerrungen produzieren weitere Verzerrungen“. Die traumartige, oft albtraumhafte Unschärfe ihrer Memoiren erscheint ebenso sehr als unvermeidliche Folge solcher Verzerrungen wie als grundlegende Schreibhaltung.
  Autobiografien sind auch Selbststilisierungen. Ob man Mantels Memoiren mit Gewinn liest, hängt davon ab, ob man gewillt ist, die Leiden der Autorin so ernst zu nehmen, wie sie selbst es tut. Unbestreitbar ist die physische und seelische Not, in die eine lange nicht diagnostizierte und daher – unter anderem als Psychose – fehlbehandelte Endometriose sie versetzt. Die Nebenwirkungen dieser Unterleibskrankheit und der diversen Therapien gehen mit einer fortschreitenden Entkoppelung von Außen- und Innenwelt einher. Mantels scharfer Geist wohnt nun nicht mehr in einem dürren, sondern einem immer unförmiger werdenden Leib. Migräneanfälle machen ihr zu schaffen, ihre Gebärmutter muss entfernt werden. Mantel berichtet davon ohne Larmoyanz.
  Doch ihr wohl nur durch die Niederschrift zu bändigendes Leiden an der Welt ist umfassender. Denn dieser Welt ist das Böse eingeschrieben. „Von Geist und Geistern“ heißt im Original „Giving up the Ghost“ – den Geist aufgeben. Doch dient dieser vergleichsweise schmale Band vor allem der Geisteraustreibung, oder besser: dem Exorzismus ihrer eigenen Geschichte. Mantel hat sich mit dem Ekel der verletzten Apostatin von der katholischen Kirche abgewandt. Die Art, wie sie ausgerechnet Thomas Morus in ihrer Tudor-Trilogie zum Schurken macht, ist Ausdruck dieser Abwendung. Aus der in der Jugend fraglos akzeptierten Indoktrination, dem verlorenen Gefühl göttlicher Gnade, erwächst die spätere Ablehnung. Zugleich bleibt aber ihr ganzes Weltbild zutiefst katholisch.
  Und so muss man die womöglich prägendste Episode ihres Lebens ohne ironische Distanz lesen, will man sie in ihrer ganzen Tragweite begreifen: Die Siebenjährige wird im Garten einer Präsenz gewahr, „ein Kräuseln, eine Unruhe in der Luft. Nichts zu riechen. Nichts zu hören. Aber da ist eine Bewegung, ihre unverschämte Verlagerung dreht mir den Magen um. An der Peripherie, der Grenze all meiner Sinne, kann ich die Dimensionen der Kreatur spüren.“ Diese Kreatur ergreift für Augenblicke Besitz vom Kind. Es reißt sich los und flieht ins Haus. „Wäre ich zurück in den Garten geschickt worden, denke ich, wäre ich gestorben.“ Ist Hilary im Garten dem Teufel begegnet? „Wenn ich allein für mich bin, und daran denke“, stellt sie fest, „kann ich kaum darüber lachen.“ Und wer bei der Lektüre darüber lacht, steht als Leser dieser Memoiren auf verlorenem Posten.
  Als Katholikin habe man gelernt, sein Ende zu betrachten, schreibt Hilary Mantel: „Du wurdest ermutigt, deinen eigenen Tod einzuüben.“ Die Cromwell-Trilogie, auf deren abschließenden Band nicht nur die britische Leserschaft begierig wartet, ist ebenfalls eine Biografie. Mantel muss darin den Blick nicht auf sich selbst richten. Sie kann sich vielmehr in ihrem komplexen, enigmatischen Protagonisten spiegeln, für den sie offenkundig persönliche Zuneigung empfindet. „Das gesamte katholische Leben“, heißt es in „Von Geist und Geistern“, „wird im Schatten eines glücklichen Todes gelebt – als spielte es sich in einem silbrigen, fleckigen Spiegel ab, uralt und dem Betrachter schmeichelnd.“ Thomas Cromwell wird sterben in Mantels nächstem Buch. Sein Tod wird den großen Erzählbogen beenden, den sie aus sicherer historischer Distanz für ihn gebaut hat. Damit wird seine Lebensgeschichte auf eine so befriedigende Weise abgeschlossen sein, wie Autobiografien es niemals sein können. Zumindest dann nicht, wenn sie so ehrlich und darum so verwirrend sind wie die Hilary Mantels.
Ihr Selbstporträt ist ein
Gespinst aus Andeutungen
mit vielen Auslassungen
Als Katholikin habe sie
früh gelernt, das eigene Ende
zu betrachten, heißt es
Schreiben als Exorzismus: Hilary Mantel.
Foto: ANDREW TESTA/The New York Times
  
      
      
Hilary Mantel: Von Geist und Geistern. Autobiografie. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. DuMont Buchverlag, Köln 2015. 240 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 14,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Hilary Mantel ist natürlich eine Virtuosin im Erzählen unordentlicher Leben (...)Eine Passionsgeschichte, vielleicht ihr härtestes Buch (...) es finden sich in nuce die Themen, die sie als Autorin entfalten wird. Das Lesen und dann das Schreiben hat für Hilary Mantel als Abwehrzauber gewirkt, was schön ist, auch für uns, ihre Leser." Susanne Mayer, ZEIT "Was diese Autobiographie besonders kennzeichnet, ist ihr völlig rationaler Umgang mit dem Irrationalen. (...) Dabei ist der Ton nüchtern und völlig unsentimental, der Witz ist stachelig und trocken, der Blick auf die eigene Person von distanzierter, bisweilen sarkastischer Sachlichkeit (...) Ihr Markenzeichen ist eine Mischung aus Metaphysik, illusionsloser Menschenkenntnis und schwarzer Komödie, versetzt mit migräne-erleuchteter Hellsicht. In der englischen Gegenwartsliteratur hat Hilary Mantel nicht ihresgleichen." Sigrid Löffler, ORF EX LIBRIS "Nur nicht den Geist aufgeben: Hilary Mantel zeigt sich als Heldin ihrer eigenen Leidensgeschichte. (....) obwohl die Verfasserin historischer Roman nichts, aber auch gar nichts mit Kollegen wie Jonathan Franzen oder Donald Antrims zu verbinden scheint, ist es doch am ehesten mit deren Memoirs zu vergleichen. In allen drei Fällen kommen die einzelnen Kapitel fast essayartig daher, der Stoff stört die Chronologie auf, die Motive werden gesetzt, als wär's ein Roman, und der eine große Gegner, gegen den man anschreibt, ist ein Ungeheuer namens Scham. (...) Die Maxime lautet,(...) rette deine Würde, indem du sie verletzt." Wieland Freund, DIE WELT "Ein mitreißendes Buch, fesselnd und tiefgründig." Claudia Kirsch, BRIGITTE "Ein historisches Buch, tastend versucht die Autorin zu verstehen, wie sie wurde, wer sie ist. Den Lesern wird vor Augen geführt, wo die Anfänge von Mantels großer Erzählkunst liegen." Claudia Voigt, DER SPIEGEL "Wunderbare, außergewöhnliche Autobiografie. (...) Niemals wehleidig, stets lakonisch und stellenweise spitzzüngig wie in ihren Romanen." Barbara Mader, KURIER "Mantel ist eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der Gegenwart (...) Ein merkwürdiges Buch, voller Härte gegenüber dem Schicksal, das es schildert, dann wieder lyrisch und weich, ein Nachtstück mit Tupfen aus Licht (...) Irgendwann, nach den Höhen des Ruhmes wird es Zeit für eine zweite Autobiographie." Andreas Kilb, F.A.S. "Fantastisch, anspruchsvoll und mitreißend." FREUNDIN "Ein berührendes, zauberhaftes Buch." Barbara Klimke, KÖLNER STADTANZEIGER "Buch der Saison." Ronald Pohl, DER STANDARD "Kein Leser kann sich der Erählkraft dieser Autorin entziehen." Agathe Gansterer, DER SONNTAG "Mantel erweist sich als [...] eigensinnige Erzählerin und Interpretin des eigenen Lebens. [Ein] außergewöhnliches, wagemutiges Buch. [...]Sie arbeitet [...] mit großer Sorgfalt an der Beschreibung des Unbeschreiblichen. " Marion Löhndorf, NZZ "Hilary Mantel befreit sich von Geistern - in einer geistvollen, grandiosen Autobiografie." Anne-Catherine Simon, DIE PRESSE "Gänzend geschrieben (...) " Martin Ebel, TAGESANZEIGER "Ein wunderbarer Sarkasmus durchzieht das Buch." SONNTAGSZEITUNG "Mantels Blick auf die eigene Person ist so hell-, furcht und schonungslos, wie der auf ihre Romanfiguren. (...) Es zeigt sich eine erzählerische Begabung, die vielleicht nicht nur, sondern auch besonders im Schwachen mächtig ist." Julia Schröder, STUTTGARTER ZEITUNG "Mantels Autobiografie ist schonungslos, offen und wunderbar mutmachend. (...) Und eine große Leseempfehlung." Mara Giese, BUZZALDRINS.DE "Ein beeindruckendes Zeugnis." Konrad Holzer, BUCHKULTUR "Hilary Mantel, die Königin der historischen Romane, blättert in 'Von Geist und Geistern' ihr Leben mit Wehmut und Humor auf." Elke Heidenreich, STERN "Beeindruckend." Martin Ebel, DER BUND "Mit dem verträumten Mädchen Hilary, das 'nicht zum Kindsein geschaffen' war, konnte ich mich gut identifizieren." Barbara Halter, SCHWEIZER ILLUSTRIERTE "Großartige Autobiografie." Bernadette Conrad, WIENER ZEITUNG EXTRA "Eine Geschichte darüber, wie man sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf des Lebens zieht." Andreas Kilb , F.A.S. "Eine lesenswerte Biografie einer bemerkenswerten Frau." WILHELMSHAVENER ZEITUNG "Genauso erbarmungslos und spannend wie ihren historischen Romanfiguren widmet sich die zweifache Booker-Preisträgerin der eigenen Vergangenheit. [...] Eine Hymne der Eigenwilligkeit." Susanne Kippenberger, DER TAGESSPIEGEL "Eine literarische Glanzleistung, mit einer bestechend präzisen Sprache, geschickten Zeitblenden und einem sympathischen Anflug von Selbstironie." Yvonne Fiedler, KREUZER "Stilistisch auf der Höhe ihrer großen Kunst." Ralf Stiftel, WESTFÄLISCHER ANZEIGER "Genau, unsentimental, mit grimmigem Humor (...) und das Wichtigste macht Mantel völlig klar: Dass das Schreiben sie gerettet hat. Und dass sie es wirklich kann." Harald Ries, WESTFALENPOST " Klug und pointiert (...) eine empfehlenswerte und aufschlussreiche Lektüre." Elisabeth Langohr, WAZ "Die Autobiographie der zweifachen Booker-Preisträgerin geht unter die Haut." MADAME BEAUTY…mehr