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Eine Fahrt Richtung Vergangenheit, nach Bordighera an der der italienischen Riviera, dahin, wo der Erzähler in Gedanken schon so oft gewesen ist, ins "Hotel Angst" - benannt nach seinem Besitzer Adolf Angst, ein Luxushotel der Jahrhundertwende, eine Titanic unter den mondänen Prachthotels dieser Welt. Hotel Angst erzählt die Geschichte eines magischen Ortes, bewohnt von seiner Vergangenheit und von der Erinnerung an den Vater, der davon träumt, das Hotel Angst wieder zu eröffnen.

Produktbeschreibung
Eine Fahrt Richtung Vergangenheit, nach Bordighera an der der italienischen Riviera, dahin, wo der Erzähler in Gedanken schon so oft gewesen ist, ins "Hotel Angst" - benannt nach seinem Besitzer Adolf Angst, ein Luxushotel der Jahrhundertwende, eine Titanic unter den mondänen Prachthotels dieser Welt. Hotel Angst erzählt die Geschichte eines magischen Ortes, bewohnt von seiner Vergangenheit und von der Erinnerung an den Vater, der davon träumt, das Hotel Angst wieder zu eröffnen.
Autorenporträt
John von Düffel, geboren 1966 in Göttingen, lebte zeitweise in Irland und den USA, er promovierte 23-jährig über Erkenntnistheorie und war danach als Theater- und Filmkritiker, als Schauspieldramaturg und Übersetzer tätig. Er ist einer der meistgespielten jungen deutschen Theaterautoren der letzten Jahre. 2006 erhielt John von Düffel den Nicolas Born-Preis des Landes Niedersachsen für sein literarisches Werk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.09.2010

Riviera
noir
Über eine illustrierte Ausgabe von
John von Düffels „Hotel Angst“
Das Hotel Angst im ligurischen Bordighera hat es tatsächlich gegeben, es war kein nur metaphorischer Beherbergungsbetrieb wie Georg Lukacs’ „Grand Hotel Abgrund“, sondern eines der führenden Häuser der Belle Epoque. Den schönen Namen verdankt es seinem Gründer, Adolfo Angst. Damals waren Bordighera und die gesamte ligurische Küste ein Treffpunkt der feinen Gesellschaft, vor allem der englischen, und Giovanni Ruffini, der italienische Schriftsteller im englischen Exil, hat der Gegend in „Doctor Antonio“ (1855) ein Denkmal errichtet.
Woher wir das alles wissen? Aus John von Düffels kleiner Erzählung „Hotel Angst“, die 2006 das erste Mal erschien und die nun, mit Zeichnungen von Isabel Kreitz, neu aufgelegt wurde. Jedes Hotel ist ein Abgrund, in jedem Hotel nisten die Träume und Albträume seiner Gäste, weshalb auch das behaglichste Ferienhotel ein unheimlicher Ort, ja geradezu ein Hotel Angst sein kann.
„Es war der Traum deines Vaters, dieses Grandhotel an der italienischen Riviera“, heißt der erste Satz. Nicht meines, des Lesers, Vater, sondern des Vaters des Erzählers, der sich – aus welchem Grund auch immer – selber duzt. Du, Erzähler, bist ein Schriftsteller, der als Kind seine Ferien regelmäßig an der ligurischen Küste verbrachte und der nun, nachdem der Vater gestorben ist, erstmals wieder nach Bordighera zurückgekehrt ist, den Ort der großen väterlichen Obsession. Das „Hotel Angst“ war damals längst verwahrlost, den Vater aber, Statiker von Beruf und Architekt nach seiner wahren Bestimmung, hatte es nicht los gelassen. Mit Hilfe eines vermögenden Freundes wollte er das „Hotel Angst“ im alten Glanz wieder erstehen lassen.
Das Projekt schlug fehl, danach machte sich der Vater an ein anderes Projekt, einen Ruffini- und Bordighera-Roman, der Planung blieb; sein Titel: „Hotel Angst“. Nun also spürt der Sohn dem Schreiben des Vaters an den Originalschauplätzen seiner Obsession nach und wird dabei das Gefühl der Unheimlichkeit nicht mehr los. Das väterliche Scheitern droht überzuspringen auf das eigene Schreiben, die Nachforschungen am Ort führen in ein seltsames Schattenreich. „Es ist unmöglich, den Traum eines anderen Menschen zu träumen“, bilanziert der Erzähler, als hätte ihm das Wiedersehen mit Bordighera nicht gut getan.
Unbedingt ein Gewinn für diese Erzählung ist die Nachbarschaft zu den Illustrationen von Isabel Kreitz. Ihre altmeisterlichen Bleistiftzeichnungen im klassischen Comic-Stil, mit Straßen- und Hotelszenen aus Bordighera, verstärken den Eindruck der Unheimlichkeit, der ohnehin schon über John von Düffels Erzählung liegt. Merkwürdig, man stellt sich Ligurien immer als eine mediterrane Landschaft vor, in der ewig Nietzsches großer Mittag herrscht – aber hier hat sich etwas eingetrübt. Wir sehen Ligurien „noir“ auf Isabell Kreitz’ Bildern, und es ergreift den Leser ein wenig von der Angst, die zwar nicht dem Hotel, wohl aber dieser Erzählung den Namen gab.
CHRISTOPH BARTMANN
JOHN VON DÜFFEL: Hotel Angst. Mit Illustrationen von Isabel Kreitz. DuMont Buchverlag, Köln 2010. 112 Seiten, 14, 95 Euro.
Kongenial fangen die gespinsthaft- altmeisterlichen Bleistiftzeichungen der Illustratorin Isabel Kreitz die unheimliche Atmosphäre ein, die drückend auf John von Düffels Erzählung einer verschatteten Vatersuche lastet. Ort des Geschehens ist der Badeort Bordighera an der ligurischen Küste.
Foto: DuMont
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2010

Urlaub im Bleistiftgebiet
John von Düffels Erzählung "Hotel Angst"

Verstörend, wenn man als Erwachsener die Schauplätze der eigenen Kindheit besucht: Alles erscheint mit einem Mal kleiner, gewöhnlicher als in der Erinnerung. Man blickt zurück durch die Schichten späterer Erfahrungen - ich ist ein anderer geworden. John von Düffels Erzählung "Hotel Angst" beschreibt dieses Gefühl der Enttäuschung und Verunsicherung. So liefert der schmale Text eine üppige und genaue Beschreibung von Kindheit. Sein Erzähler kehrt, kurz nach dem Tod des Vaters, zurück in das italienische Küstenstädtchen Bordighera, wo die Familie in seiner frühen Jugend einige Urlaube verbrachte: Die einst als sündig erlebte Promenade des Ortes kommt dem Erwachsenen nun "unsagbar harmlos" vor - obwohl sich dort die Dramen seiner erwachenden Sexualität abspielten.

Es ist nicht die Promenade, die den Erzähler zurück nach Bordighera lockt, sondern ein verfallenes Grand Hotel. Wie für einen Gruselfilm erfunden klingt sein Name: "Hotel Angst", ein monströses Relikt aus der glamourösen Vergangenheit der Stadt, die um die Jahrhundertwende bevorzugter Kurort der britischen Oberschicht war. Dieses Hotel hatte der Vater des Erzählers jahrelang dem Dornröschenschlaf entreißen wollen. Erst real, indem er es renovieren und wieder eröffnen wollte, später literarisch durch einen Roman, den er lange plante und doch nie schrieb.

Das alles erzählt von Düffel mit doppelter Distanzierung: Nicht nur schreibt er durch den Filter des Erinnerns - die Erzählung scheint zumindest autobiographisch gefärbt -, sondern wählt auch noch statt der erwartbaren Ich-Perspektive die des Du. Dieser Kniff ist die einzige Schwachstelle des Textes, die Anredeform schwächt die Erzählung, ihren Gestus von Intimität. Sonst gelingt diesem Büchlein beinahe alles; die Ausflüge in die Kindheit sind von wunderbarer Plastizität, die zahlreichen historischen Episoden um das Grand Hotel so komplex wie unterhaltsam.

"Hotel Angst" erschien bereits 2006, nun aber hat der Verlag die Erzählung von Isabel Kreitz, der prämierten Comiczeichnerin, filigran illustrieren lassen. Ihre Zeichnungen zeigen das, was man in jedem Urlaub sieht, aber nie fotografiert: Statt Goethes Goldorangen sieht man bei ihr das Hotelbadezimmer, wo im Neonlicht die Frotteetücher hängen. Kreitz zeichnet mit genauem, aber weichem Bleistift, so dass man fürchtet, die Bilder beim Umblättern zu verwischen. Sie wirken gefährdet - ganz wie die Erinnerung und das marode Hotel Angst.

KATHLEEN HILDEBRAND

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ausgesprochen gelungen findet Rezensent Samuel Moser diese Novelle John von Düffels. Sie sei "sprachlich unprätenziös" und auch inhaltlich nicht sonderlich spektakulär. Trotzdem löste die Geschichte bei Moser Irritationen aus, was man als unbedingtes Qualitätsmerkmal werten darf. Düffel spinnt seine Geschichte Moser zufolge um die legendäre Ruine des Belle-Epoque-Grand-Hotels "Angst" im italienischen Bordighera. Im Zentrum stehen Mosers Beschreibung zufolge der Vater des Erzählers und dessen Pläne, einen Roman zu schreiben und das Hotel wieder aufzubauen, beziehungsweise die Versuche des Sohns, nach dem Tod dieses Vaters jene Pläne zu rekonstruieren. Hier kommt für Moser nun die zweite Ebene ins Spiel, der die gerade mal hundertseitige Erzählung seine irritierende Wirkung verdankt: dass nämlich der Sohn entdeckt, dass sein Vater weder einen Roman schreiben, noch das Hotel aufbauen sondern lediglich lediglich seine Träume davor schützen wollte, schnöde Wirklichkeit zu werden.

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