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2 Kundenbewertungen

So hungrig nach Erfahrungen und zugleich erfahrungsgesättigt treten Debüts selten auf: In zwölf konzentrierten Geschichten unternehmen Susanne Heinrichs Erzählerinnen Erkundungsfahrten zu den Nachtseiten des Lebens - sie sind jung, abgebrüht und trotzdem noch immer empfindlich. Sie werden begehrt und suchen zwischen ungenügenden Möglichkeiten nach Orientierung. Sie haben Sehnsucht und Angst, träumen von Nähe und trösten sich mit den Falschen. Bis zur Liebe kommt es nicht.
Susanne Heinrich malt die Nachthälften der Wirklichkeit in betäubend strahlenden Farben. Sie schreibt in einer
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Produktbeschreibung
So hungrig nach Erfahrungen und zugleich erfahrungsgesättigt treten Debüts selten auf: In zwölf konzentrierten Geschichten unternehmen Susanne Heinrichs Erzählerinnen Erkundungsfahrten zu den Nachtseiten des Lebens - sie sind jung, abgebrüht und trotzdem noch immer empfindlich. Sie werden begehrt und suchen zwischen ungenügenden Möglichkeiten nach Orientierung. Sie haben Sehnsucht und Angst, träumen von Nähe und trösten sich mit den Falschen. Bis zur Liebe kommt es nicht.

Susanne Heinrich malt die Nachthälften der Wirklichkeit in betäubend strahlenden Farben. Sie schreibt in einer erstaunlichen Verbindung von Härte und Poesie: Schonungslos, selbstbewusst, verstörend lässt sie ihre Figuren umherirren. Während einer Urlaubsreise oder im Bett, auf einem Konzert oder beim Frühstück am Morgen danach - immer erwartet man, dass etwas explodiert, aber die Erzählungen verharren in einer Anspannung, die gefangen nimmt.

"Ich stelle mir vor, dass ich glücklich bin" - Susanne Heinrich entwirft eine Welt, in der dieser Wunsch ohne Antwort bleibt.
Autorenporträt
Susanne Heinrich wurde 1985 in Leipzig geboren. Bei DuMont erschienen 2005 ihr Erzählband 'In den Farben der Nacht', außerdem die Romane 'Die Andere' (2007) und 'So, jetzt sind wir alle mal glücklich' (2009). Susanne Heinrich lebt in Berlin und ist Sängerin der Band 'watching me fall'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2006

Der promiske Backfisch
Barbusig: Susanne Heinrich besingt die Farben der Nacht
Als Susanne Heinrich im vergangenen Jahr in Klagenfurt auftrat, verblüffte die Zwanzigjährige mit ihrem leisen, aber selbstbewussten Auftreten und einem Text, dessen rhythmische Verkettung schillernder Nachtbilder das Publikum in ihren Bann zog. Wenn man ihn nur hört, als Musikstück sozusagen, und einen die dicht aufeinander folgenden, oft etwas ungelenken Metaphern nur streifen, kann man dem Text tatsächlich etwas abgewinnen. Nun aber hat Heinrich für ihren ersten Erzählband das nächtliche Stimmungsstück gleich noch elf weitere Male niedergeschrieben.
„In den Farben der Nacht” reiht sich ein in die übliche Befindlichkeitsprosa mit Zug zum Autismus. Die Mühe, die offenbar in jedes dieser Stücke eingegangen ist, führt zu einem ausgesprochen unausgewogenen Ergebnis, weil Susanne Heinrich zwar talentiert ist, ihr aber Sicherheit und Urteilskraft im Umgang mit den eigenen Mitteln noch fehlen.
Der Erzählband bündelt zwölf Variationen eines Themas: sehr junge Frauen, die den Genreregeln gemäß abgebrüht sind und zugleich recht zerbrechlich, suchen das Glück. Kommt es ihnen aber zu nahe, flüchten sie in den Sex zurück. Sie lassen sich treiben und schlagen sich dabei wund, sie teilen Bett, Laken und Dielenboden mit insgesamt etwa dreißig anderen - eine Gebrauchsmasse aus lauter „Lieblingsmenschen”. In ihrer Schilderung dieser ziellosen Nachtwanderungen unterwirft Susanne Heinrich alles und jeden ihrem Gestaltungswillen: Für jeden Satz greift sie in ihr schattiges Farbtöpfchen, rührt Fiebriges mit Unterkühltem auf und streut viele, viele Songzitate dazwischen. „Der Park ist lackiert von Speichelflocken der Mittagssonne”. Oder: „Der Mond erbricht sich über einem Hügel”. Oder: „Die Stadt macht mir klar, dass sie nichts mit mir zu tun hat. Meine Wollstrümpfe kratzen zum ersten Mal, und alles ist voller Einbahnstraßenschilder.” Und schließlich: „Ich habe Henry Miller im Blut”.
So flockt und klebt es vor sich hin, dazu wird gesessen, gelegen, gefickt und gekotzt, und auf jedes „Gefühl” passt ein Lied. Bald schon stellt sich beim Lesen nicht nur Langeweile, sondern regelrechter Widerwille ein, und vermutlich ist es gerade das, was Susanne Heinrich wollte: die literarische Bloßstellung ihrer Figuren als junge, gelangweilte, teils verwahrloste Frauen ohne Talent zur Empathie, die nichts können als Nabelschau, und auch das nur mit fremden Sprach- und Musikmaterial. Sie hat dafür aber eine Erzählhaltung gewählt, die im Rahmen eines solchen Versuchs schwer zu bewältigen ist: die Ich-Perspektive der Bloßzustellenden selbst. Diese sollen sich offenbar mit eigenen Worten ad absurdum führen, zwölf Mal auf ganz ähnliche Weise. Die zur Schau gestellte Sprache ist aber einerseits zu gekünstelt, um für wahr genommen zu werden, andererseits fehlt der Autorin der Mut, das Poetisch-Possierliche ins Radikale zu übertreiben; vielleicht, weil ihr dieser Sprachmatsch selbst ganz gut gefällt. Das Ergebnis ist ein Muster für literarischen Kitsch: lauter geborgte Ausdrücke bei fehlendem Inhalt, ausgeplaudert von neunmalklugen Figuren, die die eigene Ratlosigkeit aufblasen zur lächerlichen Tragik promiske Backfische - ich weiß ja, es ist nicht gut, aber ach, ich kann nicht anders. „Meine eigene Barbusigkeit verwirrte mich.” So muss es wohl sein. SEBASTIAN HANDKE
SUSANNE HEINRICH: In den Farben der Nacht. Dumont Verlag, Köln 2005. 212 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Sabine Peters will diesen Band mit Erzählungen von Susanne Heinrich nicht gleich als "glattes, stromlinienförmiges Machwerk" abschreiben und widmet ihm deshalb noch einen "zweiten Blick". Die 20-jährige Autorin schreibt ihre Geschichten jeweils aus der Perspektive einer sehr jungen Frau, die von "nichts als ihrer Sexualität umgetrieben" wird, meint die Rezensentin. Weder Handlungsort noch die männlichen Partner spielen in diesen Texten wirklich eine Rolle, in denen sich die Ich-Erzählerinnen einer "exzessiven Nabelschau" hingeben, so Peters wenig begeistert. Es finden sich jede Menge "Plattheiten" und gewollte Vulgarität und die Unsicherheit der Protagonistinnen wird ohne jede "Distanz" oder "Ironie" dargestellt, moniert die Rezensentin, die nichtsdestotrotz von der "inneren Notwendigkeit" überzeugt ist, die die Autorin zum Schreiben getrieben hat. Deshalb will sie sich allen Spott versagen, auch wenn sie mitunter den Eindruck hat, es mit dem "Tagebuch eines Backfischs" zu tun zu haben. Sie bemüht sich um Verständnis und "Mitgefühl", wie sie selbst ganz ironiefrei betont. Manchmal, wenn die Ich-Erzählerinnen tatsächlich unglücklich "lieben", verlieren die Erzählungen ihren "Gefühlskitsch" und lassen einen "Glutpunkt" verspüren, lobt Franke verhalten, die die "Unausgewogenheit" der Texte am Ende auch wieder ganz "stimmig" findet, weil dem Alter und ihrer Problemlage angemessen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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