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Eine Mätresse wird zur reichsten Frau der Welt. Die wahre Geschichte der Elisa Lynch - einer mythenumrankten Evita Peron des 19. Jahrhunderts. Ein prachtvolles Bett in der Pariser Rue St. Sulpice ist der einzige Besitz der jungen Elisa Lynch. In diesem Bett macht das irische Mädchen an einem Märzabend des Jahres 1854 die Bekanntschaft von Francisco Solano López, einem Mann mit großer Leidenschaft, schlechtem Atem und Bündeln von Geld in den Stiefeln. López ist ältester Sohn des Präsidenten von Paraguay und Erbe der unerhörten Reichtümer seines Landes. Elisas Gelüste erzählt die raffinierte…mehr

Produktbeschreibung
Eine Mätresse wird zur reichsten Frau der Welt. Die wahre Geschichte der Elisa Lynch - einer mythenumrankten Evita Peron des 19. Jahrhunderts. Ein prachtvolles Bett in der Pariser Rue St. Sulpice ist der einzige Besitz der jungen Elisa Lynch. In diesem Bett macht das irische Mädchen an einem Märzabend des Jahres 1854 die Bekanntschaft von Francisco Solano López, einem Mann mit großer Leidenschaft, schlechtem Atem und Bündeln von Geld in den Stiefeln. López ist ältester Sohn des Präsidenten von Paraguay und Erbe der unerhörten Reichtümer seines Landes. Elisas Gelüste erzählt die raffinierte Geschichte vom Aufstieg einer irischen Mätresse zur First Lady Paraguays und zur reichsten Frau der Welt - in einem so sinnlichen und reichen Ton, dass man dem Unheil entgegenfiebert, das in der Fremde auf die junge Frau wartet: Intrigen, Morde, Krieg. Doch die schöne, unbeirrbare Elisa Lynch nimmt die Herausforderungen ihres neuen Standes selbstbewusst an. Mit der erzählerischen Eleganz und dem Einfallsreichtum eines García Mßrquez führt Anne Enright die unheilvolle Begegnung zwischen dem alten Europa und der unbekannten "Wildnis" vor Augen. Basierend auf der wahren Geschichte der als Nationalheldin verehrten Elisa Lynch webt Anne Enright eine kunstvolle Parabel über Ausschweifungen, Missgunst und den Untergang eines ganzen Landes. Ein historischer Roman über das Leben einer starken, gewitzten Frau - überschäumend vor Sinnlichkeit.
Autorenporträt
Anne Enright, geboren 1962 in Dublin geboren. Arbeit als Schauspielerin und Fernsehproduzentin und lebt heute als Schriftstellerin und Literaturkritikerin im irischen Bray, County Wicklow. Veröffentlichungen (auch auf deutsch). Ausgezeichnet mit dem Rooney Literaturpreis und 2015 mit The Laureate for Irish Fiction.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2004

Leben und Sterben in Paraguay
Die Mätresse des Diktators: Anne Enrights historischer Roman

Geschichte pflegt sich nicht zu wiederholen, wohl aber zu variieren. Wenn Elisa Lynch als Evita Perón des neunzehnten Jahrhunderts bezeichnet wird, ist daran gewiß mindestens so viel falsch wie richtig: Beide stiegen an der Seite lateinamerikanischer Potentaten atemberaubend steil zu Macht und Reichtum auf und wurden schon zu Lebzeiten, vollends aber im Rückblick, Gegenstand von Legenden, die teils von Haß, teils von Anbetung geprägt waren. Die Unterschiede hängen nicht zuletzt mit den Männern zusammen: Was immer man gegen Juan Perón sagen kann und muß - so furchtbar hat er Argentinien nicht zugesetzt, wie es Francisco Solano López (1826 bis 1870) mit Paraguay tat, das er in einen Krieg mit gleich drei übermächtigen Nachbarländern - Brasilien, Argentinien und Uruguay - führte, wodurch das Land auf entsetzliche Weise ausblutete.

Anne Enright erzählt in ihrem Roman "Elisas Gelüste" die Geschichte ihrer irischen Landsfrau, die als Kurtisane in Paris mit dem jungen Sohn und Erben des damaligen paraguayischen Diktators zusammentrifft. Francisco Solano López besucht in der französischen Hauptstadt nicht nur sein Idol Napoleon III., sondern auch die Rue St. Sulpice, wo sich Elisas einziger Besitz, ihr Bett, befindet. López macht sie zu seiner Mätresse und nimmt sie mit in seine Heimat. Heiraten wird er sie zu ihrem Leidwesen jedoch nie, was wohl nicht nur damit zusammenhängt, daß sie bereits mit fünfzehn mit einem Franzosen verheiratet und nie geschieden worden ist. Der Roman schildert vor allem Elisas Reise nach Paraguay und Stationen ihres dortigen Lebens: Wie sie zunächst von der Gesellschaft geschnitten wird, nach dem Tod des alten López zur inoffiziellen, aber tonangebenden First Lady des Landes aufsteigt und schließlich im Krieg Francisco eigenhändig begräbt, der, immerhin, wie so viele seiner Untergebenen feindlichen Soldaten zum Opfer gefallen ist. Zum Schluß sehen wir sie wieder in Europa, zäh, aber vergeblich um die Reste einstigen Reichtums kämpfend.

Zu Beginn lockt Anne Enright ihre Leser auf eine falsche Fährte. Das erste Kapitel beginnt mit dem Satz: "An einem lieblichen Pariser Frühlingstag des Jahres 1854 steckte Francisco Solano López seinen Penis in Elisa Lynch." Auf den nächsten Seiten finden sich comicartige Lautmalereien wie "tick-tack-klacker-di-klack", der Ausruf "Oh Elisa" und eine kokette Anrede des Lesers: "Sie haben es erraten." Man wähnt sich in einem munter plappernden, wenig subtilen Unterhaltungsroman ohne Anspruch auf literarische Seriosität.

Doch dann kommt es ganz anders. Das liegt zum einen an der vergleichsweise komplexen Erzählstruktur: Kapitel, in denen die schwangere Elisa in Ich-Form und im Präsens die Fahrt über den Río Paraná 1854/55 schildert, wechseln mit solchen im Präteritum und in der dritten Person, wobei diese Teile, mit der wohl fiktiven Figur eines mit López und Lynch nach Paraguay gekommenen schottischen Arztes im Mittelpunkt, bis ins Jahr 1873 reichen. Zum anderen ist dieser Roman nicht auf identifikatorisches Lesen hin geschrieben. Obwohl ständig gestorben wird, werden kaum Emotionen geweckt. Es wird aus einer großen inneren Distanz zum Geschehen erzählt, auch da, wo Elisa als Erzählerin fungiert und, wie meist, über sich selbst spricht: "Ich scheine zu weinen. Ganz schnell und lautlos strömen mir die Tränen aus den Augen, als hätten sie nichts mit mir zu tun."

Vor allem aber macht die Sprache aus diesem Buch mehr, als es zunächst den Anschein hat. Mehrfach finden sich scharfzüngige aphoristische Bemerkungen, die einer Dorothy Parker würdig wären. So heißt es etwa über López' erste, durch Elisa ersetzte Mätresse, deren Sohn, das älteste Kind des Diktators, nun von der Nachfolgerin aufgezogen wird: "Sie wurde sehr still und widmete sich ihrem Magenkrebs. Einer Sache, die sie ihr eigen nennen konnte." Oft gelingen der Autorin solch überraschende Formulierungen. Diese gelegentlich geradezu widerborstige Originalität wird in Angela Praesents Übersetzung durch manch ungewöhnliche Wortwahl noch verstärkt, wobei man sich so hübsche Verben wie "dopsen" oder "singeln" lieber gefallen läßt als die Präteritumform "zeihte" anstelle von "zieh", bei der sich die Übersetzerin freilich auf Schiller, wenn auch nicht auf den Duden berufen kann. Insgesamt jedoch vermittelt sich der Esprit dieser Prosa auch in der deutschen Übersetzung sehr gut.

Bei jedem historischen Roman stellt sich die Grundfrage: wieviel Historie, wieviel Roman? Im diesem Falle liegt das Schwergewicht eindeutig auf letzterem. Es wäre müßig, der Autorin etwaige Ungenauigkeiten bezüglich historischer Daten oder Fakten vorhalten zu wollen, denn ihr kommt es nicht darauf an, Geschichte zu schreiben, sondern eine Geschichte zu erzählen. Das zeigt sich auch darin, daß Enright sich einer über den Wahrnehmungshorizont ihrer Personen hinausgehenden Einordnung oder Deutung der Geschehnisse weitgehend enthält. Und wenn doch mal der Anflug einer geschichtsphilosophischen Betrachtung aufkommt, offenbart sich finsterer Pessimismus, der aber auch nicht als der Weisheit letzter Schluß verkauft wird: "Die Geschichte ist eine Litanei, und wir tun nichts anderes hier auf Erden, als Totenlisten zu erstellen." Eine "Sinngebung des Sinnlosen", wie Theodor Lessing das Geschäft der Historiker einmal genannt hat, wird hier wahrlich nicht betrieben.

HARDY REICH

Anne Enright: "Elisas Gelüste". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Angela Praesent. DuMont Buchverlag, Köln 2004. 294 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Buch führt den Leser auf die falsche Fährte, gesteht Hardy Reich, der sich zunächst in einem eher seichten Unterhaltungsroman wähnte. Dass es anders kommt, liegt an der komplexen Erzählstruktur, analysiert Reich, an wechselnden Erzählperspektiven, einer nicht auf Identifikation angelegten Erzählweise, einer originellen Sprache, die mit überraschenden und scharfzüngigen Formulierungen aufwartet, die "einer Dorothy Parker würdig wären". "Elisas Gelüste" ist eine authentische Geschichte und erzählt von einer Irin namens Elisa Lynch, die als Geliebte des paraguayanischen Diktators Solano Lopez Karriere als inoffizielle First Lady seines Landes machte. Lynch wurde öfter mit Evita Peron verglichen, meint Reich, und in der Tat sieht er Parallelen in den Lebensgeschichten der beiden Frauen, auch wenn Lopez eindeutig der schlimmere Diktator gewesen sei. Bei historischen Stoffen stellt sich immer irgendwann die Frage, sinniert der Rezensent, ob der historische Stoff oder der Roman Vorrang habe. Enright hätte sich eindeutig für den Roman entschieden, ihr käme es darauf an, nicht Geschichte zu schreiben, sondern eine Geschichte zu erzählen. Und das macht sie seiner Ansicht nach sehr gut. Auch die Übersetzung von Angela Praesent fängt seiner Meinung nach den Esprit des Romans gut ein.

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