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Zwei Männer in der Mitte ihres Lebens - ?während der vergangenen Jahre haben wir uns geformt, und wir haben vielleicht dreißig Jahre vor uns, um zu erfahren, ob wir uns besser oder schlechter gelungen sind. Aber nie werden wir jemand anderes sein.? Auf dem Tennisplatz haben sie sich per Zufall kennen gelernt, in einer Bar trinken sie auf diese Gewissheit und beschließen eine verblüffende Wette: Wer von den beiden melancholischen Männern wird beim Wiedersehen in drei Jahren ein anderer geworden sein? Thierry Blin, den sein Gesicht mit dem Schildkrötenprofil ebenso langweilt wie seine…mehr

Produktbeschreibung
Zwei Männer in der Mitte ihres Lebens - ?während der vergangenen Jahre haben wir uns geformt, und wir haben vielleicht dreißig Jahre vor uns, um zu erfahren, ob wir uns besser oder schlechter gelungen sind. Aber nie werden wir jemand anderes sein.? Auf dem Tennisplatz haben sie sich per Zufall kennen gelernt, in einer Bar trinken sie auf diese Gewissheit und beschließen eine verblüffende Wette: Wer von den beiden melancholischen Männern wird beim Wiedersehen in drei Jahren ein anderer geworden sein? Thierry Blin, den sein Gesicht mit dem Schildkrötenprofil ebenso langweilt wie seine Gewohnheitsliebe mit der sanften Nadine und sein Beruf, macht sich auf den Weg in ein Leben nach dem Leben - genauso wie Nicolas Gredzinski, der stellvertretende Abteilungsleiter einer Firmengruppe im Energie- und Informatikbereich, den Traum von einem anderen Selbst ermöglichen will. Im Rhythmus eines Krimis, vorangetrieben von den Abenteuern des Alltags, erzählt Tonino Benacquista von männlicher Schwermut und von den Möglichkeiten der Veränderung. In Die Melancholie der Männer verbinden sich eine Privatdetektivgeschichte und eine Liebesgeschichte. Die Melancholie der Männer erzählt von der heimlichen Lust am Laster der anderen ? mit Freude am Sinnlichen und an der Schönheit. Die Melancholie der Männer ist ein kluger Roman, der mit einer teuflischen Wette einsetzt und als Märchen endet.

Autorenporträt
Tonino Benaquista, geb. 1961 als Sohn italienischer Emigranten, lebt in Paris. Sein Filmstudium brach er schnell ab. Mit Jobs als Schlafwagenschaffner und Pizzabäcker organisierte er sich Geld, Zeit und Material für das Krimischreiben. Für Itakerblues erhielt er 1991 den Grand Prix de Literature Policiere und den Prix Mystere de la Critique.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2003

Matchball
Tonino Benacquistas Roman „Die Melancholie der Männer”
Ein bisschen erinnern die beiden an den Gauloises-Mann, den charmant-verspielten Reklame-Franzosen. Obwohl sie nicht rauchen. Und beide keine Frauenhelden sind. Jung und gut aussehend sind sie eigentlich auch nicht, eher gut abgehangen und midlife-crisig. Aber die Lebenseinstellung stimmt: „Liberté, toujours”.
Nicolas und Thierry wären gerne Björn Borg oder Jimmy Connors, aber sie sind nur die Hauptfiguren in Tonino Benacquistas neuem Roman „Die Melancholie der Männer”. Die beiden lernen sich bei einem Tennis-Match kennen und stellen fest, dass die Hälfe des Lebens gelaufen ist: Beide sind um die vierzig und irgendwo angekommen, ohne zufrieden zu sein. Kann man da nochmal von vorn anfangen? Eine klassische Tresen-Wette reißt sie aus ihrem Alltagstrott und liefert dem Roman das Erzählgerüst: Innerhalb von drei Jahren wollen sie ihr Leben komplett umkrempeln und jeweils zu dem Traum-Ich werden, das sie sich immer gewünscht haben. „Ein Treffen . . . zwischen uns oder den beiden anderen?” Das ist die große Frage.
Tonino Benacquista, 1961 als Sohn italienischer Einwanderer in Frankreich geboren, hat in „Die Absacker” (2000) zwei junge Schnorrer in die besseren Kreise von Paris eingeschmuggelt. Hier inszeniert er die sportliche Version einer „Wir-lassen-unter-altes-Leben-hinter- uns”-Komödie. Von Kapitel zu Kapitel springt der Roman zwischen den Spielern hin und her, manchmal scheint der eine vorne zu liegen, dann wieder der andere. Thierry fängt von außen her an. Er gibt sein gut gehendes Geschäft mitten in Paris auf, wimmelt seine Freundin ab, verändert sogar sein schildkrötenähnliches Gesicht und wird das, was er als Kind sein wollte: Detektiv.
Nicolas dagegen bleibt, von außen gesehen, was er ist und stülpt sich von innen um. Er behält seinen alten Job als Angestellter in einem Technologiekonzern, entwickelt sich aber von der piepsigen grauen Maus zum wilden Paradiesvogel. Diese Verwandlung gelingt ihm mithilfe systematischen Alkoholkonsums, was ihn paradoxerweise auch noch die Karriereleiter nach oben purzeln lässt. Der eine von außen, der andere von innen: Die unterschiedlichen Spieltechniken ergeben eine unterhaltsame Partie, ein wenig glatt und vorhersehbar vielleicht, aber doch intelligent aufgezogen und schön anzusehen. Überhaupt hat der Roman etwas Drehbuchhaftes: Man fühlt sich an Filme erinnert, in denen Frauen Blümchenkleider tragen, Männer Schlawiner sind und allerhand verrückte Dinge passieren.
„Es ist wie ein Märchen mit einem Schloss, einer Prinzessin und einem Drachen, all das in einem Glas”, sagt Nicolas, nachdem er einen Schluck Château-Talbot 82 getrunken hat. „Das Schlimmste ist, dass ich nicht einmal weiß, ob es mir wirklich Vergnügen bereitet. Im Gegenteil, wenn ich beschreiben müsste, was ich in diesem Augenblick empfinde, nachdem ich diesen Wein getrunken habe, so wäre es eher eine gewisse Traurigkeit.” Die Freiheit, die er meint, äußert sich in kleinen, genüsslichen Gesten, in dem, wovon sie ablenken, lauert die Melancholie. Radikal verändert hat sich nichts, auch wenn das neue Lebenslauf-Design das glauben machen möchte.
JUTTA PERSON
TONINO BENACQUISTA: Die Melancholie der Männer. Roman. Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2003. 303 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2003

Bierbüchse der Pandora
Biographie, ein Fertiggericht: Tonino Benacquista taut auf

Schriftsteller leben nicht unbedingt länger als Normalunsterbliche, aber öfter. Wo diese allenfalls ein Doppelleben führen, können jene ganze Romanwelten mit Phantasiefiguren bevölkern, die aufregenderen Sex, frechere Sprüche und eine kräftigere Rückhand haben. Vor allem natürlich einen interessanteren Job, weswegen die Literatur voll ist von Detektiven oder, neuerdings, Discjockeys. Jedes Ich wäre gern einmal ein anderes - das gilt allgemein, weil Abwechslung erfreut, tritt aber gehäuft in der eher peinlichen Lebensphase auf, die man auch beim Mann "Wechseljahre" nennen sollte. Denn die angebliche "Midlife-crisis" bricht ja um so früher aus, je höher die Lebenserwartung steigt. Wer in den besten Jahren steht und, anstatt die Daseinsfülle zu genießen, nur den Kühlschrank leert, ist jedenfalls allemal reif für die Frage, die der Franzose Tonino Benacquista in seinem neuen Roman unter literarischen Laborbedingungen beantworten will: Kann man mit Vierzig noch einmal jemand anderes werden?

Die Versuchsanordnung ist einfach: Zwei Männer begegnen sich zufällig in ihrem Pariser Tennisclub, liefern sich ein erbittertes Match und schließen beim anschließenden Besäufnis eine Wette ab: Wer beim Wiedersehen in drei Jahren ein neuer Mensch geworden ist, hat gewonnen. Zwei Männer, zwei Wege: Thierry Blin, Inhaber eines kleinen Bilderrahmengeschäfts und Teil einer unaufgeregt-unaufregenden Zweierbeziehung, lebt fortan seinen alten Traum, Privatdetektiv zu werden. Tarnung ist da alles: So gibt er nicht nur seinen Laden und seine Freundin auf und macht ein unbezahltes Observierungspraktikum bei einem Routinier der Branche, sondern unterzieht sich einschneidender schönheitschirurgischer Behandlung einschließlich Naßrasur und besorgt sich falsche Papiere. Das läßt sich mit Fug und Recht eine Bastelbiographie nennen! Manche Männer machen eben keine halben Sachen und ziehen sich beim Tapetenwechsel gleich die Haut ab.

Sein Rivale Nicolas Gredzinski, Angestellter einer großen Kommunikationsagentur, macht es sich nur auf den ersten Blick einfacher mit der Persönlichkeitsveränderung: Er beginnt zu trinken, was seiner Karriere zunächst äußerst förderlich ist. Ohne Respekt vor seinen Vorgesetzten und mit Mut zu unkonventionellen Lösungen gewinnt er das Vertrauen der Geschäftsführung; nebenbei scheffelt er ein Vermögen durch sein Patent eines "Trickpacks", einer unauffälligen Getränkehülle, die dazu dient, den Alkoholkonsum am Arbeitsplatz zu verbergen. Schließlich macht er bei einer seiner nächtlichen Sauftouren die Bekanntschaft einer rätselhaften Schönen, die bald seine Geliebte wird, ohne je ihre wahre Identität preiszugeben. Wodka zum Frühstück, Dosenbier im Büro und Spitzenweine am Abend - Nicolas weiß sein fixes Ich gewinnbringend zu verflüssigen.

Benacquista, ein handwerklich versierter Erzähler, der vor allem mit Kriminalromanen bekannt geworden ist, verzahnt die Identitätswechselbäder der beiden Helden geschickt. Leider zerstört er die Spannung durch ein reibungsloses Gelingen noch der absurdesten Aktion. Die kulturkritische Pointe etwa, daß der beschwipste Angestellte wie der Narr am Königshof seinen Chefs und Kollegen unbehelligt den Spiegel vorhalten kann, wird bis zur finalen Nemesis viel zu lang ausgebreitet. Die Rahmenbedingungen des In-vitro-Experiments sind ohnehin äußerst günstig: Kinder oder alte Eltern gibt es nicht; Geld, das Universalmedium sozialen Wandels, spielt ohnehin nur eine Nebenrolle auf der Ego-Bühne. Wenn schließlich der Privatdetektiv inkognito zu einem Gedenktreffen für den verschwundenen Thierry geht und dort selbst von seiner Exfreundin nicht erkannt wird, so trübt die Unwahrscheinlichkeit der Fiktion doch den Glanz, in dem sich der allseits Vermißte postum sonnen kann. So viele Freunde glaubte er nie gehabt zu haben. Das Leben befindet sich eben auch ohne unser Zutun in stetem Fluß. Daß Biographie kein Spiel ist, dessen Regeln wir beliebig ändern können, hat vor allem Max Frisch schon klüger und lebensnäher vorgeführt.

Wer am Ende die Wette gewinnt, soll natürlich nicht verraten werden; leider ist dem Autor selbst die Auflösung des Handlungsknotens weniger wichtig gewesen als dessen Schürzung. Gerade als es spannend wird, als Thierry den Auftrag erhält, seinem eigenen Verschwinden detektivisch auf die Schliche zu kommen, verliert Benacquista die Lust an der ausgiebigen Observation seiner Figuren. Das ist schade, weil sich aus der Parallele zwischen Detektei und Autorschaft durchaus mehr Honig hätte saugen lassen - vor allem bei der genaueren Beschattung der weiblichen Figuren.

Ist Melancholie Männersache? Der deutsche Titel (das Original heißt schlicht "Quelqu'un d'autre") ist vielleicht dem Irrglauben geschuldet, daß Frauen gegen den brennenden Wunsch nach Identitätsflucht immun seien. Doch Loraine, Nicolas' Femme fatale, weiß schon, warum sie Männern nach der Frage, was sie beruflich mache, stets einen Korb gibt: Sie arbeitet als Verkäuferin in einem Tiefkühlkostfachgeschäft. Der Wunsch, verborgene Potentiale endlich aufzutauen und sein wahres Ich zu enthüllen, gehört ebenso zum Menschen wie der umgekehrte Drang zu Maskentanz und Rollenspiel. Doch bevor man völlig aus der Haut fährt, sollte man vielleicht zunächst einmal die Wohnung, den Job oder - für den Anfang - die Kneipe wechseln.

Tonino Benacquista: "Die Melancholie der Männer". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Claudia Steinitz. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2003. 304 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Rezensent Richard Kämmerlings ist nicht ganz zufrieden. Zwar bescheinigt er dem französischen Autor, ein geschickter Handwerker zu sein. Auch die Frage, die den Roman antreibt - "Kann man mit Vierzig noch einmal jemand anderes werden?" - scheint er nicht uninteressant zu finden, und die Versuchsanordnung, mit der diese Frage untersucht werden soll, auch nicht. Doch die Beschreibung des Wettkampfes der beiden Protagonisten, innerhalb von drei Jahren "jemand anderes" zu werden, erfüllt die Anforderungen des Rezensenten schließlich nicht. Zwar findet er deren Identitätswechselbilder dgeschickt verzahnt. Leider jedoch zerstöre Benacquista die Spannung durch "allzu reibungsloses Gelingen noch der absurdesten Aktion". Bedauerlich findet Kämmerlings auch, dass der Autor selbst an der Auflösung des Knotens weniger interessiert ist als an dessen "Schürzung". Auch den deutschen Titel des im Original schlicht "Quelqu'un d'autre" betitelten Romans findet der Rezensent nicht ganz gelungen.

© Perlentaucher Medien GmbH"