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Leonardos thinking resists any attempt to read it as a self-contained edifice of thoughts, and yet, some of his sentences encompass the entire universe. This volume presents the most lucid aphorisms and notes of this universal genius.
Leonardos Denken ist von zwei scheinbar kontrastierenden Bewegungen gekennzeichnet. Die eine strebt auf die Einheit von allem zu, sieht das Universum und den Menschen als ein großes Ganzes, in dem alles miteinander verbunden, in unzähligen kleinen und kleinsten Verästelungen untereinander vernetzt ist. Die andere äußert sich in Fragmenten, umkreist mit…mehr

Produktbeschreibung
Leonardos thinking resists any attempt to read it as a self-contained edifice of thoughts, and yet, some of his sentences encompass the entire universe. This volume presents the most lucid aphorisms and notes of this universal genius.

Leonardos Denken ist von zwei scheinbar kontrastierenden Bewegungen gekennzeichnet. Die eine strebt auf die Einheit von allem zu, sieht das Universum und den Menschen als ein großes Ganzes, in dem alles miteinander verbunden, in unzähligen kleinen und kleinsten Verästelungen untereinander vernetzt ist. Die andere äußert sich in Fragmenten, umkreist mit zunehmender Genauigkeit immer wieder Details, die seinem Auge auffallen und ihn unwiderstehlich anziehen - darin war er der erste im abendländischen Denken. Legt man alle seine Fragmente zusammen, ergibt sich doch nicht das, was man gemeinhin ein Gedankengebäude nennt. Doch umfasst er bisweilen mit einem einzigen Satz ein Universum. So sind auch die hier gesammelten Sprüche und Notate, die Marianne Schneider aus den verstreuten Schriften Leonardos zusammengetragen hat, keine Auszüge aus längeren Erörterungen. In ihrer knappen Form stehen sie, in einer Ecke oder wo gerade Platz war, auf Blättern, die von ganz anderen Dingen handeln. Die scheinbar sprunghaften, aber immer auf ein Ganzes gerichteten Gedankengänge eines Universalgenies werden hier nachvollziehbar.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2004

Selten fällt, wer gut geht
Zartbittere Empirie: Eine Anthologie verstreuter Geistesblitze des Leonardo da Vinci
So stellt man sich die Apokalypse vor: „Zahlloses Leben wird erlöschen, und zahllose Löcher werden auf der Erde entstehen.” Weiter: „Am Ende wird die Erde durch das tagelange Glühen rot sein und die Steine werden sich in Asche verwandeln.” Oder so: „Die Flügeltiere werden die Menschen auf ihren Federn tragen.” Fern vom Ende aller Tage ist jedoch von banaler Alltagsempirie die Rede – in der Reihenfolge: vom Rasenmähen, von Brennöfen für Ziegelsteine, von kribbelnden Bettfedern. Dergleichen makabre Scherze hatte Leonardo da Vinci einst zur Belustigung des Mailänder Renaissancehofs ersonnen.
In den achtziger und neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts, als Leonardo seine in die Form düsterer Prophezeiungen gegossenen Rätsel verfasste, machten in Italien die Unheilspropheten die Runde. „Sag es hastig oder irre, als wärest du nicht gesund im Kopf”, notierte der Autor sich als Regieanweisung an eine Stelle des Manuskripts. In seiner literarischen Hinterlassenschaft ist diese Kleinprosa über mehrere Konvolute, die „Codices”, verstreut. Auszüge daraus wurden schon häufiger ediert. Obgleich Leonardo die banalen Lösungen seiner Rätsel zumeist mitgeliefert hatte, nahmen viele Leser des 20. Jahrhunderts den apokalyptischen Ton wörtlich und knüpften daran ihre Ängste. In der schön gestalteten Anthologie des Schirmer/Mosel Verlags kann man sich von den „Prophezeiungen” ein genaueres Bild machen. Sie sind Zeugnisse eines pechschwarzen Humors.
Auch andere Gedankenflüge des Universaltalents sind in dem Büchlein versammelt. Tautropfen und Haarlocke, Lufthauch und Wirbel – in der „Kosmographie der kleineren Welt”, die Leonardos Arbeits- und Forschungsprogramm war, war alles am Platz. Die geistreichsten Einfälle und Bonmots notierte er oftmals an die Seitenränder seiner mit Skizzen und Kritzeleien gefüllten Manuskripte. Marianne Schneider, die Übersetzerin und bekennende Leonardistin, hat sie aufgelesen und nach großen und kleinen Lieblingsthemen des Künstlers und Naturforscher sortiert. Mag sein, dass die Überschrift „Aphorismen” für die gesammelten Geistesblitze aus Leonardos verstreuten Sudelbüchern ein wenig zu hoch gegriffen ist, denn es sind manche Gemeinplätze und Gartenzaunsprüche dabei („Glücklich der Besitz, den das Auge seines Herrn überblickt”). Aber auch hinreißende Aperçus: „Selten fällt, wer gut geht.” Oder: „Kein Ratschlag ist ehrlicher als der, der von einem sinkenden Schiff aus gegeben wird.” Schiff ahoi!
VOLKER BREIDECKER
LEONARDO DA VINCI: Die Aphorismen, Rätsel und Prophezeiungen. Ausgewählt und übersetzt aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Schirmer/Mosel Verlag, München 2003. 145 Seiten, 12,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In den 80er und 90er Jahren des 15. Jahrhunderts ersann Leonardo da Vinci zur Unterhaltung des Mailänder Renaissance-Hofes eine Menge makabre Scherze, erzählt Volker Breidecker. Diese derben Scherze waren Unheilsverkündungen, Prophezeiungen, die da Vinci in Form von Rätseln anlegte. Sie kündeten von der Apokalypse, malten in grellen Farben den Weltuntergang aus. Ihre Auflösung, so Breidecker, war meistens ziemlich banal, und da Vinci lieferte die Lösungen häufig gleich mit. Auszüge aus diesen "Codices" wurden hier und da immer mal wieder veröffentlicht, behauptet Breidecker, aber niemand hätte ihren prophetisch-düsteren Charakter so ernst genommen wie die Menschen des 20. Jahrhunderts. Man müsse sie zu lesen wissen, für ihn sind sie "Zeugnisse eines pechschwarzen Humors". In dem nun von Marianne Schneider zusammengestellten und übersetzten Band kann man sich von den Prophezeiungen ein genaueres Bild machen, lobt Breidecker. Schneider habe darüberhinaus mehr geleistet, indem sie da Vincis Manuskripte nach den vielen Einfällen und Bonmots abgesucht hat, die dieser häufig an den Rand setzte. Diese Gedankenblitze "Aphorismen" zu nennen, wäre vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, hält Breidecker dagegen, aber es seien ein paar wirklich schöne Sprüche darunter. Und der Rezensent nennt auch gleichen den ihm liebsten: "Selten fällt, wer gut geht".

© Perlentaucher Medien GmbH
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