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Marianne Schneider, die für uns schon Leonardos "Schriften zur Malerei", seine naturwissenschaftlichen Studien zum Wasser und zum Flug der Vögel jeweils aus den originalen Handschriften neu übersetzte, legt jetzt einen Band mit "Materialien" zu Leonardos Herkunft, Lebensumständen und künstlerischer Entwicklung vor. Gesammelt sind Urkunden und Dokumente, Selbstzeugnisse des Meisters und Korrespondenzen, Verträge, Rechnungen und Aussagen von Zeitgenossen. Chronologisch nach Leonardos wichtigen Lebensabschnitten gegliedert und durch Kommentare zu einem schlüssigen Gefüge verknüpft, gelingt es…mehr

Produktbeschreibung
Marianne Schneider, die für uns schon Leonardos "Schriften zur Malerei", seine naturwissenschaftlichen Studien zum Wasser und zum Flug der Vögel jeweils aus den originalen Handschriften neu übersetzte, legt jetzt einen Band mit "Materialien" zu Leonardos Herkunft, Lebensumständen und künstlerischer Entwicklung vor. Gesammelt sind Urkunden und Dokumente, Selbstzeugnisse des Meisters und Korrespondenzen, Verträge, Rechnungen und Aussagen von Zeitgenossen. Chronologisch nach Leonardos wichtigen Lebensabschnitten gegliedert und durch Kommentare zu einem schlüssigen Gefüge verknüpft, gelingt es Marianne Schneider, die einzelnen Mosaiksteine des Überlieferten und weitverstreuten Quellenmaterials zu einem authentischen biographischen Bild zusammenzusetzen. Portraits der handelnden Personen, Skizzen und Autographe illustrieren diese ebenso ungewöhnliche wie aufschlußreiche "Rekonstruktion" von Leonardos Lebenslauf.
Autorenporträt
Marianne Schneider, geboren in München, ist seit 1980 Übersetzerin literarischer Texte aus dem Italienischen und gelegentlich aus dem Französischen. Neben sprachschöpferischen Gegenwartsautoren hat sie Renaissance-Klassiker und essayistische Werke übersetzt und sich als Herausgeberin u.a. von Leonardo da Vinci betätigt. Sie lehrte an der Europäischen Schule für literarische Übersetzung in Bozen und Florenz. 2009 erhielt sie den "Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis" für ihr Lebenswerk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.02.2003

Rom ist amorra
Leonardo da Vinci: eine Biographie in Dokumenten
Der schier unerschöpflichen Fülle von Büchern und Bildbänden über Leonardo da Vinci hat Marianne Schneider, die sich bereits als Übersetzerin des von André Chastel edierten Malereitraktates einen Namen gemacht hat, eine weitere Biografie hinzugefügt. Sie basiert auf den schriftlichen Zeugnissen von Leonardos Zeitgenossen, Dokumenten und seinen Gemälden.
Eröffnet wird die exemplarische Text-Auswahl mit der zweiten Fassung von Giorgio Vasaris „Leben des Malers und Bildhauers Leonardo da Vinci aus Florenz” aus dem Jahr 1568, die eigens für dieses Buch neu übersetzt wurde. Wie in einer Porträtgalerie stellt Vasari alle Personen und Zeugen vor, denen der Leser im Verlauf der dokumentarischen Sammlung begegnen wird: den Florentiner Lehrmeister Andrea del Verrocchio, seine Mäzene Lorenzo de’ Medici und Ludovico Sforza, die Biografen Vasari, Paolo Giovio, den Maler und Dichter Giovan Paolo Lomazzo, seinen Freund den Mathematiker Luca Pacioli, Cesare Borgia, Niccolò Macchiavelli, Isabella d’Este und nicht zuletzt die Angehörigen seines Haushaltes: Der Gehilfe Salaì und Francesco Malzi waren sowohl für die künstlerische als auch biografische Entwicklung von Leonardo entscheidend.
Die Gliederung des Buches folgt den topographischen Stationen der Vita, von Leonardos Geburtsort Vinci über Florenz und Mailand nach Cloux in Frankreich, wo er als Hofkünstler von König Franz I. im Exil verstarb.
Salaìs rosa Strümpfe
Aus Urkunden, Briefen, Rechnungen und anderen Quellen hat Marianne Schneider eine sinnvolle Auswahl getroffen. Besonders aussagekräftig im Hinblick auf Leonardos Karriere ist das berühmte Bewerbungsschreiben, mit dem sich der Künstler und Maschinenbauer beim Herzog von Mailand, Ludovico il Moro, bewarb. Zu seinen kunsttheoretischen Bemerkungen sind die „Gedanken zum Wettstreit unter den Künsten”, dem so genannten Paragone zu zählen. In einem weiteren Brieffragment beklagt sich Leonardo lediglich über die beiden nach Rom bestellten deutschen Spiegelmacher. Die Listen, die Leonardo über alltägliche Gegenstände führte, bereichern unser Wissen über die Auftraggeber und Arbeitsbedingungen. Einerseits machen die zahlreichen Zitate aus Dokumenten die Darstellung lebendig, auch helfen sie über den Informationsnotstand im Hinblick auf Leonardos künstlerische Anfänge hinweg. Andererseits wäre eine Übersetzung aus dem Italienischen ins Deutsche wünschenswert gewesen.
Da wird zwischen Skizzen und Arbeitsgedanken notiert, was nicht vergessen werden darf, etwa vor der Abreise nach dem geheim verschlüsselten Ort „amorra”, Rom. Wenn Leonardo unterwegs ist, begleiten ihn Diener und Pferde; man erhält Einblick in den großen Haushalt und in die Alltagsgeschäfte jener Zeit. Man erfährt, was Fleisch, Wein, Brot, Spreu, Gras, den Barbier, Pferde und vieles andere kosteten.Man erfährt, dass der bildschöne Höllenbursche Salaì, den Leonardo zu sich nahm, und der zeitlebens bei ihm blieb, eine Vorliebe für Anislaibchen und Zuckermandeln besaß und offenbar gern rosa Strümpfe trug.
Zwei ausführliche Verzeichnisse von Büchern, die Leonardo besaß, hat die Herausgeberin um die vollständigen Titel, Erscheinungsjahr und Erscheinungsort ergänzt. Im Spiegel der Lebens- und Arbeitsumstände lassen sich die Auftragsbedingungen, unter denen Leonardo arbeitete, rekonstruieren. Fast meint man eine Umkehr der Abhängigkeit zu verspüren, wenn die hochgestellten Auftraggeber mit unablässigen Bitten den hoch dotierten Maler zu drängen suchen, ihre Wünsche zu erfüllen oder um die Fertigstellung eines Bildes bangen. Nichts in der Welt, weder Rang noch Reichtum, vermochten das Meisterwerk zu erzwingen, das allein durch den Gedanken, dem Zeit und Raum gegeben wird, entsteht.
Auf manche allzu pauschalen Wendungen des Kommentars der Herausgeberin könnte man verzichten; dafür verweisen die Angaben am Rand sowohl auf die italienischen Quelleneditionen als auch auf neuere Literatur wie die 1998 erschienene Leonardo-Biografie von Carlo Vecce.
MARGARETHA HUBER
LEONARDO DA VINCI: Eine Biographie in Zeugnissen, Selbstzeugnissen und Dokumenten und Bildern. Hrsg. und kommentiert von Marianne Schneider. Schirmer und Mosel Verlag, München 2002. 319 Seiten, 39,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zu den vielen Biografien Leonardo da Vincis gesellt sich eine weitere, die Margaretha Huber zufolge auf schriftlichen Zeugnissen seiner Zeitgenossen und da Vincis eigenen Texten und Bildern basiert. Die Textauswahl scheint Huber insgesamt sinnvoll und sachkundig getroffen, allerdings findet sie so manche Bemerkung im Kommentar der Herausgeberin zu pauschal und damit verzichtbar. Eröffnet wird der Band mit einer Neuübersetzung von Giorgio Vasaris zweiter Fassung seiner da Vinci-Biografie aus dem Jahr 1568, die wie bei einer Porträtgalerie, schreibt Huber, die Leser mit den wichtigsten Personen aus dem Umfeld des Künstlers bekannt macht. Die Gliederung des Buches folge ansonsten den geografischen Lebensstationen da Vincis, so Huber; aus den zitierten Urkunden, Briefen, Rechnungen und anderen Quellenmaterialien füge sich ein aufschlussreiches Bild der Lebens- und Arbeitsbedingungen des Malers. Die zahlreichen Zitate bereichern die Schilderung, fasst die Rezensentin zusammen, machen sie lebendiger und helfen auch über einen gewissen Informationsnotstand hinweg. Allerdings sei insofern eine Übersetzung der Textstellen ins Deutsche wünschenswert gewesen.

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