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Liebe und dunkle Geheimnisse in einem Sommer in Italien.
Nell, unscheinbar und nicht besonders selbstbewusst, hat es geschafft: Sie wurde an der renommierten London Drama School angenommen. Doch bevor sie ihren Abschluss machen kann, wird sie mit dem Urteil "talentfrei" von der Schule geworfen. Es folgen Jobs beim Pizzaexpress, demütigende Auftritte als Pinguin und unmoralische Angebote von Möchtegern-Regisseuren. Für ihre schöne Freundin Charlie und den charismatischen Dan hingegen könnte es nicht besser laufen: Castings, Filmrollen, Theaterengagements und Glück in der Liebe obendrein.…mehr

Produktbeschreibung
Liebe und dunkle Geheimnisse in einem Sommer in Italien.
Nell, unscheinbar und nicht besonders selbstbewusst, hat es geschafft: Sie wurde an der renommierten London Drama School angenommen. Doch bevor sie ihren Abschluss machen kann, wird sie mit dem Urteil "talentfrei" von der Schule geworfen. Es folgen Jobs beim Pizzaexpress, demütigende Auftritte als Pinguin und unmoralische Angebote von Möchtegern-Regisseuren.
Für ihre schöne Freundin Charlie und den charismatischen Dan hingegen könnte es nicht besser laufen: Castings, Filmrollen, Theaterengagements und Glück in der Liebe obendrein. Doch Nell gibt nicht auf, und als sie plötzlich in die engere Wahl für eine Hauptrolle kommt, scheint nicht nur das berufliche Glück endlich zum Greifen nah.

"Freuds Sprache ist frisch und leicht wie immer, doch diesmal von einem
solchen Witz wie nie zuvor." TATLER

"Freud ist eine Meisterin im Erkunden von Seelenzuständen." EMMA
Autorenporträt
Esther Freud, eine Urenkelin Sigmund Freuds, wurde 1963 in London geboren. 1991 veröffentlichte die ausgebildete Schauspielerin ihren ersten Roman "Hideous Kinky" (dt. 1999, Marrakesch), der 1998 mit Kate Winslet verfilmt wurde. Ihr zweiter Roman, "Peerless Flats", erschien 1993 (dt. 1996, "Blaues Wunder"), 1997 folgte "Gaglow" (dt. 1998, "Sommer in Gaglow"). Die Kulturzeitschrift "Granta" zählte Esther Freud 1993 zu den besten britischen Jungautorinnen. Ihre Bücher wurden in 13 Sprachen übersetzt.

Anke Kreutzer studierte Anglistik, Germanistik und Kunstwissenschaft. Neben ihrer Tätigkeit als Übersetzerin leistet sie internationale Friedensarbeit, u.a. für die UNO.

Eberhard Kreutzer studierte Anglistik, Germanistik und Sprachwissenschaft. Er war Professor für Anglistik und übersetzt aus dem Englischen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2012

Spiel, Sätze und Sieg

Wenn sie gut sind, weiß man nie, wann sie lügen: Esther Freud widmet sich in ihrem Roman "Große Besetzung" sehr vergnüglich den Freuden und Leiden des Schauspielerberufs.

Einmal taucht er tatsächlich auf, der sprichwörtliche Taxifahrer, der viel lieber etwas anderes wäre - hier ein Schauspieler. Deswegen bezeichnet er seine jetzige Tätigkeit lediglich als Notnagel, "bis ich den Durchbruch schaffe". Die Szene ist sehr kurz, aber in ihrer bewussten Klischeehaftigkeit so behutsam und treffend in das erzählerische Gesamtgewebe eingeflochten, dass sie für eine zusätzliche thematische Nuance sorgt. Esther Freud widmet sich in "Große Besetzung" nämlich der Kunst des professionellen Schauspielens.

Ihr autobiographisch geprägter Roman untersucht nicht bloß, ob und wie man diese erlernen kann, sondern vor allem auch, ob und wie man davon leben kann. Die 1963 in London geborene Autorin, Tochter des Malers Lucian Freud und Urenkelin von Sigmund Freud, hat selbst Theater gespielt, eine freie Gruppe gegründet und Stücke verfasst, ehe sie 1991 ihren ersten Roman veröffentlichte. "Große Besetzung" ist ihr nun zum besten Lesefutter geraten, kompetent aufbereitet und schnörkellos wie spannend geschrieben.

Am Anfang treffen je fünfzehn junge Frauen und Männer zu ihrer ersten Unterrichtsstunde an der Londoner Drama Arts School ein. Bei aller Unterschiedlichkeit sind sie mit jugendlichem Überschwang dem alten Traum von den Brettern, die die Welt bedeuten, verfallen. Doch die konkrete Arbeit zwischen Textauswendiglernen, Rollenstudium, Method-Acting-Kursen und Tanztraining ist oft härter und zumal anders als das, was sie sich in ihrem enthusiastischen Idealismus vorgestellt haben. Dazu kommen die Nöte des Alltags, Affären, Blockaden, Enttäuschungen. Außerdem beginnt die Auslese früh: Nach zwei Jahren werden die Klassen gnadenlos gesiebt. Den vorzeitig Entlassenen bleibt, wenn sie weiterhin an ihre Chance glauben wollen, nur der mit Aushilfsjobs etwa in Kneipen oder eben als Taxifahrer finanzierte Bewerbungskampfweg.

Die Zukunft ist freilich auch für die regulären Absolventen schwierig. Um sich durchzusetzen, müssen sie, egal, wie ausgezeichnet ihre Leistungen sind, an gute Agenten geraten, die sie an gute Produzenten oder Intendanten vermitteln, die ihnen gute Rollen mit guten Kollegen verschaffen. Und dann sind da permanent die Heerscharen von Mitbewerbern, die sich in der gleichen Situation befinden. "Es gibt immer ein anderes Mädchen", resümiert deshalb eine Schauspielerin trocken, die - fast als letzte Kandidatin - auf die Entscheidung über ein Engagement wartet, "und manchmal bist du es selbst." Wie kann man unter solchen Umständen, mit so viel Abhängigkeit, Konkurrenz, Unkalkulierbarkeit leben, kreativ sein, sich künstlerisch entwickeln? Es passiert jedenfalls mit beruhigender Regelmäßigkeit und auf hohem Niveau an unzähligen Bühnen wie in zahllosen Filmen.

Wer Schauspieler wird, benötigt neben hoher Sensibilität offensichtlich eine einigermaßen robuste psychische Konstitution. Obwohl auf das englische Theater und das Film- wie Fernsehgeschäft bezogen, sind die von Esther Freud geschilderten Voraussetzungen, Hürden und Begleitumstände des Schauspielerdaseins naturgemäß typisch, branchenimmanent und unschwer auf andere Länder übertragbar. Kenntnisreich und fesselnd entwirft sie die Biographien ihrer Protagonisten, in denen sich die diversen berufsbedingten Konflikte, Probleme, Möglichkeiten bündeln, ohne die Personen auf fleischlose Thesenträger zu reduzieren.

Nell, die als zu wenig begabt von der Schule flog, schafft es nach allerlei Strapazen, eine Hauptrolle in einem amerikanischen Film zu ergattern, und wird ein Star. Der talentierte Dan, der seine Ausbildung mühelos durchläuft, hat bald Frau und Kinder - und stellt im Geheimen trotzdem fest, dass ihm seine Arbeit alles gibt, was er braucht. Er muss nun zusehen, wie er den Familienhaushalt mit seinen meist zu kleinen Engagements sichert. "Das Schreckliche ist", sagt seine Frau zu ihm, die seinen Zwiespalt ahnt, "dass du so ein verdammt guter Schauspieler bist und ich nie weiß, ob du lügst." Die schöne Halbafrikanerin Charlie ist rasch als Schauspielerin erfolgreich, ohne damit wirklich glücklich zu werden, und beendet schließlich ihre Karriere. Wie sie eine stürmische Liebesszene in einem Film gestaltet, bei der den zwei einander fremden Akteuren der Text ausgeht, wie die beiden diese seltsame Situation bewältigen und sie später privat auflösen, ist eine der erhellendsten Episoden in diesem amüsant gelungenen Roman.

"Wie machen die das bloß?" Auf solche Fragen finden sich hier ein paar bodenständige, wohlinformierte und ziemlich unterhaltsame Antworten. Leichte Kost, charmant und gekonnt serviert: Dank der überzeugend feinfühlig gezeichneten Haupt- und Nebenfiguren mit ihren Zweifeln und Hoffnungen, Panikschüben und Meriten, Existenzängsten und unerschütterlichen Kunstvisionen wird "Große Besetzung" zu einem unkompliziert zu lesenden, mitreißend erzählten Buch.

IRENE BAZINGER

Esther Freud: "Große Besetzung". Roman.

Aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer. Bloomsbury Verlag, Berlin 2012. 432 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Irene Bazinger findet allerhand freundliche Eigenschaftsworte für dieses Debüt von Esther Freud, in dem sich die Freud-Urenkelin der Schauspielkunst widmet, genauer, den Leiden und Freuden, Schauspieler zu sein: Spannend, schnörkellos, kenntnisreich, fesselnd, amüsant, erhellend, charmant, gekonnt, unterhaltsam, unkompliziert, mitreißend. Besonders gefällt Bazinger, dass die geschilderten Affären und Blockaden der autobiografisch grundierten Figuren, durchaus übertragbar sind vom englischen Theater und Film auf die internationale Szene. Wie es möglich ist, als Schauspieler zu leben, weiß die Rezensentin nun etwas besser.

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