Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 12,00 €
  • Gebundenes Buch

Gibt es denn ein schöneres Bild für den Frieden unter den Menschen als den Lesesaal einer großen Bibliothek, wo das Schweigen kultischen Charakter gewinnt?", fragt Peter von Matt in seinem Beitrag für dieses Buch. Mit dem Neubau der Bibliothek der Humboldt Universität zu Berlin ist ein ebenso moderner wie zeitloser Ort für die Bücher und das Lesen geschaffen worden. Der Bau mit seiner herausragenden Architektur hat weit über Berlins Grenzen hinaus aufmerken lassen und gleich nach der Eröffnung einen begeisterten und bis heute anhaltenden Zuspruch der Nutzer erlebt. Gerade der Hauptlesesaal,…mehr

Produktbeschreibung
Gibt es denn ein schöneres Bild für den Frieden unter den Menschen als den Lesesaal einer großen Bibliothek, wo das Schweigen kultischen Charakter gewinnt?", fragt Peter von Matt in seinem Beitrag für dieses Buch. Mit dem Neubau der Bibliothek der Humboldt Universität zu Berlin ist ein ebenso moderner wie zeitloser Ort für die Bücher und das Lesen geschaffen worden. Der Bau mit seiner herausragenden Architektur hat weit über Berlins Grenzen hinaus aufmerken lassen und gleich nach der Eröffnung einen begeisterten und bis heute anhaltenden Zuspruch der Nutzer erlebt. Gerade der Hauptlesesaal, das Herz des Gebäudes, zieht die Leser an und zeigt eindrucksvoll, wie groß das Bedürfnis zum konzentrierten Arbeiten in stiller Gemeinschaft, auch im Zeitalter der digitalen Vernetzung, ist.
Bibliothek dokumentiert nicht nur die Ideen, die diesen Bau prägen, sondern widmet sich auch allgemein mit der Rolle und Funktion von Bibliotheken und insbesondere mit der Architektur, die den Büchern undihren Lesern einen adäquaten Raum schafft. Die Schwarzweißfotografien von Barbara Klemm verdeutlichen dies auf geradezu magische Weise, sie fangen die intensive und zugleich lebendige Arbeitsatmosphäre ein, die in den Räumen der neuen Bibliothek herrscht. Einen spannungsvollen Kontrast dazu schaffen die ruhigen, strengen Farbfotografien von Stefan Müller, indem sie sich ganz auf die Architektur des Gebäudes konzentrieren und das baukünstlerische Konzept veranschaulichen.Der Band enthält Texte von dem Schriftsteller Martin Mosebach, dem Literaturwissenschaftler Peter von Matt, dem Architekten Max Dudler, dem Historiker Jörg Baberowski und dem Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme.
Autorenporträt
Barbara Klemm, 1939 in Münster geboren, ist seit 1959 bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig, seit 1970 als Redaktionsfotografin mit den Schwerpunkten Politik und Feuilleton. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und Honorarprofessorin an der FH Darmstadt. Werke von Barbara Klemm hängen beispielsweise im Stedelijk Museum in Amsterdam, im Museum Folkwang in Essen und im Kunstmuseum Dresden. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem im Jahr 2000 den Hessischen Kulturpreis. 2010 wird ihr der Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt verliehen und 2011 wurde sie mit dem "Orden pour le mérite" geehrt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2010

Berlins schönstes Bücherregal

Erquickt von Max Dudlers Weisheitsbrunnen: Ein Prachtband feiert in Wort, Bild, Farbe und Schwarzweiß die neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität.

Dieser Band widmet sich einem Ort, wo lauter Bücher stehen, und wenn alles mit rechten Dingen zugeht, wird er selbst einen Ehrenplatz dort erhalten, auch wenn es nicht vorrangig ein Ort für schöne Bücher ist. Und das ist dieser Band zunächst: ein wunderschönes Buch. Aber auch ein sehr kluges, und damit qualifiziert es sich allemal für das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum in Berlin - oder kürzer und allgemeinverständlicher gesagt: für die Zentralbibliothek der Humboldt-Universität.

Sie wurde im Oktober vergangenen Jahres nach drei Jahren Bauzeit eröffnet, und alle damals gehaltenen Reden und Vorträge sind in dem selbstbewusst nur mit "Bibliothek" betitelten Band enthalten, den Milan Bulaty als Direktor der Hauses nun herausgegeben hat. Doch mehr als das: Mit Martin Mosebach wurde zusätzlich ein Schriftsteller gewonnen, der sich in den ersten Monaten des neuen Bibliotheksbetriebs am Berliner Wissenschaftskolleg aufhielt und somit leicht einen Eindruck vom Bau und der dortigen Atmosphäre gewinnen konnte. Seine Begeisterung ist jeder Zeile des Textes anzumerken, der in der Formulierung gipfelt: "Einen Weisheitsbrunnen hat Max Dudler gebaut." Der derart gepriesene Schweizer Architekt selbst gibt sich in seinem Buchbeitrag bescheidener, aber gleichwohl von universalem Sendungsbewusstsein beseelt: "Wir müssen zurück zur strengen Form, die allein den Geist befreit."

Ob das Gebäude nun Brunnen oder Quelle des Geistes sein soll - der Unterschied ist beträchtlich, weil ein Brunnen sammelt, eine Quelle aber sprudelt -, die vom Architekten attestierte Strenge besitzt der Bau zweifellos. Und doch ist diese Bibliothek auch ein großes Spiel: Ihr zentraler Saal ist wie eine Bühne inszeniert, auf die man aus vier verschiedenen Leseebenen, die immer weiter zurückgesetzt bis unters Dach ansteigen, herabblicken kann ins Herz des Ganzen. Durch die hohen schmalen Durchbrüche, die das ganze Gebäude innen wie außen prägen, bekommt es selbst den Charakter einer gewaltigen Regalkonstruktion.

Diese bibliophile Anmutung hat Barbara Klemm in ihren Fotos des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums meisterhaft in Szene gesetzt. Zwei Tage hatte sie nur Zeit für diesen Auftrag, doch ihre Serie wirkt, als hätte sie Wochen in der Bibliothek gelebt. Die Fotos dringen von außen nach innen vor, immer tiefer hinein ins Gebäude und näher heran an die Leseplätze, bis am Schluss Einzelporträts der Benutzer in jenen selbstvergessenen Haltungen entstehen, die Leser aufweisen. Erstaunlich, wie gut diese Aufnahmen auf dem minimal getönten, in der Struktur fast an Bütten erinnernden Papier zur Geltung kommen - so hat man Fotos von Barbara Klemm noch nicht reproduziert gesehen.

Deren Schwarzweiß wird aufs Schönste kontrastiert durch Farbfotografie von Stefan Müller, der sich aber im Gegensatz zu Barbara Klemm des unbelebten Baus angenommen hat. Wie die Kollegin dringt auch er im Verlaufe des Buches mit der Außenansicht von der Geschwister-Scholl-Straße immer weiter mit der Kamera in dessen Inneres vor. "Bibliothek" ist ein zauberhafter Bildband und klug gemacht dazu, setzt er doch Dudlers Anspruch auf eine "allgegenwärtige Dialektik von Innen und Außen" auch für das Bild um, das wir uns jetzt von der Bibliothek machen können.

Klug geschrieben ist das Buch aber auch, denn die Eröffnungstexte von Peter von Matt, Jörg Barberowski und Hartmut Böhme sind reines Lesevergnügen bei höchster Reflexion über das Wesen von Büchern und Menschen. Man wünscht ihnen viele Leser, die unter den von Mulaty geschilderten Idealbedingungen ihrer Lektüre frönen können: "In einem schönen ruhigen großen Raum zu lesen und zu arbeiten ist eine Wonne, denn das Zusammensein mit vielen ebenfalls lesenden und arbeitenden Menschen schafft eine ungewöhnliche, stille, nonverbale, aber wahrnehmbare Verbindung."

Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich die Nutzung der neuen Zentralbibliothek für die täglichen Nutzer nicht so ideal gestaltet hat, wie es diese Formulierung verspricht. Dem Ansturm der Studenten zeigte sich das Gebäude nicht wirklich gewachsen: Zu wenige Arbeitsplätze und zu lange Wartezeiten werden beklagt. Einer zweckfreien Schönheit im Sinne der klassischen Ästhetik tut das keinen Abbruch, dem Ruf von Dudler schon eher. Denn wer möchte vor lauter Pracht aufs Lesen verzichten? So dokumentiert der Bildband in seiner sinnlichen Verführung zur Lektüre auch ein Stück Utopie. Das Exemplar im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum dürfte jedenfalls nicht ganz so lustvoll zu betrachten sein wie ein privates daheim. Noch ein Grund, es zu kaufen.

ANDREAS PLATTHAUS

"Bibliothek". Hrsg. von Milan Bulaty. Berlin Verlag, Berlin 2010. 112 S., 55 Abb., geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen wahren Lese- und Bilderschmaus hat Andreas Platthaus entdeckt. Dem Doku-Band über die neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität in Berlin wünscht er viele Leser. Die sollen sich im besten Fall die Texte von Peter von Matt und Martin Mosebach zu Gemüte führen, deren Begeisterung fürs Lesen, für die Beziehung von Büchern und Menschen und für den Bau teilen und sich an den Fotos von Barbara Klemm und Stefan Müller gleichfalls delektieren. Ihnen verspricht der Rezensent höchstes Reflexionsniveau und Bilder einer Bibliothek, wie sie kein Mensch je gesehen hat. Na, so ähnlich jedenfalls.

© Perlentaucher Medien GmbH