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Frankie Wilberforce, Anfang dreißig, IT-Unternehmer, Single, weiß genau, was er will. Bis er sich verführen lässt. Er verliebt sich, er kauft einen Weinkeller, er genießt das pralle Leben. Doch dann fällt er umso tiefer - Bordeaux ist ein mitreißender Roman über Obsessionen, Sucht, Loyalität und die unglaubliche Kraft des Zufalls.
Innerhalb weniger Jahre hat Wilberforce eine prosperierende Software firma aufgebaut. Natürlich leidet sein Privatleben darunter, er hat weder Freunde noch Zukunftspläne. Auf einer frühsommerlichen Abendfahrt mit seinem Range Rover verschlägt es ihn auf ein
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Produktbeschreibung
Frankie Wilberforce, Anfang dreißig, IT-Unternehmer, Single, weiß genau, was er will. Bis er sich verführen lässt. Er verliebt sich, er kauft einen Weinkeller, er genießt das pralle Leben. Doch dann fällt er umso tiefer - Bordeaux ist ein mitreißender Roman über Obsessionen, Sucht, Loyalität und die unglaubliche Kraft des Zufalls.
Innerhalb weniger Jahre hat Wilberforce eine prosperierende Software firma aufgebaut. Natürlich leidet sein Privatleben darunter, er hat weder Freunde noch Zukunftspläne. Auf einer frühsommerlichen Abendfahrt mit seinem Range Rover verschlägt es ihn auf ein stattliches Anwesen außerhalb von Newcastle - Caerlyon Hall. Das Schild am Rand der Landstraße zieht ihn magisch an, die besten Bordeauxweine werden darauf angepriesen. Schon bald sitzt Wilberforce in einem spektakulären Weinkeller und macht Bekanntschaft mit dem Landlord von Caerlyon Hall, dem exzentrischen und enigmatischen Francis Black. Über Francis lernt Wilberforce eine kleine schicke Gruppe von Freunden kennen, er begleitet sie bei Ausflügen über ihre weiten Ländereien, er geht auf Moorhuhnjagd, er wird zu Dinner-Partys auf prächtige Landhäuser eingeladen - und er verliebt sich in die aristokratische Catherine. Vor allem aber verspürt er eine unerklärliche Verbundenheit mit Francis Black, seinem geistigen Mentor, unter dessen Einfluss er sich immer tiefer in die feine Kunst des Weintrinkens stürzt. Er verkauft sein Unternehmen und übernimmt auf Wunsch von Francis den Weinkeller. Drei Jahre später ist Wilberforce ein Wrack ...
Paul Torday erzählt die Geschichte des rasanten sozialen Aufstiegs und des ebenso rasanten Niedergangs eines jungen Mannes dem Thema entsprechend in vier Jahrgängen. Elegant, skurril, in der Tradition des großen englischen Gesellschaftsromans und mit dem ihm eigenen britischen Understatement ist Bordeaux ein unvergleichlich hervorragender Genuss.
Autorenporträt
Paul Torday, geboren 1946, studierte Englische Literatur in Oxford. Seit über dreißig Jahren arbeitet er als freier Unternehmer und lebt mit seiner Familie auf einem kleinen Schloss in Nordengland. Sein Romandebüt wurde auf Anhieb ein internationaler Bestseller und gewann den Bollinger Wodehouse Prize.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2008

Der Weinkeller ist der ehrlichste Ort

Vom Niedergang und Aufstieg eines Bordeauxliebhabers: Der englische Autor Paul Torday lässt seinen Helden einige Flaschen über den Durst trinken.

Von Felicitas von Lovenberg

Wenn der amerikanische Weinpapst Robert Parker weniger als neunzig seiner maximal hundert Punkte vergibt, lohnt es sich für Kenner meist nicht, die Flasche überhaupt zu öffnen: Das ist die Inflation eines auf Hymnen ausgerichteten Bewertungssystems, in dem sich die Châteaux die Punkte zwischen 96 und hundert extrem teuer bezahlen lassen. Das Imperium Robert Parkers bewertet Weine aus vielen Anbauregionen, aber keine ist ihm wichtiger als das Bordelais: Im Wein wohnt die Wahrheit, und im Bordeaux der Geist des Weines.

Bordeaux ist auch das Lieblingsgetränk von Frankie Wilberforce, und "Bordeaux" heißt der heute erscheinende zweite Roman des englischen Schriftstellers Paul Torday, der im Abspann Robert Parker dankt, "der mich dazu angeregt hat, mir den Geschmack der vielen Bordeauxweine, die ich mir nicht leisten konnte, aber dennoch beschreiben wollte, wenigstens vorzustellen". Der zweiundfünfzigjährige Torday dürfte sich durchaus die ein oder andere Kiste leisten können, seit er vor zwei Jahren äußerst erfolgreich mit "Lachsfischen im Jemen" debütierte, der charmant unwahrscheinlichen Geschichte eines jemenitischen Scheichs, der mit der fixen Idee, Lachse in seiner bekanntlich nicht eben wasserreichen Heimat anzusiedeln, die britische Regierung und nebenbei die ewigen Kosten-Nutzen-Erwägungen der Moderne ad absurdum führt. Ließ Torday zuvor eine Flutwelle in die Wüste schwappen, fließt diesmal der Wein in erschreckenden Strömen - doch vermag sich der Leser weniger daran zu berauschen als der Autor.

Wilberforce ist ein Mann ohne Eigenschaften, ein unbeschriebenes Blatt, ein Nicht-Charakter. Er hat keine Hobbys, keine Freunde, keine Feinde, keine Passionen, aber er vermisst nichts, denn seine Arbeit füllt ihn aus. Er ist Softwareentwickler, und wenn er entspannen will, denkt er sich Algorithmen aus. Trotz seines Fleißes und seiner großen mathematischen Begabung wächst seine Firma fast ohne sein Zutun, weil sein früherer Buchhalter und späterer Finanzleiter Andy sich um Expansion und Kunden kümmert. Doch diese ganze Vorgeschichte erfährt man erst am Schluss. Wir begegnen Wilberforce das erste Mal in einem Londoner Restaurant, wo er gerade einen 82er Pétrus zu dreitausend Pfund bestellt (der Kellner bittet um eine Anzahlung, bevor er die Flasche öffnet), nachdem er sich zur Vorspeise einen 100-Punkte-Sauternes Rieussec genehmigt hat. Als er erfährt, dass das Restaurant noch eine weitere Flasche des Pétrus auf Lager hat, trinkt er auch diese - und kollabiert, noch bevor man ihn vor die Tür setzen kann. Wir lernen Wilberforce kennen als Alkoholiker, der bereits unter Halluzinationen leidet, ja sich zu Tode trinkt, als Witwer und Pleitier, als einen Mann, der nur eine einzige Leidenschaft hat: Wein, Rotwein. Bordeaux. Und nun, da es sich um einen "Roman in vier Jahrgängen" handelt, blickt Torday zurück und erzählt, wie aus dem Langweiler Wilberforce der Lebemann und Trinker wurde. Das Problem ist nur: Geld, eine schöne Frau und die Gesellschaft rotwangiger englischer Landadliger mit Herrenhäusern und Moorhuhnjagdfieber machen aus Wilberforce ebenso wenig eine interessante literarische Figur wie sein wachsendes Weinwissen, seine Kindheit bei Pflegeeltern oder sein Aufenthalt in einer Entzugsklinik, in deren Namen - Hermitage - noch einer der größten Weine überhaupt mitschwingt, im Gegenteil. Die Betreuerin, die Wilberforce schließlich entlässt, diagnostiziert an ihm die Fähigkeit, seine Gefühle zu verbergen. Der Leser weiß da längst, dass es wenig Regungen gibt, die Wilberforce unterdrücken oder gar verbergen könnte: Er hat gar keine. Erst der Wein bringt sein Blut in Wallung und seine Welt zum Leuchten, erst der Wein weckt Wünsche, Sehnsüchte und Vorstellungen: "Von irgendwoher in meinem Gedächtnis hörte ich flüsternd aufgesagt die Namen der Weine: Bellevue Mondotte, Yon-Figeac, La Chapelle de la Mission Haut-Brion. Jeder Name war ein Gedicht, das sonnige Tage heraufbeschwor, das Lachen von Freunden, die Liebe von Frau und Familie."

Aber Namedropping allein macht noch keinen Weinkenner und Tragik noch keinen Romanhelden. Geschrieben ist die Geschichte so schlicht, wie ihr Held gestrickt ist: Es gibt keine Überraschungen, keine Ironie, keine doppelten Böden, also nichts von dem, was "Lachsfischen im Jemen" auszeichnete. Apotheker können Tordays Buch als Warnung vor den Gefahren des Alkoholismus verordnen, aber ansonsten liefert "Bordeaux" den Beweis, dass selbst U-Literatur nicht immer unterhaltsam ist. Man sollte eben keinen Wein allein dem schönen Etikett nach kaufen.

- Paul Torday: "Bordeaux". Ein Roman in vier Jahrgängen. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Stegers. Berlin Verlag, Berlin 2008. 317 S., geb., 19,90 [Euro].

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"Vollmundiger britischer Humor mit Aromen und gehaltvollem Abgang... Eine großartige Liebeserklärung an edles Gesöff aus roten Reben... In diesem Roman geht es um mehr als die schnöde Chronik eines Absturzes. Es ist die grandiose Story einer Lebenslüge." ZDF Aspekte, 8.8.2008

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bitter enttäuscht ist Felicitas von Lovenberg von diesem Roman. Nicht zuletzt, weil sie sich nach dem ironisch-vergnüglichen Vorgänger, Paul Tordays Erstling "Lachsfischen in Jemen", sehr viel mehr versprochen hatte. Das Hauptproblem des Romans ist dabei schon die Hauptfigur. Nichts, wirklich gar nichts, mache, so Lovenberg, diesen Frankie Wilberforce interessant, der unvernünftig reich ist und ein massives Alkoholproblem mit den edelsten Weinen pflegt. Er hat keine Freunde und seine ganze Leidenschaft steckt im Beruf: Er ist Softwareentwickler und wenn er Aufregung sucht, denkt er am liebsten über Algorithmen nach. Nein, mit so einem kann die Rezensentin gar nichts anfangen, da kann er dann noch so teure Weine trinken und da kann ihm der Autor noch so bemüht ein wenig biografische Hintergründe spendieren. Felicitas von Lovenberg hat sich mit diesem Roman gelangweilt und aus.

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