Marktplatzangebote
16 Angebote ab € 9,20 €
  • Gebundenes Buch

Der 1935 geborene Michael Ballhaus ist einer der erfolgreichsten Vertreter seines Fachs. Er hat den Mythos Fassbinder wesentlich mitgeprägt und es auch in den USA zu höchster Anerkennung gebracht. Mit Tykwer und Ballhaus sind sich zwei geistesverwandte Künstler verschiedener Generationen begegnet und nahe gekommen. Über fünfzig Stunden lang haben sie über die Karriere von Michael Ballhaus und seine Filme diskutiert, ein detailreiches Gespräch, das gleichzeitig den großen Bogen schlägt von 1954 und dem prägenden Besuch der Dreharbeiten zu Max Ophüls Meisterwerk Lola Montez bis hin zu Martin…mehr

Produktbeschreibung
Der 1935 geborene Michael Ballhaus ist einer der erfolgreichsten Vertreter seines Fachs. Er hat den Mythos Fassbinder wesentlich mitgeprägt und es auch in den USA zu höchster Anerkennung gebracht.
Mit Tykwer und Ballhaus sind sich zwei geistesverwandte Künstler verschiedener Generationen begegnet und nahe gekommen. Über fünfzig Stunden lang haben sie über die Karriere von Michael Ballhaus und seine Filme diskutiert, ein detailreiches Gespräch, das gleichzeitig den großen Bogen schlägt von 1954 und dem prägenden Besuch der Dreharbeiten zu Max Ophüls Meisterwerk Lola Montez bis hin zu Martin Scorseses Meisterwerken. Für die Neuauflage eines der schönsten deutschen Filmbücher wird nun unter anderem mit Was das Herz begehrt und Departed - Unter Feinden auch der Abschluss der amerikanischen Karriere gewürdigt.
Die vorliegenden Memoiren porträtieren nicht nur eine unvergleichliche Karriere, sie gewähren auch überraschende und erhellende Einblicke in das vielschichtige Schaffen eines Filmemachers und vermitteln so die Magie des Kinos selbst.
Autorenporträt
Michael Ballhaus, geboren 1935, ist einer der berühmtesten Vertreter seines Fachs. In Deutschland werden Künstler wie er immer noch leicht despektierlich "Kameramänner" genannt, obwohl sie eigentlich "Bildregisseure" heißen müssten. Ballhaus stand vierzig Jahre hinter der Kamera und hat achtzig Kinofilme gedreht, davon allein fünfzehn mit Rainer Werner Fassbinder. Später hat er die Visionen von Martin Scorsese, Mike Nichols, Francis Ford Coppola, Peter Lilienthal, Wolfgang Petersen und Robert Redford in Kinobilder umgesetzt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.02.2003

Eins plus eins macht 360 Grad
Ein Interview-Buch von Kameramann Michael Ballhaus und Regisseur Tom Tykwer
Keiner der Filme, die Michael Ballhaus gedreht hat – es sind mehr als achtzig – gehört so sehr ihm wie „Die fabelhaften Baker Boys”. Regisseur Steve Kloves war ein Kino-Neuling, der Kamerameister Ballhaus aber war für seine 360-Grad-Fahrten damals, 1989, schon lange berühmt, als er Michelle Pfeiffer umkreiste, während sie sich auf dem Flügel räkelte und Jeff Bridges dazu spielte in der schönsten Silvesternacht des Kinos. Ein wunderbarer Film, den Kloves, von Haus aus Autor, geschrieben hatte, der aber Ballhaus den Raum ließ, die Bilder, die Fahrten, die Gesichter und den Nachthimmel die Dinge erzählen zu lassen, die man nicht in Worte fassen kann. Wenn beispielsweise Pfeiffer und Bridges allein sind in der Hotelsuite, das Badezimmer in der Mitte zwischen den Schlafzimmern, und da schleichen sie umeinander herum, sie bewegt sich über die gemeinsame Terrasse in seine Richtung, und er in ihre, durchs Badezimmer, kramt in ihren Schminksachen, versprüht ihr Parfum ...
Man kann nachlesen, wie es dazu kam in dem Buch „Das fliegende Auge”, einem langen Gespräch mit Tom Tykwer – wohl derzeit der erfolgreichste deutsche Regisseur –, der einen hervorragenden, zurückgenommenen Interviewer abgibt, aber immer auf Augenhöhe bleibt. Da gibt es, so hat die Sache einmal angefangen, einen prägenden Besuch an Ophüls’ Set für „Lola Montez” – da lässt sich ahnen, warum Ballhaus immer ein wenig mehr wollte als das öffentlich- rechtliche Fernsehspiel – , und jede Menge Material zum Legendenstricken – wie Ballhaus, Jahre bevor es soweit war, im Berliner Zoo-Palast saß und seiner Frau, als ein kleiner amerikanischer Filmemacher namens Scorsese hereinkam, zuflüsterte: „Mit diesem Mann muss ich eines Tages einen Film drehen... ”
Es ist relatives Neuland, das die beiden da gemeinsam betreten. Denn obwohl Ballhaus zu einem der wichtigsten deutschen Kameramänner geworden ist in den Jahren des Neuen Deutschen Films und Martin Scorsese bis hin zu „Gangs of New York” am liebsten mit ihm arbeitet, ist Ballhaus längst nicht so erkundetes Terrain wie Fassbinder, mit dem seine Karriere eng verbandelt ist bis zur „Ehe der Maria Braun”. Im europäischen Kino nimmt man Kameramänner gern als Erfüllungsgehilfen ihrer Regisseure wahr, was vielleicht oft stimmt, aber ganz bestimmt nicht im Fall von Ballhaus, der hier erzählt, wie entsetzlich es oft war, mit dem Tyrannen Fassbinder zu arbeiten – und wie großartig es dennoch sein konnte.
In dem Gespräch sind Biographisches und Technisches und Geschichten rund ums Filmemachen miteinander verwoben. Man kann durchaus etwas lernen über den Balanceakt, den das amerikanische Kino öfter hinbekommt als das europäische, aus Ballhaus’ ernüchternd pragmatischen Argumenten gegen Cinema scope – weil man einerseits erkennen kann, wie wenig dem Zufall überlassen wird im amerikanischen Kino, aber auch, mit wieviel Vernunft man große Filme drehen kann und muss.
Fürs deutsche Kino ist Ballhaus mutmaßlich verloren. Das ist bis zu einem gewissen Grad eine Frage des Geldes – nicht der Gagen wegen, sondern der Budgets und der damit verbundenen Möglichkeiten. Es gibt aber für die Berufsbezeichnung, die Ballhaus im Untertitel von „Das fliegende Auge” trägt, keine deutsche Übersetzung: Director of Photography. Er hat sich und seine Bilder nicht einfach einer übergestülpten Vision eines anderen untergeordnet, nicht mal, wenn der andere Fassbinder war. Wie das ist, wenn zwei sich gegenseitig beflügeln, kann man in der Anekdote über Ballhaus’ erste 360-Grad- Fahrt nachvollziehen, wenn sich in „Martha” Margit Carstensen und Karl-Heinz Böhm begegnen – Ballhaus gesteht Fassbinder freimütig seinen Anteil daran zu, der etwa 180 Grad beträgt. Ist doch eine schöne Vorstellung, dass auf diesem Wege ein klein wenig Fassbinder imHollywood-Kino weiterlebt.
SUSAN
VAHABZADEH
DAS FLIEGENDE AUGE: Michael Ballhaus, Director of Photography. Im Gespräch mit Tom Tykwer. Berlin Verlag, Berlin 2002. 262 Seiten, 24 Euro.
Die schönste Silvesternacht des Kinos: Ballhaus filmt Jeff Bridges und Michelle Pfeiffer wie sie sich langsam näher kommen in „Die Fabelhaften Baker Boys”
Foto: Tobis
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Konstellation - zwei Filmemacher im Gespräch - verheiße seit den berühmten Gesprächen zwischen Truffaut und Hitchcock Spannendes, meint Verena Lueken. Die Spannung im Zwiegespräch zwischen Hitchcock und Truffaut entstand zum einen aus dem Generationenabstand, analysiert die Rezensentin, und daraus, dass Truffaut herausfinden wollte, was einen Regisseur im amerikanischen Studiosystem zum "Autor" werden ließ. Auch Michael Ballhaus ist der Ältere und arbeitet seit 20 Jahren in Amerika, wobei die englische Berufsbezeichnung "director of photography" viel eher ausdrücke, so Lueken, was Ballhaus eigentlich mache: Bildregie, die Stimmungen, Dramatik, Dynamik, Licht schaffe, festhalte, spiegele. Die Spannung in diesem Fachgespräch entsteht erneut aus dem Abstand zwischen den Generationen, stellt Lueken fest, wohl auch aus den unterschiedlichen Arbeitsbedingungen in Amerika und hier; doch komme in diesem Fall produktiv das Interesse des Fragers hinzu, der von dem berühmteren Kollegen in Erfahrung bringen möchte, wie ein Künstler, der hinter der Kamera steht und damit anderen oder der Geschichte dient, einen eigenen Stil gewinnt. "Durch Übung und Experiment" laute die Antwort, reicht Lueken weiter und hat nur an der wenig hilfreichen Bildauswahl des Buches etwas auszusetzen. Aber das sei bei Truffauts Hitchcock-Buch nicht besser gewesen - und es wurde auch ein Klassiker.

© Perlentaucher Medien GmbH