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Eine fundierte, gut lesbare Hinführung zu Vergils Bucolica, Georgica und Aeneis. Die Orientierung erleichtert die gleich bleibende Abfolge der Gesichtspunkte: Aufbau, Gattung und Vorgänger, literarische Technik, Sprache und Stil, Literaturtheorie, Überlieferung und das (bei diesem Klassiker Europas besonders reiche) Fortwirken. Studierende, Lehrende und alle Interessierten finden hier eine gehaltvolle Einführung in die aktuellen Hauptprobleme der Forschung, eine weiterführende Bibliographie, vor allem aber vielfältige Anregungen für Interpretationen.

Produktbeschreibung
Eine fundierte, gut lesbare Hinführung zu Vergils Bucolica, Georgica und Aeneis. Die Orientierung erleichtert die gleich bleibende Abfolge der Gesichtspunkte: Aufbau, Gattung und Vorgänger, literarische Technik, Sprache und Stil, Literaturtheorie, Überlieferung und das (bei diesem Klassiker Europas besonders reiche) Fortwirken. Studierende, Lehrende und alle Interessierten finden hier eine gehaltvolle Einführung in die aktuellen Hauptprobleme der Forschung, eine weiterführende Bibliographie, vor allem aber vielfältige Anregungen für Interpretationen.
Autorenporträt
Michael von Albrecht, geb. 1933, studierte in Stuttgart, Tübingen und Paris Musik, Klassische Philologie und Indologie. Nach der Promotion 1959 und der Habilitation 1963 lehrte er in Heidelberg als Ordinarius für Klassische Philologie (1964-98) und als Gastprofessor in Amsterdam und USA. Ehrendoktor der Aristoteles-Universität in Thessaloniki (1998), Rußlanddeutscher Kulturpreis (1991), Praemium Classicum Clavarense 2000. Mitglied mehrer Akademien und Fachzeitschriftenredaktionen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.2007

Der war ja besser als Homer
Vater des Abendlandes: Michael von Albrechts große Vergil-Studie

"Vergils Lebensgeschichte bleibt für uns ein Geheimnis" - so beginnt der Heidelberger Emeritus Michael von Albrecht, auch über die Altphilologie hinaus bekannt als Autor einer großen und in viele Sprachen übersetzten "Geschichte der römischen Literatur", seine neue Vergil-Monographie. Beides erhält der Leser hier: eine lebendige Einführung in das Werk dieses römischsten aller römischen Dichter und ein umfassendes Kompendium der Forschung. Nirgendwo gerät der gelehrte Verfasser auch nur in Versuchung, das Schwierige an den Texten dieses Dichters in modischer Verkäuferpose an die Leser bringen zu wollen. Vielmehr muss sich dieser, so Albrechts unausgesprochene Überzeugung, selbst erst einmal bei der Lektüre der Texte anstrengen - und sei es auch anhand einer der gar nicht so wenigen guten Übersetzungen -, ehe ihm der Philologe durch die Fülle seiner Kenntnisse und Erklärungen dazu verhelfen kann, dass aus der Anstrengung ein Vergnügen wird.

Der Autor hat zwar keinen Stellenkommentar geschrieben, aber sein Buch folgt, in bester methodischer Tradition ungeschwätziger Textorientierung, eng dem Aufbau der behandelten Dichtungen. In je einem Kapitel erklärt er die drei Werke Vergils in der Folge ihrer Entstehung und jedes einzelne in der Reihung seiner Teile - Ekloge um Ekloge beziehungsweise Buch um Buch: zuerst die "Bucolica", die von der alexandrinischen Dichtung Theokrits und anderer angeregten Hirtengedichte (Eklogen); dann die vier Bücher der "Georgica", der didaktischen Dichtung zum Landbau; schließlich die zwölf Bücher der "Aeneis", des Epos von der Flucht des Aeneas und seiner Leute aus Troja, die ihn über das von der Königin Dido regierte Karthago nach Latium führt, wo die Nachfahren der karthagischen Helden zu Ahnen der Römer werden.

So groß gedacht worden wie in der "Aeneis" des Publius Vergilius Maro, des aus eher engen Verhältnissen stammenden, im Jahre 70 vor Christus bei Mantua geborenen Dichters, ist literarische Geschichtsmythologie selten: Mit der fiktiven Abstammung der Römer von den einzig überlebenden Troern rückt ihre Herkunft in das denkbar weiteste Alter hinauf; in der Liebesgeschichte zwischen Aeneas und Dido findet die lange historische Erbfeindschaft zwischen Rom und Karthago ihre sinnvolle, ja geschichtstheologische Begründung.

Mit der konzeptionellen Volte, dass zuerst (in sechs Büchern) die Fahrt des Aeneas und seiner Gefährten von Troja nach Latium, dann in der zweiten Hälfte (wieder in sechs Büchern) die Kämpfe um die Besitznahme des "verheißenen" Landes geschildert werden, hat Vergil in seinem Römerepos die beiden griechischen Ausgangswerke "Odyssee" und "Ilias" in umgekehrter chronologischer Reihenfolge zusammengezwungen und so die Muster der Griechen übertroffen, ja, die Hellenen auch als Dichter besiegt, während doch die Römer ihnen gegenüber den Komplex kultureller Unterlegenheit sonst nie ganz abgelegt hatten.

In ihrem Gehalt ist die Dichtung Vergils auf die politische Ideologie des Kaisers Augustus bezogen. So huldigt die vierte Ekloge mit der Ankündigung eines den Frieden bringenden Kindes - später hat das Mittelalter darin einen Verweis auf Christus sehen wollen - der Politik des Kaisers Augustus, der nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges die Waffen zum Schweigen gebracht hatte; und die "Aeneis" rühmt allenthalben das Programm des julischen Kaisers, die ganze Welt der römischen Herrschaft zu unterwerfen.

Jede der drei Werkanalysen beschließt Albrecht mit kleinen Kabinettstücken zum "Fortwirken". (Der Autor zieht diesen unprätentiösen Ausdruck meistens der gespreizten literaturwissenschaftlicher Terminologie vor.) Zunächst führt er viele Stellen an, die zu geflügelten Worten geworden sind, und nennt dann zahllose Belege für ihre Verwendung in späterer Literatur. Da findet man Reflexe aus den "Eklogen" in André Gides "Voyage d'Urien" oder stößt auf das "Bucolica"-Zitat "Amor vincit omnia" in der Enzyklika "Deus caritas est" von Papst Benedikt XVI.

Zahlreiche Fäden laufen, was Inhaltliches und Formales angeht, von den "Bucolica" zu mittelalterlicher und neuzeitlicher Dichtung, Malerei und Musik, zum Beispiel zu den vielen Schäferdichtungen, angefangen bei Baptista Mantuanus im ausgehenden fünfzehnten Jahrhundert über Jacopo Sannazaro, der - zur selben Zeit, als in Deutschland Luther an seiner Bibelübersetzung arbeitete - die Ideallandschaft Arkadien entdeckte, bis hin zu den barocken Schäferdramen von Martin Opitz und Andreas Gryphius oder zu Goethes Singspiellibretto "Die Laune des Verliebten". Die Rezeption der "Georgica" ist zu greifen bei Petrarca, Ronsard und Milton oder in Brechts Kantate "Die Erziehung der Hirse". Die meisten in der bildenden Kunst dargestellten Orpheus-Szenen gehen auf die entsprechende Episode in den "Georgica" zurück, etwa bei Dürer, Tintoretto, Rubens und Tiepolo, und nicht anders liegen die Dinge in der Musik bei Milhaud, Strawinsky, H. W. Henze und Malipiero sowie bei Cocteaus Film. Unabsehbar schließlich ist das Fortwirken der "Aeneis" in der europäischen Kultur. Es schließt Texte der Kirchenväter, Dantes oder Conrad Ferdinand Meyers, Gemälde von Claude Lorrain und Ingres, Kompositionen von Purcell und Berlioz und viele andere Zeugnisse ein.

Der aus alter St. Petersburger Familie stammende Verfasser gebietet über eine so gründliche Belesenheit auch in den Slavinen, dass er dort so manchen bisher übersehenen Rezeptionsstrang aufspürt: "In ausdrücklichem Widerspruch zu der Geringschätzung Vergils" - so eine der Entdeckungen Albrechts - "im damaligen gelehrten Deutschland erkennt Turgenev Vergils ursprüngliche Sprachgewalt. In seiner teilweise autobiographischen Erzählung ,Frühlingsströme' durchschaut Turgenev die strukturierende Rolle der drei weiblichen Gestalten im Leben des Aeneas ... So vertieft Turgenev einen vergilischen Grundgedanken: Findung der Zukunft als Entdeckung der Vergangenheit."

So etwa könnte man auch die Idee Europa erklären; den "Vater des Abendlandes" hat Theodor Haecker den Dichter schon 1931 in einem gedankenreichen Essay genannt.

HANS-ALBRECHT KOCH

Michael von Albrecht: "Vergil". Bucolica, Georgica, Aeneis. Eine Einführung. Universitätsverlag Carl Winter, Heidelberg 2006. 235 S., geb., 19,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Einführung in das Werk des römischen Dichters Vergil hat Hans-Albert Koch gut gefallen. Sie sei einerseits lebendig geschrieben und biete andererseits ein umfassendes Kompendium der Vergil-Forschung. Seine Werkanalyse orientiere sich stark am Aufbau der besprochenen Werke. Der Autor verlange vom Leser, sich erst einmal selbst der Lektüre zu widmen, bevor er ihm mit seinen philologischen Kenntnissen das Vergnügen daran vermittele. Dabei vermeide es von Albrecht, "das Schwierige an den Texten dieses Dichters in modischer Verkäuferpose an die Leser bringen zu wollen". Er vermeide jegliche Geschwätzigkeit und ziehe eine "unprätenziöse" Begrifflichkeit "der gespreizten literaturwissenschaftlichen Terminologie" vor, lobt Koch. Bewundernd erwähnt er die Belesenheit des Autors, die ihn befähige, auch bisher übersehene Rezeptionsstränge aufzuspüren und sie dem Leser erstmalig zur Kenntnis zu bringen.

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