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Jeder Themenbereich des Buches ist in Teilschritte untergliedert:
A Handlungsaufträge ("Betrifft mich das?"), B Informationstext ("Was muss ich wissen?"), C Materialien ("Was kann ich tun?") D Auswirkungen des Themas ("Wie geht es weiter?")
Teilschritt D bietet weitere Materialien als Anregung, die anhand von Methodenbeschreibungen handlungsorientiert verwirklicht werden können.
mit prägnanten Zusammenfassungen des Wissens sowie Fragen und Aufgaben am Ende der Kapitel, die zur Wiederholung und Festigung des Gelernten dienen inklusive zahlreicher Prüfungsaufgaben mit den dazugehörigen Lösungen im Anhang des Buches
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Produktbeschreibung
Jeder Themenbereich des Buches ist in Teilschritte untergliedert:

A Handlungsaufträge ("Betrifft mich das?"),
B Informationstext ("Was muss ich wissen?"),
C Materialien ("Was kann ich tun?")
D Auswirkungen des Themas ("Wie geht es weiter?")

Teilschritt D bietet weitere Materialien als Anregung, die anhand von Methodenbeschreibungen handlungsorientiert verwirklicht werden können.

mit prägnanten Zusammenfassungen des Wissens sowie Fragen und Aufgaben am Ende der Kapitel, die zur Wiederholung und Festigung des Gelernten dienen
inklusive zahlreicher Prüfungsaufgaben mit den dazugehörigen Lösungen im Anhang des Buches
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2000

45 Minuten Unterricht über Mädchen, Drogen und teure Autos
Wie Gemeinschaftskunde- und Sozialkundebücher die Schüler an ihre Rolle in Politik und Gesellschaft heranführen
Klagen und Mahnungen reißen nicht ab: Die Schule soll sich mehr und rechtzeitig um eine politische Erziehung kümmern, um Missstände in der Gesellschaft einzudämmen. Eine schulische politische Bildung auf breiter Basis gibt es, das ist nicht zufällig, seit den berüchtigten „Hakenkreuzschmiereien” auf jüdischen Friedhöfen in der Adenauer-Zeit anno 1959. Das Schulfach heißt heute „Gemeinschaftskunde”, „Sozialkunde” oder auch schlicht „Politik”. Was dort gelehrt und gelernt werden soll und wie, das bestimmen Rahmen- und sonstige Richtlinien der Kultusbehörden der 16 Bundesländer. Spezialisierte Verlage sind eifrig bemüht, den immer neuen Zielsetzungen, Themen und Unterrichtsmethoden gerecht zu werden. Während in den Gymnasien Wissen, Differenzierungen, Kognitives im Vordergrund steht, dominieren naturgemäß in der Mittelstufe/Sekundarstufe 1 Inhalte, welche die Schüler dieser Altersstufe auch emotional ansprechen. Im Idealfall vermittelt dieses Fach ihnen ein „Netz politischer Vorstellungen und Zuordnungsmöglichkeiten” (so einmal der Freiburger Professor Arnold Bergsträße), um sie handlungskompetent, problembewußt und auch in öffentlichen Angelegenheiten fit zu machen. Politik hat bekanntlich unendlich viele Aspekte und damit Themen. Die Ausdehnung des Politischen in den privaten Raum macht das Leben junger Menschen immer komplizierter. „Worauf es ankommt”, nannte Wolfgang Hilligen einst sein überaus erfolgreiches Schulbuch. Damit meinte er seine Erkenntnis, dass die Vielfalt der Themen nach Auswahl ruft. Natürlich geht es im Politikunterricht immer um Demokratielehre. Diese aber ist von unendlich vielen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Faktoren abhängig. So gibt es auch einen steten Paradigmenwechsel in Bezug auf die Kernfrage Hilligens. Worauf kommt es an in der politischen Erziehung unserer Tage? Hierzu im Folgenden einige Anworten.
GEMEINSCHAFTSKUNDE; ein handlungsorientiertes Lehrbuch, bearbeitet von Heinz Andreas u.a., Stam Verlag Köln 1999. 254 Seiten.
Das Buch folgt dem neuen Lehrplan im Fach Gemeinschaftskunde des Landes Baden-Württemberg. Es will die „Handlungskompetenz” der Schüler stärken – die Fähigkeit etwa, Informationen zu beschaffen und auszuwerten. Die großen Teile des Buches („Leben in der Gesellschaft”, „Gesellschaft im Wandel zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft”, „Demokratie in Deutschland”, „Internationale Zusammenarbeit”) entsprechen dem Lehrplan. Alle folgen einem vierschrittigen Unterrichtsmuster: 1. Betrifft mich das?, 2. Was muss ich wissen?, 3. Was kann ich tun?, 4. Wie geht es weiter?
Im Prinzip sind die Lerninhalte konventionell. Die Art ihrer Abfolge jedoch ist praxis- und problemnah. Nicht mit der Familie, sondern mit den Fragen der eigenen Altersklasse wird begonnen: Start in den Beruf; was wollen Betriebe und Berufsschulen von mir? Was muß ich wissen; wie komme ich zurecht? Später folgt dann die Auseinandersetzung mit dem Lebens- und Arbeitsumfeld, den neuen Technologien und Medien sowie den dazugehörenden „Schlüsselqualifikationen”. Wie funktioniert etwa ein www-Browser? Hier könnten selbst Lehrer noch lernen. Politik-Lehre in diesem Band ist auf demokratische Entscheidungsbildung und Partizipation konzentriert; Globalisierung ist mehr als ein Wirtschaftsthema und hat viel mit Friedenssicherung zu tun. Nur zwei Seiten allerdings besprechen den Rechtsextremismus als Gefahr für die Demokratie.
Ein recht überzeugendes Schulbuch also. Modern, problemnah, informativ. Ein „Netz politischer Vorstellungen und Zuordnungsmöglichkeiten” wird sicher nicht beim Schüler geschaffen. Aber was er hier lernen kann, ist in Teilen überaus brauchbar. Offen bleibt, inwieweit dabei ein „Problembewußtsein” geschaffen wird, das dem Lernenden klar macht, dass es überall auch restriktive Bedingungen für sein Bemühen gibt und persönliche Härten unvermeidlich sind. Und dass „Handlungskompetenz” sicher nicht automatisch mit späterem aktiven Handeln gekoppelt ist.
POLITIK 3; ein Arbeitsbuch für den Politikunterricht, bearbeitet von Franz Josef Floren u.a., Ferdinand Schönigh Verlag, Paderborn 1997 (Ausgabe 1999). 453 Seiten.
Dieses dritte von drei aufeinanderfolgenden Arbeitsbüchern zum Politik-Unterricht ist für den Pflicht- und Differenzierungsbereich der Klassen 9 und 10 gedacht. Es will Schülern altersgerecht und mit verschiedenen Arbeitsformen die selbsttätige und kritische Auseinandersetzung mit Informationen und Meinungsäußerungen ermöglichen. Jedoch steht das „Problembewußtsein” stärker im Vordergrund. Realisiert wird dies durch fragende Kapitelüberschriften wie etwa „Sind Konflikte vermeidbar?”, „Wie gefährlich ist Ecstacy?”, „Sind die Deutschen fremdenfeindlich?”, „Haben Mädchen immer noch schlechtere Chancen?”, „Immer mehr Reichtum – Immer mehr Armut?”. Hinzu kommt ein Methodenanhang zur Arbeit mit Statistiken, Befragungen, Rollenspiel. Bedenkt man die stets begrenzte Stundenzahl dieses Unterrichts, so ist keine wirklich wichtige Thematik ausgelassen.
Natürlich sollte über den „Staat” gesprochen werden. Das geschieht hier nicht. Aber „politisch” sind heute sicher auch der Umgang mit Konflikten, die Gefahr des Drogenkonsums und seine Ursachen, die Ausländerfeindlichkeit. Letzteres wird dargestellt mit guten Grundinformationen über Wanderungen, Asylrecht und Lebenslage der Ausländer in Deutschland. Dann folgt die Diskussion zu Gewalt, Ursachen fremdenfeindlicher Einstellungen, Selbstbefragungen. Hier wird, ohne Anbiederung, Problembewußtsein geschaffen. Blasser, weil abstrakter, fallen die Abschnitte über Wahlen und Parteien aus; rein schematisch sind Staatsaufbau, Regierungssystem, Gesetzgebung.
Problemorientierung gibt es auch hier, wenn die Frage des Vertrauens in die Demokratie und die Parteiverdrossenheit besprochen wird. Kurzum, „Politik” bedeutet in diesem Band die Gestaltung des persönlichen Lebens in der Gesellschaft ebenso wie durch Strukturen. In dem optimal gelungenen Band wird deutlich, dass durch Problemorientierung auch ein Handeln erwachsen kann.
MENSCH UND POLITIK, bearbeitet von Joachim Detjen u.a., Schroedel Verlag Hannover 1997 (Druck 1999). 287 Seiten.
Diesem Lehr- und Arbeitsbuch für die Sekundarstufe 1 an Gymnasien ist trotz erheblicher Erweiterung von Themenspektrum und Materialangebot in vielem das Vorgängerwerk der achtziger Jahre noch anzumerken. Das zeigt sich vor allem im Kapitel über die soziale Marktwirtschaft, in dem neben Müller-Armacks Kennzeichnung der sozialen Marktwirtschaft von 1947 auch noch ein großes Schema des Planungsprozesses in der Zentralverwaltungswirtschaft und Kantzenbachs Konzept des „funktionsfähigen Wettbewerbs” zum Zuge kommen. Die Europäisierung der deutschen Wirtschaft fehlt de facto im Europakapitel, von der Globalisierung ganz zu schweigen. Da kann es nicht wundern, dass auch das wichtige persönliche Kapitel „Was willst Du werden?” dazwischen nicht neueren Wandlungen der Berufswelt gerecht wird. Zeitgebunden bleiben die Behandlung der Bundeswehr (und der Nationalen Volksarmee). Nein, dieses Buch bedarf dringend der Neufassung in einigen Kapiteln.
„Politik” in ihrem traditionellen Verständnis wird in diesem Buch als „Politik in der Gemeinde”, als Rolle der Medien, als demokratischer Entscheidungsprozess und – sehr formal – als Parlaments- und Gesetzgebungsprozess erläutert. Themenbereiche, die für die Schüler besondere Zukunftsbedeutung haben, wurden, so das Vorwort, erheblich erweitert. Den Niederschlag dieser Absicht vermutet man in den Kapiteln 1 bis 4. Aber es bleiben Zweifel, ob wirklich Betroffenheit erzielt wird, wenn Kapitel 1 mit der elterlichen Gewalt beginnt und dann mehr und mehr in jugendrechtliche Bereiche einsteigt, so etwa in die Geschäftsfähigkeit, und dann ausführlich viele Varianten der Deliktsfähigkeit und Jugendstrafe an Beispielen und anhand des Strafgesetzbuchs diskutiert. Ein eigenes Kapitel erhielt die Familie mit der veralteten Frage, ob sie die „Keimzelle der Gesellschaft” darstelle. Und auch das Kapitel über den „Erfahrungsraum Schule” gibt ärgerlicherweise auf einer Seite schlicht die Paragrafen des Niedersächsichen Schulgesetzes wider.
Mit seiner ausführliche Befassung mit Suchtgefährdungen unterscheidet sich dieses Arbeitsbuch allerdings deutlich von anderen. Das ist sehr aspektreich und instruktiv, verzichtet allerdings auch hier nicht auf das Jugendschutzgesetz, bereitet aber immerhin eine Projektwoche zum Thema „Drogen” vor. Hier ist das Werk gar nicht konventionell. Eine wichtige Thematik wird angemessen aufgegriffen. In diesem Zusammenhang soll das Thema „Gewalt” ebenfalls als ausführlich, aspektreich und gelungen hervorgehoben werden: empirisch mit der Frage nach den Wurzeln gewalttätigen Verhaltens, normativ mit Thomas Hobbes (und, natürlich, Auszügen aus dem Strafgesetzbuch) sowie mit der Suche nach Strategien gegen Gewalt.
Dieses Lehr- und Arbeitsbuch ist trotz des beachtlichen Zugriffs auf Sucht-, Drogen- und Gewaltprobleme letztlich zu stark der Vergangenheit verhaftet und wird den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandlungen nicht mehr gerecht.
DEMOKRATIE VERPFLICHTET, bearbeitet von Adreas Mack u. a., R. Oldenbourg Verlag München 1995 (Druck 1998). 144 Seiten.
Dieses Lehr- und Arbeitsbuch für den Sozialkundeunterricht an Realschulen ist im traditionellen Sinne ein Politikbuch. Es beginnt mit der gesellschaftlichen Eingebundenheit des einzelnen Menschen und behandelt dann in weiteren 14 Kapiteln alle Bereiche der Politik: Theorie der Demokratie, normative Grundlagen und ihr Schutz, Rechtsstaat und Sozialstaat. Daneben stehen Medien, Interessenverbände und Parteien, Wahlen, Bundestag, Regierung und Präsident. Neben dem Föderalismus findet „Bayern als größter Flächenstaat in Deutschland” besondere Würdigung. Europa und internationale Institutionen kommen hinzu. Eine sachliche Darstellung mit Autorentexten, Quellenabdrucken und Aufgabenstellungen für die Leser. Stärker als andere Werke werden geschichtlichen Entwicklungen aufgezeigt. Wirtschaftliche Fragen sind ausgelassen. Rechtliche Grundlagen werden gelegentlich zitiert. Bemühen um Pro-Contra-Darstellungen. Die Dynamik des Wandels wird deutlich. Das Werk entspricht noch den Verhältnissen zu Beginn der neunziger Jahre. Viele brisante Themen wie die Globalisierung und auch die Dichte der „Europäisierung” treten nicht hervor. Ein braves Werk, das aber kaum noch den Bedürfnissen des heutigen Politikunterrichts gerecht wird. Erstaunlich ist die primär kognitive Prägung dieser Art von Sozialkundeunterricht, die man eher für den Gymnasialbereich erwarten würde. Zudem bietet doch dieses Fach mehr Möglichkeiten, die gesellschaftlichen Grundlagen politischer Prozesse und Institutionen aufzuzeigen. Zudem ist auffallend, dass kein Versuch gemacht wird, schülernahe Themen anzuschneiden und ihre Diskussion in die größeren gesellschaftlich-politischen Zusammenhänge zu stellen.
SOZIALKUNDE 10 für die 10. Jahrgangsstufe an Gymnasien, bearbeitet von Bernd Nusser u. a, Bayerischer Schulbuch-Verlag, München, 2. Auflage 1997. 180 Seiten.
Auch diese „Sozialkunde” befaßt sich ausschließlich mit Politik im herkömmlichen Sinne, also mit den politischen Mitwirkungsmöglichkeiten, den Parteien, Verbänden und Bürgeriniativen sowie mit Wahlen, mit den Institutionen des parlamentarischen Regierungssystems, mit den normativen Grundlagen („Wertordnung des Grundgesetzes”) und Deutschlands Rolle in internationalen Institutionen, wozu umstandslos auch die Europäische Union gerechnet wird. Natürlich wird dieses Werk besonders dem Freistaat Bayern gerecht, indem es in einem größeren Artikel Staat, politische Ordnung und kommunale Selbstverwaltung dieses Landes abhandelt. Das Buch informiert sachlich und ohne großen didaktischen Aufwand, wenn man einmal davon absieht, dass Texte und Quellen seit langem in den Schulbüchern üblich sind. In starkem Maße handelt es sich noch um die alte „Institutionenkunde”. Leider nicht zuletzt in bezug auf die Europäische Union, die deshalb eher als Super-Bürokratie denn als vitale und dynamische Chance begriffen werden wird.
DURCHBLICK, Geschichte, Sozialkunde, Erdkunde für die 9. Jahrgangsstufe, bearbeitet von Hanne Auer u. a., Westermann Verlag, Braunschweig 1999. 208 Seiten.
Dieser Band für Hauptschüler umfasst, wie der Titel schon sagt, drei Fächer, die, – offiziell, um vernetzte Darstellungen zu ermöglichen, inoffiziell aber auch, um Stunden und Personal einzusparen – gemeinsam unterrichtet werden. Zur Hälfte befasst sich das Buch mit der Geschichte der Bundesrepublik von der Teilung bis zur Wiedervereinigung, im zweiten Teil weitet sich der Blick auf die Welt, andere Völker und Religionen. Das ist, mit dem Blick auf die Verbindung von Geschichte, Politik und Geographie naheliegend und stringent; umsomehr, als auch Armut und Reichtum von Nationen, die Probleme von Industrie- und Entwicklungsländern sowie Fremdenfeindlichkeit und Friedenspolitik in diesem Rahmen abgehandelt werden können. Mitsamt seinen Schaubildern und vielen Fotos ein einleuchtend konzipiertes, ambitioniertes Buch für die ansonsten eher stiefmütterlich behandelte Hauptschule.
ANSTÖSSE 3; ein Arbeitsbuch für den Politikunterricht, bearbeitet von Peter Weinbrenner u.a., Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1996 (Druck 1999). 256 Seiten.
Das von acht Autoren verfaßte Arbeitsbuch einer dreiteiligen Reihe für die Sekundarstufe 1 an Gesamtschulen, Realschulen und Gymnasien behandelt „Politik” in dreizehn Themenbereichen. „Anstöße” sollen jeweils Auftaktdoppelseiten mit der Darstellung divergierender oder auch einseitiger Sichtweisen in Bildern, Texten und Überschriften geben. Sie sollen provozieren, Fragen aufwerfen, Meinungen gegenüberstellen. Auch dieses Buch folgt nicht dem traditionellen Verständnis von „Politik”. Es greift zuerst in vier Themenbereichen gesellschaftliche Problemlagen auf. Die Auswahl ist nachvollziehbar, aber auch etwas beliebig. Dies gilt noch mehr für die folgenden drei Bereiche, die man als „wirtschaftlich” erkennen kann, wobei jedoch die Marktwirtschaft schnell in ihre Problemlagen überführt wird: Sozialstaat, Grenzen des Wachstums, Umweltschutz. Konzentrierter wird die Arbeitswelt aus der Sicht von Auszubildenden besprochen, wird über Betriebsrat, Tarifvertrag und Arbeitkampf geredet. Und schließlich gehört hierher das „Leben ohne Auto”(Mobilität, Kosten, Verkehr).
Recht eigenwillig sind auch die sechs Themenbereiche zu Staat, politischer Beteiligung, Medien, Mode und Textilienherstellung weltweit, zum Weg der EU und zum Zusammenhang von Rüstung und Entwicklung. Hier haben sich die Autoren offensichtlich nicht mit ihrer jeweiligen Problemsicht zurückgehalten. Das stört vor allem in den Untergliederungen etwa bei der Behandlung des großen Themas „Staat”. Schon im Untertitel geht es um die Frage einer Vertrauenskrise: „Staat im Würgegriff der Parteien?” „Politiker als Marionetten der Wirtschaft?”. „Staatsknete”. Das sind nicht eigentlich „Anstöße” für eine sachkundige Besprechung und Meinungsbildung. Hier gibt es primär Belege für die provozierenden Überschriften, nicht aber für gegenteilige Bewertungen. Die Frage: „Ist unser parlamentarisches System in der Krise?” bleibt ohne differenzierende Antworten. Nein, dieser Versuch des „Provozierens” führt kaum zu Urteilsfähigkeit und Problembewußtsein. Themenauswahl und -darbietung öffnen nicht, sondern biedern sich an.
Gelungen sind gegenüber der „Politik” die gesellschaftlichen Problemlagen wie Themenbereich 1: „Den mach ich platt! Aggression und Gewalt in der Gesellschaft”. Hier wird mit einer „Problemstudie” begonnen und in der Folge sorgfältig ein vielfältiges Spektrum des gesellschaftlichen Problems herausgearbeitet. Gekrönt wird das alles mit der abschließenden Frage, ob die Kultur der Gewaltfreiheit wohl nur ein schöner Traum sei. Ähnlich sorgfältig geht es im zweiten Themenbereich „Gleichberechtigung – nur eine Frauenfrage?” zu. Der dritte gesellschaftliche Bereich weist schon in der Überschrift auf die Art und Weise seiner Abhandlung hin: „Arbeitslast – Arbeitslust – arbeitslos”. Gelungen ist der vierte Themenbereich: „Berufswahl – ein Lotteriespiel?”, ein Stück, dass wirklich anspricht und seine Inhalte mit den jungen Leuten diskutiert.
„Anstöße” ist ein Arbeitsbuch für den Politikunterricht, das leider in weiten Bereichen der Politik über sicher wohl überlegte „Anstöße” zur Diskussion hinübergleitet in „Anstößiges”, und damit zu einer Politikbehandlung, wie sie seit den siebziger Jahren eigentlich nicht mehr praktiziert werden sollte.
Resümee: Die schulische politische Bildung als Institutionen- und Prozesskunde ist mit Ausnahme der beiden süddeutschen Beispiele out. Die Sozialkunde, die neben den Fächern Geschichte und Geografie das Fach für die Systemlehre mit Recht und Wirtschaft war, hat nach und nach „die Gesellschaft” als elementare Bedingung demokratischer Politik entdeckt. Hier fanden die Ergebnisse der großen soziologischen und sozialwissenschaftlichen Forschungen ihren Niederschlag in den Themen und in den Erklärungen. Deswegen sind „Demokratie verpflichtet” und „Sozialkunde 10” „reine” Politik-Bücher, die auch dem Stand der Schulbuchausgestaltung nicht mehr entsprechen. Andere Schulbücher werden der Breite der gesellschaftlichen Problematik mehr oder weniger markant gerecht. Stets soll auch gewürdigt sein, dass diese modernen Politikbücher in ihrer didaktisch-methodischen Durcharbeitung schulstufengerecht und problemorientiert um eine nüchtere Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit bemüht sind. So gibt es den Beitrag der Schule zu Themen, auf die es heute ankommt.
HANS-HERMANN HARTWICH
Der Rezensent hatte Lehrstühle für Regierungslehre und Policy-Forschung in Berlin, Hamburg und Halle inne. Er gibt neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit seit den 60er Jahren die Viertelsjahrs-Zeitschrift GEGENWARTSKUNDE heraus, die sich mit sozialwissenschaftlicher Forschung und Lehre für die schulische politische Bildung befasst.
Ein Bundeskanzler zum Anfassen: Gerhard Schröder auf Stippvisite in einem nordrhein-westfälischen Gymnasium.
Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hans-Hermann Hartwich bespricht in einer Sammelrezension sieben neue Lehrbücher der Fächer Gemeinschafts- und Sozialkunde für verschiedene Schultypen. In seinem Fazit stellt er fest, dass der Politikunterricht heute weitgehend als Gesellschaftskunde verstanden wird und die Bedeutung der Auseinandersetzung mit den Institutionen des Staates in den Hintergrund gerückt ist.
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